Einen Zahn zulegen

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Einen Zahn zulegen (auch: einen Zahn drauflegen, einen Zacken zulegen) ist eine Redewendung der deutschen Umgangssprache und bedeutet „die Geschwindigkeit steigern“.

Verwandte Redewendungen

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Die Redewendung ist verwandt mit einen (großen, irren, tollen, ganz schönen) Zahn/Zacken draufhaben („sich mit sehr großer Geschwindigkeit fortbewegen“) und mit Komposita des Typs Mordszahn, Affenzahn („sehr große Geschwindigkeit“) und hat auch die verkürzten Formen zulegen, drauflegen („die Fahr- oder Marschgeschwindigkeit steigern, den Trab beschleunigen“) hervorgebracht.[1]

Herkunft und Entstehungszeit

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In den einschlägigen Wörterbüchern wird der Zahn oder Zacken dieser Redewendungen als Zahn am Zahnkranz des Handgashebels eines Kraftfahrzeugs,[1][2][3][4] vereinzelt auch als Zahn an der gezähnten Stange des Handgashebels älterer Jagdflugzeuge[5] gedeutet.

Erstbelege sind in den Wörterbüchern nicht ausgewiesen. Als Entstehungszeit für drauflegen („die Geschwindigkeit steigern“) als aus einen Zahn drauflegen entstandene Kurzform werden die 1920er- und für Mordszahn („sehr hohe Fahrgeschwindigkeit“) die 1930er-Jahre angegeben.[1] Bei der Herleitung aus der Handgasstange älterer Jagdflugzeuge wird die Entstehungszeit auch schon im Ersten Weltkrieg angenommen.[5] Literarisch greifbar werden sie seit den 1940er-Jahren, insbesondere mit Bezug auf Kraftfahrzeuge[6] und Militärflugzeuge.[7]

Kochstelle mit Kräueln in der Marksburg
Wassergetriebener Schmiedehammer. Regulierung über Zahnstange (im Vordergrund)

Populärwissenschaftliche Erklärungen sehen die Herkunft bereits im Mittelalter und leiten sie aus der mit Krallen versehenen Stange eines Kesselhakens ab, eines sogenannten Kräuels, an dem das Tieferhängen des Kessels um eine Kralle (einen Zahn oder Zacken) nach unten die Kochhitze und hierdurch mittelbar auch die Kochgeschwindigkeit erhöht.[8][9]

