Erasmus Fröhlich

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Erasmus Fröhlich (Darstellung nach Peter Fendi)

Erasmus Fröhlich SJ (auch Erasmus Froehlich, Erasmus Frölich oder Erasmus Froelich; * 2. Oktober 1700 in Graz; † 7. Juli[1] 1758 in Wien) war ein österreichischer Jesuit, Historiker, Bibliothekar und Numismatiker.

Erasmus Fröhlich trat nach Abschluss der niederen Schule am 10. Oktober[2] 1716 in Wien in den Jesuitenorden ein und absolvierte ein zweijähriges Noviziat. Anschließend ging er nach Leoben, durchlief dort die Humaniora und begann 1719 in Graz mit Studien der Philosophie.[2] Von 1722 bis 1726 war er Lehrer in Klagenfurt, wo er auch Griechisch und Latein erlernte. Von 1726 bis 1731 studierte er in Wien Mathematik und später Theologie und befasste sich mit der hebräischen Sprache. Anschließend ging er zum Tertiat nach Judenburg. Ab 1732 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Professor für Ethik[2] und lehrte auch Grundlagen der Mathematik, legte aber bald das öffentliche Amt nieder und unterrichtete in seinem Orden höhere Mathematik. Von 1738 bis 1741 war er Präfekt des Mathematischen Museums.[3] Durch den Einfluss seiner Ordensbrüder Christian Edschlager (1699–1741) und Karl Granelli (1671–1739), dem Beichtvater der Witwe Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg, begann er, sich intensiv mit Numismatik zu beschäftigen.

1746 wurde er Lehrer für Geschichte, Heraldik, Diplomatik und griechische Sprache und Literatur an dem von Maria Theresia neugegründeten Theresianum.[4] 1748 begann er mit dem Ordnen und Katalogisieren der von Pius Nikolaus Garelli zusammengestellten Bibliothek, die dessen Sohn Johann Baptist Hannibal Garelli (1719–1741) testamentarisch zum öffentlichen Gebrauch bestimmt hatte.[5][6] 1749 wurde die „Garellische Bibliothek“ öffentlich zugänglich.[7]

Kaiser Franz I. beauftragte Erasmus Fröhlich, Valentin Jamerai Duval und Josef Khell mit der Katalogisierung des kaiserlichen Münzkabinetts. Diese Arbeit wurde 1755 abgeschlossen, die Ergebnisse wurde in dem zweibändigen Katalog Numismata Cimelii Caesarei Regii Austriaci Vindobonensis veröffentlicht. Die Münzen, die er als Anerkennung für seine Arbeit von Franz I. und Maria Theresia geschenkt bekam, gab er an das Theresianum weiter, wo sie in der Garellischen Bibliothek ausgestellt wurden.[8]

Fröhlich litt ab 1748 an Steinschmerzen. 1756 wurde er von Natale Giuseppe Pallucci (1719–1797) operiert, der ihm einen Blasenstein entfernte. Nach kurzer Genesung verstarb er am 7. Juli (nach anderen Angaben am 8. Juli)[1] 1758 an Seitenstechfieber.[9][10] Josef Khell wurde sein Nachfolger als Leiter der Bibliothek, ihm folgte Michael Denis.[6] Die Leitung der Münzsammlung übernahm Josef Khell, gefolgt von Joseph Hilarius Eckhel.[11]

Im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien befindet sich ein Ölgemälde Erasmus Fröhlichs von Peter Fendi.[11]

Am Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird unter Leitung von Bernhard Woytek eine Edition der wissenschaftlichen Korrespondenz von Erasmus Fröhlich und Josef Khell erarbeitet.[11]

Erasmus Fröhlich veröffentlichte ab 1733 Abhandlungen über Numismatik, Geschichte und theologische Fragen. Die Werke erschienen teilweise unter Namen von Ordensbrüdern oder Schülern, werden aber klar Fröhlich zugeschrieben. Zusammen mit anderen jesuitischen Geschichtsforschern wie Markus Hansiz und Anton Steyerer trug Fröhlich auch dazu bei, den im 18. Jahrhundert noch vorherrschenden Glauben an Phantasien, Erfindungen und Übertreibungen früherer Chronisten zu erschüttern.[12][13][14] Ein wichtiger Mitarbeiter Fröhlichs war beispielsweise der steirische Jesuit Sigismund Pusch (1669–1735)[15], der auch mit Steyerer eng zusammenarbeitet hatte. Fröhlich veröffentlichte später Puschs literarischen Nachlass.

