Casablanca

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Casablanca
الدار البيضاء
ⴰⵏⴼⴰ
Wappen von Casablanca
Casablanca (Marokko)
Casablanca (Marokko)
Casablanca
Basisdaten
Staat: Marokko Marokko
Region: Casablanca-Settat
Provinz: Präfektur Casablanca
Koordinaten 33° 35′ N, 7° 37′ WKoordinaten: 33° 35′ N, 7° 37′ W
Einwohner: 3.566.020 (2020[1])
Fläche: 324 km²
Bevölkerungsdichte: 11.006 Einwohner je km²
Höhe: 20 m
Postleitzahl: 20000 – 20200
Website der Stadtverwaltung:
Bürgermeister: Nabila Rmili (RNI)
Stadtbild mit der Hassan II-Moschee im Hintergrund

Casablanca (arabisch الدار البيضاء, DMG ad-Dār al-bayḍāʾ, Zentralatlas-Tamazight ⴰⵏⴼⴰ Anfa, spanisch bzw. arabisch: „Das weiße Haus“) ist die größte Stadt Marokkos und liegt südlich der Hauptstadt Rabat direkt an der Atlantikküste. In der eigentlichen Stadt leben 3.566.020 Menschen, in der Großregion Casablanca-Settat (arabisch الدار البيضاء الكبرى وسطات) 6.861.739 (Berechnung 2014).[2]

Stadtgliederung

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Casablanca gliedert sich in 16 Arrondissements.[3]

Arrondissement Bürgermeister Partei
Anfa Mohamed Chebbak RNI
Maârif Abdessamad Hayker PJD
Sidi Belyout Abdelhak Ennajihi PJD
El Fida Ramid El Fatimi PJD
Mers Sultan Zakaria Benkirane RNI
Aïn Sebaâ Hassan Benomar RNI
Hay Mohammadi Rachid El Jakini PJD
Roches Noires Nourredine Karbal PJD
Hay Hassani Ahmed Joudar PJD
Aïn Chock Abdelmalek Lakhili PJD
Sidi Bernoussi Abdelkrim Houichri PJD
Sidi Moumen Hassan Baroud PJD
Ben M'Sick Mohamed Joudar UC
Sbata Said Kachani PJD
Moulay Rachid Mustapha Lhaya PJD
Sidi Othman Mohamed Mait PJD

Bis zum 19. Jahrhundert

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Die seit dem 8. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Casablanca nachweisbare Siedlung Anfa war lange Zeit Hauptort des Berberreichs der Berghouta und wurde im 12. Jahrhundert von den Almohaden erobert. In den nachfolgenden Jahrhunderten entwickelte sie sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für Getreide, gleichzeitig aber auch zu einem gefürchteten Stützpunkt für Piraten.

Ab Ende des 15. Jahrhunderts versuchten die Portugiesen wiederholt, Anfa einzunehmen. 1496 wurde die Stadt von der Armee Don Ferdinands zerstört. Ein weiterer Überfall portugiesischer Truppen fand 1515 statt. 1575 wurde die Stadt von den Portugiesen besetzt und erhielt den portugiesischen Namen Casa Branca („Weißes Haus“).

Nachdem ein schweres Erdbeben 1755 Casa Branca verwüstet hatte, wurde es nur wenige Jahre später unter dem arabischen Namen al-Dār al-bayḍāʾ („Weißes Haus“) vom Alaouiten-Sultan Muhammad bin Abdallah wieder aufgebaut. Er versah die Stadt mit öffentlichen Bädern, einer Medresa und einer Moschee, die seinen Namen trägt.

Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich spanische Händler in der Stadt nieder und nannten sie spanisch Casablanca. Unter der Herrschaft von Moulay Hassan (1873–1894) zählte sie 20.000 Einwohner.

20. Jahrhundert

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Casablanca aus 200 m Höhe. Luftbild des Piloten Walter Mittelholzer, 1930/31
Casablanca-Konferenz, 1943

