Entoloma subg. Entoloma

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Entoloma subg. Entoloma

Riesen-Rötling (Entoloma sinuatum)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Rötlingsverwandte (Entolomataceae)
Gattung: Rötlinge (Entoloma)
Untergattung: Entoloma subg. Entoloma
Wissenschaftlicher Name
Entoloma subg. Entoloma
(Fr.) P. Kumm.

Entoloma subg. Entoloma, wie die Gattung Entoloma auch Rötlinge genannt,[1] ist eine umfangreiche Untergattung aus der Gattung der Rötlinge, die in die acht Sektionen Entoloma, Nolanidea (Frühlingsrötlinge), Polita, Rhodopolia, Sphagnophila, Pseudonolanea, Pallideradicata und Turfosa sowie mehrere Untersektionen und Stirpse gegliedert ist.[2]

Die Typusart ist der Mehl-Rötling (Entoloma prunuloides).[3]

Makroskopische Merkmale

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Die Untergattung Entoloma beinhaltet Arten mit ritterlingsartigen, seltener rüblings- oder nabelingsartigen Fruchtkörpern. Der gewölbte oder flach-gewölbte Hut hat häufig einen ausgeprägten Buckel, kann aber auch abgeflacht bis deutlich niedergedrückt geformt sein. Er verändert seine Farbe beim Abtrocknen (hygrophan) oder nicht. Je nach Dicke des Fleischs (Trama) scheinen die Lamellen von oben als Riefung durch. Die Oberfläche ist glatt oder nur in der Mitte schwach locker-faserig behaart. Selten hat sie eine mehr oder weniger fein gefältelte Struktur.

Mikroskopische Merkmale

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Die Hutdeckschicht (Pileipellis) ist eine Cutis oder Ixocutis aus schmalen, zylindrischen Pilzfäden (Hyphen). Sie haben einen Durchmesser von 2 bis 7 µm und sind vor allem in den Endzellen etwas breiter. Die Subcutis ist gut entwickelt oder nicht. Sofern vorhanden, besteht sie aus breiten, aufgeblasenen Elementen, die an den Querwänden (Septen) häufig eingeschnürt sind. Sie sind 20–100 µm lang und 6–25 µm breit. Die Trama der Lamellen und des Huts setzt sich aus kurzen, zylindrischen bis aufgeblasenen Elementen zusammen. Sie haben eine Länge von 20 bis 100 µm, selten mehr. Das Pigment ist im Zellsaft gelöst (intrazellulär), außen auf der Hyphenwand aufgelagert (inkrustierend) oder in der Zellwand enthalten (parietal) und tritt des Öfteren in Kombination auf, allerdings häufig mit unterschiedlicher Topografie. Schnallen sind an den Hyphensepten meist reichlich vorhanden.[2]

Im Jahre 1838 beschrieb Elias Magnus Fries den Tribus Entoloma der Gattung Agaricus.[4] 1844 stellte Gottlob Ludwig Rabenhorst das Taxon auf den Rang einer Untergattung.[5] 1871 kombinierte Paul Kummer Entoloma als Gattung um.[6] 15 Jahre später übertrug Lucien Quélet das Taxon als Untergattung in die Gattung Rhodophyllus.[7] Nach weiteren 3 Jahren stellte Joseph Schröter die Ug. Entoloma in die Gattung Hyporrhodius.[8] Im Jahre 1943 beschrieb Henri Romagnesi das Synonym Rhodophyllus subgenus Romagnesia.[9] Die Untergattung beinhaltet die Typusart der Gattung Entoloma und erhält deshalb automatisch den Namen der übergeordneten Gattung (Autonym).[10]

Sektion Entoloma

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Die Sekt. Entoloma umfasst Arten, deren fleischige Fruchtkörper einen ritterlingsartigen Habitus besitzen. Der Hut ist hygrophan oder nicht und hat entweder keinen oder nur einen undeutlich durchscheinend gerieften Rand. Die Arten fruktifizieren im Herbst.