Als sein „trefflichstes Werk“, das „nur mit der Welt untergehen wird“,[16] gilt Annales Compendiarii Regum et rerum Syriae. Numis veteribus illustrati, das 1744 erschien. Es führte zu einer theologischen Auseinandersetzung mit Ernst Friedrich Wernsdorf über die Makkabäerbücher.[17] Als Antwort veröffentlichte Fröhlich 1746 die Arbeit De fontibus historiae Syriae in libris Macchabaeorum Prolusio, in der er Wernsdorf widerlegte.

In seinem Werk Notitia elementaris numismatum illorum antiquorum stellte er ein System der antiken Münzen mit fünfzehn Klassen auf.[18]

Seine Arbeiten wurden von bekannten Zeitgenossen wie Gerard van Swieten, Antonio Francesco Gori, Apostolo Zeno, Jean-Jacques Barthélemy, Georg Matthias Bose und Gottfried Bessel sehr geschätzt.[19] Er arbeitete eng mit anderen Wissenschaftlern zusammen, hielt ständigen Kontakt und befähigte und förderte den Nachwuchs. Das Buch L’Optique des couleurs von Louis-Bertrand Castel aus dem Jahr 1740 übersetzte er 1744 ins Lateinische.[20] Das Werk Diplomataria sacra ducatus Styriae von Sigismund Pusch wurde von ihm nach dessen Tod überarbeitet und 1756 veröffentlicht. Rudolf Coronini (1731–1791) unterstütze er bei der Abfassung einer Geschichte von Görz und Istrien[21] und György Pray bei der Erarbeitung der Geschichte Ungarns. Zu seinen Schülern gehörten Maximilian Hell,[22] Gottfried van Swieten,[23] Josef Franz (1704–1776), Josef Khell (1714–1772), Michael Denis und Franz Anton von Khevenhüller,[24] der von 1734 bis 1740 Bischof von Wiener Neustadt war. Marquard Herrgott lehrte er die Grundzüge der Numismatik.[25]

In einigen Quellen wird für Erasmus Fröhlich das Pseudonym bzw. der Alternativname Ludwig Debiel (oder Ludwig de Biel) angegeben. Dabei handelt es sich aber um einen Zeitgenossen von Fröhlich, der von 1697 bis 1771 lebte.[26] Debiel war ebenfalls Jesuit; er war Rektor des Theresianums, als Fröhlich das numismatische Kabinett leitete.[27] Fröhlich verfasste 1733 auf Anregung von Debiel das Werk Utilitas rei numariae veteris.[28] Debiel wurde später von Erzbischof Johann Joseph von Trautson mit der Reform der Theologischen Fakultät der Universität Wien beauftragt und zum Dekan ernannt.[29][30]

