Emil Wohlwill
Emil Wohlwill (* 24. November 1835 in Seesen; † 2. Februar 1912 in Hamburg) war ein deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Emil Wohlwill war Sohn des Pädagogen und jüdischen Publizisten Immanuel Wohlwill und seiner Ehefrau Friederike Reichel Warburg. Seine Kindheit verbrachte er in Seesen und Blankenburg. 1851 ging er nach Hamburg, um dort das Johanneum und das Akademische Gymnasium zu besuchen. 1855 studierte er Chemie in Heidelberg, Berlin und Göttingen.[1]
Nach seiner Rückkehr nach Hamburg unterrichtete er zunächst Physik an Hamburger Gewerbeschulen und arbeitete als Handelschemiker, ehe er bei der Elbhütten-Affiniergesellschaft eine Stelle als analytischer Chemiker antrat. Hier beschäftigte er sich mit der Trennung von Buntmetallen. 1875 gelang ihm der Durchbruch zunächst bei der Scheidung von Kupfer und Silber, später auch bei Gold. Sein elektrolytisches Verfahrens zur Scheidung ist heute als Wohlwill-Prozess bekannt.[2]
Parallel setzte sich Wohlwill mit der Wissenschaftsgeschichte auseinander. Im Zentrum seiner Betrachtungen stand Galileo Galilei. Jahrelang arbeitete er an einem Buch über den Physiker, das letztendlich nie vollendet wurde. Ein erster Band erschien 1909 unter dem Titel Galilei und sein Kampf für die copernicanische Lehre, ein zweiter Band wurde aus dem Nachlass zusammengestellt und 1926 veröffentlicht.
Wohlwill war ein liberaler Freidenker und Vertreter des aufgeklärten Judentums. Über Jahre kämpfte er um das Bürgerrecht in Hamburg, das ihm 1865 gewährt wurde. Daraufhin trat er aus der Jüdischen Gemeinde aus. Schon 1867 wurde er Mitglied der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg.[1]
Emil Wohlwill war mit Louise Nathan verheiratet. Sie waren Teil der großen, weitverzweigten Familie Wohlwill in Hamburg. Ihre Tochter Gretchen Wohlwill (1878–1962) war eine bekannte Hamburger Malerin, der Sohn Friedrich Wohlwill (1881–1958) ein bekannter Mediziner.[3] Für ihren in Theresienstadt ermordeten ältesten Sohn Heinrich Wohlwill (1874–1943), Nachfolger seines Vaters im Vorstand der Norddeutschen Affinerie, wurde ein Stolperstein vor der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg verlegt.[1]
Emil Wohlwill wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg im Planquadrat U 29 (Kapellenstraße östlich Lippertplatz), beigesetzt.[4]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Inquisitionsprocess des Galileo Galilei. Robert Oppenheim, Berlin 1870, (Digitalisat )
- Ist Galilei gefoltert worden? Eine kritische Studie. Duncker & Humblot, Leipzig 1877. (archive.org)
- Joachim Jungius. Festrede zur Feier seines dreihundertsten Geburtstages am 22. Oktober 1887…, Leopold Voss, Hamburg & Leipzig 1888, Digitalisat
- Galilei betreffende Handschriften der Hamburger Stadtbibliothek. Aus dem Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XII. Lucas Gräfe & Sillem, Hamburg 1895, (Digitalisat )
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- J. A. S. Grenville: The Jews and Germans of Hamburg: The Destruction of a Civilization 1790–1945. Routledge, London / New York 2013, ISBN 978-0-415-66586-5.
- Ludwig Droemer: Nachruf auf Dr. E. Wohlwill. In: Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Band 1912, Nr. XX, 1912, S. XLII (biodiversitylibrary.org).
- Literatur von und über Emil Wohlwill im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Kleinert: Emil Wohlwill (1835-1912). Karl-Sudhoff-Gedächtnissitzung. In: Fachgruppe Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 11. März 2003, abgerufen am 11. Mai 2021.
- Helga Krohn: Wohlwill, Emil. In: Das jüdische Hamburg. Institut für die Geschichte der deutschen Juden, abgerufen am 12. Mai 2021.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Stolpersteine für jüdische Mitglieder. Eine biographische Spurensuche der Patriotischen Gesellschaft von 1765. (PDF) Publikation anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen vor dem Haus der Patriotischen Gesellschaft zum 250. Jubiläum. Hamburg 2015.
- ↑ Hamburger Persönlichkeiten: Emil Wohlwill
- ↑ Anna von Villiez: Wohlwill, Friedrich. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 6. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1025-4, S. 375.
- ↑ Prominenten-Gräber
Personendaten | |
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NAME | Wohlwill, Emil |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker |
GEBURTSDATUM | 24. November 1835 |
GEBURTSORT | Seesen |
STERBEDATUM | 2. Februar 1912 |
STERBEORT | Hamburg |