Enriqueta Tarrés

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Enriqueta Tarrés (2023)

Enriqueta Tarrés (* 17. März 1934 in Barcelona; † 18. November 2024[1] ebenda) war eine spanische Opernsängerin (Sopran).

Ausbildung und Anfänge

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Enriqueta Tarrés wurde als Tochter des Konditors Manuel Tarrés und dessen Ehefrau Maria Rabassa geboren. Unterstützt von ihrer Mutter, begann sie ihre musikalische Ausbildung im Alter von 8 Jahren.[2] Von 1946 bis 1952 studierte sie Klavier und Gesang am Conservatorio Superior de Música in Barcelona.[1][2] Ihre Gesangslehrerin war die Mezzosopranistin Concepción Callao (1895–1959).[1][2] Weitergehende Studien erfolgten in Paris und bei Mercèdes Llopart in Mailand.[2]

1954 debütierte sie als Konzertsängerin im Palau de la Música Catalana in Franz Liszts Oratorium Die Legende von der heiligen Elisabeth[2] 1955 war sie Siegerin beim Internationalen Gesangswettbewerb von Toulouse (Concours international de chant de Toulouse).[1][2] Ihr Debüt als Opernsängerin gab sie 1956 als Leonora in Il trovatore bei einer Freilichtaufführung in der Arena von Valencia (Plaza de Toros).[1][2] 1956 sang sie am Teatro Principal in Valencia die Trovatore-Leonora und die Desdemona in Otello. Anschließend folgte ein Engagement am Teatro Calderón in Madrid.

Im Dezember 1957 debütierte sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Marguerite in Faust in der ersten in französischer Originalsprache gesungenen Faust-Aufführung in Barcelona.[1][2] Dort trat sie bis 1960 neben der Marguerite auch als Gräfin in Le nozze di Figaro und als Mimì in La Bohème auf.[3]

Tarrés hatte anschließend Festengagements am Theater Basel (1960–1962), am Opernhaus Wuppertal (1962–1964) und ab 1964 an der Staatsoper Hamburg. Gastverträge ging sie in Deutschland mit der Deutschen Oper am Rhein (ab 1963) und der Staatsoper Stuttgart (ab 1969) ein. Im Juni 1976 wirkte sie an der Staatsoper Stuttgart in der Uraufführung der Oper Das Mädchen aus Domrémy von Giselher Klebe mit.

1983 sang sie am Teatro Zarzuela in Madrid in der Zarzuela Curro Vargas von Ruperto Chapí. In der Spielzeit 1985/86 übernahm sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona die Rolle der Jocasta in der Uraufführung der Oper Èdip i Jocasta von Josep Soler.[3][4] Im Januar 1987 sang sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona noch einmal in zwei Vorstellungen die Titelrolle in Aida.[3] 1990 gastierte sie am Teatro Zarzuela in Madrid in der Partie der Mutter in der Uraufführung der Oper El viajero indiscreto von Luis de Pablo. In der Spielzeit 1991/92 trat sie am Gran Teatre del Liceu als Elettra in Idomeneo auf.[3]

Tarrés trat auch als Konzertsängerin u. a. mit Werken von Johann Sebastian Bach, Gioacchino Rossini, Giuseppe Verdi und Richard Strauss (Vier letzte Lieder) hervor. 1974 sang sie in Zürich im Verdi-Requiem. 1976 war sie im Palau de la Música Catalana in Barcelona in Rossinis Stabat Mater zu hören.

Tarrés war Gesangsprofessorin am Conservatorio de Vila-seca in Tarragona und am Conservatorio Superior de Música del Liceo de Barcelona.[1][2] Sie erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, u. a. von der Berliner Staatsoper den Titel „Kammersängerin“ und den Premio al mejor Intérprete Catalán.[1][2]

Enriqueta Tarrés gastierte an zahlreichen Opernhäusern in Europa und in Übersee und wirkte bei internationalen Musikfestspielen mit.

