Eichsel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eichsel
Große Kreisstadt Rheinfelden (Baden)
Wappen der ehemaligen Gemeinde Eichsel
Koordinaten: 47° 36′ N, 7° 46′ OKoordinaten: 47° 35′ 58″ N, 7° 45′ 31″ O
Höhe: 436 m ü. NHN
Fläche: 5 km²
Einwohner: 850 (2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 170 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 79618
Vorwahl: 07623
Karte
Lage von Eichsel in Rheinfelden

Eichsel ist ein Ortsteil der Stadt Rheinfelden in Baden-Württemberg. Der Ort im Dinkelberg liegt rund acht Kilometer nördlich der Kernstadt Rheinfeldens, zu der es am 1. Januar 1974 eingemeindet wurde.

Eichsel mit seinen zwei Siedlungskernen liegt auf einer Höhenlage des Dinkelbergs an der Landesstraße 139 auf dem Dinkelberg rund acht Kilometer vom Stadtzentrum Rheinfeldens entfernt. Nördlich benachbart liegt in etwa zwei Kilometer Entfernung der Stadtteil Adelhausen.

Die beiden separaten Teile Eichsels, Nieder- (355 m ü. NN) und Obereichsel (436 m ü. NN), liegen im Tal des Weidbachs bzw. auf einem Plateausporn und sind locker besiedelt und dem Gelände angepasste Straßendörfer. Durch Niedereichsel fließt der Dorfbach, an dessen Verlauf sich die längste Straße (Angerstraße) ausrichtet und die im späteren Verlauf die Dorfbachtalbrücke der A 98 unterquert. Das von der besiedelten Fläche deutlich größere Obereichsel liegt hauptsächlich westlich der L 139. Nur wenige Gebäude stehen östlich der L 139 am nördlichen Ortsausgang von Obereichsel.

Auf Eichsels Gemarkung sind in die Muschelkalktafel des Dinkelbergs zwei von Nord nach Süd ziehende tektonische Gräben eingesenkt, die allerdings in der Landschaft nicht als Einsenkungen erscheinen. Es handelt sich um schmale, mit eingesacktem Keuper und, diesem auflagernd, Restplatten von Unterjura (Lias) gefüllte Gräben, wie sie für den Dinkelberg charakteristisch sind.[2] Sie sind im Zusammenhang mit der Rheingrabenbildung entstanden und zeugen von zerrenden Kräften senkrecht zur Grabenachse.

Der westliche Graben (Hüsinger Graben) setzt über Höllstein ein und erreicht die Gemarkung etwa beim ehemaligen Festenauhof (Feldkreuz). Hier bestätigen, wie weiter südlich beim Obmannsgrab, Unterjurakalke (Lias) im Wald den Verlauf des Grabens, der dann bei der Degerfelder Reibematt an der großen Lörrach-Degerfelder Verwerfung sein Ende findet. Der östliche Graben (Adelhauser Graben) kommt von Adelhausen her und erscheint über dem Ortskern von Obereichsel paradoxerweise als Rücken. Es müssen einst über eine längere Zeit Abtragungsverhältnisse geherrscht haben, bei denen widerstandsfähige Schichten im Graben der Abtragung trotzten, während außerhalb des Grabens leichter zu erodierende Sedimente abgeräumt wurden. Der widerständige Unterjurakalk, von dem eine unmittelbar nördlich Obereichsel lagernde Kappe (Auf der oberen Rütte) übrig geblieben ist, hat lange den Grabeninhalt vor der Abtragung geschützt. So entstand die hier zu beobachtende Reliefumkehr (wie auch auf der Gemarkung Adelhausen).

Niedereichsel liegt im Bereich des Adelhauser Grabens, der Dorfbach/Waidbach aber hat sein Tal unterhalb des Dorfes in den Muschelkalk westlich des Grabens eingefurcht. Er entspringt bei Adelhausen im Keuper des Hüsinger Grabens und gerät dann auf den Oberen Muschelkalk, so auf Eichsler Gemarkung bei der Steigmatt. Abschwemmassen im Talgrund verhindern hier das Versickern im Kalkgestein. Bei den ersten Häusern von Niedereichsel erreicht er den undurchlässigen Keuper des Adelhauser Grabens, den er aber schon beim Ortsausgang nach Degerfelden wieder verlässt.

