Dschibba

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Dschibba
Angaben
Bezeichnungen: Dschibba, Jibbah
Verwendung: typische Kleidung der Anhänger des Mahdi im Sudan
Einsatzzeit: bis Anfang 20. Jahrhundert
Ursprungsregion/
Urheber:
Afrika
Verbreitung: gesamte muslimische Welt
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Die Dschibba, auch Jibbah (arabisch جبة, DMG ǧubba), war das typische Kleidungsstück der Anhänger des Mahdi Muhammad Ahmad in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus.[1] Ein ähnliches, jedoch historisch und geografisch weiter verbreitetes traditionelles Kleidungsstück für muslimische Männer ist die Dschubbe.[2]

Die Dschibba besteht aus schwerer, gesteppter Baumwolle (arabisch القطن, DMG al-quṭn ‚Baumwolle‘). Diese Art der Bekleidung war als Schutzkleidung in der islamischen Welt weit verbreitet. Solche Schutzmäntel aus Textil wurden als Obergewand getragen oder dienten als Körperschutz unter Kettenrüstungen, wo sie für einen Wärmeausgleich sorgten und die Haut vor der Reibung des Kettengewebes schützten. Die Baumwolle, aus der sie hergestellt wurden, wird (arab.) dammur genannt. Die Herstellung dieses Stoffes war nach Geschlechtern getrennt, indem das Garn von Frauen versponnen und von Männern verwebt wurde.[3] Oft ist ein komplexes Muster aus horizontalen und vertikalen Linien eingearbeitet. Der geschlitzte untere Teil ermöglichte es, die Dschibba zu Fuß, aber auch beim Reiten zu tragen. Im Mittelalter wurde sie in der gesamten muslimischen Welt, in Afrika und Europa verwendet.

Im Mahdi-Aufstand

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Aufseher mit einer Dschibba im Haus des Kalifen, Omdurman, 1936

Im Zuge des Mahdi-Aufstands (arab. Mahdiya, 1881 bis 1899) gegen die ägyptisch-britische Kolonialherrschaft im Sudan legte der Mahdi fest, dass seine Anhänger eine einheitliche Kleidung tragen sollten. Er wollte damit eine asketische Lebensweise zum Ausdruck bringen und gegen den Hang zum Luxus vorgehen. Die Dschibba bestand aus einem knielangen, weißen Hemd und wurde durch knöchellange Hosen, einem Turban und Sandalen ergänzt. Löcher wurden mit symmetrischen, schwarzen, blauen, roten, braunen oder grünen Flicken ausgebessert. Dies führte dazu, dass bis zur Schlacht von Omdurman eine regelrechte Uniform entstand und vor allem die Hauptleute des Mahdi ihren Rang durch bunte Flicken zum Ausdruck brachten. Diese farbigen Flicken wurden später durch farbige Aufdrucke ersetzt.

Die im Einzelnachweis abgebildete Dschibba wurde von einem gefallenen Mahdi-Anhänger (Ansar) nach der Schlacht von Omdurman (2. September 1898) erbeutet und nach England verbracht. Auf der Brustseite ist noch ein Einschussloch zu erkennen.[4]

Das arabische Wort ǧubba mit der Bedeutung ‘langes Kleidungsstück aus Wolle, Unterkleid’ gilt als Ursprung von Bezeichnungen für ähnliche Kleidungsstücke in verschiedenen europäischen Sprachen, wie zum Beispiel Joppe (dt.), jupe (fr.), giubba (ital.).[5]

  • Westphal, Wilfried: Sturm über dem Nil: der Mahdi-Aufstand, aus den Anfängen des islamischen Fundamentalismus. Sigmaringen 1998, ISBN 3-89340-025-7.
  • Donald F. Featherstone, Khartoum 1885: General Gordon's last stand (= Osprey military campaign series. Band 23), Osprey Publishing, London 1993, ISBN 1-85532-301-X.
  • Donald Featherstone: Omdurman 1898. Kitchener’s victory in the Sudan (= Osprey military campaign series. Band 29). Osprey, London 1994, ISBN 1-85532-368-0.

Einzelnachweise

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  1. tunic; jibba | British Museum. Abgerufen am 12. August 2022 (englisch).
  2. Claudia Wisniewski: Wörterbuch des Kostüms und der Mode. In: Reclam Sachbuch/Universal-Bibliothek. 6. Auflage. Nr. 18762. Reclam Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018762-3, S. 63, 78, 220.
  3. The jibba: clothing for Sufi and soldier · The Making African Connections Digital Archive · Making African Connections. Abgerufen am 12. August 2022.
  4. Pitt Rivers Museum, Oxford, GB: Jibbah from Sudan. Abgerufen am 19. März 2021.
  5. DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache - Joppe. Abgerufen am 7. Februar 2023.