1962 und 1964 gastierte sie beim Glyndebourne Festival als Ariadne in der Erstfassung von Ariadne auf Naxos und als Elettra in Idomeneo. 1963 gastierte sie als Elettra auch beim Festival d’Aix-en-Provence.

Im März 1966 debütierte Tarrés an der Wiener Staatsoper, wo sie bis 1970 Elisabeth von Valois in Don Carlos, Donna Anna und Chrysothemis in Elektra sang.[5][6] Im Mai 1971 sprang sie an der Wiener Staatsoper kurzfristig für die absagende Montserrat Caballé als Leonora in Il trovatore ein.[7][8]

Im März 1967 debütierte Tarrés als kurzfristige Einspringerin in der Rolle der Chrysothemis in Elektra an der Staatsoper Berlin, wo sie anschließend bis 1984 regelmäßig immer wieder auftrat.[9] Im Juni 1969 gastierte sie dort erstmals in der Titelrolle der Oper Madama Butterfly.[10][11] In der Spielzeit 1969/70 gab sie an der Berliner Staatsoper ihre Hausdebüts als Donna Anna in Don Giovanni, Elisabeth von Valois in Don Carlos sowie in der Titelrolle von Ariadne auf Naxos.[12] Im Mai 1970 sprang sie außerdem kurzfristig als Santuzza in Cavalleria rusticana ein.[12] In der Spielzeit 1970/71 übernahm sie Rolle der Kaiserin in einer Neuinszenierung der Oper Die Frau ohne Schatten (Regie: Harry Kupfer), die sie auch in den weiteren Spielzeiten sang.[11] Außerdem trat sie in dieser Spielzeit als Leonore in Fidelio auf.[11] Im April 1972 sang sie an der Berliner Staatsoper die Mimì in La Bohème.[13] Im Juli 1973 folgte ihr Hausdebüt als Desdemona in Othello, im Oktober 1974 das Hausdebüt als Aida.[14][15] In der Spielzeit 1978/79 gastierte sie an der Staatsoper Berlin wieder als Kaiserin in Die Frau ohne Schatten.[16] In der Spielzeit 1979/80 folgte, neben Rollen wie Kaiserin und Aida, an der Berliner Staatsoper das Hausdebüt als Marschallin in Der Rosenkavalier.[17] In der Spielzeit 1980/81 gab sie ihr Hausdebüt als Vitellia in La clemenza di Tito.[18] Ihr letzter Auftritt an der Berliner Staatsoper war im April 1984 als Marschallin in Der Rosenkvalier.[19]

Im Dezember 1973 debütierte sie, an der Seite von Franco Corelli (Rodolfo), als Mimì in La Boheme an der Metropolitan Opera, an der sie bis Oktober 1974 in insgesamt 9 Vorstellungen als Mimì und Madame Butterfly auftrat.[20][21]

Sie gastierte außerdem am Teatro La Fenice in Venedig (als Marschallin), an der Covent Garden Opera (als Desdemona), am Teatro Bellas Artes in Mexico-City (1970, als Chrysothemis) sowie beim Lausanne-Festival (1983, als Marschallin) und bei den Opernfestspielen in der Arena di Verona (1984, als Carmen).

1984 wirkte sie in Philadelphia in einer konzertanten Aufführung von Manuel de Fallas Oper La vida breve unter der musikalischen Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos in der Rolle der Salud mit.[22]

Enriqueta Tarrés war mit dem DAG-Gewerkschaftssekretär Gerhard Herbert († 1983) verheiratet. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie ab 1984 wieder in Barcelona, wo sie zahlreiche Solo-Partien in Oratorien und religiösen Musikwerken sang.

