Emil Walter (Fußballspieler)

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Emil Walter
Aufnahme aus dem Jahr 1928
Personalia
Geburtstag 7. April 1900
Geburtsort PforzheimDeutsches Kaiserreich
Sterbedatum 1. März 1952
Sterbeort PforzheimDeutschland
Position Abwehr (rechter Verteidiger)
Junioren
Jahre Station
0000–1916 Germania Brötzingen
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1916–1922 Germania Brötzingen
1922–1924 UE Figueres
1924–1931 FC Barcelona 81 (5)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1923–1929 Katalonien
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Emil Walter (* 7. April 1900 in Pforzheim; † 1. März 1952 ebenda), in Spanien auch Emilio oder katalanisch Emili Walter, war ein deutscher Fußballspieler. Der rechte Verteidiger spielte von 1924 bis 1931 für den FC Barcelona, mit dem er dreimal die Copa del Rey, den nationalen Pokalwettbewerb, gewann – der bis 1928 der Landesmeisterschaft entsprach und in dem der Sieger in Endspielen ermittelt wurde. Am Ende der Premierenspielzeit 1929 der neu geschaffenen Primera División, die höchste Spielklasse im spanischen Fußball gewann er mit seiner Mannschaft die erste Meisterschaft vor Real Madrid.[1]

Für den Verein bestritt er 247 Pflicht- und Freundschaftsspiele[2] (39 im Pokal, zwei Tore und 42 in der Primera División, drei Tore) und gewann zudem auch fünfmal die katalanische Meisterschaft.

Emil Walter spielte bereits im Alter von 16 Jahren in der ersten Mannschaft des in seinem Geburtsort ansässigen Vereins Germania Brötzingen, bis ihn berufliche Gründe 1922 nach Spanien führten. In Figueres in der katalanischen Provinz Girona, etwa 140 km von Barcelona entfernt, hatte der gelernte Kaufmann ein Stellenangebot einer Eisenwarenfirma erhalten und, mitten in der Wirtschaftskrise in Deutschland, in der es kaum etwas zu verdienen gab, gerne angenommen.[1]

Sein dortiger Arbeitgeber war gleichzeitig Vorsitzender des lokalen Fußballvereins, so dass er schon zwei Wochen nach seiner Ankunft in Spanien im März 1922 für Unió Esportiva Figueres im regionalen Ligabereich spielte. Dort wurde er durch seine herausragenden Leistungen und seine außergewöhnliche Schusskraft schnell zu einer regionalen Berühmtheit.

Einmal soll er mit einem Schuss sogar das Tornetz durchlöchert haben. „Wenn Emilio abzog, erzitterte die Luft“, heißt es laut einem Zitat seines damaligen Managers Josep Jou in der Vereinschronik der Unió Esportiva Figueres.[3]

Der große Nachbarclub FC Barcelona mit seinem englischen Trainer Jack Greenwell wurde bald auf die Fähigkeiten Walters aufmerksam und hätte ihn gerne sofort verpflichtet, doch dieser war noch durch einen Arbeitsvertrag gebunden, so dass er erst ab der Spielzeit 1924, nach einem Probetraining mit weiteren Kandidaten, zum FC Barcelona wechseln konnte. Am Ende seiner Premierensaison gewann er mit dem Verein den nationalen Vereinspokal, was zugleich der Auftakt einer goldenen Ära des Vereins in den 1920er Jahren war.

Als 1926 in Spanien der Profifußball eingeführt wurde, gehörte Walter dazu. Gemeinsam mit seinen Mitspielern Josep Samitier, dem ungarischen Torhüter Ferenc Plattkó und Ricardo Zamora von Espanyol Barcelona galt er als einer der Stars des spanischen Fußballs. Zeitungen schrieben über Walter als „...Spaniens, ja des Kontinents besten Verteidiger aller Zeiten.“

Emil Walter und Mitspieler des FC Barcelona (1928)

Im Juli 1928 unternahm der FC Barcelona eine Reise nach Südamerika, wo die Mannschaft nach 20 Tagen auf See Buenos Aires erreichte. Dort bestritt sie mit Walter, der in allen Spielen, unter anderem gegen eine Auswahl Argentiniens und gegen Clubs wie C.A. Boca Juniors und C.A. Indepentiente aus Buenos Aires oder C.A. Peñarol Montevideo aus Uruguay, zum Einsatz kam.