Außerhalb der Keupergräben sind beide Ortsteile von einer Muschelkalklandschaft umgeben, die allerdings auf dem Schlückler, vom Mauerhau bis zum Nollinger Berg und im Spitzacker von den bunten Tonen des Keupers bedeckt und weitgehend bewaldet sind. Keupergebiet ist auch der westliche Gemarkungszipfel um den Siebenbannstein.

In den rissig-klüftigen Bänken und Platten des Oberen Muschelkalks versickern die Niederschläge und suchen sich in unterirdischen Gerinnen ihren Weg, was im löslichen Kalk zu typischen Karsterscheinungen führt: Dolinen finden sich beim Mauerhau und Spitzacker. Alle Tälchen, die zur Feldkapelle oberhalb Untereichsel herunterziehen, sind Trockentäler. Das Trockentälchen im Buhrenboden wird vom LGRB als schützenswertes Geotop aufgeführt.[3]

Karte von Eichsel, 1871

Der Ortsname geht auf das verloren gegangene althochdeutsche Wort Sol oder Sal zurück, der „nasse, sumpfige Stelle“ meint, womit Eichsel die Sol/Sal bei den Eichen bedeuten würde. Die Hünengräber zeugen von einer frühgeschichtlichen Besiedlung des Gebietes. In der Nähe des Mägdbrunnens und im Gewann Maueracker finden sich Zeugnisse aus der Römerzeit. Im Bereich des Gewanns Obmansgrab und bei der Kapelle von Niedereichsel hat man alemannische Reihengräber freigelegt.

Die Ersterwähnung von Eichsel fand 1242 statt.

Eichsel gehörte im 13. Jahrhundert nachweislich zur Herrschaft Rheinfelden und war seit König Rudolf im habsburgischen Besitz. Den Güterbesitz und die Einkünfte hatten vornehmlich Bürger von Rheinfelden. Zusammen mit anderen Orten auf dem Dinkelberg war Eichsel im 17. Jahrhundert zu einem gemeinsamen Gerichtsbezirk zusammengefasst. Nach der Übernahme durch das Land Baden 1806 kam der Ort zum Amt Beuggen, seit 1809 ist es Teil des Bezirksamts Schopfheim bzw. des Landkreises Lörrach.[4]

Die Blasonierung des ehemaligen Gemeindewappens lautet: In Silber an einem liegenden grünen Eichenzweig eine Eichel und zwei Blätter.

Nach einem Bericht aus dem Jahr 1859 soll das Wappen an den früheren Eichenwald erinnern. Als Gedenkzeichen war eine alte Eiche im Dorfkern zu finden, die Ende der 1970er Jahre bei Neugestaltung des Maienplatzes ersetzt wurde. Bereits im 19. Jahrhundert führte die Gemeinde als Siegelbild den Eichenzweig, 1902 wurde er vom Generallandesarchiv unter Farbgebung in einen Schild gestellt und so zum redenden Gemeindewappen.[5]

Eichsel hat einen eigenen Ortschaftsrat, der aus acht Mitgliedern besteht. Ihm steht der Ortsvorsteher vor, der zwei Stellvertreter hat.[6]

Bevölkerung und Religion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahl der Einwohner Eichsels entwickelte sich wie folgt:[7]

Jahr Einwohner
1852 426
1871 372
1880 388
1890 314
1900 315
1910 308
1925 334
Jahr Einwohner
1933 336
1939 314
1950 337
1956 318
1961 323
1970 459
2019 850[1]

Die Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[8][9]

Religionszugehörigkeit in Eichsel
Jahr Religion
evangelisch katholisch sonstige
1858 0,0 % 100,0 % 0,0 %
1925 2,4 % 97,0 % 0,6 %
1950 5,6 % 94,4 % 0,0 %
1961 5,6 % 93,8 % 0,6 %
1970 20,0 % 76,7 % 3,3 %

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten und Brauchtum

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
St. Gallus von der Chorseite

Im traditionell mehrheitlich katholischen Eichsel befindet sich die katholische Pfarrkirche St. Gallus. An diesem Standort am Friedhof ist bereits seit dem 13. Jahrhundert eine Kirche im Ort belegt. Die Kirche ist mehrfach umfangreich renoviert und umgebaut worden.

