Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs

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Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs
Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs
Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs
Blick vom Schweizer Ufer Richtung Südost
Nutzung Eisenbahnbrücke
Überführt Bahnstrecke Feldkirch–Buchs
Querung von Alpenrhein
Ort Schaan (LI) – Buchs SG (CH)
Konstruktion Stahl
Gesamtlänge 190 Meter
Fertigstellung 5. April 1935
Eröffnung 5. April 1935
Lage
Koordinaten 755576 / 225761Koordinaten: 47° 9′ 52″ N, 9° 29′ 26″ O; CH1903: 755576 / 225761
Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs (Stadt Buchs SG)
Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs (Stadt Buchs SG)
Ansicht des Flusspfeilers vom Schweizer Ufer, in Fliessrichtung
p1

Die Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs ist eine eingleisige Rheinbrücke an der Bahnstrecke Feldkirch–Buchs. Sie stellt die einzige Eisenbahnbrücke zwischen Liechtenstein und der Schweiz dar.

Erste Eisenbahnbrücke

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Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch im Fürstentum Liechtenstein Bestrebungen, Anschluss an das Eisenbahnnetz zu erhalten. Die liechtensteinische Regierung bevorzugte eine das ganze Land durchquerende Bahnlinie (bis nach Balzers), schliesslich einigten sich Liechtenstein und Österreich – im Einvernehmen mit der Schweiz – aber auf eine Streckenführung von Feldkirch über Schaan nach Buchs.[1] Zur Verbindung von Schaan und Buchs begann 1871 der Bau einer Eisenbahnbrücke und bereits am 24. Oktober 1872 fuhr der erste Zug zwischen beiden Orten.[2] Die Brücke wurde dabei als Gitterkonstruktion aus Eisen mit doppeltem Kreuzfachwerk erstellt.[3] Sie bestand aus zwei je 69 m langen Hauptöffnungen und zwei je 31 m langen Seitenöffnungen.[4] Im Jahr 1892 wurde die Brücke für höhere Verkehrslasten verstärkt.[5]

Rheinhochwasser 1927

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Nach der Kanalisierung des Rheins im 19. Jahrhundert blieb infolge einer aufgrund des geringen Gefälles zu geringen Schleppkraft des Wassers immer mehr Schwemmmaterial am Flussgrund liegen. Das Niveau der Flusssohle stieg dadurch ständig und lag zuletzt etwa 7 bis 9 m über dem Umland. Ein Dammbruch hätte somit ein komplettes Auslaufen des Flusses zur Folge.[4] Um die Gefahr vor Rheinüberschwemmungen zu reduzieren, wurden deshalb im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts die Dämme immer wieder erhöht. Die verschiedenen Rheinbrücken hob man jedoch meist nicht gleich mit an, sodass die Brückenunterseiten tiefer lagen als die Wuhren. Auf dem liechtensteinischen Rheinabschnitt lagen dabei die Eisenbahnbrücke Schaan-Buchs und eine 300 m stromabwärts befindliche, hölzerne Straßenbrücke am tiefsten.[6] Diese Problematik war auch den Österreichischen Bundesbahnen bekannt, die entsprechend eine (weitere) Hebung der Eisenbahn-Rheinbrücke um über einen Meter beabsichtigten (zunächst für Winter 1926/1927, dann für Winter 1927/1928 geplant).[5]

Doch bereits im September 1927 ereignete sich ein ausserordentliches Rheinhochwasser: Der Wasserpegel stieg am 25. September 1927 so weit an, dass Treibholz und andere vom Wasser mitgeführte Objekte sich an der Eisenbahnbrücke stauten, auf dem Gleis zu liegen kamen und sich in den Eisenträgern verkeilten.[7] Gegen 18:00 erreichte die Flutwelle am 50 km aufwärts gelegenen Pegel Reichenau ihren Höchststand von etwa 5 m über dem Mittelwasser, an der Buchser Rheinbrücke stieg er ab dieser Zeit aller 10 Minuten um 6 bis 7 cm an. Gegen 19:00 h riss der Rhein die hölzerne Straßenbrücke weg, nach weiteren 50 Minuten war er soweit gestiegen, dass der östliche Rheindamm durch das von der zu tief liegenden Eisenbahnbrücke angestaute Wasser überspült wurde und brach. Die Lücke im Damm wuchs in kurzer Zeit bis auf 250 m Länge an. Die Wassermassen (geschätzte Wasserführung: 3000 m³/s) überfluteten weite Teile Schaans sowie des Liechtensteiner Unterlandes und verursachten die grösste Naturkatastrophe in der neueren Geschichte Liechtensteins.[8] Die Hochwasserspitze dürfte die Rheinbrücke sogar erst einige Stunden nach dem Dammbruch, in der Nacht zum 26. September, passiert haben. Die Rheinbrücke selbst wurde schwer beschädigt: Das östliche Widerlager der 31 Meter langen rechtsufrigen Vorbrücke wurde unterspült, der Fachwerkträger stürzte uferseitig ins Wasser und der zur Rheinbrücke führende Eisenbahndamm wurde auf 300 Meter Länge zerstört. Die Struktur der beiden Hauptöffnungen blieb weitgehend intakt, doch zeugten zahlreiche Dellen und Beulen in den Stahlträgern von der enormen Wucht, mit der die Baumstämme gegen das Tragwerk getrieben wurden.[5][4]