In der Zeitung „El Diario de Buenos Aires“ erschien am 14. August 1928 ein Artikel über Walter, in dem er als „...eine der stärksten Stützen der „Azulgrana“-Mannschaft (d. h. die „Blau-Granatroten“ nach den Trikotfarben des FC Barcelona) und gleichzeitig als einer der Spieler, der die meisten Sympathien in Barcelona genießt“, bezeichnet wurde.[4]

In Spanien verehrt und auf Sammelbildern verewigt, ist Walter auch zu seiner aktiven Zeit in Deutschland weitgehend unbekannt geblieben. Berichte über ausländische Ligen waren in der deutschen Fachpresse seinerzeit schon üblich, nahmen aber nur begrenzten Raum ein.

Für Einsätze in der Nationalmannschaft des DFB kamen Auslandsprofis schon auf Grund der ablehnenden Haltung des Bundes zum Berufssport nicht in Frage, deutschen Vereinen wurden von Verbandsseite Spiele gegen ausländische Proficlubs erlaubt, sie mussten aber genehmigt werden.

Reichstrainer Otto Nerz lehnte Legionäre und Berufsfußballer kategorisch ab. Allerdings wäre allein schon die Freistellung und Koordinierung der Anreise zu Länderspielen praktisch kaum umsetzbar gewesen.

Gelegentlich wurde aber doch in Deutschland Notiz von den Leistungen des Auslandsprofis genommen. Als der Journalist und Gründer der Sportzeitschrift kicker, Walther Bensemann, 1929 anlässlich eines FIFA-Kongresses während der Weltausstellung in Barcelona weilte, nahm er auch an der Einweihung des Sportstadions auf dem Montjuїc, dem Hausberg Barcelonas teil. Eine Stadtauswahl Barcelonas mit Emil Walter traf dort am 20. Mai 1929 auf den „frischgebackenen“ FA-Cup-Sieger Bolton Wanderers aus England, der mit 0:4 verlor.

Bensemann zeigte sich erstaunt und schrieb danach im kicker: „Der beste Mann auf dem Platz,…, war der in Barcelona ansässige Emil Walter aus Brötzingen bei Pforzheim, ein ebenso guter Fußballspieler, wie patenter Mensch. Nichts hat mich in Barcelona so sehr gefreut, als bei diesem Spiel einen Landsmann in so angenehmer Rolle wirken zu sehen“.[5]

Das Ende der aktiven Laufbahn kam in der Saison 1930/31 durch eine schwere Meniskusverletzung, die eine Fortsetzung der Karriere auf hohem Niveau unmöglich machte. In anderen Quellen, auch in Interviews, die Walter bei seinem Spanienbesuch 1950 führte (s. u.) wird als Karriereende auch 1933 genannt, was möglicherweise ein Übermittlungs- oder Verständigungsfehler in den Artikeln ist, zumal es ab 1931 keine Hinweise auf Spiele von Emil Walter für den FC Barcelona mehr gibt.

Abseits des Fußballsports

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Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete Walter aufgrund seiner Sprachkenntnisse als Verkaufs-Korrespondent im Außenhandel für Firmen in Remscheid und Gaggenau, später auch wieder in seiner Heimatstadt Pforzheim in der Schmuckbranche.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Remscheid betreute er dort den RSV 09 Hückeswagen als Trainer. In der Saison 1936/37 führte er seine Mannschaft zur Meisterschaft in der 2. Kreisklasse, verbunden mit dem Aufstieg in die nächsthöhere Liga.[6]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm er verschiedene Funktionen im Vorstand seines ehemaligen Vereins Germania Brötzingen.

