Einwohnerentwicklung von Kiel
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Kiel tabellarisch und graphisch wieder.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelalter und der frühen Neuzeit lebten in Kiel nur wenige tausend Menschen. Die Bevölkerungszahl wuchs sehr langsam und ging wegen der zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1803 erst 7.075 Menschen in der Stadt, so waren es 1885 bereits 52.000.
Im Jahre 1900 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1910 verdoppelte sich diese Zahl auf 212.000. Der Zuwachs ist zum Teil auf Eingemeindungen zurückzuführen, überwiegend aber auf die Ansiedlung der Marine und den Aufschwung in der Werftindustrie. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden weniger Arbeiter auf den Werften benötigt und die Anzahl der Marineangehörigen ging zurück. Durch weitere Eingemeindungen 1922 bis 1924 stieg die Bevölkerungszahl leicht.
Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden die Kapazitäten in der Werftindustrie stark erweitert und viele militärische, industrielle und zivile Neubauten errichtet. Im Zweiten Weltkrieg war die Wirtschaft der Stadt komplett auf die Rüstung ausgerichtet und die Bevölkerungszahl erreichte im Dezember 1942 mit 306.000 Menschen ihren historischen Höchststand, mitverursacht durch die vielen in der Industrie und den Werften eingesetzten Zwangs- und „Ostarbeiter“. Während des Krieges wurden über 150.000 Kieler evakuiert und Kinder im Rahmen der Kinderlandverschickung in weniger gefährdete Gebiete gebracht. Die Stadt war wegen ihrer großen militärischen Bedeutung als Stützpunkt der Kriegsmarine, Endpunkt des Nord-Ostsee-Kanals und Standort dreier Großwerften Ziel von 90 Luftangriffen, bei denen fast 3.000 Menschen ums Leben kamen.
Ab Ende Juli 1944 brachte die Evakuierung von etwa 2,5 Millionen Menschen aus Baltikum und Memelland, Ost-/Westpreußen sowie Pommern und Mecklenburg zusätzlich Flüchtlinge und Vertriebene nach Kiel. Die Bevölkerungszahl, am 1. Januar 1945 waren es 143.000,[1] stieg bis Dezember 1945 wieder auf 199.579 Personen. Die Integration dieser Menschen stellte die Stadt vor zusätzliche Herausforderungen. In den Nachkriegsjahren wurde Kiel neu aufgebaut. Die Stadt entwickelte sich bald wieder zum wirtschaftlichen, politischen und geistigen Zentrum Schleswig-Holsteins. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1961 auf 273.000. Am 31. Dezember 2007 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Kiel nach Fortschreibung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 236.902 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1830 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1300 bis 1900
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1900 bis 1944
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¹ Volkszählungsergebnis
² Historischer Höchststand; einschließlich kriegsbedingt eingesetzter Fremdarbeiter
Von 1945 bis 1970
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadtverwaltung Kiel
Ab 1971
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¹ Volkszählungsergebnis
Quellen: 1971 bis 2011 und 2015 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein; 2012 bis 2014 Regionaldatenbank Deutschland der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder
Bevölkerungsprognose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wurde für Kiel ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 1,9 Prozent (4.390 Personen) vorausgesagt. Demnach hätte Kiel am 31. Dezember 2020 eine absolute Bevölkerung von 228.649 Einwohnern nach Hauptwohnsitzen.
Mittlerweile prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung in ihrem Portal "Wegweiser Kommune", einer Weiterentwicklung des "Wegweisers Demographischer Wandel", entgegen den noch 2006 veröffentlichten Zahlen für Kiel eine Bevölkerungszunahme von 2006 bis 2025 und anschließend eine leichte Abnahme der Bevölkerung bis 2030:[2]
Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung 2006–2030
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Die aktuelle Bevölkerungszahl (31. Dezember 2010: 239.526) zeigt, dass die 2010 erstellte Prognose von der Realität um 2011 Personen übertroffen wird.
Im März 2016 veröffentlichte die Deutsche Postbank AG eine unter Leitung von Michael Bräuninger, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität, durchgeführte Studie unter dem Titel Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt, in der für 36 deutsche Großstädte auch eine Bevölkerungsprognose für das Jahr 2030 durchgeführt wird. Sie berücksichtigt auch explizit den Zuzug im Rahmen der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015. Für Kiel wird darin von 2015 bis 2030 trotz Flüchtlingszuzug ein Bevölkerungsrückgang von 3,14 % vorhergesagt.[3]
Bevölkerungsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die größten Gruppen der melderechtlich in Kiel registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2006 aus der Türkei (6.425), Polen (1.720), Russland (951), Irak (973), Ukraine (698), Serbien (605), Kroatien (454), China (390), Iran (330), Italien (284), Thailand (262), Großbritannien (259), Österreich (242), Bosnien und Herzegowina (219), Frankreich (213), Griechenland (206), USA (205), Spanien (202) und Bulgarien (201).[4]
Bevölkerung | Stand 31. Dezember 2006 |
---|---|
Einwohner mit Hauptwohnsitz | 235.366 |
davon männlich | 114.797 |
weiblich | 120.569 |
Deutsche | 213.653 |
Ausländer | 21.713 |
Ausländeranteil in Prozent | 9,2 |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Altersstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2006 (Hauptwohnsitze).
