El Pintor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
El Pintor
Studioalbum von Interpol

Veröffent-
lichung(en)

September 1, 2014

Aufnahme

January 5, 2013 - July 31, 2014

Label(s) Matador Records

Format(e)

CD, Vinyl

Genre(s)

Indie-Rock

Titel (Anzahl)

10

Länge

39:50

Besetzung
  • Gitarre, Piano: Daniel Kessler
  • Schlagzeug: Samuel „Sam“ Fogarino

Produktion

„Interpol“

Studio(s)

Electric Lady Studios; Atomic Sound

Chronologie
Interpol (2010) El Pintor Marauder (2018)
Singleauskopplungen
12. August 2014 All the Rage Back Home
25. November 2014 Everything Is Wrong
9. März 2015 Anywhere

El Pintor ist das fünfte Studioalbum der New Yorker Post-Punk-Revival-Band Interpol. Das Album wurde vom Winter 2013 bis Sommer 2014 in den New Yorker Electric Lady Studios in Greenwich Village und Atomic Sound Studios in Red Hook aufgenommen und am 9. August 2014 in den Vereinigten Staaten bei Matador Records, international einen Tag früher bei dem Label Soft Limit veröffentlicht.

Der Albumname El Pintor (spanisch Der Maler) ist ein Anagramm des Bandnamens Interpol.[1][2]

Entstehungsgeschichte und Artwork

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Interpol auf El Pintor-Tour, Palladium (Köln), Januar 2015

Nach 200 Tourkonzerten nach der Veröffentlichung des letzten Albums und dem Ausscheiden des Bassgitarristen Carlos Dengler 2010 benötigte die Band einige Zeit der Neuorientierung, um sich an die Arbeit für ein neues Album zu begeben.[3] Gitarrist Daniel Kessler widmete sich eigenen Projekten und Frontmann Paul Banks veröffentlichte in der Zwischenzeit ein Soloalbum und eine EP unter seinem Synonym Julian Plenti.[4]

Wie auch das Vorgängeralbum Interpol produzierte die Band El Pintor selbst. Aufgenommen und abgemischt wurde das Album in den New Yorker Electric Lady Studios und Atomic Sound Studios von James Brown und Alan Moulder, die bereits mit Nine Inch Nails, The Smashing Pumpkins, U2, The Killers, The Bravery, Björk oder den Foo Fighters gearbeitet haben.[5][6] Das Mastering der Aufnahmen übernahm Greg Calbi.[7]

Für das Frontcover des Albums – zwei in rotes Licht getauchte klatschende Hände – konnte die Band David Calderley gewinnen, der die ziemlich anspruchsvollen Vorstellungen der Band umsetzte. Als Vorlage für das Cover diente Calderley eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus den 1930er Jahren,[8] die durch Wortmarken ergänzt wurden, die in einem Retro-Schriftfont, der serifenlosen Futura von 1927 gesetzt wurden. Das rot-schwarze, grafisch reduzierte Albumcover zeigt große Anlehnung an die Gestaltung des Debütalbums Turn on the Bright Lights.

Im Rahmen der Vermarktung des Albums arbeitete Interpol Ende 2014 mit dem Streetart-Künstler Shepard Fairey zusammen, der für zwei Graffiti an einem Haus in Williamsburg, Brooklyn (North 7th Street und Driggs Avenue) das Artwork des Albums umsetzte und eine Reihe von signierten grafischen Drucken herstellte, die im Vorverkauf des Albums angeboten wurden.[9] Für das Graffito verwendete Fairey den Titel der Single Everything is Wrong und schuf in Anlehnung an den Namen des Albums zwei Anagramme – The very growing sin und Every wrong insight –, die die Wandbilder ergänzen.[10]

Release und Tournee

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Interpol beim Rock am Ring 2015

Zum charakteristischen Understatement der Band gehören außergewöhnliche Orte für die Präsentation ihrer Alben. El Pintor wurde in der Halle des ägyptischen Tempels von Dendur im Metropolitan Museum of Art am 2. September 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt.[11]