Auf eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition geht der Eichsler Umgang zurück, der auf die Legende der drei heiligen Jungfrauen zurückgeht. Das Ereignis hat im Laufe der Zeit eine Wandlung von der reinen Wallfahrt und Prozession hin zu einem Volksfest und kleinem Markt mit religiösem Hintergrund entwickelt.

Westlich von der Kirche St. Gallus am Maienplatz befindet sich zur Erinnerung an die Legende der Jungfrauenbrunnen. Die Gebäude am Maienplatz sowie Kirche, Pfarrhaus und das südlich gelegene Gemeindezentrum bilden zusammen mit der benachbarten Dinkelbergschule das Dorfzentrum Obereichsels.

Am nordöstlichen Ortsausgang von Niedereichsel auf der Durchgangsstraße ins benachbarte Obereichsel befindet sich die 1892/93 errichtete Mutter-Gottes-Kapelle. Der Rechtecksbau ist außen mit Lisenen verblendet und von einem polygonalen Chor abgeschlossen. Das Satteldach ist chorseitig abgewalmt und an der Vorderseite als Wetterschutz vorgezogen. Auf dem Dach befindet sich ein kleiner Dachreiter ohne Glocke. Auf dem Altartisch befindet sich eine Marienstatue aus dem 15. Jahrhundert.[10]

Der am 7. Juni 1980 gegründete Sportverein Eichsel unterhält mehrere Abteilungen, darunter mehrere Fußball- und Tischtennismannschaften, sowie Abteilungen zu Aerobic, Zumba und Damengymnastik. Als Sportstätten wird neben der Sporthalle in Eichsel auch der Sportplatz verwendet. Am 1. Juli 1994 wurde ein eigenes Vereinsheim eingeweiht.[11]

Seit 1989 existiert der Fasnachtsverein Dinkelberg Hexen Eichsel 1989 e. V.[12]

Dinkelbergschule

Die Dinkelbergschule ist eine Grundschule mit zwei Schulhäusern, dass neben dem Schulhaus in Eichsel eines in Minseln unterhält. Das Einzugsgebiet erstreckt außer auf die Standorte auch auf die Stadtteile Adelhausen und Ottwangen. Die elf Lehrkräfte unterrichteten 2020 rund 126 Schüler.[13]

Im Bau des Gemeindezentrums integriert befindet sich das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Rheinfelden, Abteilung Eichsel. Diese 1936 gegründete Abteilung[14] verfügt über zwei Fahrzeugeinheiten.[15]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die mit dem Ort Eichsel in Verbindung standen oder stehen:

  • Otto Deisler: Eichsel: aus der Vergangenheit der Pfarrei, Rombach, Freiburg 1956.
  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Lörrach (Hrsg.): Der Landkreis Lörrach, Band II (Kandern bis Zell im Wiesental), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X, S. 297–301.
Commons: Eichsel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Eichsel – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Wissenswertes über Eichsel, aufgerufen am 1. Februar 2021
  2. LGRB Kartenviewer. LGRB Regierungspräsidium Freiburg i. Br., abgerufen am 27. August 2021.
  3. LGRB Kartenviewer, Geotourismus, Steckbrief Geotope. LGRB Regierungspräsidium Freiburg i. Br., abgerufen am 27. August 2021.
  4. Der Landkreis Lörrach, Band II, S. 298, 299.
  5. Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, Seite 86.
  6. Ortschaftsrat Eichsel, aufgerufen am 10. Februar 2021
  7. Einwohnerzahlen Eichsels von 1852 bis 1970, aufgerufen am 10. Februar 2021
  8. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Eichsel, aufgerufen am 10. Februar 2021
  9. Religionszugehörigkeit: Eichsel, aufgerufen am 10. Februar 2021
  10. Johannes Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 268.
  11. Chronik des SV Eichsel 1980 e. V., abgerufen am 10. Februar 2021
  12. Informationen zu Dinkelberg Hexen Eichsel 1989 e. V., abgerufen am 10. Februar 2021
  13. Website der Dinkelbergschule, aufgerufen am 15. Februar 2021
  14. Badische Zeitung: Feuerwehr Eichsel: Wie sie noch vor 75 Jahren Brände löschten, Artikel vom 23. September 2011, aufgerufen am 15. Februar 2021
  15. Beschreibung der Abteilung Eichsel der Freiwilligen Feuerwehr Rheinfelden, aufgerufen am 15. Februar 2021