Alter von – bis | Einwohnerzahl | Anteil in Prozent |
---|---|---|
0 – 5 | 11.530 | 4,9 |
6 – 9 | 7.472 | 3,2 |
10 – 17 | 16.267 | 6,9 |
18 – 29 | 44.443 | 18,9 |
30 – 44 | 55.880 | 23,7 |
45 – 64 | 57.173 | 24,3 |
über 65 | 42.601 | 18,1 |
Gesamt | 235.366 | 100,0 |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Stadtteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2017 (Hauptwohnsitze).[5]
Nr. |
Name |
Fläche in km² |
Einwohner- zahl |
Einwohner pro km² |
Personen mit Migrations- hintergrund |
Personen mit Migrations- hintergrund in % |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Altstadt | 0,33 | 835 | 2.530 | 196 | 23,5 |
2 | Vorstadt | 0,46 | 1.318 | 2.865 | 345 | 26,2 |
3 | Exerzierplatz | 0,42 | 6.511 | 15.502 | 1.164 | 17,6 |
4 | Damperhof | 0,46 | 3.325 | 7.228 | 565 | 17,0 |
5 | Brunswik | 0,54 | 6.345 | 11.750 | 1.012 | 15,9 |
6 | Düsternbrook | 1,83 | 3.239 | 1.769 | 710 | 21,9 |
7 | Blücherplatz | 0,82 | 11.221 | 13.684 | 1.258 | 11,2 |
8 | Wik | 7,73 | 19.656 | 2.542 | 3.918 | 19,9 |
9 | Ravensberg | 3,01 | 12.423 | 4.127 | 2.077 | 16,4 |
10 | Schreventeich | 2,47 | 11.888 | 4.812 | 1.642 | 13,8 |
11 | Südfriedhof | 3,19 | 15.336 | 4.807 | 2.926 | 19,1 |
12 | Gaarden-Ost | 2,60 | 18.878 | 7.260 | 10.621 | 56,3 |
13 | Gaarden-Süd und Kronsburg | 6,29 | 10.764 | 1.711 | 2.458 | 22,8 |
14 | Hassee | 5,80 | 12.347 | 2.128 | 2.484 | 20,1 |
15 | Hasseldieksdamm | 3,39 | 2.852 | 841 | 375 | 13,1 |
16 | Ellerbek | 2,37 | 6.321 | 2.667 | 2.159 | 34,2 |
17 | Wellingdorf | 3,77 | 8.032 | 2.130 | 2.160 | 26,9 |
18 | Holtenau | 5,91 | 5.702 | 964 | 1.024 | 18,0 |
19 | Pries | 4,93 | 7.421 | 1.505 | 1.247 | 16,8 |
20 | Friedrichsort | 2,71 | 2.092 | 771 | 456 | 21,8 |
21 | Neumühlen-Dietrichsdorf | 4,34 | 12.731 | 2.933 | 3.602 | 28,3 |
22 | Elmschenhagen | 6,66 | 17.220 | 2.585 | 3.230 | 18,8 |
23 | Suchsdorf | 8,04 | 9.396 | 1.168 | 1.002 | 10,7 |
24 | Schilksee | 5,93 | 5.027 | 847 | 703 | 14,0 |
25 | Mettenhof | 2,83 | 20.031 | 7.083 | 10.168 | 50,8 |
26 | Russee | 3,98 | 7.076 | 1.777 | 975 | 13,8 |
27 | Meimersdorf | 7,71 | 3359 | 435 | 716 | 21,3 |
28 | Moorsee | 5,57 | 2.094 | 375 | 496 | 23,7 |
29 | Wellsee | 5,14 | 5.325 | 1.035 | 1.323 | 24,8 |
30 | Rönne | 4,78 | 425 | 89 | 21 | 4,9 |
Kiel | 114,01 | 249.190 | 2.185 | 61.036 | 24,5 |
Quelle: Stadt Kiel
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Bevölkerung und Gebiet
- Stadtverwaltung Kiel: Bevölkerung
- Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Demographischer Wandel
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ kiel.de: Erinnerungstag 4. Mai 1945: Vor 60 Jahren – im Mai 1945 Kriegsende und Besetzung Kiels durch die Briten ( vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive)
- ↑ Bertelsmann-Stiftung: Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung für Kiel. In: wegweiser-kommune.de. Ehemals im ; abgerufen am 7. April 2018. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Presseinformation Deutsche Post AG: Postbank Studie "Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt": Wo Bevölkerungswachstum die Preise steigen lässt, veröffentlicht am 3. März 2016, abgerufen am 3. März 2016.
- ↑ Stadt Kiel: Ausländische Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht. (PDF) In: kiel.de. Ehemals im ; abgerufen im Dezember 2006. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Die Kieler Stadtteile 2017. (PDF) Statistischer Bericht Nr. 259. Stadt Kiel, S. 4, abgerufen am 18. Oktober 2018.