Hier befinden sich die Rötlinge mit den größten Fruchtkörpern, darunter beispielsweise der Lilablaue Rötling (Entoloma bloxamii) und der Riesen-Rötling (Entoloma sinuatum).

Manche Arten, die früher dieser Sektion zugerechnet wurden, haben eher kleine, isodiametrische Sporen mit relativ dünnen, leicht cyanophilen Wänden, ähnlich dem Sporentyp der Sektion Turfosa und der Gattung Tellerlinge (Rhodocybe). Machiel E. Noordeloos' Überlegungen gingen deshalb in die Richtung, diese Taxa in die Gattung der Tellerlinge zu transferieren.[2] 2011 wurden die entsprechenden Taxa (gemeinsam mit Taxa aus der Sektion Turfosa) auf der Grundlage phylogenetischer Analysen in die neue Gattung Entocybe umkombiniert.[11]

Untersektion Entoloma

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Lilablauer Rötling
(Entoloma bloxamii)

Die Untersektion Entoloma beinhaltet überwiegend bekannte Arten mit relativ kleinen, gleichmäßig symmetrischen (isodiametrischen) und in der Seitenansicht (4–)6-eckigen Sporen. Taxa mit Sporen, die manchmal auf Rasterelektronenmikroskopaufnahmen ein unvollständiges Netz zeigen, was einen Übergang zum Sporentyp der Tellerlinge (Rhodocybe) darstellt, werden seit 2011 nicht mehr zur Gattung Entoloma, sondern zur Gattung Entocybe gezählt, darunter der Stahlblaue Rötling (Entocybe nitida).[11] Die Arten in der Untersektion Sinuata haben deutlich größere und anders geformte Sporen mit ausgeprägteren Ecken und ein für Rötlinge typisches, vollständiges Rippenskelett.[2]

  • Lilablauer RötlingEntoloma bloxamii (Berkeley & Broome 1854) Saccardo 1887
    • Entoloma bloxamii f. caesiolamellatum Wölfel & Noordeloos 2001
  • Mausgrauer RötlingEntoloma myochroum Noordeloos & E. Ludwig 2004
  • Mehl-RötlingEntoloma prunuloides (Fries 1821 : Fries 1821) Quélet 1872
    • Entoloma prunuloides var. obscurum Arnolds & Noordeloos 2004
  • Isabell-RötlingEntoloma rubellum (Scopoli 1772) Gillet 1874
  • Olivgrüner RötlingEntoloma viridans (Fries 1863) P. Karsten 1879

Untersektion Sinuata

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In der Untersektion Sinuata sind Arten mit iso- bis heterodiametrischen und in der Seitenansicht 5–7-(–8)-eckigen Sporen gruppiert.[2]

Sektion Nolanidea (Frühlingsrötlinge)

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Gestreifter Frühlings-Rötling
(Entoloma aprile)
Silbergrauer Rötling
(Entoloma saundersii)

Diese Sektion wurde hauptsächlich für eine Gruppe ähnlicher Arten geschaffen, die sich spezielle ökologische Ansprüche teilen. Sie wachsen alle bei Rosen-, Ulmen- sowie Weidengewächsen und bilden mit den Vertretern dieser Familien eine spezielle Ektomykorrhiza.[12][13][14][15][16][17] In Europa fruktifiziert die Gruppe vom späten Winter bis ins Frühjahr.

Ihre Fruchtkörper-Morphologie liegt mehr oder weniger zwischen der Sekt. Entoloma und der rhodopolium-Gruppe. Einige Taxa haben einen nicht hygrophanen Hut mit lockeren-faserigen Stellen wie der Silbergraue Rötling und bis zu einem gewissen Grad auch der Blassbraune Rötling. Die anderen Arten besitzen dagegen einen glatten, hygrophanen Hut wie E. rhodopolium und dessen Verwandte.