Wiktionary: einen Zahn zulegen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c Heinz Küpper: Pons Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, Klett-Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-12-570600-9, S. 21 („Affenzahn“), S. 174 („drauflegen“), S. 547 („Mordszahn“), S. 935 („Zacken“), S. 952 („zulegen“)
  2. Lutz Mackensen: Zitate, Redensarten, Sprichwörter. Fackelverlag, Brugg / Stuttgart 1973, ISBN 3-87220-332-0, S. 228: „man denkt an die Zahnung, an der der Handgashebel entlangläuft“ (Nr. 3169 zu „einen Zahn drauflegen“, „einen Zahn zulegen“)
  3. Heinz Küpper: Handliches Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, Claassen, Hamburg/Düsseldorf 1968, S. 472: „Hergenommen von dem radial am Steuerrad angebrachten Handgashebel, der an der gezähnten Oberfläche eines Kreissegments entlanggeführt wurde; je mehr man sich der Grenze des Segments näherte, einen um so »tolleren Zahn« hatte man drauf“
  4. Günther Drosdowski / Werner Scholze-Stubenrecht (Hrsg.), Der Duden. Bd. 11: Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten: Wörterbuch der deutschen Idiomatik. Dudenverlag, Mannheim u. a. 1992, ISBN 3-411-04111-0, S. 825 (s. v. „Einen Zahn draufhaben“): „Diese Wendung bezog sich ursprünglich wahrscheinlich auf die aus einem Zahnkranz bestehende Arretierung des Handgashebels im Auto, mit dem die Fahrgeschwindigkeit geregelt wurde.“
  5. a b Kurt Krüger-Lorenzen: Deutsche Redensarten und was dahinter steckt. Bd. 3: Der lachende Dritte. Econ-Verlag, Düsseldorf 1973, S. 237: „Der Hinweis auf das Zahnradgetriebe des Motors bringt uns einer richtigen Erklärung der Redensart zwar recht nahe, ursprünglich stammt diese Wendung jedoch aus der Fliegersrpache des Ersten Weltkrieges: In den kleinen primitiven Jagdmaschinen von 1914 hatte der Flugzeugführer, um Gas zu geben, eine auf der Unterseite mit Zähnen versehene Stange. Diese wurde durch eine einfache Feder in ihrer Halterung nach unten gedrückt und dadurch festgehalten. Schob man die Stange von sich weg nach vorn, so gab man mehr Gas, man legte »einen oder mehrere Zähne zu«. Bald nach dem Start, der mit Vollgas erfolgte, mußte ja zur Schonung des Motors eine leichte Drosselung durch »Zurücknahme des Gases« erfolgen. Wenn also ein Flugzeugführer – etwa im Luftkampf – mit Vollgas und dabei auch noch abwärts flog (die Maschine »drückte«), so kam es zu besonders hohen Geschwindigkeiten, und das Flugzeug hatte einen tollen Zahn drauf!“, wobei Krüger-Lorenzen letzteres auch auf das Getriebe des Motors bezieht.
  6. Hans Fallada: Kleiner Mann, großer Mann - alles vertauscht, oder Max Schreyvogels Lust und Last des Geldes. Rowohlt, Stuttgart u. a. 1940, S. 251: „Begeistert hiervon legte ich einen Zahn zu, der Tachometer zeigte auf die Zahl 35“.
  7. Fritz von Forell: Mölders und seine Männer. Scherl, Berlin 1941, S. 101: „... denn er vergaß völlig das Schießen und brauste mit einem 'Affenzahn' durch das Rheintal davon.“ — Otto Paust (Hrsg., im Auftrag des Oberkommandos der Wehrmacht): Kameradschaft ist stärker als der Tod, Limpert, Berlin 1943, S. 246: „Im 'Affenzahn' steuert Bernd H. die He in steiler Kurve nach unten“. — Heinz Jacks: Zerstörer feindwärts: Kriegsfahrten zwischen Eismeer und Biscaya. Mittler, Berlin 1943, S. 140: „Hatte einen wüsten Zahn drauf, der schneidige Hund!“ — Heinz Pape: Panzerflieger über dem Balkan, Bertelsmann, Gütersloh 1943, S. 110: „Rosinski drückt die Maschine an, und mit einem Affenzahn geht's abwärts.“
  8. Klaus Gorzny: Ruhrschlösser. Burgen, Schlösser und Adelssitze entlang der Ruhr. Verlag Piccolo, Marl 2002, ISBN 3-9801776-7-X, im Verzeichnis „Redewendungen aus mittelalterlichem Sprachgebrauch“ S. 172 (PDF (Memento des Originals vom 22. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.piccolo-verlag.de): „In den offenen Kaminen befand sich im Allgemeinen ein Gestänge mit einem herabhängenden gezackten Flacheisen (Kesselhaken). An diesem wurden über dem offenen Feuer Töpfe eingehängt, in denen das Essen garte. Wenn es schneller gehen sollte, weil der Hausherr früher als erwartet zum Essen kam, wurde der Topf einen oder mehrere Zacken tiefer gehängt, um den Kochvorgang zu beschleunigen. Man hatte also einen Zahn (Zacken) zugelegt.“
  9. Olga Ejikhine: Beim Wort genommen: Der Sprachführer durch die Welt der Redewendungen. Indigo, Utrecht 2005, S. V. „einen Zahn zulegen“: „früher hing auf der Feuerstelle im Haus der Topf an einer Art Sägekamm. Wurde der Topf nach unten gehängt, wurde das Essen schneller fertig.“