Tarrés starb im November 2024 im Alter von 90 Jahren in ihrer Geburts- und Heimatstadt Barcelona.[23]

Die Stimme von Enriqueta Tarrés ist in verschiedenen Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen sowie in Live-Mitschnitten[24] dokumentiert. Als Live-Mitschnitt existiert u. a. eine Aufnahme des Idomeneo (Aix-en-Provence, 1963), in der Tarrés unter der musikalischen Leitung von Peter Maag die Elettra singt.[25]

In der Ersteinspielung der Oper Atlántida von Manuel de Falla (EMI/HMV, 1977/78) sang sie die Königin Isabella.[26] Ihre Schallplatten erschienen außerdem bei BASF (Trionfi von Carl Orff), MRF/Myto (vollständige Aufnahme der Oper Die Hugenotten[27], als Valentine) und HRE (als Elettra in Idomeneo, Glyndebourne Festival 1964). Außerdem sang sie die Titelrolle in einer beim WDR entstandenen deutschsprachigen Gesamtaufnahme der Operette Die Großherzogin von Gerolstein, die 1984 bei EMI/Electrola auf Schallplatte veröffentlicht wurde.[28]

  • Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 7: Suvanny–Zyssetn. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. München 2003, ISBN 3-598-11598-9, S. 4654.
  • Karl Martyniak (Hrsg.): OPERAdat. Interpreten-Lexikon. Sängerlexikon. Taddei–Taucher. 2. Auflage, Düsseldorf 1998, S. 13 (mit Rollenverzeichnis).
  • Karl Strute und Theodor Doelken (Hrsg.): Who’s Who in the Arts and Literature, Bd. 2: Applied Arts and Music. 3. Auflage, Zürich 1982, S. 666.
  • Christoph Zimmermann: Porträt: Enriqueta Tarrès. In: Opernwelt. Nr. 3/85, Ausgabe März 1985, S. 27/28.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Francisco Salazar: Obituary: Legendary Spanish Soprano Enriqueta Tarrés Dies at 90. Nachruf. OperaWire.com vom 22. November 2024. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  2. a b c d e f g h i j Legendary Spanish soprano Enriqueta Tarrés has passed away at the age of 90. Nachruf. TheViolinChannel.com vom 20. November 2024. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  3. a b c d Enriqueta Tarrés. Aufruitte. Vorstellungsarchiv des Gran Teatre del Liceu. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  4. Èdip i Jocasta. Besetzung. Vorstellungsarchiv des Gran Teatre del Liceu. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  5. Don Carlo (Ital.) / Don Carlos. Besetzung vom 4. März 1966. Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  6. Enriqueta Tarrés’ Auftritte an der Wiener Staatsoper. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  7. Il trovatore / Der Troubadour. Besetzung vom 15. Mai 1971. Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  8. Schweitzers Klassikwelt 37: Tumult in der Wiener Staatsoper. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  9. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1966/67. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  10. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1968/69. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  11. a b c Staatsoper Berlin – Spielzeit 1970/71. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  12. a b Staatsoper Berlin – Spielzeit 1969/70. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  13. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1971/72. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  14. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1972/73. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  15. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1974/75. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  16. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1978/79. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  17. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1979/80. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  18. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1980/81. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  19. Staatsoper Berlin – Spielzeit 1983/84. Besetzungen. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  20. La Bohème. Besetzung La Bohème vom 10. Dezember 1973. Vorstellungsarchiv der Metropolitan Opera. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  21. Enriqueta Tarrés. Auftritte. Vorstellungsarchiv der Metropolitan Opera. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  22. Philadelphia Orchestra – Subscription Concerts in the Muti era 1980–1988. Konzertprogramme. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  23. Muere la soprano barcelonesa Enriqueta Tarrés a los 90 años. Naxhruf. OperaActual vom 18. November 2024. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  24. Enriqueta Tarrés. Live-Aufnahmen mit Enriqueta Tarrés. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  25. Mozart: Idomeneo Peter Maag 1963. Aufnahmedetails. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  26. Atlántida von da Falla. Operone.de. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  27. Meyerbeer: Die Hugenotten. Besetzung. Abgerufen am 14. Dezember 2024
  28. Die Großherzogin von Gerolstein. Besetzung und Produktionsdetails bei Discogs. Abgerufen am 14. Dezember 2024