Eckstädter Torturm
Der Eckstädter Torturm ist ein zur historischen Stadtbefestigung gehörender Stadttorturm in der Stadt Freyburg (Unstrut) im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.
Lage und Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Torturm steht im Westen der Altstadt von Freyburg am Übergang zur Eckstädter Vorstadt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freyburg ist eine durch die Landgrafen von Thüringen angelegte Planstadt, die um 1200 entstand, im Jahr 1229 oppidum und im Jahr 1292 civitas genannt wird. Das Alter der Stadtmauer Freyburgs ist nicht endgültig geklärt, zumal ein Stadtrat erst im Jahr 1410 erwähnt wird und das Rathaus erst 1425 nachweisbar ist.[1] Aufgrund der relativ geschützten Lage unterhalb der Neuenburg und in einer Verbreiterung des Unstruttals gab es vermutlich zunächst nur eine Palisadenbefestigung, denn auch der einzige erhaltene Torturm – der das Eckstädter Tores – stammt erst aus dem Jahr 1385.[2]
Gestalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den annähernd quadratischen Bruchsteinturm bekrönt ein Sattelwalmdach.[2][3] An der Westseite befindet sich ein Mauerabschnitt mit gotischem Torbogen, an der Südseite des Turmes führt eine Treppe zum Eingang hinauf. Die östliche Stadtseite des Turmes prägen quadratische und rechteckige Fensteröffnungen, zudem befindet sich dort ebenerdig ein weiterer Eingang. Die Nordseite weist keine Fenster auf, auch die Westseite des Turmes besitzt nur eine Fensteröffnung, die zudem recht tief sitzt. Im Mauerwerk lassen sich aber ehemalige Schießscharten erahnen, die später vermauert wurden.
Erhalten ist nicht nur der Torturm selbst, sondern auch die Barbakane im Südwesten.[2] Diese vorgelagerte Bastion ist insbesondere auf der Stadtansicht von Wilhelm Dilich aus der Zeit um 1750 gut zu erkennen, auf der das Tor Heckstättisch thor genannt wird. Sie ist vermutlich jünger als der Turm selbst und baugeschichtlich ins mittlere 15. Jahrhundert zu datieren.[4] Diese Datierung würde auch gut dazu passen, dass in jener Zeit auch das Obertor zusätzlich befestigt wurde. Dazu kommt, dass Freyburg im Sächsischen Bruderkrieg im Jahr 1447 zwei Wochen lang erfolglos durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich II. belagert wurde, sowie dass zeitgleich auch die Stadttore der benachbarten Städte mit Barbakanen befestigt wurden (Marientor (Naumburg) 1446, Obertor Laucha).[3][4]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nördlich Mauer der Barbakane begleitet bis heute die Straße, die aus der Stadt hinausführt. Die südliche Mauer wurde in dort erbaute Häuser mit einbezogen. Das Außentor wurde vermutlich im Jahr 1835 beseitigt, Fundamente wurden im Jahr 1992 entdeckt.[4] Das Tor gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Gelegentlich sind Besichtigungen möglich. Das Tor steht zusammen mit der ganzen Stadtmauer als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Nummer 094 83402 erfasst.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Autorenkollektiv: Das alte Freyburg. Teil II – Von Bauten, Plätzen und dem Alltag der Menschen. In: Das alte Freyburg (=novum castrum; 3), hrsg. v. Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V., Freyburg (Unstrut) 1994.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 9.1, Burgenlandkreis (I). Altkreise Naumburg und Nebra, erarbeitet von Mathias Köhler, fliegenkopf Verlag, Halle 2001, ISBN 3-910147-69-0.
- Bernhard Heinzelmann: Zwischen Königs- und Salzstraße. Unterwegs auf alten Straßen und Wegen – ein kulturhistorischer Reiseführer durch den Burgenlandkreis. Biber-Verlag, Bad Bibra ca. 1999.
- Hans Patze: Freyburg an der Unstrut. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands., hrsg. v. Berent Schwineköper. Band 11: Provinz Sachsen Anhalt (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 125–127.
- Gerlinde Schlenker: Die Unstrut. Porträt einer Kulturlandschaft. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2002, ISBN 3-89812-137-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reinhardt Schmidt: Altstadt & Stadtbefestigung. Freyburger Fremdenverkehrsverein e.V., abgerufen am 1. Oktober 2020.[6]
- Reinhard Schmitt: Mittelalterliche Architektur. Stadt Freyburg, abgerufen am 1. Oktober 2020.
- Mirko Seidel: Stadtbefestigung und Eckstädter Torturm Freyburg/Unstrut (bei Halle/Saale). Via Regia – Kulturstraße des Europarates, 26. April 2018, abgerufen am 1. Oktober 2020.
- Eckstädter Vorstadt. Europäisches Kultur- und Informationszentrum in Thüringen im Verein NETZ – MEDIEN UND GESELLSCHAFT e.V., abgerufen am 1. Oktober 2020.
- Eckstädter Tor um 1930. In: Future History. Extended Vision, abgerufen am 1. Oktober 2020.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Patze, S. 126; Dehio, S. 185. Andere haben 1261 als erste Erwähnung als civitas (Heinzelmann, S. 164), aber auch als Jahr der Stadtrechtsverleihung oder gar als erste Erwähnung der Stadtmauer (Denkmalverzeichnis, S. 299).
- ↑ a b c Vgl. Dehio, S. 195. Heinzelmann, S. 174.
- ↑ a b Vgl. Schlenker, S. 206.
- ↑ a b c Vgl. Das alte Freyburg, S. 68.
- ↑ Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (pdf; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
- ↑ Bei dem hier angegebenen Autor handelt es sich vermutlich um Reinhard Schmitt, der sich seit Jahrzehnten mit Freyburg beschäftigt, wohingegen ein „Reinhardt Schmidt“ sonst noch nie in Erscheinung getreten ist.
Koordinaten: 51° 12′ 45,1″ N, 11° 45′ 59,4″ O