ERCO
ERCO GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1934 |
Sitz | Lüdenscheid, Deutschland |
Leitung | Tim Henrik Maack, Kay Pawlik, Marcus Schramm, Mark Oliver Schreiter |
Mitarbeiterzahl | 856 (2015)[1] |
Umsatz | 145 Mio. Euro (2015)[1] |
Branche | Beleuchtung |
Website | www.erco.com |
Die ERCO GmbH ist als mittelständischer Leuchtenhersteller auf Architekturbeleuchtung mit LED-Technologie spezialisiert. Der Sitz der Firmenzentrale und der Produktion liegt im sauerländischen Lüdenscheid. Der Firmenname ERCO stellt eine phonetische Abkürzung der Gründungsbezeichnung „Reininghaus & Co.“ dar. Das 1934 gegründete Familienunternehmen operiert weltweit in knapp 40 Ländern.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]ERCO wurde 1934 von Arnold Reininghaus (1907–2003), Paul Buschhaus und Karl Reeber in Lüdenscheid, Westfalen, gegründet und befindet sich bis heute in Familienbesitz. In den Anfangsjahren des Unternehmens stellte ERCO Teile für Leuchten her, insbesondere einen federgestützten Aufrollmechanismus für Hängeleuchten (Zugleuchten). Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die industrielle Produktion vollständiger Leuchten aufgenommen. Nach 1945 führten Arnold Reininghaus und Karl Reeber das Unternehmen weiter, Mitgründer Paul Buschhaus war im Krieg gefallen. In den folgenden Jahren bediente das Unternehmen erfolgreich die große Nachfrage an Leuchten für den Wohnbau des „Wirtschaftswunders“.
1963 trat Klaus Jürgen Maack (1938–2019[2]), der Schwiegersohn von Arnold Reininghaus, in das Unternehmen als Geschäftsführer ein. Von 1967 bis 1969 baute ERCO auf der „Brockhauser Ebene“ vor den Toren Lüdenscheids einen neuen Firmensitz mit Verwaltungs- und Produktionsgebäuden, die die zuvor im Stadtgebiet verstreuten Standorte sammelte (siehe Architektur). Unter der Führung von Maack entstand außerdem eine neue Marketingstrategie mit dem Motto „Wir verkaufen Licht statt Leuchten“, mit der sich ERCO zu einem Systemhersteller für Architekturbeleuchtung entwickelte. Für ihre Umsetzung wurde das Unternehmen 1980 mit dem „Deutschen Marketingpreis“ ausgezeichnet.
Dank Klaus Jürgen Maacks persönlichem Interesse an Architektur und durch die Zusammenarbeit mit dem Gestalter Otl Aicher ab 1974 entwickelte sich ERCO zu einem designorientierten Unternehmen (siehe Design). In den 1980er und 1990er Jahren weitete ERCO seine internationalen Aktivitäten aus und gründete diverse Tochtergesellschaften im Ausland. 2003 übergab Klaus Jürgen Maack innerhalb der inzwischen vierköpfigen Geschäftsführung die Sprecherrolle an seinen Sohn Tim Henrik Maack.[3] Aktuell besteht die Geschäftsführung aus Tim Henrik Maack, Kay Pawlik, Marcus Schramm und Mark Oliver Schreiter. Die Marke ERCO, unter der die Leuchten vertrieben werden, ist seit 1956 geschützt.[4]
Um die Jahrtausendwende entschied sich die Geschäftsführung des mittelständischen Familienunternehmens, seine Kompetenz im Bereich der Optoelektronik in Lüdenscheid aufzubauen.[5] Seit Januar 2015 basiert das Produktsortiment von ERCO vollständig auf LED-Technologie und wird unter dem Leitmotiv „light digital“ vermarktet. Damit ist das Lüdenscheider Familienunternehmen einer der ersten klassischen Leuchtenhersteller weltweit, der seine Produkte nach dem langjährigen Einsatz konventioneller Leuchtmittel ausschließlich mit LED-Technologie ausstattet.[6]
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich produzierte ERCO Haushaltsleuchten wie Küchenpendelleuchten oder Badezimmerleuchten. Unter der Führung von Klaus Jürgen Maack verschoben sich die Aktivitäten seit Ende der 1960er Jahre auf das neu entstandene Segment der Systeme zur professionellen Architekturbeleuchtung. Seit dieser Zeit bilden Stromschienen, Strahler und Deckeneinbauleuchten das Rückgrat des Produktportfolios. Seit 2001 gehören auch Außenraumleuchten zum Angebot. 2000 erschienen die ersten LED-Leuchten. Als Designklassiker sind die Strahler aus der TM-Reihe und die Tallon-Strahler bekannt.