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. a b Todesdatum nach Quellen wie Michael Denis, S. 12, Franz de Paula von Schrank, S. 214, Annalen der Literatur und Kunst, S. 337, Neue theologische Zeitschrift, S. 38, Christian Gotthilf Salzmann: Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Teutschen des achtzehnten Jahrhunderts. Verlag der Erziehungsanstalt, Schnepfenthal 1802, S. 542 und Gustav Franz Schreiner (Hrsg.): Allgemeiner Calender für die katholische Geistlichkeit. Band 7. Damian & Serge, Graz 1838, S. 64. In anderen – meist späteren – Quellen wie Das Land unter der Enns nach seiner Natur, seinen Einrichtungen und seinen Bewohnern (= Topographie von Niederösterreich. Band 1). Wien 1871, S. 562 ist das Todesdatum 8. Juli angegeben. In einer Quelle wird das Datum aus einem Nachruf von Michael Denis mit dem 6. Juli angegeben, siehe Eugen Guglia: Das Theresianum in Wien. Schroll, Wien 1912, S. 74 (online – Internet Archive).
  2. a b c Franz Lackner: Die Jesuitenprofessoren an der philosophischen Fakultät der Wiener Universität (1712–1773). Dissertation. Universität Wien 1973, S. 157.
  3. Nora Pärr: Maximilian Hell und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des 18. Jahrhunderts. Dissertation. Universität Wien 2011. Bautz, Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-490-8, S. 14 (online).
  4. Neue theologische Zeitschrift, S. 32.
  5. Hermann Boerhaavens Briefe an Johann Baptist Bassand, Kaiserlichen Leibarzt. Bauer, Leipzig 1781, S. 115 (Digitalisat).
  6. a b Nürnbergische Gelehrte Zeitung auf das Jahr 1780. Grattenauer, Nürnberg 1780, S. 611 (Digitalisat).
  7. Neue theologische Zeitschrift, S. 35.
  8. Neue theologische Zeitschrift, S. 36.
  9. Neue theologische Zeitschrift, S. 37.
  10. Denis, S. 12.
  11. a b c The numismatic networks of Eckhel’s Austrian precursors auf der Website der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
  12. Anton Mayer: Die letzten Habsburger, In: Österreichische Geschichte für das Volk, Band X, Zweiter Teil, Seite 225. Prantel, Wien 1881
  13. Simon Martin Mayer (Hrsg.): Hironimus Megiser - eine biographische Skizze, In: Carinthia – Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung u. Unterhaltung, Nr. 41 vom 22. Oktober 1822, Seite 327ff. Verlag Anton Gelb, Klagenfurt 1822.
  14. Heinrich Hermann (Historiker): Handbuch der Geschichte des Herzogthumes Kärnten, Seite 307. Leon, Klagenfurt 1853
  15. Karl Uhlirz: Ein Bruchstück des Diariums der Grazer Jesuiten, In: Beiträge zur Erforschung steierischer Geschichtsquellen, Seite 52ff. Verlag des Historischen Vereines für Steyermark, Granz 1905
  16. Neue theologische Zeitschrift, S. 48–52.
  17. siehe auch Friedrich Karl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem 18ten Jahrhunderte gestorben sind. Band 16. Schwickert, Leipzig 1813, S. 218–219 (Digitalisat).
  18. Karl Bernhard Stark: Systematik und Geschichte der Archäologie der Kunst. Engelmann, Leipzig 1878, S. 221–222 (Digitalisat).
  19. Neue theologische Zeitschrift, S. 31.
  20. L’esprit des journaux françois et étrangers. 1787, S. 89.
  21. Coronini, Rudolf. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag)..
  22. Joseph von Seyfried: Gemeinnütziger und erheiternder Haus-Calender für das österreichische Kaiserthum. Strauß, Wien 1820, S. 27 (Digitalisat).
  23. Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten. Band 3. Doll, Wien 1803, S. 103 (Digitalisat).
  24. Heinz Winter: Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, S. 18, Rest von Fußnote 7 (online).
  25. Heinz Winter: Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, S. 17, Fußnote 5 (online).
  26. Eintrag in der GND.
  27. Joseph von Hormayr: Anemonen aus dem Tagebuche eines alten Pilgersmannes. Band 2. Frommann, Jena 1847, S. 139 (Digitalisat).
  28. Eintrag in der Universitätsbibliothek Heidelberg.
  29. Janez Juhant: Im Feuer der europäischen Ideenzüge: Slowenien. LIT, Wien u. a. 2008, ISBN 978-3-03735-947-1, S. 70 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  30. Karl Vocelka, Anita Traninger (Hrsg.): Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hrsg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2). Böhlau, Wien 2001, ISBN 978-3-205-99267-7, S. 394 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).