Else Ackermann
Else Ackermann (* 6. November 1933 in Berlin; † 14. September 2019 in Neuenhagen bei Berlin[1]) war eine deutsche Pharmakologin, Hochschullehrerin und Politikerin (CDU).
Leben und Beruf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Else Ackermann wurde als Tochter eines Reichsbahnbeamten und einer Krankenschwester geboren. Nach dem Abitur 1952 nahm sie ein Studium der Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin auf, das sie 1957 mit dem Staatsexamen und 1958 mit der Promotion zum Dr. med. beendete. Sie war von 1960 bis 1965 als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Pharmakologie und Toxikologie an der Berliner Charité tätig und arbeitete von 1965 bis 1975 als wissenschaftliche Oberassistentin an der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus“ in Dresden. Hier habilitierte sie sich 1969 und erhielt zwei Jahre später einen Lehrauftrag als ordentliche Dozentin für Klinische Pharmakologie. Von 1975 bis 1989 war sie als wissenschaftliche Oberassistentin am Zentralinstitut für Krebsforschung (ZIK) der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) in Berlin-Buch tätig. Gleichzeitig wirkte sie als Honorardozentin an der Charité.
Nachdem Ackermann im Juni 1988 als Vorsitzende einen systemkritischen Brief der CDU Neuenhagen an den CDU-Hauptvorstand zum Reformprozess innerhalb der Partei geschrieben hatte, wurde gegen sie ein Operativer Vorgang durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eröffnet sowie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, in dessen Folge sie im März 1989 als stellvertretende Bereichsleiterin des ZIK abgesetzt und an der Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Arbeit gehindert wurde.
Nach der politischen Wende in der DDR wurde Ackermann im Januar 1990 erneut als ordentliche Dozentin für Klinische Pharmakologie an die Charité berufen und war dort im August 1991 amtierende Direktorin des pharmakologisch-toxikologischen Institutes. 1994 wurde sie als Direktorin abberufen.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ackermann trat 1985 in die Ost-CDU ein und war von 1986 bis 1999 Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Neuenhagen. 1990 wurde sie Mitglied der CDU.
Ackermann war seit Mai 1989 Ratsmitglied der Gemeinde Neuenhagen und nahm später an den Verhandlungen des dortigen Runden Tisches teil. Sie war von März bis Oktober 1990 Mitglied der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer und wurde von dieser am 28. September 1990 in den Deutschen Bundestag gewählt, dem sie seit dem Tag der Deutschen Einheit angehörte. Bei Ablauf der Wahlperiode Ende 1990 schied sie zunächst aus dem Parlament aus. Vom 22. Oktober 1991, als sie für den ausgeschiedenen Abgeordneten Lothar de Maizière nachrückte, bis 1994 war sie erneut Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie war über die Landesliste Brandenburg ins Parlament eingezogen.
Ackermann wurde Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung Neuenhagen, legte den Fraktionsvorsitz aber im Sommer 2007 nieder, nachdem ihr signalisiert worden war, dass die Mehrheit der Fraktion einen Wechsel an der Fraktionsspitze wünsche. Im September 2007 verließ sie die Fraktion in der Gemeindevertretung mit einer öffentlichen Erklärung, in der sie dem damaligen Gemeindeverbandsvorsitzenden Alfred Kuck und anderer männlicher Fraktionsangehöriger frauenfeindliches Verhalten vorwarf. Mit der ebenfalls aus der Fraktion ausgetretenen Susanne Ahrens (parteilos) bildete sie die Fraktion „Christlich soziale Frauen“. Daraufhin wurde ein Parteiausschlussverfahren durch den Kreisvorstand der CDU Brandenburg gegen Ackermann eingeleitet. Bei den Kommunalwahlen 2008 kandidierte sie erfolglos für die Neue Bürger Allianz Neuenhagen (NBA), aus der sie im Februar 2009 wieder austrat.
Der Antrag auf Parteiausschlussverfahren wurde abgewiesen. Ackermann blieb CDU-Mitglied, erhielt aber einen Verweis wegen parteischädigenden Verhaltens.[2][3]
2014 ehrte sie die CDU-Brandenburg durch die Vergabe des „Wilhelm Wolf – Ehrenamtspreises“.[4] 2022 wird Ackermann posthum Ehrenbürgerin von Neuenhagen.[5]
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Revolution – ein Flächenbrand? In: Eichholz Brief – Zeitschrift zur politischen Bildung. Bd. 28 (1991), H. 2, S. 101–115.
- Das Gewissen ist der innere Gerichtshof des Menschen. In: Beate Neuss, Hildigund Neubert (Hrsg.): Mut zur Verantwortung. Frauen gestalten die Politik der CDU. Böhlau, Köln 2013, S. 143–168.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred Agethen: Ackermann, Else. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Manfred Agethen: Unruhepotentiale und Reformbestrebungen an der Basis der Ost-CDU im Vorfeld der Wende. Der »Brief aus Weimar« und der »Brief aus Neuenhagen« (pdf) mit vollständigem Wortlaut des von Else Ackermann verfassten Briefs von Neuenhagen
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie von Else Ackermann. In: Wilhelm H. Schröder: Die Abgeordneten der 10. Volkskammer der DDR (Volkparl)
- Website von Else Ackermann und Robert Czaplinski
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nachruf, Märkische Oderzeitung vom 21. September 2019.
- ↑ Bürgerallianz den Rücken gekehrt In: Märkische Oderzeitung, 19. Februar 2009. Abgerufen am 18. Juli 2012
- ↑ "Ich habe immer die Stimmen geholt" ( des vom 11. September 2018 im Internet Archive) In: Märkische Oderzeitung, 11. Januar 2008. Abgerufen am 18. Juli 2012
- ↑ Ehrenamtspreis der Märkischen Union Brandenburg für Frau Dr. Else Ackermann, 21. Juni 2014. Abgerufen am 17. September 2016
- ↑ MOZ.de: Auszeichnung Ehrenbürger: Neuenhagen kürt erstmals eine Ehrenbürgerin – wer ist Dr. Else Ackermann? 10. November 2022, abgerufen am 10. November 2022.
Personendaten | |
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NAME | Ackermann, Else |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Pharmakologin, Hochschullehrerin und Politikerin (CDU), MdV, MdB |
GEBURTSDATUM | 6. November 1933 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 14. September 2019 |
STERBEORT | Neuenhagen bei Berlin |