Elizabeth Stephansen

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Elizabeth Stephansen

Mary Ann Elisabeth Stephensen (* 10. März 1872 in Bergen, Norwegen; † 23. Februar 1961 in Espeland, Norwegen) war eine norwegische Mathematikerin. Sie war die erste promovierte Norwegerin und unterrichtete 25 Jahren in Oslo.

Stephansen war das erste von sieben Kindern von Gerche Jahn und dem Textilfabrikanten Anton Stephansen. 1887 begann sie mit zwei anderen Mädchen ihre Schulausbildung in der Jungenschule Katedralskole in Bergen. Sie studierte Naturwissenschaften und erhielt 1891 ihren Abschluss. Seit 1887 konnten Frauen bereits an norwegischen Universitäten studieren, boten jedoch nicht die Ausbildung an, die Stephansen suchte. Sie beschloss, die Aufnahmeprüfung für das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich (später Eidgenössische Technische Hochschule) abzulegen. Sie erhielt ein Stipendium der Königin Josefine und besuchte in Zürich unter anderem die Vorlesungen von Hurwitz und Ferdinand Georg Frobenius. Von 1894 bis 1895 half sie ihrer Familie bei dem Aufbau einer Textilfabrik in Espeland bei Bergen. Nach ihrer Rückkehr nach Zürich absolvierte sie 1896 das Polytechnikum. Sie wollte Mathematiklehrerin werden, da Frauen in genau dem Jahr, in dem sie ihren Abschluss erhielt, das Recht erworben hatten, Sekundarschullehrerinnen in Norwegen zu werden. Stephansen war ab 1896 zwei Jahre lang als Teilzeitlehrerin an ihrer ehemaligen Schule Katedralskole beschäftigt. Anschließend unterrichtete sie ein Jahr lang vier Stunden pro Woche an der Bergen Tekniske Skole, wobei die Schüler erstaunt waren, von einer Lehrerin unterrichtet zu werden. Sie arbeitete während dieser Zeit an ihrer Dissertation über partielle Differentialgleichungen. Leonhard Euler, Jean-Baptiste le Rond d’Alembert und Joseph-Louis Lagrange hatten untersucht, welche partiellen Differentialgleichungen zweiter Ordnung auf die erste Ordnung reduziert werden konnten, und dies wurde von dem norwegischen Mathematiker Alf Victor Guldberg verallgemeinert, der 1900 alle partiellen Differentialgleichungen dritter Ordnung beschrieben hatte, und auf Gleichungen zweiter Ordnung reduziert. In ihrer Dissertation verallgemeinerte sie Guldbergs Arbeit und es gelang ihr, alle partiellen Differentialgleichungen vierter Ordnung zu beschreiben, die auf Gleichungen dritter Ordnung reduziert werden konnten. Das Problem löste sich in einer großen Anzahl von Fällen auf, die alle separat analysiert werden mussten. Stephansens Dissertation Über partielle Differentialgleichungen vierter Ordnung, die ein intermediäres Integral besitzen wurde 1902 veröffentlicht. Sie wurde in diesem Jahr von der Universität Zürich promoviert, da sie am Polytechnikum nicht promovieren konnte.[1] Der Ordinarius Burkhardt bezeichnete ihre Dissertation als so hochwertig, dass sie in Abwesenheit und ohne mündliche Prüfung promoviert wurde. Mit der Verleihung der Promotion in Mathematik wurde Stephansen als erste Norwegerin promoviert. Nachdem sie sich erfolgreich bei dem Exekutivkomitee der Royal Norwegian Frederik's University um ein Reisestipendium beworben hatte, verbrachte sie das Wintersemester 1902/1903 an der Georg-August-Universität Göttingen, wo sie Kurse von David Hilbert, Felix Klein und Ernst Zermelo besuchte. Sie freundete sich mit Hilbert an und besuchte sein Haus bei zahlreichen Gelegenheiten. 1903 veröffentlichte sie eine weitere Arbeit über Differentialgleichungen, deren Idee aus Hilberts Vorlesungskurs hervorging, an dem sie teilnahm. Sie kehrte nach Norwegen zurück und arbeitete als Lehrerin an der Mädchenschule von Olaf Berg in Oslo. Sie beschäftigte sich weiterhin mit mathematischen Forschungen und verfasste zwei weitere Arbeiten, diesmal über Differenzgleichungen, die 1905 und 1906 veröffentlicht wurden. 1906 wurde sie an die Norges Landbrukshoiskole (Norwegische Landwirtschaftsschule) berufen und arbeitete dort bis zu ihrer Pensionierung 1931. Sie unterrichtete Mathematik und Physik und wurde 1921 zur Dozentin für Mathematik ernannt. Nachdem sie 1931 in den Ruhestand getreten war, lebte sie in Espeland bei ihrer Schwester Gerda. Am 9. April 1940 missachtete Adolf Hitler Norwegens Neutralität und ordnete eine Invasion an. Bereits am nächsten Tag befanden sich deutsche Truppen in Bergen, viele Norweger wurden gefangen genommen und in einem Gefangenenlager in Espeland festgehalten. Stephansen konnte den Gefangenen durch ihr fließend gesprochenes Deutsch sehr viel helfen und ignorierte die persönlichen Risiken. Nach Kriegsende wurde sie dafür mit der Königsmedaille ausgezeichnet.

  • " Mary Ann Elizabeth Stephansen," International Women in Science, Catherine Haines and Helen Stevens, Editors, ABC-CLIO, Santa Barbara, California, 2001, pp. 296–298.
  • "Elizabeth Stephansen," Norwegian Biographical Encyclopedia (in Norwegisch).
  • Hag, Kari; Lindqvist, Peter: Elizabeth Stephansen – A pioneer, Skrifter det Kongelige Norske Videnskabers Selskab 2, 1997.

Einzelnachweise

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  1. Mary Ann Elizabeth Stephansen im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendetVorlage:MathGenealogyProject/Wartung/name verwendet abgerufen am 6. November 2024.