Einwohnerentwicklung von Erfurt
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Erfurt tabellarisch und graphisch wieder.
Am 31. Dezember 2018 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ von Erfurt nach Fortschreibung des Thüringer Landesamtes für Statistik 214.109 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).[1]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erfurt erlebte bereits frühzeitig ein städtisches Wachstum, so hatte bereits die 1066 ummauerte Stadtfläche eine erhebliche Größe. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Stadt weiter, sodass sie bereits im 14. Jahrhundert knapp 20.000 Einwohner zählte. Damit war Erfurt zur damaligen Zeit eine der größten Städte Mitteleuropas. Allerdings ebbte das Stadtwachstum in der Zeit um 1500 ab und die Stadt erlebte einen Niedergang. Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), die Bevölkerungszahl sank von 19.000 auf 13.000 Personen. 1682 und 1683 erlebte Erfurt die schlimmsten Pestjahre seiner Geschichte, allein 1683 erlag über die Hälfte der Bevölkerung der tödlichen Krankheit. Insgesamt starben 8792 Menschen an der Pest und 647 Personen an anderen Krankheiten.
Dadurch bedingt wuchs die Einwohnerzahl über 500 Jahre bis etwa 1820 nicht über die Werte des 14. Jahrhunderts hinaus. Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1802 erst 17.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 schon 85.000. Bereits 1906 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Erfurt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde.
Im Zweiten Weltkrieg verloren durch die alliierten Luftangriffe ungefähr 1600 Menschen ihr Leben. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, aber im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten hielt sich das Ausmaß der Zerstörung mit ungefähr 17 Prozent der Wohnungen in Grenzen. So sank die Einwohnerzahl nur leicht von 167.500 im Jahre 1940 auf 164.998 im Dezember 1945. Nach Beendigung des Krieges stieg die Bevölkerung der Stadt durch den Zustrom zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und der Eingemeindung mehrerer Orte bis August 1950 auf 188.650 Personen.
1972 lebten in der Stadt erstmals mehr als 200.000 Menschen. Ende der 1970er Jahre entstanden am Stadtrand die großen Wohngebiete Johannesplatz, Nordhäuser Straße, Rieth und Roter Berg mit zusammen über 17.000 Wohnungen. Die Bevölkerungszahl erreichte 1988 mit 220.016 ihren historischen Höchststand. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt bis 2006 aufgrund von Abwanderung, Suburbanisierung und Geburtenrückgang trotz zahlreicher Eingemeindungen rund 20.000 Menschen. Ende 2011 stand die Stadt mit 206.384 Einwohnern unter den deutschen Großstädten an 37., innerhalb Thüringens an 1. Stelle.
Innerhalb der Stadt gibt es jedoch große demografische Unterschiede. So gibt es junge, wachsende Stadtteile mit Geburtenüberschuss vor allem in den Gründerzeitquartieren um die Altstadt (beispielsweise die studentische Andreasvorstadt sowie Krämpfervorstadt und Johannesvorstadt im Osten) und in der Altstadt selbst. In diesen Stadtteilen stieg die Bevölkerungszahl zwischen 2000 und 2006 um 15 Prozent an. Des Weiteren gibt es einige demografisch stabile Stadtteile, die zwar keinen Geburtenüberschuss aufweisen, aber durch ausgleichenden Zuzug dennoch nicht schrumpfen. Dazu gehört vor allem der bürgerliche Süden von Erfurt (Löbervorstadt, Melchendorf) sowie die Arbeiterquartiere Ilversgehofen im Norden und Daberstedt im Osten. Langfristig werden aber auch diese Stadtteile überaltern. Als Gruppe der schnell schrumpfenden Stadtteile können die Plattenbaugebiete an der Peripherie im Norden und Südosten Erfurts gelten. Oftmals liegt die Sterbeziffer hier doppelt so hoch wie die Geburtenziffer, was gemeinsam mit Abwanderung und Überalterung zum raschen Rückgang der Einwohnerzahlen führt. Bei den innerstädtischen Wanderungen ist ein Trend vom Stadtrand ins Zentrum sichtbar.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1811 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1944), der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (1945 bis 1989) und des Statistischen Landesamtes (ab 1990). Die Angaben beziehen sich ab 1840 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1840 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1493 bis 1870
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadt Erfurt
Von 1945 bis 1989
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Staatliche Zentralverwaltung für Statistik
Ab 1990