Die Artabgrenzung ist bisweilen schwierig und führt häufig zu Verwirrung, besonders im Hinblick auf den Schild-Rötling und den Gestreiften Frühlings-Rötling. Häufig auftretende, blasse Exemplare verstärken die Vermutung, dass es sich beim Schneeweißen Frühlings-Rötling lediglich um eine Albinoform des Schild-Rötlings handelt.

Der sehr ähnliche Silbergraue Rötling mit seinem schwach hygrophanen Hut hat vor allem eine glimmerige bis locker-faserige Bedeckung und ist mikroskopisch durch große, vieleckige Sporen gekennzeichnet. Auch öffnen sich die Hüte häufig schon, wenn sie teils noch in der Erde stecken, weshalb die reifen Fruchtkörper mit Erdpartikeln bedeckt sind.

Darüber hinaus existiert mit dem Blassbraunen Rötling eine weitere ähnliche Art, die Fruchtkörper mit blassen, stark hygrophanen, glatten Hüten und rötlich fleckenden Druckstellen besitzt. Die Guaiac-Farbreaktion scheint jedoch unbeständig zu sein, weshalb sie sich nicht dazu eignet, die Arten in der Sekt. Noladinea voneinander zu unterscheiden.[2]

  • Gestreifter Frühlings-RötlingEntoloma aprile (Britzelmayr 1885) Saccardo 1887
  • Schild-RötlingEntoloma clypeatum (Linnaeus 1753) P. Kummer 1871
    • Entoloma clypeatum f. hybridum (Romagnesi 1947) Noordeloos 1981
    • Entoloma clypeatum f. pallidogriseum Noordeloos 1981
    • Entoloma clypeatum f. xanthophyllum Noordeloos 1981
    • Entoloma clypeatum var. defibulatum Noordeloos 1981
    • Entoloma clypeatum var. hybridum Noordeloos 1981
  • Schneeweißer Frühlings-RötlingEntoloma niphoides Romagnesi 1947 ex Noordeloos 1985
  • Silbergrauer RötlingEntoloma saundersii (Fries 1874) Saccardo 1887
  • Blassbrauner RötlingEntoloma sepium (Noulet & A. Dassier 1838) Richon & Roze 1888

Sektion Pallideradicata

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In der Sektion Pallideradicata sind Fruchtkörper mit (schlankem) ritterlingsartigem Habitus, konischem bis polsterförmigem Hut, angehefteten bis überwiegend freien Lamellen und einen relativ schlanken Stiel gruppiert. Der nicht oder schwach hygrophane Hut hat keine durchscheinende Riefung und eine glatte bis seidig glänzende oder sehr deutlich radial adrige Oberfläche, die weiß oder sehr blass gefärbt ist. Die Sporen sind heterodiametrisch. Die Lamellenschneiden sind entweder fertil oder heterogen. Cheilozystiden sind entweder vorhanden oder fehlen, Pleurozystiden fehlen. Die Huthaut ist eine gut differenzierte (Ixo-)Cutis aus schmalen, zylindrischen Hyphen mit intrazellulärem und/oder parietalem Pigment. Die Trama besteht aus relativ langen Hyphen. Schnallen an den Hyphensepten fehlen.