Notbrücke 1927

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Mit dem Unterbruch der Bahnlinie Buchs-Feldkirch musste der internationale Eisenbahnverkehr von Zürich über St.Gallen–St. Margrethen nach Feldkirch umgeleitet werden.[9] Um eine Verzögerung der Wiederherstellung der Eisenbahnlinie Feldkirch-Buchs zu verhindern, entschlossen sich die Österreichischen Bundesbahnen dazu, die noch zum Teil bestehende Brücke um eine Notbrücke zu ergänzen. Dabei wurde beschlossen, den durch die Überschwemmung zerstörten Eisenbahndamm, welcher zur Rheinbrücke geführt hatte, nicht neu zu erstellen, sondern durch eine provisorische Brücke zu ersetzen. Damit sollte insbesondere die Gefahr neuer Beschädigungen durch erneute Wuhreinbrüche verhindert werden.[9] Durch diese provisorische Verlängerung erreichte die Eisenbahnbrücke nun eine Länge von insgesamt 315 Meter.[10] Die Arbeiten begannen Anfang Oktober und bereits am 17. November 1927 konnte die provisorische Brücke für den lokalen und internationalen Zugverkehr geöffnet werden.[11]

Um neuen Anforderungen (z. B. Geschwindigkeit, Tragfähigkeit) gerecht zu werden, wurde beschlossen, die provisorische Brücke zu ersetzen. So erstellten die Österreichischen Bundesbahnen ab Herbst 1934 neben der provisorischen Brücke eine neue Eisenbahnbrücke. Für den Bau wurden rund 90 Waggons mit je 10 Tonnen Flussstahl sowie 15 Waggons Zement aus Österreich angeliefert; insgesamt waren am Bau rund 350 österreichische Arbeiter beschäftigt.[12] Die 190 Meter lange Stahlbrücke sollte dabei durch den Flusspfeiler von 1870/1872 getragen werden.[13] Zu diesem Zweck schob man am 5. April 1935 die alte Brücke mittels Rolllagern weg und schob die neue Brücke ein. Noch gleichentags fand schliesslich die Eröffnung der neuen Eisenbahnbrücke statt.[14]

  • Paul Vogt: Brücken zur Vergangenheit. Ein Text- und Arbeitsbuch zur liechtensteinischen Geschichte 17. bis 19. Jahrhundert. Amtlicher Lehrmittelverlag, Vaduz 1990.
  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Das Oberland. In: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK: Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern 2007, ISBN 978-3-906131-85-6.
Commons: Eisenbahnbrücke Schaan–Buchs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Lothar Beer: Eisenbahn. In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein. Band 1, 2013, 175–176.
  2. Oehry Johann: Brücken über den Rhein. In: Eintracht, Zeitschrift für Heimat und Brauchtum. Advent 2003, S. 19.
  3. Cornelia Hermann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Das Oberland. 2007, S. 227.
  4. a b c Peter Meyer: Katholische Kirchen. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 90, Nr. 16, 1927, ISSN 0036-7524, S. 204, doi:10.5169/seals-41788 (e-periodica.ch [abgerufen am 29. Juni 2024]).
  5. a b c R. Kaiser: Die Hebung der Eisenbahn-Rheinbrücke zwischen Buchs und Schaan. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 92, Heft 8, 1928, S. 93–98 (http://doi.org/10.5169/seals-42555).
  6. Peter Geiger: Krisenzeiten. Liechtenstein in den Dreissigerjahren. 1928-1939. Vaduz, 1997, S. 84.
  7. Oehry Johann: Brücken über den Rhein. In: Eintracht, Zeitschrift für Heimat und Brauchtum. Advent 2003, S. 19.
  8. Peter Geiger: Krisenzeiten. Liechtenstein in den Dreissigerjahren. 1928-1939. Vaduz, 1997, S. 84.
  9. a b A. Bühler: Die Eisenbahn-Notbrücke zwischen Buchs und Schaan. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 90, Heft 25, 1927, S. 320–324 (http://doi.org/10.5169/seals-41825).
  10. A. Bühler: Die Eisenbahn-Notbrücke zwischen Buchs und Schaan. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 89/90, Heft 25, 1927, S. 321.
  11. A. Bühler: Die Eisenbahn-Notbrücke zwischen Buchs und Schaan. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 89/90, Heft 25, 1927, S. 324.
  12. Auswechslung der Eisenbahnbrücke über den Rhein nächst Buchs. In: Liechtensteiner Vaterland. 03.04.1935, S. 3.
  13. Cornelia Hermann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Das Oberland. 2007, S. 339.
  14. Ein Werk der Technik. Von der Eisenbahnbrücke Schaan-Buchs. In: Liechtensteiner Volksblatt. 06.04.1935, S. 1.