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Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Einwohnerentwicklung in den Ortsteilen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Ortsteilen verlief höchst unterschiedlich. Die folgende Tabelle enthält die 53 Ortsteile.[2]
Stadtteil | Einwohner (1990) | Einwohner (2000) | Einwohner (2010) | Einwohner (2020) |
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Altstadt | 13.728 | 17.505 | 19.658 | |
Löbervorstadt | 11.127 | 11.628 | 12.178 | |
Brühlervorstadt | 10.879 | 12.442 | 13.837 | |
Andreasvorstadt | 13.130 | 15.556 | 17.026 | |
Berliner Platz | 8.473 | 6.395 | 5.835 | 6.008 |
Rieth | 9.391 | 6.526 | 5.758 | 6.285 |
Johannesvorstadt | 6.485 | 5.069 | 6.040 | 7.556 |
Krämpfervorstadt | 13.825 | 12.125 | 15.032 | 16.850 |
Hohenwinden | 2.048 | 1.906 | 1.889 | |
Roter Berg | 8.619 | 5.661 | 6.111 | |
Daberstedt | 14.814 | 13.837 | 13.428 | 13.502 |
Dittelstedt | 646 | 722 | 821 | |
Melchendorf | 12.225 | 10.849 | 10.211 | 10.652 |
Wiesenhügel | 6.621 | 5.203 | 5.462 | |
Herrenberg | 10.652 | 8.032 | 8.001 | |
Hochheim | 2.689 | 2.649 | 2.818 | |
Bischleben-Stedten | 1.600 | 1.676 | 1.584 | |
Möbisburg-Rhoda | 1.062 | 1.095 | 1.041 | |
Schmira | 704 | 749 | 935 | 947 |
Bindersleben | 1.180 | 1.334 | 1.511 | |
Marbach | 966 | 2.925 | 3.750 | 4.401 |
Gispersleben | 3.698 | 3.931 | 4.123 | 4.104 |
Moskauer Platz | 9.553 | 7.652 | 7.538 | |
Ilversgehofen | 9.914 | 10.823 | 12.183 | |
Johannesplatz | 5.424 | 5.252 | 5.257 | |
Mittelhausen | 1.122 | 1.084 | 1.050 | |
Stotternheim | 3.621 | 3.402 | 3.432 | |
Schwerborn | 667 | 592 | 637 | |
Kerspleben | 1.493 | 1.710 | 1.761 | |
Vieselbach | 2.123 | 2.215 | 2.141 | |
Linderbach | 801 | 781 | 932 | |
Büßleben | 1.213 | 1.311 | 1.255 | |
Niedernissa | 1.477 | 1.560 | 1.722 | |
Windischholzhausen | 1.328 | 1.639 | 1.914 | |
Egstedt | 517 | 496 | 523 | |
Waltersleben | 329 | 441 | 435 | 427 |
Molsdorf | 577 | 550 | 508 | |
Ermstedt | 384 | 456 | 424 | |
Frienstedt | 1.396 | 1.343 | 1.375 | |
Alach | 977 | 1.012 | 990 | |
Tiefthal | 1.199 | 1.101 | 1.051 | |
Kühnhausen | 1.186 | 1.152 | 1.131 | |
Hochstedt | 307 | 285 | 263 | |
Töttelstädt | 625 | 661 | 633 | 633 |
Sulzer Siedlung | 774 | 1.053 | 1.008 | |
Urbich | 1.070 | 1.130 | 1.113 | |
Gottstedt | 225 | 224 | 213 | |
Azmannsdorf | 359 | 351 | 356 | |
Rohda (Haarberg) | 291 | 299 | 251 | |
Salomonsborn | 1.031 | 1.117 | 1.090 | |
Schaderode | 319 | 299 | 274 | |
Töttleben | 340 | 321 | 328 | |
Wallichen | 168 | 164 | 167 |
Bevölkerungsprognose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Prognose der Bertelsmann-Stiftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrer 2009 veröffentlichten Publikation „Wer, wo, wie viele? – Bevölkerung in Deutschland 2025“, in der die Bertelsmann Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl für alle Kommunen ab 5000 Einwohnern in Deutschland liefert, wird für Erfurt ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2006 und 2025 um 2,4 Prozent (4812 Personen) vorausgesagt.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2012–2030 – Prognose für Erfurt (Hauptwohnsitze):[3]
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Quelle: Bertelsmann Stiftung
Prognose der Postbank
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im März 2016 veröffentlichte die Deutsche Postbank AG eine unter Leitung von Michael Bräuninger, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität, durchgeführte Studie unter dem Titel Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt, in der für 36 deutsche Großstädte auch eine Bevölkerungsprognose für das Jahr 2030 durchgeführt wird. Sie berücksichtigt auch explizit den Zuzug im Rahmen der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015. Für Erfurt wird darin von 2015 bis 2030 trotz Flüchtlingszuzug ein Bevölkerungsrückgang von 5,07 % vorhergesagt.[4]
Bevölkerungsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerung | Stand 31. Dezember 2022 |
---|---|
Einwohner | 215.520 |
davon männlich | 104.905 |
davon weiblich | 110.615 |
davon Ausländer | 24.833 |
Die größten Gruppen der melderechtlich in Erfurt registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2007 aus Vietnam (921), Russland (617), Ukraine (604), Türkei (415), Italien (219), Ungarn (217), Aserbaidschan (187), Polen (182), Serbien (174), Irak (145), China (116) und Kasachstan (115).[6]
Altersstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der die einzelnen Altersgruppen. Alle Daten stammen vom 31. Dezember eines jeweiligen Jahres (Hauptwohnsitze).