Den Auftakt zu der Releasetour spielte Interpol am 25. Juli 2014 in Byron Bay in Australien. Anfang August begab die Band sich bis Ende 2014 auf Nordamerika-Tournee. Während der Tour steckte die Band am 18. bis 20. November über 50 Stunden nach einem Schneesturm in der Nähe von Buffalo im Tourbus fest und musste darauf hin drei Konzerte in Toronto und Boston absagen.[12] Im Januar und Februar 2015 führte die Europatour Interpol für zwei Konzerte auch nach Köln und Berlin. Als Supportact begleitete die Noise-Rock-Band Health Interpol auf einigen Konzerten. Bevor die Band im Sommer 2015 weltweit einige Openair-Konzerte und Festivals spielt, folgte im Frühjahr 2015 der zweite Teil der Amerika-Tour.

Nachdem das letzte Album Interpol musikalisch kritisiert und kommerziell hinter dem Erfolg der ersten Alben geblieben ist, greift die Musik von El Pintor wieder auf bewährte Konzepte, als „Rückkehr zur alten Form“ zurück.[13] Viele der Songs sind geprägt von den exakt durchkonstruierten Gitarrenriffs Kesslers und der eindringlichen, meist melancholischen Stimme Paul Banks, die besonders in der Anfangszeit der Band mit Ian Curtis verglichen wurde, sich aber längst zu einem eigenständigen Markenzeichen der New Yorker Band entwickelt hat.[13] Die Melodien sind im Vergleich zu früheren Werken „[o]rchestraler, [fast] sakraler [...] produziert“.[14] Einzelne Songs des Albums bedienen sich heute Elementen des HipHops und Free Jazz. Dennoch wird das Gesamtwerk von der Musikkritik als „monochromer Post-Punk“ charakterisiert.[15]

El Pintor
Nr.TitelAutor(en)GastmusikerLänge
1.All the Rage Back HomePaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)4:22
2.My DesirePaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)5:00
3.AnywherePaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)3:12
4.Same Town, New StoryPaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)4:09
5.My Blue SupremePaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)3:09
6.Everything Is WrongPaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)3:32
7.Breaker 1Paul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)4:13
8.Ancient WaysPaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard)3:00
9.Tidal WavePaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoRoger Joseph Manning Jr. (Keyboard)4:17
10.Twice As HardPaul Banks, Daniel Kessler, Sam FogarinoBrandon Curtis (Keyboard); Rob Moose (Viola)4:56
Gesamtlänge:39:50

Der Bonustrack The Depths (4:08) ist nur beim Erwerb des Albums über iTunes erhältlich. Die Target deluxe edition enthält darüber hinaus den Song Malfeasance (4:36) und die Live-Version von Slow Hands (3:18) vom zweiten Interpol-Album Antics, aufgenommen in der Brixton Academy. Bei diesem Live-Auftritt unterstützte Bassgitarrist Brad Truax die Band, während nach dem Ausscheiden von Carlos Dengler bei den Studioaufnahmen zu El Pintor Frontmann Paul Banks den Part des Bassgitarristen übernahm.

Singleveröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erste Single des Albums wurde am 12. August 2014 All the Rage Back Home veröffentlicht. Die am 25. November 2014 veröffentlichte zweite Singleauskopplung Everything Is Wrong wird als Bonus am 18. April 2015, zusammen mit der B-Seite What is What auf Vinyl veröffentlicht. Das Plattencover gestaltete Shepard Fairey, der bereits im Herbst 2014 in Brooklyn mit der Band zusammengearbeitet hat.[16] Ende Januar 2015 kündigte die Band die dritte Auskoppelung aus dem Album an: Am 9. März 2015 erscheint die Single Anywhere.[17]

Videoveröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem offiziellen Plattenrelease veröffentlichte Interpol am 7. Juli 2014 zusammen mit der Singleauskoppelung All The Rage Back Home einen Videozusammenschnitt auf der Internetseite der Band, den der Frontsänger Paul Banks zusammen mit Sophia Peer zusammengestellt hatte. Am 17. September 2014 wurde als zweites Video des El Pintor- Albums das von Paul Banks produzierte Twice As Hard-Video veröffentlicht, das thematisch Szenen in einem Boxstudio aufgreift.[18] Das Video zu der im November 2014 veröffentlichten Single Everything Is Wrong wurde in Zusammenarbeit von Carlos Puga mit Paul Banks hergestellt und am 22. Januar 2015 veröffentlicht.[19]

Rezeption und Albumkritik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Album nach dem Ausstieg von Carlos Dengler wurde von der Plattenkritik überwiegend positiv aufgenommen. Einzelne Kritiker sehen in der Platte eine Rückbesinnung auf die Musik der ersten Jahre der Bandgeschichte, wobei die Bewertung darüber subjektiv zwischen Erleichterung, Begeisterung und Einfallslosigkeit stark schwankt.

„Der Indierock setzt auch 2014 zu Höhenflügen an. "El Pintor" präsentiert die Retro-Heads von Interpol in nicht erwarteter Bestform, denn der Abgang von Bassist Carlos Dengler trieb den Fans Sorgenfalten auf die Stirn. Völlig unbegründet: Live-Nachfolger David Pajo sorgt für viel frischen Wind, wohingegen Paul Banks auf dem Album den Bass eindengelt. In[s]gesamt kehren Interpol zurück zu ungebremster Spielfreude. Besonders Daniel Kesslers krätziges Gitarrenspiel sorgt für reichlich Höhepunkte. Scheinbar längst dahingesiechte britische Postpunk-Strukturen feiern in den Händen der New Yorker eine dynamisch inszenierte Wiederauferstehung.[20]

„Das Klangspektrum ist weiter geworden. Orchestraler, sakraler, größer produziert. Beats wie im Hip-Hop. Nach fünf Alben aber merkt man: Die Melodien gehen ihnen langsam aus. ... Die typischen Pianodoppelungen hat man auch schon früher gehört. Interpol-typisch, kann man das nennen. Einfallslos aber auch.[21]

„EL PINTOR ist die ausgemachte Gitarren-Platte der Gitarren-vor-mächtigen-Soundkulissen-Band Interpol, weil sie neben Daniel Kesslers durchweg sehr prägnanten Riffs geprägt wird von einer unermüdlichen, stellenweise regelrecht formulierungswütigen, ja exzentrischen (Same Town, New Story) Leadgitarre, wie wir das von Televisions Meisterwerk Marquee Moon kennen. Als müsste sie Paul Banks, der einmal mehr eher vage und mysteriös von düsteren Zuständen der Vereinsamung, Bedrängnis und des Vertrauensverlustes dröhnt, zur Seite stehen, ihn beweinen, jedes dunkle Gefühl für ein paar geflügelte Noten nachhalten.[22]

„"El Pintor" klingt in jeder Sekunde nach Interpol, nutzt sich nur sehr langsam ab, und mit Tidal Wave gibt es auch wieder den beliebten Übersong.[23]

Chartplatzierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Land Einstiegsdatum Bestplatzierung Dauer
Australien[24] 21. September 2014 11 2
Belgien[25] 13. September 2014 11 20
Kanada[26] September 2014 15 1
Deutschland[27] 22. September 2014 11 3
Dänemark[28] 19. September 2014 30 1
Frankreich[29] 20. September 2014 18 8
Neuseeland[30] 15. September 2014 27 2
Niederlande[31] 13. September 2014 16 3
Österreich[32] 19. September 2014 13 3
Spanien[33] 14. September 2014 21 3
Schweiz[34] 14. September 2014 11 3
Vereinigtes Königreich[35] 20. September 2014 9 3
Vereinigte Staaten[36] September 2014 7 3

laut.de kürte El Pintor zum zweitbesten Album des Jahres 2014.[37]

Das Album erreichte bei Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten in den unterschiedlichsten Kategorien führende Chartpositionen: Platz 1 (Alternative Album), Platz 2 (Independant Album, Top Rock Album und Tastemaker Album) sowie Platz 7 in den Top-Album-Verkäufen.[38]

