Elisabeth Noack

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Elisabeth Noack (* 29. Juli 1895 in Mainz; † 20. April 1974 in Darmstadt) war eine deutsche Musikwissenschaftlerin, Musikpädagogin, Kantorin, Herausgeberin, Verlegerin.

Elisabeth Noack wuchs in Mainz als Tochter des Architekten und Politikers August Noack und seiner Frau Rosa geborene Holtz (* 1867) auf. Ihr Bruder ist der Musikwissenschaftler und Komponist Friedrich Noack.[1][2]

Noack machte ihr Abitur 1915 an der Viktoriaschule in Darmstadt.[3] Zur gleichen Zeit wie sie besuchte auch Elisabeth Selver, die gleichaltrige Tochter des früheren Darmstädter Rabbiners David Selver, die Viktoriaschule. Möglicherweise verband beide seit dieser Zeit eine lebenslange Freundschaft, denn beim Abschluss des Vertrages über den Verkauf des Elternhauses von Elisabeth Selver im Jahre 1958, das von den Nazis enteignet und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder rückübertragen worden war, ließ sich Elisabeth Selver beim Notar durch Elisabeth Noack vertreten.[4]

Nach dem Besuch der Viktoriaschule studierte Noack Philosophie, Kunst- und Kulturgeschichte an der TH Darmstadt. Im Oktober 1917 wechselte sie an die frühere Friedrich-Wilhelms-Universität, die heutige Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie Musikwissenschaften studierte und am 21. März 1921 mit einer Dissertation zu Georg Christoph Strattner zum Dr. phil. promovierte. Als erste hessische Frau legte sie das Examen zum Schulmusiklehrer ab. Sie arbeitete anschließend an zwei Schulen, wechselte dann 1923 an die Bergschule von Hochwaldhausen, wo sie zusammen mit ihrer Freundin Elisabeth Selver unterrichtete.[5] 1924 wurde sie Studienrätin und Musiklehrerin an der Helene-Lange-Schule in Schneidemühl.[6]

Am 1. April 1929 wurde sie an die PH Kiel berufen und lehrte dort Musik. In dieser Zeit gab sie die mehrteilige Reihe Mein erstes Singbuch heraus, das für Grundschüler konzipiert war und nach der Tonika-Do-Lehre arbeitete. 1933 kehrte sie in den Schuldienst zurück, hatte aber auch weiterhin enge Kontakte zu Elisabeth Selver und der von dieser in Berlin mitgegründeten Privaten Waldschule Heinz Paul: „In der Waldschule Berlin-Ruhleben war ich häufig zu Gast und interessierte Beobachterin, schliesslich 1934 längere Wochen selbst als Leiterin anstelle von Frau Dr. Paul-Selver tätig, um zu helfen, die Schule zu erhalten, was aber durch die nazistischen Maßnahmen unmöglich wurde.“[5]

Von 1941 bis 1957 leitete Elisabeth Noack den Tonika-Do-Verlag für Musikerziehung in Kiel.[7] Diesen Posten erbte sie von Maria Leo, die als Jüdin aus dem Dienst entlassen wurde. Als Hochschuldozentin über die Zwangsmitgliedschaft aller Lehrkräfte im Nationalsozialistischen Lehrerbund NSLB auch NSDAP-Mitglied sicherte sie damit die Tonika-Do-Lehre in der Zeit des Nationalsozialismus.[8] Sie besuchte Maria Leo später auf dem Sterbebett und widmete ihr mehrere Aufsätze.[9]

Nachdem sie in den Ruhestand ging und wieder nach Darmstadt zog, begann sie sich vermehrt wissenschaftlich zu betätigen und publizierte einige Werke zur musikalischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen sowie zur Musikgeschichte Darmstadts. Am 29. Juli 1970 wurde ihr die Johann-Heinrich-Merck-Ehrung zu teil. 1974 verstarb sie nach längerer Krankheit.[7] Ihr Nachlass ist in der Universitätsbibliothek der TU Darmstadt archiviert.[10]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Die Stadt Darmstadt widmete Elisabeth Noack einen Platz im Komponistenviertel.[11]

  • Georg Christoph Strattner. Sein Leben und seine Werke. Dissertation. Berlin 1921.
  • Mein erstes Singbuch : Einführung unserer Kleinen in die Musik nach der Tonika-Do-Lehre. Mit Benutzung einfacher Rufe und Volkskinderlieder. Chr. Fr. Vieweg, Berlin-Lichterfelde. (Mehrbändiges Werk)
  • Weltliche und geistliche Chorgesänge des 16. bis 18. Jahrhunderts für 3 gemischte Stimmen. Vieweg Verlag, Berlin-Lichterfelde 1931.
  • Chorerziehung. Tonika Do-Bund, Dresden. ca. 1938. (Flugblatt)
  • Lobet Gott in allen Reichen : Ein Weihnachtsspiel. Bärenreiter-Verlag, Basel 1955.
  • Wir musizieren mit Kindern. Luther-Verlag, Witten 1964.
  • Wolfgang Carl Briegel: ein Barockkomponist in seiner Zeit. Merseburger Verlag, Berlin 1963.
  • Musikgeschichte Darmstadts vom Mittelalter bis zur Goethezeit. Reihe: Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 8, Schott, Mainz 1967.

Einzelnachweise

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  1. Noack, Friedrich. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Friedrich Noack im Stadtlexikon Darmstadt
  3. Kurzporträt Elisabeth Noack (Memento des Originals vom 24. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mathilde-frauenzeitung.de
  4. Vom Darmstädter Notar Hans Kling am 22. April 1958 beglaubigter Kaufvertrag, in: Amtsgericht Darmstadt. Grundbuchakte zu Band 26, Blatt 1251 des Gundbbuches von Darmstadt, Bezirk III (Haus Landwehrstrasse 12 in Darmstadt).
  5. a b Brief Elisabeth Noacks vom 27. Dezember 1959 in: Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO), Abt. I – Entschädigungsbehörde Opfer des Nationalsozialismus, Fehrbelliner Platz 1, 10707 Berlin – Entschädigungsakte Elisabeth Paul – Reg.Nr. 173.318.
  6. Peter Dudek: Wir wollen Krieger sein im Heere des Lichts. Julius Klinkhardt, 2013, ISBN 978-3-7815-1804-9, S. 178.
  7. a b Barbara Obermüller: Elisabeth Noack (1895–1974). Mathilde Frauenzeitung, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2015; abgerufen am 23. Februar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mathilde-frauenzeitung.de
  8. Thomas Phleps: Die richtige Methode oder Worüber Musikpädagogen sich streiten. Anmerkungen zur Funktion und zum Funktionieren von Solmisationssilben und ihren Produzenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Mechthild von Schoenebeck (Hrsg.): Vom Umgang des Faches Musikpädagogik mit seiner Geschichte (= Musikpädagogische Forschung). Band 22. Verlag Die Blaue Eule, Essen 2001, S. 93–139 (online auf: staff.uni-giessen.de).
  9. Maria Leo – Musik wurde ihr Leben. Integrationsverein Berlin, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2015; abgerufen am 24. Februar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/integrationsverein-berlin.de
  10. Musiknachlässe. TU Darmstadt, abgerufen am 24. Februar 2015.
  11. Sigrid Arras: Ungewöhnliche Frauen in Darmstadt oder: starke Frauen in der Heinerstadt. Hypatia Darmstadt, abgerufen am 24. Februar 2015.