Design und Produktgestaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Leuchten werden in Form einer interdisziplinären Kollaboration zwischen Lichttechnikern, Elektronikern, Ingenieuren und Gestaltern in Lüdenscheid entwickelt. Sämtliche optoelektronischen Komponenten werden im Haus entwickelt. Seit der Umstellung auf Architekturbeleuchtung stehen Produktsysteme im Zentrum der Gestaltung, so dass sich alle Leuchten miteinander kombinieren lassen.
Bereits in den 1960er Jahren begann ERCO bei der Produktgestaltung mit Designern zusammenzuarbeiten. So entwickelte Alois Ferdinand Gangkofner ab 1963 Formen für Lampenschirme aus Kunststoff. Seit den 1970er Jahren werden regelmäßig namhafte Designer mit der Gestaltung von ERCO Produkten beauftragt, darunter Roger Tallon, Ettore Sottsass, Emilio Ambasz, Shiro Kuramata, Giancarlo Piretti, Dieter Witte, Knud Holscher, Franco Clivio, Naoto Fukasawa und Yves Béhar. Die Umstellung auf LED-Technologie ab 2000 brachte eine Veränderung der Designsprache mit sich: Der Halbleitertechnologie und dem dafür notwendigen Wärmemanagement entsprechend, zeichnen sich die LED-Leuchten von ERCO durch eine flachere, kleinere Form aus.
In Zusammenarbeit mit dem Gestalter und Schriftdesigner Otl Aicher entstand ab 1974 ein stark beachtetes Corporate Design, das sich in seinen wesentlichen Zügen bis heute erhalten und weiterentwickelt hat.[7] Insbesondere ist Aichers Rotis (Schriftart) seit 1990 die Hausschrift des Unternehmens. Klaus Jürgen Maack erhielt 1993 die Auszeichnung „Bundespreis für Förderer des Designs“ durch den Rat für Formgebung, unter anderem für sein Schaffen als ERCO Geschäftsführer.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für seine Produkte und die konsequent umgesetzte Markenkommunikation erhielt ERCO eine Vielzahl von Designpreisen, zuletzt unter anderem den iF Gold Award 2015[8], die Good Design Awards 2014[9], die London Design Awards 2014[10], den Focus Open 2012[11], den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2008 sowie den German Design Award 2014[12].
In die ständigen Sammlung des Museum of Modern Art sind die von Roger Tallon gestalteten Tallon-Strahler[13] und die Oseris-Niedervolt Strahler von Emilio Ambasz, Giancarlo Piretti[14] aufgenommen worden.
Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich bekannt für Beleuchtung von Kulturinstitutionen, stattet ERCO heute auch zahlreiche Geschäfte und Büros mit seinen Produkten aus. Zu den weltweit bekannten Beleuchtungsprojekten gehören unter anderem das Hotel Burj al Arab in Dubai, die Hagia Sophia in Istanbul, die Vatikanische Pinakothek in Rom, der Grand Louvre mit der Glaspyramide in Paris und seine Dependance in Lens, das Guggenheim-Museum Bilbao, das Auktionshaus Christie’s in New York sowie die Flughäfen von Dubai, London-Stansted, Buenos Aires-Ezeiza und München. Internationale Modemarken wie Desigual, adidas, ZARA, Camper oder American Apparel beleuchten ihre Filialen mit ERCO-Produkten. Auch in Deutschland gibt es repräsentative Bauten, die nachts durch ERCO besonders hervorgehoben werden, beispielsweise in Berlin das Brandenburger Tor, das Reichstagsgebäude, das Neue Museum, das Bundeskanzleramt oder das Hotel Adlon. Neben renommierten Institutionen werden aber auch kleinere Büros und Geschäfte, Galerien, Restaurants und Bars, öffentliche Gebäude wie Hochschulhörsäle und Schwimmbäder sowie Privathäuser von ERCO beleuchtet.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Unternehmensarchitektur (Corporate Architecture) spielt als Teil der Corporate Identity eine wichtige Rolle für ERCO, da sich das Unternehmen mit seinen Produkten an Architekten als Zielgruppe wendet. Der Firmensitz auf der Brockhauser Ebene nördlich von Lüdenscheid gliedert sich in verschiedene Bauabschnitte. Die ältesten davon sind die Produktionshalle mit Sheddach „P1“ sowie das siebenstöckige Verwaltungshochhaus, die 1967–69 nach Plänen von Ernst Kuhlmann, Hagen, entstanden. 1974 kam als zusätzliche Montage- und Lagerfläche das aus markanten Betonelementen bestehende Gebäude „P2“ hinzu, ein Entwurf von HPP Hentrich, Petschnigg & Partner aus Düsseldorf.