Entoloma bicolor

Ursprünglich enthielt diese Sektion nur eine einzige europäische Art sowie mutmaßliche Verwandtschaften mit außereuropäischen Taxa wie Entoloma bicolor Massee aus Singapur und Rhodophyllus irinus Romagn. & Gilles sowie R. rigens Romagn. & Gilles aus dem tropischen Afrika. Die Neubeschreibung des Risspilz-Rötlings liefert Material für neue Spekulationen.[18] Diese Art teilt in ihrem aktuellen Konzept einige interessante Merkmale mit Entoloma pallideradicatum. Dazu zählen der blasse, nicht hygrophane Hut mit der cutis-ähnlichen Hutdeckschicht, heterodiametrische Sporen und fehlende Schnallen. Außerdem haben beide Arten eine Trama, die nicht typisch rötlingsartig aus relativ langen Elementen aufgebaut ist. Deshalb wurde beschlossen, das Konzept der Sektion Pallideradicata hier leicht zu korrigieren, um Entoloma eximium zu integrieren. Trotzdem bleibt die systematische Stellung der Sektion unklar. Machiel E. Noordeloos (2004) stimmt mit Eyssartier et al. überein, die Art enger in der Ug. Entoloma zu platzieren.[2]

Sektion Pseudonolanea

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Die Sekt. Pseudonolanea umfasst Fruchtkörper mit helmlings- oder rüblingsartigem, seltener ritterlingsartigem Habitus. Sie erinnern oftmals an eine Art aus der Ug. Nolanea wie der Seidige Glöckling, aber das Fleisch besteht aus typisch rötlingsartigen, kurzen und würstchenförmigen Elementen.

Diese Sektion vereint eine recht große Zahl an Arten mit relativ kleinen Fruchtkörpern. Viele davon kommen in höheren Lagen vor und zählen offensichtlich zur Funga der arktischen Tundra und (sub)alpinen Vegetation. Bei einigen Arten wurden mykorrhizaartige Verbindungen mit Zwergsträuchern aus den Gattungen Birken und Weiden nachgewiesen. Möglicherweise interagieren die Pilze auch mit dem Knöllchen-Knöterich. Darüber hinaus wurden kürzlich mehrere Arten in niedrigeren Höhenlagen entdeckt, sogar in mediterraner Buschvegetation, die möglicherweise mit Zistrosen in Verbindung stehen. Einige Arten sind durch ihr Nolanea-artiges Aussehen sehr schwer auseinanderzuhalten, weshalb für eine erfolgreiche Bestimmung eine vollständige mikroskopische Untersuchung des Tramaaufbaus erforderlich ist.[2]

Die Sekt. Polita umfasst innerhalb der Ug. Entoloma eine kleine Artengruppe, die durch eher voneinander abweichende Habitate gekennzeichnet ist. Die rüblings- und manchmal nabelingsartigen Fruchtkörper haben einen konvex-genabelten bis trichterförmigen Hut. Die Lamellen sind in der Regel breit am Stiel angeheftet, selten ausgebuchtet mit einem kurzen herablaufenden Zahn und manchmal deutlich herablaufend. Der Stiel ist nicht faserig und faserig-gerieft wie bei den Arten anderer Sektionen, aber mehr oder weniger poliert wie bei vielen Arten der Ug. Leptonia. Sie wachsen häufig in Gruppen an feuchten und sumpfigen Stellen unter verschiedenen Bäumen wie z. B. Erlen, Eschen und Weiden, aber auch in Eichen- und Buchenwäldern. Einige Fruchtkörper riechen entweder stark nitrös oder ranzig-mehlig und können mit kleinen Exemplaren der rhodopolium-Gruppe verwechselt werden. Die Mikromorphologie in der Sekt. Polita ähnelt stark den Merkmalen in der Sekt. Rhodopolia. Die Struktur der Huthaut und des Kontexts ist gleich. Das Pigment ist meist intrazellulär.[2]

Sektion Rhodopolia

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Hut deutlich hygrophan, bei dünnfleischigen Arten meist stark durchscheinend gerieft. Pigment intrazellulär, inkrustierend oder eine Kombination beider Typen.

