Emserbrücke
Emserbrücke, Reichenau GR | ||
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Nutzung | Strassenbrücke | |
Querung von | Rhein | |
Ort | Reichenau GR | |
Konstruktion | eiserne Fachwerkbrücke | |
Längste Stützweite | 69,6 m | |
Konstruktionshöhe | 7,0 m | |
Fertigstellung | 1881 | |
Lage | ||
Koordinaten | 750400 / 187720 | |
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Die Emserbrücke ist eine eiserne Strassenbrücke bei Reichenau GR-Tamins im Schweizer Kanton Graubünden. Sie überspannt den Rhein kurz nach dem Zusammenfluss des Vorderrheins mit dem Hinterrhein und wurde 1881 eröffnet. Das Bauwerk steht als B-Objekt (Kulturgut von regionaler Bedeutung) unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1399 wurde erstmals eine Brücke über den Vorderrhein erwähnt. Im 14. Jahrhundert[2] folgte der Bau einer Brücke über den vereinigten Rhein unterhalb des späteren Reichenauer Schlosses gegenüber dem sogenannten "Käppelistutz".[2][3] Die beiden Flussüberquerungen waren Teil einer alten Wegverbindung, die das Bündner Land entlang dem Hinterrhein über den Splügen- und San-Bernardino-Pass mit der Lombardei verbindet. Ein zweiter Weg führte nach Westen, zu den Pässen Lukmanier und Oberalp.
Der Baumeister Johannes Grubenmann errichtete ab 1757 beidseitig von Reichenau je eine gedeckte Holzbrücke: Eine entstand mit etwa 35 Meter Spannweite über den Vorderrhein mit einem westlichen "Anstreb" (Steg) auf den in der Mitte des Flussbettes stehenden Felsblock. Die andere Brücke verband einen Felssporn unmittelbar vor dem Schloss Reichenau mit der anderen Flussseite durch eine Spannweite von etwa 66 Metern. Diese Brücke brannte 1799 während des Zweiten Koalitionskrieges ab. Die folgende Notbrücke wurde 1802 (vermutlich wieder an der alten Stelle bei der Kapelle) durch eine Brücke "in der Art der Haldensteiner" abgelöst. 1811 erfolgte wiederum beim Schloss der Bau einer gedeckten Brücke mit einem Mittelpfeiler. Diese wurde 1817 durch ein Hochwasser zerstört. Die nächste provisorische Brücke gab 1818 unter der Last von zwei Ochsenkarren nach. Die Fuhrleute und einer der vier Ochsen konnten sich retten.
Der Baumeister Johann Stiefenhofer errichtete 1819 abermals eine gedeckte Holzbrücke am Felssporn beim Schloss. Diese zweite pfeilerlose Brücke wurde nach rund 60 Jahren in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 1880 durch ein Feuer zerstört.[4] Unter Alexander Kuoni wurde 1880 wiederum eine Notbrücke erstellt. Seit 1881 überspannt die heute bestehende Fachwerkkonstruktion aus Schweisseisen den Rhein.[5] Gebaut wurde sie von der Eisengiesserei- und Façonschmiede Mertin, Crétin, Borner & Cie. in Romanshorn.[6] In den Jahren 1980 und 2014 wurden grössere Instandsetzungs- und Verstärkungsmassnahmen durchgeführt. Die Postauto-Strecke von Chur nach Flims verkehrte bis in die 1980er-Jahre über die Emserbrücke.
Konstruktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Brücke überführt eine Strasse mit einem 3 Meter breiten Fahrstreifen und zwei beidseitig angeordneten, 1,20 Meter breiten Gehwegen. Sie ist seit 2008 auf eine Maximallast von 7 Tonnen begrenzt.[7]
In Längsrichtung hat die Brücke als statisches System den Einfeldträger mit einer Spannweite von 69,6 Meter und besteht aus vier genieteten Rautenfachwerkträgern. Die zwei Aussenträger haben eine Systemhöhe von 7 Metern und begrenzen den Verkehrsraum, während die 5,35 Meter hohen Innenträger die Fahrbahn mittragen.[7] Fachwerkartige Querverbände, die alle 3,48 Meter angeordnet sind, verbinden die vier Hauptträger zu einem Trägerrost.[5] Die Fahrbahn bestand ursprünglich aus einer Schotterfüllung, die später mit einem Bitumenbelag abgedeckt wurde, und auf Zoreseisen ruhte. 1980 wurde eine 0,16 Meter dicke Leichtbetonplatte eingebaut, die 2014 durch eine orthotrope Platte ersetzt wurde.[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton GR. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, (PDF; 339 kB, 15 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
- ↑ a b Linus Bühler: Reichenau (GR). In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 23. August 2010 (hls-dhs-dss.ch), abgerufen am 10. Mai 2021.
- ↑ Verwendung und Lokalisierung der Ortsbezeichnung Käppelistutz durch die Kantonspolizei Graubünden - beim Namensgeber scheint es sich um eine (Brücken-?)Kapelle von 1593 zu handeln.
- ↑ Bild der alten Holzbrücke auf nossaistorgia.ch mit offensichtlich falscher Datumsangabe
- ↑ a b Pierre Dubas: Erneuerung der Rheinbrücke Reichenau. IVBH Bericht, Band 39, 19, S. 129–134 (doi:10.5169/seals-30178).
- ↑ Brücken am vereinigten Fluss, Dezember 2015.
- ↑ a b c Clementine Hegner-van Rooden: Frischzellenkur für historisches Juwel. In: steeldoc, 02/16, S. 12–15.