Die Singleauskopplung von All the Rage Back Home stieg auf Platz 26 der Hot Modern Rock Tracks-Charts, Platz 41 der US-Singlecharts sowie Platz 45 Rock Air Play- Charts ein.[39]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Welt.de: Wie eine Band sich in ihrer Musik auflöst, abgerufen am 20. Februar 2015.
  2. ndr.de Album der Woche – El Pintor von Interpol (Memento vom 15. Mai 2015 im Internet Archive), abgerufen am 20. Februar 2015.
  3. swide.com Music interview: Talking El Pintor with Interpol (Memento des Originals vom 9. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swide.com, abgerufen am 20. Februar 2015.
  4. allmusic.com Diskographie Paul Banks, abgerufen am 20. Februar 2015.
  5. sonicscoop.com James Brown lives in New York and he mixes records, abgerufen am 20. Februar 2015.
  6. alanmoulder.com recent work, abgerufen am 20. Februar 2015.
  7. allmusic.com: Greg Calbi, abgerufen am 22. Februar 2015.
  8. sleepovershows.com Cover Stories: Interpol's El Pintor (Memento des Originals vom 23. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sleepovershows.com, abgerufen am 20. Februar 2015.
  9. rollingstone.com Inside Shepard Fairey's Provocative New Doors and Interpol Collaborations, abgerufen am 26. Januar 2015.
  10. rollingstone.com: Inside Shepard Fairey's Provocative New Doors and Interpol Collaborations, abgerufen am 22. Februar 2015.
  11. musictimes.com: Interpol – El Pintor release show met new album, abgerufen am 22. Februar 2015.
  12. washingtonpost.com: Rock band Interpol on road to freedom after nearly 50 hours stuck in snow, abgerufen am 20. Februar 2015.
  13. a b musikexpress.de Reviews: Interpol – El Pintor, abgerufen am 22. Februar 2015.
  14. welt.de: Wie eine Band sich in ihrer Musik auflöst, abgerufen am 22. Februar 2015.
  15. theguardian.com Interpol: El Pintor review – a cheerful return to sonic murk and doom, abgerufen am 22. Februar 2015.
  16. pitchfork.com Interpol share co-directed by Paul Banks Everything is Wrong-Video, abgerufen am 23. Februar 2015.
  17. diymag.com : Interpol to Release Anywhere as a Single, abgerufen am 23. Februar 2015.
  18. boingboing.net: Interpol's "Twice As Hard," Video-Premiere, abgerufen am 23. Februar 2015.
  19. pitchfork.com Interpol Share Co-Directed by Paul Banks "Everything Is Wrong" Video, abgerufen am 23. Februar 2015.
  20. laut.de, abgerufen am 23. Februar 2015
  21. welt.de, abgerufen am 23. Februar 2015
  22. musikexpress.de, abgerufen am 23. Februar 2015
  23. spiegel.de, abgerufen am 23. Februar 2015
  24. australian-charts.com, australian-charts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  25. ultratop.be, ultratop.be (Stand: 20. Februar 2015), abgerufen am 23. Februar 2015.
  26. billboard.com, billboard.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  27. (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.musicline.de. musicline.de, abgerufen am 23. Februar 2015.
  28. danishcharts.dk, danishcharts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  29. lescharts.com, lescharts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  30. charts.nz, charts.org.nz, abgerufen am 23. Februar 2015.
  31. dutchcharts.nl, dutchcharts.nl, abgerufen am 23. Februar 2015.
  32. austriancharts.at, |austriancharts.at, abgerufen am 23. Februar
  33. spanishcharts.com, spanishcharts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  34. hitparade.ch, swisscharts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  35. officialcharts.com, officialcharts.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  36. billboard.com, billboard.com, abgerufen am 23. Februar 2015.
  37. laut.de: Best of 2014: Die Alben des Jahres, abgerufen am 23. Februar 2015.
  38. billboard.com: Interpol, abgerufen am 23. Februar 2015.
  39. allmusic.com: El Pintor, abgerufen am 23. Februar 2015.