Jahr | Gesamtbevölkerung | Alter: 0 bis 15 | Alter: 16 bis 64 | Alter: ab 65 |
---|---|---|---|---|
2000 | 200.564 | 25.265 | 143.434 | 31.865 |
2005 | 202.844 | 21.243 | 142.897 | 38.704 |
2010 | 200.949 | |||
2015 | 210.271 | |||
2020 | 214.174 | |||
2022 | 215.520 | 28.937 | 137.040 | 49.453 |
Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Geburten- und Wanderungssaldo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Geboren/Gestorben | Geburtensaldo | Zuzüge/Fortzüge | Wanderungssaldo |
---|---|---|---|---|
1995 | 1202/2235 | −1033 | 5311/6642 | −1331 |
1996 | 1301/2103 | −802 | 5534/7660 | −2126 |
1997 | 1426/2077 | −651 | 6281/8428 | −2167 |
1998 | 1455/1952 | −497 | 6186/8121 | −1935 |
1999 | 1553/2025 | −472 | 6529/7721 | −1192 |
2000 | 1707/2050 | −343 | 7105/7465 | −360 |
2001 | 1695/1943 | −248 | 7309/7499 | −190 |
2002 | 1617/2037 | −420 | 7518/7259 | +259 |
2003 | 1705/2079 | −374 | 9270/7220 | +2050 |
2004 | 1763/1988 | −225 | 8689/7666 | +1023 |
2005 | 1722/1993 | −271 | 8372/7708 | +664 |
2006 | 1718/1997 | −279 | 8128/8037 | +91 |
2007 | 1912/2039 | −127 | 8493/8096 | +397 |
2008 | 1892/2076 | −184 | 8894/8304 | +590 |
2009 | 1827/2174 | −347 | 9160/8320 | +840 |
2010 | 2035/2081 | −46 | 9229/8028 | +1201 |
2011 | 1823/2118 | −295 | 10352/8675 | +1677 |
2012 | 2002/2202 | −200 | 10326/8646 | +1680 |
2013 | 2100/2200 | −100 | 10690/9220 | +1470 |
2014 | 2150/2233 | −83 | 10986/9608 | +1378 |
Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Nach der Wende 1990 setzte zunächst eine rasche Suburbanisierung ein, die Mitte der 90er-Jahre ihren Höhepunkt erreichte. Beispielsweise betrug der Wanderungssaldo zu benachbarten Kreisen 1998: nach Gotha −597, nach Sömmerda −403, ins Weimarer Land −363 und in den Ilm-Kreis −281 Einwohner. Im Jahr 2001 kehrte sich diese Entwicklung um; seitdem wandern mehr Menschen aus den benachbarten Kreisen nach Erfurt ein, als aus der Stadt dorthin ziehen. 2007 lag der Wanderungssaldo zu den benachbarten Kreisen bei: Gotha +58, Sömmerda +31, Weimarer Land +38 und Ilm-Kreis +97.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Friedrich Wilhelm Dieterici (Hrsg.): Mitteilungen des Statistischen Bureau's in Berlin. 1848–1861.
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. 1880–1918.
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. 1919–1941/42.
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden. 1890 ff.
- Staatliche Zentralverwaltung für Statistik (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik. 1955–1989.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wer, wo, wie viele? – Bevölkerung in Deutschland 2025. Praxiswissen für Kommunen. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-86793-042-0, urn:nbn:de:101:1-2010090917163.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bevölkerungsentwicklung in Erfurt auf erfurt-web
- Thüringer Landesamt für Statistik: Daten und Fakten
- Stadt Erfurt: Daten und Fakten
- Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Daten und Fakten. In: statistik.thueringen.de, abgerufen am 4. Februar 2019.
- ↑ 1990: Hauptartikel; 2000/2010/2020: erfurt.de: Bevölkerung in Stadtteilen
- ↑ Bertelsmann Stiftung: Bevölkerungsprognose. In: wegweiser-kommune.de, abgerufen am 17. November 2017.
- ↑ Presseinformation Deutsche Post AG: Postbank Studie „Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt“: Wo Bevölkerungswachstum die Preise steigen lässt. In: postbank.de. 3. März 2016, abgerufen am 3. März 2016.
- ↑ erfurt.de: Bevölkerung der Stadt
- ↑ Bevölkerung der Stadt Erfurt – Bestands- und Bewegungsdaten ( vom 30. Juni 2010 im Internet Archive). In: erfurt.de, abgerufen am 17. November 2017.
- ↑ Datenbank Zensus 2011, Erfurt, Alter + Geschlecht