Eduard Puls
Eduard Carl Friedrich Emil Puls (* 8. Juni 1840 in Berlin; † 1. Oktober 1909 in Köln) war ein deutscher Schlosser und Kunstschmied.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eduard Puls war ein Sohn des Seidenwirkermeisters Friedrich Puls und dessen Ehefrau Luise, geb. Salomon.[1]
Am Vortag 22 Jahre alt geworden, heiratete er am 9. Juni 1862 in Berlin die 41-jährige Witwe Mathilde Emilie Wilhelmine Reichardt, geb. Grosch (1820–1872), die drei Kinder mit in die Ehe brachte.[2] Ein gemeinsamer Sohn war der am 15. Oktober 1862 geborene Alfred Puls.[3] Ab Juni 1875 war Eduard Puls in zweiter Ehe mit Agnes Pfister (1849–1933) verheiratet, einer Tochter des Hofopernsängers Julius Pfister.[4]
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Puls spielte eine zentrale Rolle bei der Wiederbelebung des Kunstschmiedehandwerks in Berlin in den 1880er Jahren. Er hob die Schmiedekunst durch die Rückbesinnung auf den Renaissance-Stil, besonders der deutschen Renaissance, auf ein neues Niveau und erweiterte sie um moderne Techniken und Aufgaben. Seine 1862 gegründete Werkstatt wurde zur Ausbildungsstätte für viele bedeutende Kunstschmiede der Wilhelminischen Ära.
Um die Effizienz und Präzision seiner Werkstatt zu steigern, nutzte Puls moderne Technologien wie den Dampfhammer. Seine Werke wurden mit den berühmten Arbeiten des Hofschlossers Jean Lamour in Nancy verglichen. Anfangs beschäftigte das Unternehmen zwei Gesellen und mehrere Lehrlinge, die sich mit kleineren Bau- und Reparaturarbeiten befassten. Die Restaurierung und Replikation alter Kunstschmiedearbeiten durch Antiquitätenhändler führte zur Idee, die Kunstschmiedekunst neu zu beleben. In Berlin mangelte es jedoch an Vorbildern, Zeichnern und Facharbeitern, und selbst geeignetes Eisen war nicht verfügbar. Modelle mussten aufwendig in Originalgröße aus verschiedenen Materialien gefertigt und angepasst werden. Nach fast zweijähriger Arbeit wurden 1864 die ersten Erzeugnisse aus seiner Werkstatt, einschließlich Wandarme und Balkongitter, vorgestellt.[5] Bei der Berliner Gewerbeausstellung 1879 präsentierte Puls einige seiner Arbeiten.[6][7] Er war am Neubau des Kaiserlichen Patentamtes in der Luisenstraße beteiligt.[8]
1892 zog das Unternehmen in den Neubau am Tempelhofer Ufer 10, wo heute das Theater am Ufer (HAU 3) steht.[9] 1896 übergab Puls die Leitung seinem Sohn, der die Werkstatt im Sinne seines Vaters weiterführte und ins 20. Jahrhundert überleitete. Die Werkstatt blieb bis in die 1920er Jahre aktiv und produzierte hochwertige Kunst- und Bauschlosserarbeiten.
Eduard Puls starb am 1. Oktober 1909 im Alter von 69 Jahren im Dom Hotel in Köln.[10] Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, wo nur die besonders fein gearbeitete schmiedeeiserne Einfassung der ehemaligen Familiengrabstätte erhalten ist.
Galerie
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Ehemaliger Eingang zur Werkstatt
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Grundriss der Werkstatt
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Hof der Werkstatt
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Prüfung der Arbeit
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Konferenz im Montageraum
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Der Dampfhammer
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Schmiede
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Firmenanzeige 1893
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Firmenanzeige 1894
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ed Puls: Muster-Sammlung moderner schmiedeeiserner Ornamente. Eine Sammlung von Zeichnungen ausgeführter schmiedeeiserner Thore, Thieren, Füllungen … Nach den Entwürfen renommierter Architekten, nach eigenen Angaben und unter Mitwirkung namhafter Fachgenossen zum praktischen Gebrauch für Architekten und Schlosser herausgegeben von Ed. Puls. Hrsg.: Bayerische Staatsbibliothek. Band 2. G.C. Warnstorff, 8. Mai 2018 (Erstausgabe: 1877).
- University of Michigan (Hrsg.): Kunstgewerbeblatt. Band 8. E. A. Seemann, 4. Dezember 2009 (Erstausgabe: 1897).
- Bayerische Staatsbibliothek (Hrsg.): Kunst und Gewerbe. Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunst-Industrie. Band 3. Verlag-Anst. des Bayrischen Gewerbemuseums, 1. Februar 2010 (Erstausgabe: 1869).
- Sarah Khan: Die Gespenster von Berlin. Unheimliche Geschichten. Suhrkamp Verlag, 2013, ISBN 978-3-518-73472-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eduard Puls in der Datenbank Find a Grave
- Preisliste der „Eisenconstructions- und Kunstschmiede-Werkstatt Ed. Puls“. architekturmuseum.ub.tu-berlin.de
- Eintrag 09030689 in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Deutschland, ausgewählte evangelische Kirchenbücher 1500–1971, Berlin. Taufregister für Eduard Carl Friedrich Emil Puls, Eintrag Nr. 183 vom 26. Juli 1840; eingesehen auf ancestry.de am 22. Oktober 2024.
- ↑ Trauungsbuch der Dorotheengemeinde Berlin, Eintrag Nr. 85 vom 9. Juni 1962; eingesehen auf ancestry.de am 22. Oktober 2024.
- ↑ Standesamt Berlin IV A, Heiratsregister, Eintrag für Alfred Puls Nr. 416 vom 2. Oktober 1895; eingesehen auf ancestry.de am 22. Oktober 2024.
- ↑ Heiratsregister Standesamt Berlin 2, Nr. 477/1875.
- ↑ Einleitendes – Ingenieurwesen. In: Berlin und seine Bauten. 1896,1; zlb.de
- ↑ Denkmalgeflüster. In: Denkmalerhaltungsverein Eisenach e. V. Abgerufen am 27. September 2024.
- ↑ Eduard Puls (1840–1909). In: museum-digital:mecklenburg-vorpommern. 13. Juni 2023, abgerufen am 27. September 2024.
- ↑ Kaiserliches Patentamt: 1891–1900. DPMA, abgerufen am 27. September 2024.
- ↑ Mietshaus, Fabrik Tempelhofer Ufer 10. In: denkmaldatenbank.berlin.de. Abgerufen am 22. Oktober 2024.
- ↑ England und Wales, nationaler Nachlasskalender (Index von Testamenten und Verwaltungen), 1858–1995 für Eduard Puls, Eintrag vom 11. April 1910, London: „Puls Eduard of Kleiststrasse 10 Berlin died 1 October 1909 at Dom Hotel Cologne Germany“; eingesehen auf ancesty.de am 22. Oktober 2024.
Personendaten | |
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NAME | Puls, Eduard |
ALTERNATIVNAMEN | Puls, Ed; Puls, Eduard Carl Friedrich Emil (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunstschmied |
GEBURTSDATUM | 8. Juni 1840 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1. Oktober 1909 |
STERBEORT | Köln |