Enterococcaceae

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Enterococcaceae

Enterococcus

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Firmicutes
Klasse: Bacilli
Ordnung: Milchsäurebakterien (Lactobacillales)
Familie: Enterococcaceae
Wissenschaftlicher Name
Enterococcaceae
Garrity et al. 2001

Die Enterococcaceae bilden eine Familie Gram-positiver Bakterien, aus der Ordnung der Lactobacillales. In dieser Familie sind typische Milchsäurebakterien vorhanden. Durch die Milchsäuregärung bilden Bakterien dieser Gruppe aus Zucker, wie z. B. Glucose, Milchsäure (Lactat) und sind enorm wichtig für die Lebensmittelherstellung, wie z. B. bei der Joghurt- und Käseherstellung. Die Bezeichnung Enterokokken bezieht sich ausschließlich auf die Gattung Enterococcus.

Die verschiedenen Arten sind in der Regel nicht auf Sauerstoff angewiesen, fakultativ anaerob. Die Zellen sind meist kokkenförmig, einige, wie Atopobacter und die von Termiten isolierten Gattung Pilibacter[1], treten in Stäbchenform auf. Kokkenförmige Zellen können in Paaren oder Ketten auftreten. Die Mehrzahl der Arten besitzen keine Geißeln und können sich nicht aktiv bewegen (non-motil).

Die Arten bewohnen eine Vielzahl von unterschiedlichen Habitaten. Enterococcus kommt im Wasser, im Boden, auf Pflanzen und im Darm von Menschen und verschiedenen Tierarten vor. Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium sind beim Menschen in Mundhöhle, Darm, Vagina und Harnröhre zu finden und können unter Umständen pathogen wirken. Arten von Tetragenococcus können hohe Salzkonzentrationen (Halophile) tolerieren. So wurde Tetragenococcus halophilus in fermentierten Fischgerichten gefunden. Die früher den Streptokokken zugerechnete Art Melissococcus pluton kann bei Honigbienen die Europäische Faulbrut hervorrufen.[2] Das stäbchenförmige Bakterium Atopobacter und die kokkenförmige Gattung Catellicoccus wurden von toten Robben isoliert.[3][4]

Obwohl Enterokokken Bestandteil der gesunden Darmflora sind, können sie auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem Infektionen hervorrufen. Sie sind eine häufige Ursache für nosokomiale, typischerweise in Krankenhäusern auftretende, Infektionen und können beispielsweise Harnwegsinfektionen oder Endokarditis verursachen.

Milchsäuregärung und Lebensmittelherstellung

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Mit Gattungen wie Enterococcus, Tetragenococcus und Vagococcus sind innerhalb der Enterococcaceae wichtige Milchsäurebakterien vertreten. Sie besitzen einen homofermentativen Milchsäuregärungstyp, hierbei wird pro Molekül Glucose zwei Moleküle Adenosintriphosphat (ATP) produziert. Das freigesetzte Endprodukt ist Lactat. Im Gegensatz zu heterofermentativen Milchsäurebakterien setzen homofermentative Milchsäurebakterien fast ausschließlich Lactat frei, während heterofermentative Arten, wie einige Arten von Lactobacillus, neben Milchsäure auch andere Endprodukte freisetzen, meist Ethanol und Kohlendioxid (CO2).

Milchsäurebakterien sind die wichtigsten an der Herstellung von Milchproduktionen und anderen Lebensmittelfermentationen mitwirkenden Organismen. Arten wie Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis sind wichtig für die Geschmacksbildung bei der Käsereifung und werden auch in der Herstellung von probiotischen Lebensmitteln eingesetzt. Die Gattung Tetragenococcus, früher zu Pediococcus gestellt, besitzt eine hohe Salztoleranz (ist halophil) und spielt bei der Fermentation von einigen gesalzenen Fischgerichten eine wichtige Rolle. Weiterhin ist Tetragenococcus an der Produktion von Pickles und Sojasoße beteiligt.

Gattungen dieser Familie (Stand: 16. Juni 2018):[5]

Einzelnachweise

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  1. Dennis T. Higashiguchi, Claudia Husseneder, J. Kenneth Grace, John M. Berestecky: Pilibacter termitis gen. nov., sp. nov., a lactic acid bacterium from the hindgut of the Formosan subterranean termite (Coptotermes formosanus). In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 56, Nr. 1, ISSN 1466-5034, S. 15–20, doi:10.1099/ijs.0.63543-0.
  2. Ruth Waite, Helen Thompson, M. Brown, M. Watkins, M. Bew: Präliminärstudien über neue Entdeckungsmethoden der Krankheitserreger der Honigbiene Ständige Kommission für Bienenpathologie, XXXVIII-th International Apicultural Congress of Apimonida in Ljubljana, Slovenia PDF (Memento des Originals vom 7. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.apimondiafoundation.org.
  3. Paul A. Lawson, Geoffrey Foster, Enevold Falsen, Maria Ohlen und Matthew D. Collins: Atopobacter phocae gen. nov., sp. nov., a novel bacterium isolated from common seals. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 50, Nr. 5, ISSN 1466-5034, S. 1755–1760, doi:10.1099/00207713-50-5-1755.
  4. Paul A. Lawson, Matthew D. Collins, Enevold Falsen, Geoffrey Foster: Catellicoccus marimammalium gen. nov., sp. nov., a novel Gram-positive, catalase-negative, coccus-shaped bacterium from porpoise and grey seal. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 56, Nr. 2, ISSN 1466-5034, S. 429–432, doi:10.1099/ijs.0.63874-0.
  5. J.P. Euzéby: List of Prokaryotic Names with Standing in Nomenclature.
  • Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker: Brock – Mikrobiologie. 11. Auflage. Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8274-0566-1
  • Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes, A Handbook of the Biology of Bacteria. 7 Bde. Springer, New York 2006. ISBN 0-387-30740-0 Bd. 4. Bacteria: Firmicutes, Cyanobacteria. ISBN 978-0-387-25494-4
  • Wilhelm H. Holzapfel, Jürgen Baumgart, Hanns K Frank: Lexikon Lebensmittel-Mikrobiologie und -Hygiene. Behr’s Verlag, 2004. ISBN 978-3-89947-048-2
  • Wilhelm H. Holzapfel und Brian J B Wood: The Genera of Lactic Acid Bacteria Blackie Academic & Professional, London 1995, ISBN 978-0-7514-0215-5
  • Köhler, Werner (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie, 8. Aufl., München / Jena 2001, ISBN 978-3-437-41640-8