Erbsenzähler
Erbsenzähler oder Erbsenzählerei bezeichnet umgangssprachlich und ironisch abwertend einen auf größte Genauigkeit und Vollständigkeit bedachten Menschen beziehungsweise sein Handeln.
Ursprünglich hatte das Wort eine andere Bedeutung. Bis zum 19. Jahrhundert bezeichnete man einen knauserigen und geizigen Menschen als Erbsenzähler, aber seit dem 20. Jahrhundert hat sich die Bedeutung des Wortes erweitert beziehungsweise verschoben, nämlich hin zur Betonung des Kleinlichen und Pedantischen.[1]
Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kompositum Erbsenzähler wird im Deutschen bereits seit mehreren Jahrhunderten verwendet. Grimmelshausen benutzte das Wort in seinem Roman Simplicissimus, der 1668 erschienen ist,[2] und Adelung verzeichnete das Wort 1796 in seinem Wörterbuch als ein Synonym für „Geitzhals“, das sowohl im Hochdeutschen[3] als auch im Niederdeutschen gebräuchlich ist.[4]
Unwahr ist wohl die Meinung, das Wort in seiner neueren Bedeutung (Pedant) gehe auf eine Begebenheit aus dem Leben Karl Baedekers zurück.[5][6]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Müller: Erbsenzähler auf muellers-lesezelt
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zur früheren Bedeutung vergleiche: Erbsenzähler. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 3: E–Forsche – (III). S. Hirzel, Leipzig 1862, Sp. 740 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch, 1668, S. 379; Scan online im Deutschen Textarchiv, abgerufen am 2. September 2014.
- ↑ Zur Bedeutung des Begriffs vergleiche diesen Abschnitt im Wikipedia-Artikel zu Adelung; demnach ist Hochdeutsch für Adelung in einem engeren Sinn die Meißner Kanzleisprache.
- ↑ Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2, 1796, Stichwort „Der Geitzhals“; Scan online bei Zeno.org, abgerufen am 2. September 2014.
- ↑ Die Anekdote wurde vielfach verbreitet zum 150. Todestag Karl Baedekers am 4. Oktober 2009, z. B. im Focus: Ein Erbsenzähler erfindet den Reiseführer (online) und beim Deutschlandfunk: Herr der Reiseführer (online), abgerufen am 2. September 2014.
- ↑ So vertreten noch in dieser Fassung des Wikipedia-Artikels zum Erbsenzähler (5. April 2013) und dieser Fassung des Wikipedia-Artikels zu Baedeker (10. August 2014). Vergleiche auch den Eintrag auf der Diskussionsseite dieses Artikels hier.