Edward St Aubyn
Edward St Aubyn (geboren am 14. Januar 1960 in Cornwall) ist ein britischer Journalist und Roman-Autor. International bekannt wurde St Aubyn vor allem durch seine „Patrick Melrose“-Trilogie Some Hope sowie durch die Nominierung von Mother's Milk für den „Booker Prize“ 2006.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]St Aubyn wurde 1960 in eine der bekanntesten Familien des englischen Adels geboren. Er durchlebte eine schwere Kindheit; bis zu seinem achten Lebensjahr wurde er von seinem Vater körperlich misshandelt und sexuell missbraucht, während seine Mutter mit ‚Charity‘ außerhalb der Familie beschäftigt war.[1] Aufgewachsen ist St Aubyn in England und Südfrankreich. Er besuchte die Westminster School, eine der führenden britischen Knabenschulen, angeschlossen an die Westminster Abbey, und das Keble College der University of Oxford. Bereits auf der Schule wurde St Aubyn drogenabhängig.
Die Erfahrungen in seiner Familie bilden den Inhalt und Hintergrund seiner autobiografisch bestimmten Some Hope-Trilogie, in der St Aubyn mit Sarkasmus und ätzender Kälte die Umtriebe in einer britischen upper class-Familie schildert. Never Mind handelt von der gewaltgeprägten Kindheit des Protagonisten; der zweite Band der Trilogie, Bad News, in der Patrick Melrose die Asche seines Vaters aus New York abholt, ist von Heroin-Abhängigkeit und Selbsttötungs-Momenten geprägt. Mit Some Hope schloss St Aubyn die Trilogie 1994 ab, erweiterte sie 2011 jedoch mit At Last, das während der Beerdigung von Melroses Mutter spielt, noch um einen Band.
St Aubyns sechster Roman, Mother's Milk, nimmt die Figur des Patrick Melrose wieder auf und zeigt ihn nun als Familienvater mit zwei kleinen Söhnen, denen er seine eigenen Kindheitserfahrungen zu ersparen sucht. Mother's Milk kam 2006 in die Shortlist (Endausscheidung) für den Booker Prize, den renommiertesten englischsprachigen Literaturpreis, und erschien 2009 unter dem Titel Muttermilch auf Deutsch.[2] 2015 wurden The Patrick Melrose Novels von 82 internationalen Literaturkritikern und -wissenschaftlern in die BBC-Auswahl der 100 bedeutendsten britischen Romane gewählt, und 2018 wurde die Patrick Melrose-Reihe mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle als fünfteilige Miniserie verfilmt.
St Aubyn ist Vater zweier Kinder und lebt in Notting Hill, London.[3] Seine Romane liegen auch auf Deutsch vor.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1992 – Betty Trask Award für Never Mind[4]
- 2007 – Prix Femina Étranger für Le goût de la mère
- 2007 – South Bank Literature Award für Mother's Milk[5]
- 2014 – Bollinger Everyman Wodehouse Prize für Lost for Words
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Never Mind, William Heinemann, London 1992, ISBN 0-434-73452-7; dt. Schöne Verhältnisse, Übers. Ingo Herzke, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-8012-6
- Bad News, William Heinemann, London 1992, ISBN 0-434-73453-5; dt. Schlechte Neuigkeiten, Übers. Frank Wegner, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-8025-6
- Some Hope, William Heinemann, London 1994, ISBN 0-434-73454-3; dt. Nette Aussichten[6], Übers. Dirk van Gunsteren, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-8321-8024-9
- On The Edge, Chatto and Windus, London 1998, ISBN 0-7011-6725-4; dt. Am Abgrund, Übers. Sabine Hübner, Piper, München 2013, ISBN 978-3-492-05541-3
- A Clue to the Exit, Chatto and Windus, London 2000, ISBN 0-7011-6960-5; dt. Ausweg, Übers. Dirk van Gunsteren, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-8321-8080-5
- Mother's Milk, Picador, London 2006, ISBN 0-330-43589-2; dt. Muttermilch, Übers. Dirk van Gunsteren, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-8321-8023-2
- At Last, Picador, London 2011, ISBN 0-330-43590-6; dt. Zu guter Letzt, Übers. Sabine Hübner, Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-05434-8.
- Lost for Words. Farrar, Straus and Giroux, New York 2014, ISBN 978-0-374-28029-1; dt. Der beste Roman des Jahres, Übers. Nikolaus Hansen, Piper, München 2014, ISBN 978-3-492-05435-5
- Dunbar, Hogarth, 2017; dt. Dunbar und seine Töchter, Übers. Nikolaus Hansen, Knaus, München 2017, ISBN 978-3-8135-0698-3
- Double Blind, Harvill Secker, London 2021, ISBN 978-1-78730-025-5;[7] dt. Dilemma, Übers. Ingo Herzke, Piper, München 2021, ISBN 978-3-492-05678-6
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Edward St Aubyn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Edward St. Aubyn auf thepeerage.com, abgerufen am 18. September 2016.
- Edward St Aubyn bei IMDb
- “The sins of the father” Rezension und Interview mit Rachel Cooke, The Guardian, 8. Januar 2006 (englisch)
- „Kalter Schweiß. Edward St Aubyn erzählt von Missbrauch und Drogenrausch in einer britischen Adelsfamilie“, Die Zeit, 22. November 2007
- „Ich habe großes Glück, dass ich noch am Leben bin“ Interview mit St Aubyn, Frankfurter Rundschau, 28. September 2011
- Degoutantes Doppelspiel. Nadine Alexander über Schöne Verhältnisse, insbes. die Übersetzung, in ReLÜ, Rezensionen online, 5, 2007
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ “The sins of the father”, The Guardian, 8. Januar 2006
- ↑ Deutschlandradio Kultur: „Diffuse Unruhe“, 18. September 2009
- ↑ „DuMont Literatur und Kunst Verlag“ (bitte mit Namen des Autors via Gesamtverzeichnis suchen)
- ↑ The Betty Trask Prizes and Awards – Past Winners, abgerufen am 15. Dezember 2020
- ↑ BBC News: “South Bank awards honour The Who”, 23. Januar 2007
- ↑ Deutschlandradio Kultur: „Von der Grausamkeit hinter der Fassade“, 28. April 2008
- ↑ Verlagsseite zu Double Blind, abgerufen am 9. März 2021
Personendaten | |
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NAME | St Aubyn, Edward |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Journalist und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 14. Januar 1960 |
GEBURTSORT | Cornwall |