1989 wurde das „Technische Zentrum“ nach Plänen von Kiessler+Partner, München, fertiggestellt. Es erhielt zahlreiche Auszeichnungen für Industriearchitektur, unter anderem Anerkennungen beim Deutschen Architekturpreis, dem europäischen Constructa-Preis für Industriearchitektur sowie dem Mies-van-der-Rohe-Preis.[15]
Das Gebäude „P3“ erregte 2002 Aufsehen als erstes Hochregallager Deutschlands mit Glasfassade. Der Entwurf der Architekten Schneider + Schumacher, Frankfurt, verfügt über etwa 7000 Palettenlagerplätze und eine Lichtkunst-Installation von Uwe Belzner, Heidelberg. Auch dieses Gebäude erhielt mehrere Auszeichnungen, zum Beispiel den DETAIL Preis 2005, Sonderpreis Glas, den Preis des Deutschen Stahlbaues 2004, den Balthasar Neumann Preis 2004 (engere Wahl), den Licht-Architektur-Preis 2003 sowie den WestHyp-Stiftung 2002 – Architekturpreis für vorbildliche Gewerbebauten.[16]
Bei der Renovierung des Empfangsbereichs und Foyers des „Technischen Zentrums“ 2011 konnte ERCO durch Einsatz seiner LED-Produkte eine Energieeinsparung von rund 75 % erreichen.[17]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ERCO Leuchten (Hrsg.); Aicher, Otl: ERCO Lichtfabrik. Vom schönen Schein der Lampe zum besseren Schein des Lichtes. Berlin: Ernst & Sohn, 1990. ISBN 3433021864
- Maack, Klaus Jürgen: Klaus Jürgen Maack – Design oder die Kultur des Angemessenen. Anlässl. d. Auszeichnung von Klaus Jürgen Maack mit dem Bundespreis für Förderer des Designs. Wiesbaden: Vieweg Verlag, 1993. ISBN 3528081023
- Aksel Karcher / Martin Krautter / David Kuntzsch / Thomas Schielke / Christoph Steinke / Mariko Takagi: Lichtpositionen zwischen Kultur und Technik. Lüdenscheid, 2009, ISBN 9783981321609
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bilanz 2015, Bundesanzeiger.
- ↑ Traueranzeige Klaus Jürgen Maack, FAZ vom 9. Juli 2019.
- ↑ „Licht statt Leuchten: ERCO besteht seit 75 Jahren“ ( vom 13. Dezember 2015 im Internet Archive) Westfälische Rundschau, 30. Juni 2009.
- ↑ Deutsches Patent- und Markenamt
- ↑ NRW-Minister in der „Lichtfabrik“ ( vom 3. April 2016 im Internet Archive) Westfälische Rundschau, 18. Juli 2013.
- ↑ „ERCO's New Year's resolution: From now on, nothing but LED“ ENERTIA, vom 10. Januar 2015.
- ↑ „Kleine Hommage an eine Wortmarke – Canton“ Design Tagebuch, vom 26. Dezember 2007.
- ↑ iF Design Awards
- ↑ Good Design Awards
- ↑ London Design Awards
- ↑ Focus Open Internationaler Designpreis Baden-Württemberg
- ↑ German Design Awards
- ↑ moma.org, abgerufen am 17. Juni 2018.
- ↑ moma.org, abgerufen am 17. Juni 2018.
- ↑ baukunst-nrw / Führer zu Architektur und Ingenieurbaukunst in NRW der Architektenkammer und der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen
- ↑ Architekturbüro Schneider+Schumacher
- ↑ „Ein gelungenes Update / ERCO-Foyer jetzt komplett mit LED-Beleuchtung“ ( vom 8. Februar 2016 im Internet Archive) i-Magazin, 14. Juli 2011.
Koordinaten: 51° 14′ 26,2″ N, 7° 36′ 29,1″ O