Eg-Gü
Eg-Gü
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Rechtsform | GmbH (1888–1972, 1990–2017) Volkseigener Betrieb (1972–1990) |
Gründung | 1888 |
Auflösung | 2017 |
Auflösungsgrund | Liquidation |
Sitz | Dresden, Lichtenau |
Branche | Chemische Industrie, Reinigungsmittel |
Eg-Gü war ein deutsches Unternehmen für Schuhpflegemittel mit Sitz in Dresden. Der Name des Unternehmens wurde als Akronym aus dem Vor- und Nachnamen des Gründers Egbert Günther gebildet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1888[1] gründete Egbert Günther in Meerane in Sachsen das Unternehmen Welt-Wachs-Werk Egbert Günther Söhne zur Herstellung von Bohnerwachs. Kurze Zeit später siedelte er mit seinem Unternehmen nach Dresden-Johannstadt in die Pfotenhauerstraße um. Am 12. Dezember 1904 ließ Egbert Günther seinen Welt-Bohner-Wachs ohne Glätte patentieren.
Ab 1915 wurde die Produktpalette um Schuh- und Lederpflegemittel ergänzt. Als erstes Unternehmen der Welt füllte Eg-Gü ab 1919 Schuhcreme in Tuben ab. Im Jahr 1925 übernahm Eg-Gü eine Fabrik für Metalltuben und danach ein Fabrikgebäude der Schuhfirma Hammer auf der Augsburger Straße 1. Bereits 1928 bestanden Handelsbeziehungen auf allen Kontinenten und Eg-Gü war deutscher Marktführer in seiner Branche. Die Zahl der Beschäftigten betrug zu diesem Zeitpunkt rund 500 Mitarbeiter.[2]
Ab den 1920er Jahren besaß Eg-Gü eine Zweigniederlassung in der Michaelkirchstraße 28 und ab Ende der 1930er Jahre eine Generalvertretung in der Köpenicker Str.113 im damaligen Berliner Postbezirk Südost 16 (SO 16) in Berlin-Mitte[3][4] sowie ab den 1930er Jahren Fabriken in Österreich (Werk Wien), der Tschechoslowakei (Ústí nad Labem), Ungarn, Rumänien, Polen, Jugoslawien, Italien und der Schweiz.[5] Ab etwa Mitte der 1930er Jahre firmierte Eg-Gü unter dem Namen Eg-Gü-Werke Günther’s Söhne GmbH.
Bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde auch die Fabrik getroffen und die Produktionsanlagen zu etwa 90 % zerstört.
Ab 1946
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Söhne Egbert Günthers konnten trotz der großen Zerstörungen ab 1946 die Produktion wieder aufnehmen und zudem eine breitere Produktpalette anbieten. Ab 1955 konnte Eg-Gü die ersten Produkte exportieren.[2]
Im Rahmen der Enteignungswelle von 1972 wurde aus Eg-Gü der VEB Schuhpflegemittel Dresden. 1980 erfolgte eine Eingliederung in den VEB Wittol Wittenberg als Betriebsteil Schuhpflegemittelfabrik Dresden. Dieser Betriebsteil wiederum wurde 1984 zu einem Betriebsteil des VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt.[6][7] Trotz der damit verbundenen Namensänderungen des Unternehmens, blieb der Markenname Eg-Gü auf den Produkten erhalten.
Ab 1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der politischen und wirtschaftlichen Wende wurde 1990 die Eg-Gü Schuhpflegemittel GmbH gegründet. 1995 konnte bereits eine Produktpalette mit 72 Einzelprodukten angeboten werden. Als erster Hersteller in Deutschland setzte Eg-Gü seit 1997 auf lösungsmittelfreie Schuhpflegeprodukte.[7][8] Im Jahr 1999 brachte Eg-Gü mit den Produkten „Lady flowers“ und „Men fresh“ Schuhcremes auf den Markt, die durch zugesetzte Duftstoffe einen angenehmeren Duft versprachen.[9][10]
Nachdem das Unternehmen im August 2005 Insolvenz anmelden musste, wurde die Marke Eg-Gü im Dezember 2005 durch die OLI Laccos GmbH aus Lichtenau bei Chemnitz übernommen. Ende 2005 zog die Verwaltung nach Lichtenau um, die Produktion wurde wenige Monate später ebenfalls von Dresden nach Lichtenau verlagert. Die Schuhpflegemittel wurden in gleichem Umfang von dem neuen Unternehmen angeboten.[11]
Anfang 2011 wurden die Produktionsstätten, Markenrechte und Rezepturen zur Herstellung der Schuhpflegemittel von der neugegründeten Eg-Gü-Werke GmbH übernommen. Eine sukzessive Erweiterung des Produktportfolios mit internationaler Ausrichtung sollte ab Mitte 2011 umgesetzt werden.
Im Herbst 2015 wurde das alte Eg-Gü-Werk in der Augsburger Straße in Dresden im Auftrag des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement abgerissen um Platz für den Neubau des Medizinisch-Theoretischen Zentrums II des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden der Technischen Universität Dresden zu schaffen.[12]
Nach dem Abriss der Dresdner Fabrik und der dauerhaften Werkschließung in Lichtenau sowie der darauf folgenden Liquidation im Mai 2017 und der Löschung des Unternehmens am 17. August 2017 wurde im Handelsregister die Auflösung der Eg-Gü-Werke GmbH bekannt gemacht, womit eine 120-jährige Geschichte endete.[13]
Nach verschiedenen Umschreibungen der seit 1920 eingetragenen Wortmarke Eg-Gü, ist die schweizerische Eg-Gü Werke AG in Genf seit August 2022 neuer Markeninhaber und vertreibt verschiedene Produkte unter dem Namen Eg-Gü.[14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rechnung von 1931 mit Gründungsjahr 1888
- ↑ a b Augsburger Straße ( vom 5. Dezember 2022 im Internet Archive)
- ↑ Zeitungswerbung der Welt-Wachs-Werk Egbert Günther Söhne von 1925
- ↑ Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin, Ausgabe 1940
- ↑ Rechnungskopf mit Übersicht über Niederlassungen von 1937
- ↑ Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 703 VEB Erdölverarbeitungswerk Schwedt
- ↑ a b Alles Mögliche: Eg-Gü. DDR-Lexikon, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- ↑ Gudrun Janicke: Dresdner Eg-Gü mit glänzendem Auftritt. Lausitzer Rundschau, 11. August 2004, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- ↑ Peter Martos: Von Ost Nach West: Rettung für den „typischen DDR-Geruch“. Die Presse, 5. Juli 2006, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- ↑ Hans Knoblich, Andreas Scharf, Bernd Schubert: Marketing mit Duft. Oldenbourg Verlag, 2003, ISBN 978-3-486-24828-9, S. 73 (Google Books).
- ↑ Eg-Gü Schuhcreme plant glänzenden Neuauftritt. Mitteldeutsche Zeitung, 4. Januar 2006, abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Eg-Gü-Fabrik bis Ende nächster Woche abgerissen
- ↑ https://www.northdata.de/?id=3503405148
- ↑ DPMA Registernummer DD250256