Den Kern der Ug. Entoloma bildet die rhodopolium-Gruppe. In Noordeloos' erster Klassifikation der Ug. Rötlinge[19] befanden sich alle Arten in der Sekt. Rhodopolia, die in die beiden Untersektionen Rhodopolia und Typodochroa gegliedert war. Die Untersekt. Rhodopolia umfasste Arten mit überwiegend intrazellulärem Pigment, wohingegen in der Untersekt. Typodochroa Arten mit inkrustierendem Pigment gruppiert waren. Im ersten Band seiner Monografie[3] verwarf der Autor diese Aufteilung. Mit zunehmender Kenntnis der Gruppe verstärkte sich der Eindruck, dass die Pigmentation nicht verwendet werden sollte, um Arten dieser Gruppe zuzuordnen oder davon abzutrennen. Beispiele wie Horngrauer Rötling vs. Schwachgeriefter Rötling, Alkalischer Rötling vs. Weiden-Rötling und die bei einigen alpinen-arktischen Arten vorgefundenen Umstände zeigen, dass sich ähnliche oder nah verwandte Arten einzig in ihrem Pigmentationstyp unterscheiden können. Deshalb wurden die beiden Untersektionen in eine große Sektion zusammengeführt.

Largent hält in seinem Bericht über die Entolomataceae der Westlichen Vereinigten Staaten die Sektionen Rhodopolia und Typodochroa aufrecht und stellt mit Subsaundersii und Lividoalbum zwei weitere Sektionen auf.[20] Die Hauptkriterien für diese Neuordnung der Arten basiert im Wesentlichen auf den Merkmalen der Huthaut: opak gegenüber durchscheinend, leicht gegenüber deutlich hygrophan.

Tatsächlich nimmt die europäische Art E. saundersii in der Sekt. Nolanidea wegen der glänzend aussehenden Hutoberfläche eine isolierte Stellung ein. Ein vollständiger Vergleich der europäischen mit den nordamerikanischen Arten kann letztlich zu einer Umverteilung dieser Art innerhalb der Ug. Entoloma führen.

Zahlreiche Feldbeobachtungen großer Rötlingsarten ließen eine gewisse Tendenz erkennen, dass der Hut weniger hygrophan, weniger durchscheinend aussieht, was sicherlich etwas mit der Dicke des Fleischs zu tun hat. Die frischen, sowohl jungen als auch reifen Fruchtkörper einiger Arten wie der Weißstielige Rötling und der Keulenfüßige Rötling können mit einem vergänglichen, silbernen Reif oder sehr fein und verteilt faserigen Stellen, die im Alter verschwinden, bedeckt sein. Dadurch erscheint der Hut zunächst undurchsichtig. Bei Feuchtigkeit ist die Hutoberfläche glatt und fühlt sich bei Berührung etwas fettig an. Ein ähnliches Phänomen konnte in der Sekt. Nolanidea beim Schild-Rötling beobachtet werden. Die kürzlich neu entdeckten Arten Entoloma griseorugulosum und Entoloma griseopruinatum stellen das Ende der Bandbreite von hygrophanen und glatten zu nicht hygrophanen und bereiften oder fein gefältelten Hüten dar. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Wiederentdeckung von Entoloma platyphylloides mit einer faserig-gestreiften Hutoberfläche.

Ein besonderer Fall ist der Torf-Rötling. Diese seltene Art ist typisch für Torfmoore im Tiefland, die einst in prähistorischer Zeit große Bereiche des atlantischen Teils von Europa bedeckten. Der Pilz besitzt eine Reihe von abweichenden Merkmalen, darunter der zugespitzte Hut mit den luftig-faserigen Stellen, die ein Schleier des Universalvelums sein können, sowie ein ungewöhnlicher heterodiamatrischer, vieleckiger Sporentyp. Diese Unterschiede können in der Tat einen sektionalen Status dieser Art rechtfertigen. Vorerst, auch im Hinblick auf die bevorstehende molekulare Forschung, zieht es Machiel E. Noordeloos vor, die Ordnung der Arten in der Sekt. Rhodopolia in Stirps beizubehalten, um die Bestimmung zu erleichtern.[2]

Stirps Brassicolens

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Die Fruchtkörper im Stirps Brassicolens haben einen nicht oder schwach hygrophanen Hut, der sich bei Berührung fettig anfühlt und der im Alter eine leicht bis stark fein gefältelte Oberfläche besitzt. Der strenge, stinkende Geruch erinnert an verfaulten Kohl. Das Pigment ist intrazellulär und Schnallen sind an den Hyphensepten reichlich vorhanden.[2]

Den Stirps Kallioi kennzeichnen Fruchtkörper mit hygrophanen Hüten ohne durchscheinende Riefung. Cheilozystiden sind vorhanden und sehen faden- bis korralenförmig aus. Das Pigment ist intrazellulär. Zahlreiche Hyphensepten weisen Schnallen auf.[2]

Stirps Lividoalbum

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Weißstieliger Rötling
(Entoloma lividoalbum)

Den Stirps Lividoalbum kennzeichnen kräftige Fruchtkörper mit relativ festem, kompaktem Fleisch. Der Hut ist glatt und deutlich oder schwach hygrophan. Frische Exemplare sind oftmals mit zerstreuten, luftig-lockeren Fasern besetzt und/oder radialfaserig strukturiert. Manchmal zeigt die Hutoberfläche eine vollständige feine Bereifung. Das Pigment ist intrazellulär.[2]

Stirps Myrmecophilum

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Die Fruchtkörper im Stirps Myrmecophilum werden relativ groß und besitzen ein mittel- bis dickes Fleisch. Der Hut ist häufig dunkelbraun mit roten, gelben oder grauen Tönen gefärbt. Die Hutoberfläche ist hygrophan, manchmal allerdings schwach, häufig deutlich durchscheinend gerieft und vor allem in der Mitte oft etwas opak mit einigen luftig-locker aufliegenden Fasern, seltener radial faserig strukturiert. Das Pigment ist überwiegend inkrustierend, aber vielfach auch zusätzlich intrazellulär.[2]

Stirps Rhodopolium

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Niedergedrückter Rötling
Entoloma rhodopolium agg.

Die Fruchtkörper im Stirps Rhodopolium sind mittelgroß bis groß, relativ dünnfleischig und brüchig. Der Hut ist gebuckelt oder in der Mitte abgeflacht. Das Pigment ist intrazellulär, häufig schwierig zu erkennen und wohl auch parietal, jedoch nie inkrustierend.[2]

Stirps Sericatum

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Weiden-Rötling
(Entoloma sericatum)
Horngrauer Rötling
(Entoloma sordidulum)

Fruchtkörper im Stirps Sericatum sind relativ schmächtig und besitzen ein brüchiges Fleisch. Das Pigment in der oberen Hutdeckschicht ist deutlich inkrustierend und zusätzlich häufig intrazellulär.[2]

  • Doppelgänger-RötlingEntoloma inusitatum Noordeloos, Enderle & H. Lammers 1995
  • Mai-RötlingEntoloma majaloides P.D. Orton 1960
  • Weiden-RötlingEntoloma sericatum (Britzelmayr 1893) Saccardo 1895
    • Entoloma sericatum var. saliciphilum (Noordeloos 1981) Noordeloos 2004
  • Horngrauer RötlingEntoloma sordidulum (Kühner & Romagnesi 1955) P.D. Orton 1960
  • Schwachgeriefter RötlingEntoloma subradiatum (Kühner & Romagnesi 1954) M.M. Moser 1978
    • Entoloma subradiatum var. caespitosum E. Ludwig 2007

Stirps Transvenosum

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Die Fruchtkörper im Stirps Transvenosum besitzen einen hygrophanen hut mit einer nicht vollständig glatten, aber radial fein gefältelter Oberfläche. Die dicklichen, aderigen Lamellen haben eine braun-graue Farbe.[2]

  • Entoloma transvenosum Noordeloos 1982
    • Entoloma transvenosum var. microsporum Noordeloos & Hausknecht 2004

