Doppelwendeltreppe Graz
Die Grazer Doppelwendeltreppe, eine Zwillingswendeltreppe (so ihr offizieller Name), wurde in den Jahren 1499/1500 in der Regierungszeit des deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. von einem unbekannten Baumeister einer mittelalterlichen Bauhütte in der Grazer Burg von Steinmetzen errichtet.
Geschichte, Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grazer Treppe ist in der Baukunst Mitteleuropas nicht die einzige und nicht die älteste ihrer Art, aber eine der bedeutendsten. Sie wurde aus Sandstein geschlagen und zeichnet sich durch besonders hohe Qualität der Detailausführung und die Gewagtheit ihrer Konstruktion mit Hohlspindeln aus.[1] Sie erhielt an der hofseitigen Fassade des Karlsbaus einen deutlich von außen erkennbaren Treppenturm.
Hier kommt die Experimentierlust der spätgotischen Baukunst unter Kaiser Maximilian I. zum Ausdruck. Handwerkstechnik und Geometrie der Grazer Doppelwendel beeinflussten Konrad Wachsmann zur Entwicklung der Grapevine-Studie 1953 in Chicago.
Auch der neue Bezug zur Antike an der Schwelle vom Mittelalter zur Renaissance kommt an der Grazer Treppe zum Ausdruck: An den Fassaden wurden 1506 zwei römische Grabsteine aus der nahen Römerstadt Flavia Solva eingemauert. Fachleute erkennen in der Gestaltung das Prinzip Trennung und Versöhnung, weswegen diese Treppe auch Versöhnungsstiege genannt wird. Bei den Einwohnern heißt sie Busserlstiege (Busserl für Küsschen bei der Versöhnung). Sie besteht aus zwei gegenläufigen Treppen, die auf jedem Stockwerk kurz verschmelzen, sich trennen und wieder zusammenkommen.[2]
Ursprung von Zwillingswendeltreppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Zwillingswendeltreppen stammen von Peter Parler, einem großen Meister spätgotischer Baukunst. Seine Bauhütte errichtete im Prager Veitsdom 1371 eine gestaffelte Wendeltreppe.
Das älteste erhaltene Beispiel einer Zwillingswendeltreppe befindet sich im Elisabeth-Dom in Košice/Kaschau (SK), der um 1440 errichtet wurde.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadtarchiv Graz, Steiermärkisches Landesarchiv
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burg und Doppelwendeltreppe auf youtube.com (1:14 Min.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Doppelwendeltreppe auf www.graz.net; abgerufen am 24. Januar 2020.
- ↑ Grazer Doppelwendeltreppe auf www.graztourismus.at; abgerufen am 24. Januar 2020.
Koordinaten: 47° 4′ 21,8″ N, 15° 26′ 34,1″ O