In Casablanca waren mit Billigung des Sultans von Marokko im Jahr 1907 Arbeiten zur Verbesserung der Hafenanlagen im Gange. Die Arbeiten erstreckten sich über die Wallanlagen hinaus, nahe heran an einen moslemischen Friedhof. Durch Berichte, der Friedhof sei bei den Arbeiten entweiht worden, gerieten die benachbarten Stämme der Shawia in Aufruhr. Am 30. Juli 1907 griffen sie die europäischen Arbeiter an und töteten neun von ihnen (drei Franzosen, drei Spanier und drei Italiener), danach drangen sie in die Stadt ein und überfielen das jüdische Viertel. Flüchtlinge kamen mit einem Boot nach Tanger und überbrachten Nachrichten vom Massaker. Die französische Regierung entschied sich, Casablanca zu besetzen und eine starke Marine- und Heeresstreitmacht dorthin zu entsenden. Vor der Ankunft der Truppen ließ der Kommandant des Kreuzers Galilée am 5. August eine Mannschaft zum Schutz des französischen Konsulats an Land setzen. Das Vorrücken dieser Abteilung wurde verhindert, worauf die Galilée, unterstützt vom Kriegsschiff Du Chayla, die Stadt bombardierte. Zur selben Zeit erreichten Stammesangehörige Casablanca und begannen mit einer allgemeinen Plünderung der Stadt. Am 7. August wurden die eingetroffenen Truppen der Franzosen an Land gebracht, und weitere Kämpfe begannen. Bis sie ihren Auftrag erfüllt hatten, war fast jeder Einwohner entweder getötet, verwundet worden oder geflohen. Allein die Zahl der Toten ging in die Tausende. Die europäische Kolonie hingegen war sicher. Zwar waren die Franzosen danach Herren in der Stadt, doch blieben die Shawia-Stämme weiter voll im Kampf. Zuerst unter General Drude und ab Januar 1908 unter General Amade gelang es den Franzosen, das Gebiet der aufständischen Shawia zu verkleinern. Das Expeditionskorps zählte so unversehens eine Stärke von 15.000 Mann. Bis zum Juni 1908 war der Bezirk um Casablanca befriedet, danach wurden die Streitkräfte stufenweise verringert.[4]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und löste Tanger als wichtigsten Hafen Marokkos ab. Casablanca wurde in der Zeit des französischen Protektorats zum Wirtschaftszentrum ausgebaut. Am 7. November 1929 war der erste Handelstag an der neu errichteten Börse.[5]

Casablanca war ein strategisch wichtiger Hafen im Zweiten Weltkrieg. Nach der Niederlage Frankreichs 1940 stand Casablanca zunächst unter Kontrolle Vichy-Frankreichs. Amerikaner und Briten landeten am 8. November 1942 in Casablanca, aber auch in Oran und Algier. Der Widerstand der Vichy-Franzosen erlosch bald. Vom 14. bis zum 24. Januar 1943 fand in Casablanca ein britisch-amerikanisches Gipfeltreffen zwischen Roosevelt und Churchill statt (Casablanca-Konferenz). 1951 betrug die Bevölkerungszahl 682.000[6] Menschen, viele lebten in den sogenannten Bidonvilles.[6]

Das rasche industrielle Wachstum prägt die Entwicklung Casablancas bis heute. Etwa 80 % der marokkanischen Industrie sind hier angesiedelt, ca. 60 % des Seehandels des Landes werden über den Hafen der Stadt abgewickelt. Viele bedeutende Unternehmen des Landes haben hier ihren Hauptsitz, z. B. die Cosumar.

21. Jahrhundert

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Am 16. Mai 2003 verübte eine Reihe von Selbstmordattentätern die Anschläge von Casablanca, bei denen 33 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt wurden.[7]

Einwohnerentwicklung

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Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand seit der Volkszählung 1982.

Jahr Einwohner[8]
1982 (Zensus) 2.139.204
1994 (Zensus) 2.717.125
2004 (Zensus) 3.032.116
2014 (Zensus) 3.359.818

Die Hassan-II.-Moschee ist die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Sie ist eine der größten Moscheen der Welt und bietet in der Gebetshalle Platz für 25.000 Personen. Das Minarett der 1993 fertiggestellten Moschee ist mit 210 Metern Höhe das zweithöchste Minarett und das zweithöchste religiöse Bauwerk.

In der Stadt gibt es nach unterschiedlichen Angaben zwischen 22[9] und über 30 Synagogen für die geschätzt 3000 (2016) marokkanischen Juden, von denen die Mehrheit in Casablanca lebt. In den 1980er Jahren lebten noch rund 8000 Juden in Casablanca, und 34 Synagogen waren in Benutzung.[10] Als Hauptsynagoge gilt Beth El.

Vier Kilometer südwestlich des Hafens erstreckt sich entlang des Boulevard de la Corniche an der Küste im Vorort Ain Diab das luxuriöse Bade- und Vergnügungsviertel. Etwas entfernt vom Meer zwischen dem Stadtzentrum und Ain Diab ist das heutige Anfa ein zentrales Villengebiet. Im dortigen Hotel Anfa fand die Casablanca-Konferenz statt.

Im Umkreis der Innenstadt zeugt ein breiter Slumgürtel (Bidonville) von der wirtschaftlichen Notlage und den sozialen Problemen der stetig wachsenden städtischen Unterschicht.

Beim Hafen befindet sich der einzige Rangierbahnhof Marokkos (Roches Noires). Der südlich von Casablanca gelegene Flughafen Casablanca ist der wichtigste Flughafen Marokkos.

Im Dezember 2012 wurde die Straßenbahn Casablanca eröffnet. Das Netz umfasst derzeit (2019) zwei Linien und ist etwa 47 km lang.

