Enno Russell

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Ernst Enno Russell (* 25. Mai 1869 in Papenburg; † 23. September 1949 in Hohenborn (Zierenberg)) war ein deutscher Bankier.

Er war der Sohn von Emil Russell und dessen Ehefrau Angela, geborene Beckering.[1]

Nach dem Abitur am Wilhelmsgymnasium in Berlin diente Russell ab 1. Oktober 1887 als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment Nr. 15 in Straßburg. Nach zwei Wochen wurde er im Corps Palaio-Alsatia aktiv. Im Dreikaiserjahr recipiert, wollte er nach der Militärzeit nicht in Straßburg bleiben. Am 29. Oktober 1888 wurde ihm studienhalber der Austritt gestattet. Das Band erhielt er durch FCC-Beschluss erst am 21. Juli 1923.[2] Ab dem Wintersemester 1888/89 studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig. Von dort wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, die ihn 1891 zum Dr. iur. promovierte. Am 17. November desselben Jahres wurde er Leutnant der Reserve im 1. Pommerschen Feldartillerie-Regiment Nr. 2.[2]

Das Bankgeschäft erlernte Russell bei der Norddeutschen Bank in Hamburg, bei William Brandt’s Sons and Co in London und in Paris. 1893 trat er eine fast zweijährige Weltreise an, die ihn zur World’s Columbian Exposition und zu den wichtigen Auslandsengagements der Disconto-Gesellschaft in Südamerika, Neuguinea und Ostasien führte. 1895 in die Disconto-Gesellschaft eingetreten, erhielt er 1899 Prokura. Als stellvertretender Direktor und einer von damals (1902) sechs Geschäftsinhabern oblagen ihm das ausgedehnte Filialnetz und das Personalwesen. 1904 saß Russell im Aufsichtsrat einer Plantage Mariara GmbH in Venezuela.[3] Etwa von 1907 bis 1913 hielt er das Amt des Generalkonsuls für Rumänien in Berlin inne.[4][5] Die zahlreichen Fusionen in der Zwischenkriegszeit, die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 und die Weltwirtschaftskrise machten seinen Aufgabenbereich besonders anspruchsvoll. Die Mitarbeiterzahl stieg in seiner Zeit als Geschäftsinhaber von 500 auf mehr als 7.000. Als Aufsichtsratsmitglied vertrat Russell die Interessen der Disconto-Gesellschaft bei mehreren Hypothekenbanken, darunter der Preußischen Boden-Credit-Aktien-Gesellschaft in Berlin und der Deutschen Hypothekenbank in Meiningen. Aufsichtsratsvorsitzender war er bei der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz. Bei der Fusion der Disconto-Gesellschaft mit der Deutschen Bank im Oktober 1929 schied Russell aus der Geschäftsführung aus. Bis 1941 war er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats.[1]

Zwischen 1910 und 1914 erwarb Russell in Nordbrandenburg das Rittergut Wulkow.[6] Er besaß es circa bis 1932 und wohnte größtenteils in Berlin. Gut Wulkow umfasste um 1929 etwa 800 ha.[7] Danach erwarb er ein Gut in Hessen und verlegte nach dort seinen Hauptwohnsitz. Dieses Gut betreiben bis heute die Nachfahren.[8]

Seine Ehefrau war Friederike (Frida) Pfeiffer (* 1880; † 1970), Schwester[9] des Karl Ludwig Pfeiffer.

  • Morten Reitmayer: Bankiers im Kaiserreich. Sozialprofil und Habitus der deutschen Hochfinanz, Zugleich Dissertation Uni. Hannover, 1996, 1. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, S. 140. ISBN 3-525-35799-0.
  • Willi Strauß: Die Konzentrationsbewegung im deutschen Bankgewerbe. Ein Beitrag zur Organisationsentwicklung der Wirtschaft unter dem Einfluss der Konzentration des Kapitals. Mit besonderer Berücksichtigung der. Nachkriegszeit, 1. Auflage, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1928. (Onlinefassung)-Reprint 2020, S. 71. ISBN 978-3-11-156372-5.

Einzelnachweise

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  1. a b NDB
  2. a b Matrikel des Corps Palaio-Alsatia von 1880–2015, o. O., o. J., S. 53 f.
  3. Alfred Herfurth: Deutscher Kolonial-Kalender und statistisches Handbuch für das Jahr 1904, 16. Jahrgang, Deutscher Kolonial-Verlag (G. Meinecke), Berlin 1903, S. 123 f.
  4. Reichsamt des Innern: Handbuch für das Deutsche Reich auf das Jahr 1907, 32. Jahrgang, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1907, S. 154.
  5. Reichsamt des Innern: Handbuch für das Deutsche Reich 1913, 38. Jahrgang, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1913, S. 172.
  6. Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch Brandenburg. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, 2. Auflage, Verlag Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 132–133.
  7. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, 4. Auflage, Verlag der Niekammer Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 109.
  8. Russell´schen Guts- und Forstverwaltung Hohenborn, 2024.
  9. Hans Manfred Bock: Die Wolff von Gudenberg. Zur Sozialgeschichte und Familienchronik eines Adelsgeschlechts der Region Kassel, University Press, Kassel 2019, S. 59. E-Book ISBN 978-3-7376-0445-1. Druck ISBN 978-3-7376-0444-4.