Dvarapala

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Dvarapala am Plaosan-Tempel bei Prambanan in Indonesien (11. Jh.)

Dvarapalas (Sanskrit: 'Türwächter') – in Teilen Indiens manchmal auch als pratiharas bezeichnet – sind meist bewaffnete Wächterfiguren zu beiden Seiten von Toren und Türen an Palastbauten oder buddhistischen und hinduistischen Tempelbauten in Südasien (Indien, Nepal, Burma, Thailand, Kambodscha, Indonesien) und Ostasien (Tibet, China, Korea, Japan). Aber auch an einigen Dorfeingängen in Südindien sind sie – als große Tonfiguren und meist freistehend – zu finden.

Während sich in ganz Südasien die Bezeichnung Dvarapala weitgehend durchgesetzt hat, werden sie – in Abhängigkeit von der Sprache des Landes oder der jeweiligen Region – in Ostasien auch als Lishi oder Menshen (China), Narayeonggeumgang (Korea) bzw. Kongorikishi oder Nio (Japan) bezeichnet.

Ursprung und Entwicklung

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Draupadi-Ratha (7. Jh.)

Der Ursprung der unzähligen Dvarapala-Darstellungen dürfte in realen Türwächtern vor allem an königlichen Palästen oder – bei großem Pilgerandrang – auch an Tempelbauten liegen. Im religiösen Sinne kann man ihren Ursprung auch auf Dämonen und andere Anti-Götter (asuras) zurückführen, die von den arischen Hochgöttern unterworfen und zu Dienern gemacht wurden. Auch andere, tief im Volksglauben verankerte, Naturgottheiten (z. B. Yakshas oder Nagas) kommen als frühe Vorläufer der dvarapalas in Betracht. In der Bildhauerkunst der Pallava verlieren sie ihr abschreckendes Wesen und treten erstmals in (über-)menschlicher Gestalt auf, wobei auch weibliche Figuren vorkommen können (z. B. im Draupadi-Ratha in Mamallapuram). Im Norden Indiens übernehmen meist die beiden Flussgottheiten Ganga und Yamuna die Rolle der Türwächter.

Dvarapalas haben stets eine Unheil abwehrende (apotropäische) Funktion. Gleichzeitig disziplinieren sie – durch ihre Waffen und/oder ihr furchterregendes Erscheinungsbild oder aber allein durch ihre Anwesenheit – die Besucher und erheischen deren Respekt. Zu beiden Seiten der Palasttore und -türen bewachen und schützen sie den Herrscher, in Tempeln das Kultbild bzw. den Lingam, in denen nach indischen Vorstellungen die Gottheit selbst anwesend ist.

Erscheinungsbild

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Die Darstellungen der – meist paarweise auftretenden – Dvarapalas sind sehr unterschiedlich: es gibt große und schlanke (Indien, Thailand) sowie kleine und dicke (Indonesien) Darstellungen; ihr Gesichtsausdruck ist – Dämonen- und Bhairava-Darstellungen vergleichbar – oft furchterregend (große Augen, hochgezogene Brauen, geöffneter Mund mit vorstehenden langen Eckzähnen). In der klassischen Kunst Indiens und Nepals aber auch in Thailand und Kambodscha sind sie oft stehend – und weniger furchterregend – dargestellt, in Indonesien dagegen meist hockend oder kniend.

Im Gegensatz zu den hinduistischen oder tantrischen Götterfiguren, die meist mit vier oder mehr Armen gezeigt werden, haben die Dvarapalas stets nur zwei Arme, was ihren niederen Rang verdeutlicht. Auch ihre – im Vergleich zu den Göttern – oft zwergenhafte Gestalt macht ihren niederen Rang deutlich.

Dvarapalas tragen meist einfache archaische Waffen (Keulen, Lanzen, Speere sowie Pfeil und Bogen), was ihren eher wilden bzw. primitiven Ursprung deutlich macht. Eiserne oder kompliziertere, d. h. letztlich modernere Waffen (Schwerter, Wurfscheiben) sind dagegen den Göttern vorbehalten.

In Ostasien werden Dvarapalas manchmal auch mit einem Löwenkopf gezeigt oder gänzlich durch Löwen ersetzt. In derartigen Fällen tragen sie meist keine Waffen mehr.

  • Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik DuMont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1347-0.
  • Helena A. van Bemmel: Dvarapalas in Indonesia: temple guardians and acculturation. Rotterdam 1994, ISBN 90-5410-155-5.
Commons: Dvarapala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien