Elfriede Gerstl

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Elfriede Gerstl (2007)
Wiener Zentralfriedhof – ehrenhalber gewidmetes Grab von Elfriede Gerstl

Elfriede Gerstl (* 16. Juni 1932 in Wien; † 9. April 2009 ebenda) war eine österreichische Schriftstellerin.

Elfriede Gerstl überlebte als jüdisches Kind die Zeit des Nationalsozialismus in Wien in diversen Verstecken. Ab 1945 besuchte Gerstl eine Maturaschule, die sie 1951 mit der Matura abschloss. Anschließend (bis 1960) studierte sie an der Universität Wien Medizin und Psychologie (ohne Abschluss). 1960 heiratete sie, es wurde ihre Tochter Judith Bellina geboren.

1955 begann sie in Literaturzeitschriften zu veröffentlichen. Sie schrieb Gedichte, Essays und kurze Prosastücke und war im Rahmen der Wiener Gruppe aktiv. Besonders dem Thema der Geschlechterrollen hatte sich die engagierte Feministin verschrieben. 1963 nahm sie am Literarischen Colloquium Berlin (LCB) teil. Von 1963 bis 1971 hielt sie sich wiederholt längere Zeit in Berlin auf.

Ab 1972 lebte sie ausschließlich in Wien und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung (GAV), aus der sie 1992 aus- und 1995 wieder eintrat. Sie organisierte zahlreiche Literaturveranstaltungen, beispielsweise in der Alten Schmiede und im Literaturhaus Wien, und übte eine rege essayistische Tätigkeit aus, etwa beim Falter.

Elfriede Gerstl war von 1960 bis 1968 mit dem Lyriker und Übersetzer Gerald Bisinger verheiratet und hatte mit ihm eine Tochter (Judith Bellina, geb. 1960), von 1973 bis zu ihrem Tod 2009 verband sie eine Lebensfreundschaft mit dem Schriftsteller Herbert J. Wimmer. Sie wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Gr. 40, Nr. 75) auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Das Hörspiel Geh dicht dichtig!, ein fiktiver Dialog zwischen Elfriede Gerstl und Ruth Johanna Benrath (Regie: Christine Nagel, Komposition: Lauren Newton), wurde von der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Jahres 2019 gewählt.[1][2]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Werkausgabe

  • Band 1: Mittellange Minis. Herausgegeben von Christa Gürtler und Helga Mitterbauer – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Literaturverlag Droschl 2012. ISBN 978-3-85420-797-9.
  • Band 2: Behüte behütet. Herausgegeben von Christa Gürtler und Helga Mitterbauer – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Literaturverlag Droschl 2013. ISBN 978-3-85420-844-0.
  • Band 3: Haus und Haut. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Christa Gürtler und Martin Wedl – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Literaturverlag Droschl 2014. ISBN 978-3-85420-958-4.
  • Band 4: Tandlerfundstücke. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Christa Gürtler und Martin Wedl – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Literaturverlag Droschl 2015. ISBN 978-3-85420-967-6.
  • Band 5: Das vorläufig Bleibende. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Christa Gürtler und Martin Wedl – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Literaturverlag Droschl 2017. ISBN 978-3-99059-000-3.

Einzelausgaben

Tonträger

Übersetzungen

  • Spazi per giocare con la mente. Übersetzung von Dagmar Winkler. Vorworte von Elfriede Jelinek und Fausto Cercignani. Perosini Editore, Zevio/Verona 2007. ISBN 978-88-85409-63-7
  • Assortimento viennese. Gedichte, ausgewählt und übersetzt von Riccarda Novello. Vorwort von Elfriede Jelinek. Luciana Tufani Editrice, Ferrara 2008. ISBN 978-88-86780-69-8
  • A BISSAL GFIACHT A BISSAL GFREID... – eine Auswahl. Übersetzt ins Hebräische von Michael Dak, Jerusalem. Auf dem Tonträger: A BISSAL GFIACHT A BISSAL GFREID... Edition „Mittelmeer 23“ Nr. 3, AlbertVera Verlag, Wien 2013 ISBN 978-3-9503164-2-1.
  • Konstanze Fliedl, Christa Gürtler (Hrsg.): Dossier Elfriede Gerstl (NR. 18). Literaturwissenschaftliche Arbeiten zu Elfriede Gerstl. Droschl, Graz 2002, ISBN 3-85420-601-1.
  • Herbert J. Wimmer: In Schwebe halten – Spielräume von Elfriede Gerstl – ein Diskursbuch literarischer und gesellschaftlicher Entwicklungen der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. 2. Auflage. edition praesens, Wien 1998.
  • Dagmar Winkler-Pegoraro: Elfriede Gerstl. „Sprache(n), Spiele, Spielräume“. – Experimentelle Literatur in Österreich. Dissertation. Universität Wien 1999.
  • Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1: A–I. Hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 414 f.
  • Evelyn Steinthaler (Hrsg.): Frauen 1938 – Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen. ISBN 978-3-85286-161-6 (enthält Gespräche mit Ceija Stojka, Dagmar Ostermann, Katharina Sasso und Elfriede Gerstl).
  • Hubert Fichte: Die zweite Schuld. Glossen. S. Fischer, Frankfurt am Main 2006, S. 54–90 (Interview Elfriede Gerstl vom 4. Februar 1979).
  • Christa Gürtler, Martin Wedl (Hrsg.): Elfriede Gerstl: Wer ist denn schon zu hause bei sich. In: Profile. Magazin des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek, Band 19. Texte, Dokumentarisches, literarische und literaturwissenschaftliche Arbeiten zu Elfriede Gerstl. Zsolnay, Wien 2012, ISBN 978-3-552-05582-7.
  • Paul Pechmann: »Aus Bequemlichkeit bin ich fort und fort geschritten«. Sprachexperimente in Elfriede Gerstls Prosa »Spielräume«. In: Michael Fisch, Christoph Schmidt (Hrsg.): Transkulturelle Hermeneutik I (= Beiträge zur transkulturellen Wissenschaft. Band 12). Vorträge auf Einladung des Walter Benjamin-Lehrstuhls für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Weidler, Berlin 2020, ISBN 978-3-89693-750-6, S. 273–289.

Einzelnachweise

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  1. "Geh dicht dichtig!" als "Hörspiel des Jahres" ausgezeichnet. In: Salzburger Nachrichten. 10. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.
  2. Ö1: Hörspiel „GEH DICHT DICHTIG!“ von Deutscher Akademie der Darstellenden Künste als „Hörspiel des Jahres 2019“ ausgezeichnet. 10. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.