Die Kontakte nach Spanien rissen indes durch den Zweiten Weltkrieg und seine verheerenden Folgen nicht komplett ab. Freunde in Barcelona erfuhren von der wirtschaftlichen Not Walters und seiner Familie im kriegszerstörten Pforzheim, wohin er zu Beginn der 1940er Jahre zurückgekehrt war. Zusammen mit ehemaligen Mitspielern und dem FC Barcelona organisierten sie einen Hilfsfonds für Walter. 1947 wurde mit SUBSRIBCIÓN PRO-WALTER zu Geldspenden für Emil Walter aufgerufen, um den Einkauf von Lebensmitteln und den Versand von Hilfspaketen nach Deutschland zu ermöglichen.

Im Jahr 1948 erschien dann eine Sondermarke (ohne postalischen Wert), mit einem Bild Walters und der Aufschrift PRO-WALTER, die als Zusatzmarke zu Gunsten des Fonds erworben und mit der normalen Frankierung auf Briefen und Hilfssendungen an Walter verschickt werden konnte.

Zum 50-jährigen Clubjubiläum im Jahr 1949 war Emil Walter als einer der Vertreter der „goldenen Ära“ nach Barcelona eingeladen, die Ausreise wurde ihm allerdings von der alliierten Verwaltung untersagt.

Doch der Verein ließ nicht locker. Ein Jahr später gelang es Walter, gemeinsam mit seiner Frau, die erneute Einladung anzunehmen und die Reise nach Katalonien anzutreten.

Der Empfang in der Stadt soll überwältigend gewesen sein; am 15. März 1950 empfing schon am Bahnhof eine große Menschenmenge den ehemaligen Mannschaftskapitän und seine Begleiterin, er wurde gefeiert, von der Lokalpresse interviewt und vor dem Hotel bildeten sich Menschentrauben.

Am 26. März 1950 fand dann im Stadion Les Corts ein Ehrenspiel für Emil Walter statt. Vor über 40.000 Zuschauern trafen die aktuellen Teams des FC Barcelona und des Lokalrivalen Espanyol Barcelona aufeinander, Walter führte den Anstoß aus.

Einen Tag später jubelte eine lokale Zeitung: „Spanien hat einen Mann empfangen, wie noch kein Fußballer der alten Generation jemals von einer Stadt, einem Verein, einem ganzen Land empfangen wurde.“[7]

Es war sein letzter Besuch in seiner Wahlheimat. Bald nach der grandiosen Rückkehr nach Barcelona erkrankte Emil Walter schwer. Pläne, eventuell nach Spanien zurückzukehren, zerschlugen sich; Emil Walter starb am 1. März 1952.

Auf spanischen Internetseiten erscheint der Fußballer zum Teil als Emil(io) Walter Buckhard. In Spanien ist es gebräuchlich, den Geburtsnamen der Mutter dem Vatersnamen anzufügen. Dieser war allerdings Burkhardt. Durch eine fehlerhafte Schreibweise wurde dieser dann zu „Buckhard“ verändert.

Einzelnachweise

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  1. a b Ein Pforzheimer führte Barca zur ersten Meisterschaft auf stuttgarter-zeitung.de (11. Oktober 2017; von Ingmar Volkmann)
  2. "Peña Barcelonista Santomera", Vortrag Fanclub FC Barcelona über Emil Walter
  3. Vereinschronik Unió Esportiva Figueres, in katalanischer Sprache
  4. "Walter, el Zaguero Catalán", 14. August 1928, Buenos Aires
  5. Porträt von Andreas Wittner "Der beste Verteidiger Spaniens"
  6. Chronik RSV 09 Hückeswagen, zum 100jährigen Vereinsjubiläum
  7. „Der Barça-Star, den keiner kannte“ von Andreas Bock in 11freunde, Heft Nr. 186 / "Memoiren" Emilio Walter, Pforzheimer Kurier 1948