Regelmäßige Veranstaltungen

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Seit 1993 wird in Casablanca die Course Féminine de Casablanca veranstaltet, eine Laufveranstaltung, die nur Frauen offensteht. Mit etwa 30.000 Teilnehmerinnen ist sie mittlerweile eine der bedeutendsten Frauensportveranstaltungen weltweit. Seit 2008 findet in Casablanca auch jährlich ein Marathon statt, der Grand Marathon International de Casablanca.[11]

Casablanca ist die größte Stadt Marokkos und ist mit dem Industriegebiet Aïn Sebaâ das wirtschaftliche Zentrum des Landes. In Casablanca hat zudem die Automobil- und Lebensmittelindustrie des Landes ihren Sitz. Bekannte Unternehmen der Stadt sind der Fernsehsender 2M, der Lebensmittelhersteller Bimo, das Designunternehmen Laraki Design, der Zementhersteller LafargeHolcim Maroc, das Mineralölunternehmen TotalEnergies Marketing Maroc sowie die Automobilhersteller SOMACA, CANAM und Société Automobiles Ménara.

In einer Rangliste der wichtigsten Finanzzentren weltweit belegte Casablanca den 32. Platz (Stand: 2018) und den ersten Platz in Afrika.[12]

Bildungseinrichtungen

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Religiöse Gebäude

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Die Stadt erlangte zusätzliche Berühmtheit durch den Film Casablanca (1942) mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, dessen Handlung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges dort spielt. Der Film wurde jedoch in Hollywood gedreht. Das 2004 von einer ehemaligen amerikanischen Diplomatin eröffnete Rick’s Café spielt auf einen Schauplatz des Films an.

Casablanca ist die Heimstatt zweier der drei erfolgreichsten Fußballvereine Marokkos:

Ein weiterer Klub ist der Rachad Bernoussi.

Söhne und Töchter der Stadt

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Städtepartnerschaften

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Casablanca unterhält Städtepartnerschaften unter anderem mit:

Casablanca
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
62
 
17
8
 
 
59
 
18
9
 
 
51
 
18
10
 
 
40
 
20
12
 
 
19
 
21
14
 
 
6
 
23
17
 
 
1
 
25
19
 
 
0
 
26
20
 
 
5
 
25
18
 
 
31
 
23
15
 
 
74
 
20
12
 
 
78
 
18
9
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Casablanca
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 17,1 17,5 18,3 19,5 21,1 23,3 25,4 25,9 25,4 23,3 20,3 17,8 21,3
Mittl. Tagesmin. (°C) 8,4 9,2 9,9 11,5 14,0 17,1 19,3 19,5 18,2 15,2 11,8 9,3 13,6
Niederschlag (mm) 62 59 51 40 19 6 1 0 5 31 74 78 Σ 426
Sonnenstunden (h/d) 6,1 6,7 7,8 8,7 9,5 9,5 9,8 9,5 8,6 7,6 6,4 5,9 8
Regentage (d) 8 6 7 5 4 1 0 0 1 5 7 9 Σ 53
Wassertemperatur (°C) 16 16 16 17 19 19 21 22 21 21 19 17 18,7
Luftfeuchtigkeit (%) 83 81 79 79 79 80 82 82 81 81 82 83 81
Commons: Casablanca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Casablanca – Reiseführer
Wiktionary: Casablanca – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. CityPopulation: Morocco: Grand Casablanca - Settat
  2. Grand Casablanca - Settat (Morocco): Provinces and Prefectures, Urban Communes and Urban Centers - Population Statistics, Charts and Map. Abgerufen am 2. August 2018 (englisch).
  3. Aziza El Affas: Casablanca: Qui détient le vrai pouvoir? L’Economiste.com, 13. Oktober 2015
  4. Morocco. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 18: Medal – Mumps. London 1911, S. 850 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  5. Casablanca Stock Exchange: History. In: casablanca-bourse.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2009; abgerufen am 24. November 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.casablanca-bourse.com
  6. a b John Iliffe: Popoli dell’Africa – Storia di un continente. 5. Auflage. Nr. 140. Bruno Mondadori Editore, Milano 2007, ISBN 978-88-6159-409-8, S. 299 (Originalausgabe: Africans. The History of a Continent. Cambridge University Press, 1995, 2007).
  7. Terror: Ground Zero in Arabien. In: Die Zeit. Nr. 22, 2003 (zeit.de).
  8. Marokko: Regionen, Städte, urbane Gemeinden & urbane Zentren - Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  9. Casablanca réhabilite ses synagogues. BladiNet, 10. März 2015
  10. Mark Avrum Erlich (Hrsg.): Encyclopedia of the Jewish Diaspora: Origins, Experiences, and Culture. Band 1. ABC-CLIO, Santa Barbara 2009, S. 485.
  11. casablanca-marathon.com: 1ère édition (Memento vom 7. Oktober 2012 im Internet Archive)
  12. The Global Financial Centres Index 23. (PDF; 2,95 MB) In: longfinance.net. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. März 2018; abgerufen am 24. November 2021.
  13. Morad Montazami, Madeleine de Colnet, Esther Schlicht (Hrsg.): Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987. Spector Books, Leipzig 2024, ISBN 978-3-95905-848-3.
  14. zaman.com.tr: İstanbul, Kazablanka ile kardeş şehir oldu (Memento vom 27. Dezember 2011 im Internet Archive)