Ehemaliges Soldatenheim
Das ehemalige Soldatenheim im heutigen Hohenlockstedt wurde von Fritz Höger (1877–1949) entworfen und 1912 im damaligen Lockstedt eröffnet. Es gehörte zur zivilen Bebauung am preußischen Truppenübungsplatz Lockstedter Lager. Das Gebäude steht seit 1998 unter Denkmalschutz und ist seit 2018 im Besitz der Arthur Boskamp-Stiftung.[1]
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauherr des Soldatenheims war der christliche „Norddeutsche Männer- und Jünglingsbund“. 1906 wurden im Norddeutschen Boten, der Monatszeitschrift des Norddeutschen Männer- und Jünglingsbunds, die ersten Entwürfe für das Soldatenheim von einem Architekten namens Petersen aus Hamburg Altona präsentiert. Der Entwurf weist zwei quadratischen Türmen auf der Schauseite auf, sowie einen hinten quer angeordneten großen Saal, der später von Fritz Höger ähnlich realisiert wurde.[2] Die Bausumme war nach zwei Jahren Spendenkampagnen nicht zusammengekommen, und so musste 1910 das Projekt erneut ausgeschrieben werden. Man entschied sich zunächst für den Architekten J. Grotjan aus Hamburg, dessen Entwurf im Norddeutschen Boten veröffentlicht wurde.[3] Erst nachdem dieser Entwurf als zu teuer befunden wurde, ging der Auftrag an Fritz Höger.[4] Er plante einen Dreiflügelbau in Klinkerbauweise mit einem sehr hohen Dachaufbau im Stil der schleswig-holsteinischen Heimatschutzarchitektur.[5][6] Der Bau schritt schnell fort, das Richtfest fand am 6. Juli 1911 statt,[7] die Eröffnung am 6. März 1912.[8] Das Soldatenheim wird seit 2019 in den Originalzustand zurückgebaut.[9][10]
Nutzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Soldatenheim diente als ein Ort der Erholung, Erbauung, Bildung und Zusammenkunft für Soldaten und Unteroffiziere, die sich zur militärischen Aus- und Weiterbildung im Lockstedter Lager aufhielten, und stellte dafür Räume mit unterschiedlichen Funktionen zur Verfügung: Ess- und Leseräume, Gästezimmer, Baderäume, Kegelbahnen, einen Garten mit Sportanlagen und einen großen, sieben Meter hohen Saal, der als Restaurant diente und auch für Vorträge und Versammlungen benutzt wurde.[11]
Als der Truppenübungsplatz 1919 aufgrund der Regelungen des Versailler Vertrags geschlossen wurde, wurde das Gebäude zunächst als Heim, später als gemischter Wohn-, Veranstaltungs- und Gewerbeort genutzt. Unter anderem waren im Saal ein Verzehrkino und eine Diskothek untergebracht.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andresen, Hans-Günther: Bauen in Backstein. Schleswig-Holsteinische Heimatschutzarchitektur zwischen Tradition und Reform (Ausst.kat. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek). Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide 1989, S. 100, ISBN 3-8042-0475-9.
- Ausschuß des norddeutschen Männer- und Jünglingsbundes für Errichtung von Soldatenheimen im IX. und X. Armeecorps: Die Erbauung und Einrichtung von Soldatenheimen auf den Truppenübungsplätzen des IX. und X. Armeekorps in Lockstedter Lager (Holstein) und Munster (Hannover). H. O. Persiehl, Hamburg 1905.
- Breuer, Robert: Das Hamburger Kontorhaus. Neue Arbeiten von Fritz Höger, Hamburg, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg., 2. Hj., Juli – Dezember 1914, S. 538–556 (Fotografie des Soldatenheims S. 554)
- Bucciarelli, Piergiacomo: Fritz Höger. Hanseatischer Baumeister. Vice Versa Verlag, Berlin 1992 (ital. Originalausgabe 1991), S. 266, ISBN 3-9803-2120-7.
- Turtenwald, Claudia (Hrsg.): Fritz Höger (1877-1949). Moderne Monumente (Schriftenreihe des Hamburger Architekturarchivs). Hamburg: Dölling und Galitz, 2003, S. 276 (Werkverzeichnis Nr. 46), ISBN 3-9355-4956-3.
- Wehrs, Jürgen: Fritz Högers Bauwerk in Lockstedter Lager, in: Steinburger Jahrbuch, 2014, S. 207–220.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ jojo: Kirchturm abgerissen: Arthur-Boskamp-Stiftung: Högerbau in Hohenlockstedt soll Künstlerhaus werden | shz.de. Abgerufen am 1. Februar 2022.
- ↑ Unser geplantes Soldatenheim. In: Der Norddeutsche Bote. 20. Jahrgang, Nr. 38, 23. September 1906, S. 299–300 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
- ↑ Unser künftiges Soldatenheim im Lockstedter Lager. In: Norddeutscher Bote. 24. Jahrgang, Nr. 1, 2. Januar 1910, S. 4–5 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
- ↑ a b Wehrs, Jürgen: Fritz Högers Bauwerk im Lockstedter Lager. In: C. Boldt, S. Loebert, K. Puymann (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch. 2014, S. 213, 219–20 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
- ↑ Architektenpläne und Baubeschreibung. In: Högerbau. Arthur Boskamp-Stiftung, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. Februar 2022; abgerufen am 1. Februar 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Andresen, Hans-Günther: Bauen in Backstein. Schleswig-Holsteinische Heimatschutzarchitektur zwischen Tradition und Reform (Ausst.kat. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek). Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide 1989, ISBN 3-8042-0475-9, S. 100.
- ↑ Richtfeier unseres Soldatenheims. In: Norddeutscher Bote. 25. Jahrgang, Nr. 15, 1. August 1911, S. 138–139 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
- ↑ Ein Tag des Dankes und der Freude. In: Norddeutscher Bote. 26. Jahrgang, Nr. 5, 1. März 1912, S. 45–46 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
- ↑ Arthur-Boskamp-Stiftung: Högerbau in Hohenlockstedt soll Künstlerhaus werden
- ↑ Siegfried Schäfer: Bau- und Nutzungschronik des Soldatenheims von Fritz Höger auf dem Truppenübungsplatz Lockstedt
- ↑ Die Einweihung unseres Soldatenheims am Truppenübungsplatz Lockstedter Lager. In: Norddeutscher Bote. 26. Jahrgang, Nr. 7, 1. April 1912, S. 65–67 (m1-hohenlockstedt.de [PDF]).
Koordinaten: 53° 57′ 39,6″ N, 9° 37′ 6,6″ O