Sektion Sphagnophila

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In der Sekt. Sphagneti sind Fruchtkörper mit einem ritterlingsartigen Habitus und vieleckigen, meist knotig-höckerigen Sporen vertreten. Der Hut junger Exemplare ist mit faserigen Stellen bedeckt, die von einem Universal Velum stammen könnten. Das Pigment ist reichlich vorhanden, braun und intrazellulär. Schnallen sind vorhanden. Markant ist der spezielle Lebensraum in Torfmooren, in denen die Fruchtkörper zwischen toten oder lebenden Torfmoosen wachsen.[2]

Sektion Turfosa

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Die Arten der Sekt. Turfosa kennzeichnen sehr kleine, dünnwandige Sporen mit vielen Ecken, die an die Sporen von Tellerlingen (Rhodocybe) erinnern.

Die Arten dieser Sektion haben in der Regel einen sehr merkwürdigen Sporentyp mit vielen Ecken und im Vergleich zu anderen Rötlingen sehr dünnen Wänden. Die Sporen lassen sich gut mit Baumwollblau einfärben (cyanophil). Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop haben gezeigt, dass die Sporen eine Ähnlichkeit mit den Sporen der Tellerlinge aufweisen. In Nordamerika hat Largent ähnliche Arten in der Sektion Trachyspora beschrieben.[21] Zusätzliche Untersuchungen der Tellerlinge durch Baroni führten letztlich dazu, dass die Arten der Sektion Trachyspora in die Gattung Rhodocybe transferiert wurden.[22] 2011 wurden die meisten Taxa der Sektionen Turfosa und Trachyspora auf der Grundlage phylogenetischer Untersuchungen in die Gattung Entocybe umkombiniert.[11]

Ehemalige Mitglieder der Sektion und inzwischen nicht mehr Teil der Gattung Entoloma:

Art mit unklarer Position

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Einzelnachweise

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  1. Erhard Ludwig: Beschreibungen. Die größeren Gattungen der Agaricales mit farbigem Sporenpulver (ausgenommen Cortinariaceae). In: Pilzkompendium. Band 2. Fungicon, Berlin 2007, ISBN 978-3-940316-01-1, S. 293–294.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Machiel Evert Noordeloos: Entoloma s.l. Supplement. In: Fungi Europaei. 5A. Edizioni Candusso, Alassio 2004, ISBN 88-901057-4-7, S. 836 ff. (englisch).
  3. a b Machiel Evert Noordeloos: Entoloma s. l. In: Fungi Europaei. Band 5. Edizioni Candusso, Alassio 1992.
  4. Elias Magnus Fries: Agaricus tribus Entoloma. In: Epicrisis Systematis Mycologici. 1838, S. 143.
  5. Gottlob Ludwig Rabenhorst: Agaricus subgenus Entoloma. In: Deutschlands Kryptogamenflora. Band 1, 1844, S. 508.
  6. Paul Kummer: Entoloma (Fr.) P. Kumm. In: Führer in die Pilzkunde. 1871, S. 23.
  7. Lucien Quélet: Rhodophyllus subgenus Entoloma. In: Enchiridion fungorum in Europa Media et præsertim in Gallia vigentium. 1886, S. 57 (Handbuch der Pilze in Mitteleuropa und insbesondere in Frankreich).
  8. Joseph Schröter: Hyprrhodius subgenus Entoloma. In: Ferdinand Cohn (Hrsg.): Kryptogamen-Flora von Schlesien. Band 3, Nr. 1, 1889, S. 616.
  9. Rolf Singer: Rhodophyllus subgenus Entoloma Romagn. III. Das system der Agaricales. In: Annales Mycologici. Band 41, Nr. 3, 1943, S. 3.
  10. J. McNeill, F.R. Barrie, W.R. Buck, V. Demoulin, W. Greuter, D.L. Hawksworth, P.S. Herendeen, S. Knapp, K. Marhold, J. Prado, W.F. Prud'homme van Reine, G.F. Smith, J.H. Wiersema, N.J. Turland: Chapter III. Nomenclature of taxa according to their rank. Section 3. Names of genera and subdivisions of genera. Article 22. International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants (Melbourne Code). In: Regnum Vegetabile. Band 154. Koeltz Scientific Books, 2012, ISBN 978-3-87429-425-6 (online verfügbar).
  11. a b c T. Baroni: Entocybe is proposed as a new genus in the Entolomataceae (Agaricomycetes, Basidiomycota) based on morphological and molecular evidence. In: North American Fungi. 29. September 2011, doi:10.2509/naf2011.006.012 (wsu.edu [abgerufen am 15. Juli 2024]).
  12. Reinhard Agerer, Kerstin Waller: Mycorrhizae of Entoloma sepium: parasitism or symbiosis? In: Mycorrhiza. Band 3, 1993, S. 145–154, doi:10.1007/BF00203608.
  13. R.K. Antibus, J.G. Croxdale, O.K. Miller, A.E. Linkins: Ectomycorrhizal fungi of Salix rotundifolia. III. Resynthesized mycorrhizal complexes and their surface phosphatase activities. In: Canadian Journal of Botany. Band 59, 1981, S. 2458–2465, doi:10.1139/b81-297.
  14. Frank Graf, Ivano Brunner: Natural and synthesized ectomycorrhizas of the alpine dwarf willow Salix herbacea. In: Mycorrhiza. Band 6, 1996, S. 227–235.
  15. Milan Gryndler, Zuzana Egertová, Lucie Soukupová, Hana Gryndlerová, Jan Borovička, Hana Hršelová: Molecular detection of Entoloma spp. associated with roots of rosaceous woody plants. In: Mycological Progress. Band 9, 2010, S. 27–36, doi:10.1007/s11557-009-0615-3.
  16. Taiga Kasuya, Seiji Takehashi, Tamotsu Hoshino, Machiel Evert Noordeloos: Entoloma aprile (Agaricales, Entolomataceae) new to Japan, with notes on its mycorrhiza associated with Populus maximowiczii in cool-temperate deciduous forests of Hokkaido. In: Sydowia. Band 62, Nr. 2, 2010, S. 205–223.
  17. Hisayasu Kobayashi, Kyoko Hatano: A morphological study of the mycorrhiza of Entoloma clypeatum f. hybridum on Rosa multiflora. In: Mycoscience. Band 42, Nr. 1, 2001, S. 83–90, doi:10.1007/BF02463979.
  18. Guillaume Eyssartier, Régis Courtecuisse, Gérard Tassi: Quelques esècds intéressantes du genre Entoloma. In: Icon. e bibl. Bulletin de la Société Mycologique de France. Band 115, 1999, ISSN 0395-7527, S. 171–172.
  19. Machiel Evert Noordeloos: Entoloma subgenera Entoloma and Allocybe in the Netherlands and adjacent regions with a reconnaissance of its remaining taxa in Europe. In: Persoonia. Band 11, 1981, S. 153–236.
  20. David Lee Largent: Entolomatoid Fungi of the Western U.S. and Alaska. In: Agaricales of California. Mad River Press, Eureka (USA, CA), ISBN 978-0-916422-81-3.
  21. David Lee Largent: Rhodophylloid fungi of the Pacific Coast (United States). IV: Infrageneric concepts of Entoloma, Nolanea and Leptonia. In: Mycologia. Band 66, Nr. 6, 1974 (Online bei Cyberliber verfügbar).
  22. Timothy J. Baroni, David Lee Largent: The genus Rhodocybe: new combinations and a revised key to section Rhodophana in North America. In: Mycotaxon. Band 34, 1989, S. 47–53 (Online bei Cyberliber verfügbar).