Ekloge des Theodulus
Die Ekloge des Theodulus (Latein: Ecloga Theoduli, im Frühdruck auch Egloga) ist ein vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert[1] in lateinischer Sprache und in Versform abgefasster Dialog, der im Mittelalter und wohl noch bis in die Renaissance als Schultext weit verbreitet war.
Inhalt und Verfasser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegenstand ist ein Streitgespräch zwischen Alathia (altgriechisch ἀλήθεια alḗtheia „Wahrheit“)[2] und Pseustis („Falschheit, Lüge“), in dem Phronesis (Vernunft) als Schiedsrichter auftritt.[3] Das Streitgedicht kommt in bukolischer Verkleidung daher: der mit athenischer Weisheit getränkte Hirt Pseustis und die christliche Hirtenjungfrau Alathia streiten beide für ihre Religion. Jeder heidnischen Sage setzt Alathia eine biblische Geschichte entgegen.[4]
Der Verfassername wird als Pseudonym angesehen. Das Werk wird von manchen Autoren Gottschalk von Orbais (805–869) zugeschrieben.[3] Der lateinische theodolus entspricht in der deutschen Übersetzung dem Namen Gottschalk (Godescalc: Diener oder Sklave Gottes). Dieser Auffassung, so Ernst Robert Curtius 1948, habe bereits Karl Strecker widersprochen und sie „als irrig dargetan“: Strecker habe das Werk vielmehr ins 10. Jahrhundert eingeordnet.[5]
Ausgabe.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konrad Goehl, Jorit Wintjes: Die ecloga des Theodulus. Übersetzt von Konrad Goehl, mit einer Einführung und Erläuterungen von Jorit Wintjes. Baden-Baden: Deutscher Wissenschafts-Verlag, 2012, ISBN 978-3-86888-052-6
- Johann Osternacher: Theoduli ecloga. in: Jahres-Bericht des Gymn. am Kollegium Petrinum, Linz-Urfahr, 1902.
- Francesco Mosetti Casaretto: Teodulo, Ecloga. Il canto della verità e della menzogna. Florenz 1997.
- George Rigg: The Eclogue of Theodulus. A Translation. Übersetzung mit Kommentar (engl.). Universität Toronto, 2005 (online)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolaus Henkel: Die Ecloga Theodoli und ihre literarischen Gegenkonzeption. In: Walter Berschin (Hrsg.): Lateinische Kultur im X. Jahrhundert. Akten des 1. Internationalen Mittellateinerkongresses, Heidelberg, 1988. Stuttgart: Hiersemann, 1991, S. 151–162 (online)
- Ruth Affolter-Nydegger: In bukolisches Gewand gekleidete Heilsgeschichte. Bernhard von Utrecht, Kommentar zur »Ecloga Theoduli«. In: Regula Forster / Paul Michel (Hrsg.): Significatio. Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik II, Pano-Verlag, Zürich 2007, ISBN 978-3-907576-38-0, S. 271–324, mit Texten, dt. Übersetzungen und Kommentaren.
- Klaus Lennartz: Theoduls Ekloge als literarisches Kunstwerk. In: Mittellateinisches Jahrbuch, 49,2 (2014) S. 167–200.
- Harry C. Schnur: Die Hirtenflöte. Bukolische Dichtungen von Vergil bis Geßner. Reclams Universal-Bibliothek No. 690, Leipzig 1978. (S. 64–71: dt. Übersetzung der ersten 344 Verse)
Digitalisate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Exemplare Konrad Kachelofen 1489 (Ausgabe 1489 im Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW-Nummer M45870)):
Exemplar Konrad Kachelofen 1492 (Ausgabe 1492 im Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW-Nummer M45871)): Herzog August Bibliothek, Digitalisat;
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Edition in Migne’s Patrologia Latina Text der Ekloge als PDF, Documenta Catholica Omnia
- Felicitas Noeske, „Inkunabel (4),“ in bibliotheca.gym, 19/11/2015, (Artikel).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ronald E. Pepin, An English Translation of the Auctores Octo: A Medieval Reader, Mediaeval Studies 12 (The Edwin Mellen Press, 1999), pp. 25–40.
- ↑ Tradiert wird die Namensform mit dem griechischen Eta als Alithia (Aussprache seit dem Mittelgriechischen), Kachelofen druckte Alathia.
- ↑ a b The Cambridge Medieval History
- ↑ Nach Hermann Reich (Hrsg.): Deutsche Dichter des lateinischen Mittelalters in deutschen Versen. München: Beck 1913, S. 485
- ↑ Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern 1948, siebente Auflage 1969, S. 266, Anm. 1