Eresos

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Stadtbezirk Eresos
Δημοτική Κοινότητα Ερεσού (Ερεσός)
Eresos (Griechenland)
Eresos (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Nördliche Ägäis
Regionalbezirk Lesbos
Gemeinde Dytiki Lesvos
Gemeindebezirk Eresos-Andissa
Geographische Koordinaten 39° 10′ N, 25° 56′ OKoordinaten: 39° 10′ N, 25° 56′ O
Höhe ü. d. M. 45 m
Fläche 65,843 km²
Einwohner 1611 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr. 53020301
Ortsgliederung 5
Postleitzahl 81105
Telefonvorwahl 22530-5

Die Kleinstadt Eresos (griechisch Ερεσός (f. sg.), türkisch Herse) liegt im Westen der griechischen Insel Lesvos. Mit den umliegenden Dörfern und Siedlungen bildet sie den Stadtbezirk Eresos (Δημοτική Κοινότητα Ερεσού Dimotikí Kinótita Eresóu) im Gemeindebezirk Eresos-Andissa der Gemeinde Dytiki Lesvos. Nach der Volkszählung von 2011 hatte Eresos 1086 Einwohner.

Eresos liegt im Westen von Lesvos, etwa 4 km nördlich von dem kleinen Hafen- und Touristenort Skala Eresou (Σκάλα Ερεσού). Die nächstgelegenen größeren Orte sind Andissa 8 km nördlich, Sigri 8,5 km westlich und Kalloni 25 km östlich. Die Umgebung ist durch sanftes Gelände gekennzeichnet. Der Ort liegt in einem nach Süden ausgerichteten Tal auf etwa 100 m Höhe. Östlich von Eresos fließt der Trockenbach Karasaris (Καρασάρης), der die südliche Ortslage durchfließt und nach etwa 2,5 km in den Chalandras (Χαλάνδρας) mündet. Das Tal wird auf beiden Seiten von flachen Hügeln flankiert. Nach Nordosten wird das Gelände steiler und höher, die Koryfoula (Κορυφούλα) erreicht als höchster Berg der Umgebung 383 m. Nach Süden hin öffnet sich das Tal und das Gelände wird zunehmend flacher. Einzig bedeutende Erhebung im Tal ist der Profitis Ilias mit etwa 140 m Höhe, zwischen Karasaris und Lifonakas (Λιφωνάκας), einem weiteren Trockenbach gelegen. Im landwirtschaftlich genutzten Tal mit Baum- und Gemüsekulturen nimmt die Zersiedelung zu, östlich des Chalandras etwas nördlich von Skala Eresou entstand zum Ende des 20. Jahrhunderts die Streusiedlung Psinia (Ψίνια).

Die Gründung des heutigen Eresos wird am Ende des 17. Jahrhunderts vermutet. Strabons Beschreibung, dass „Eresos auf einem Hügel liegt und ans Meer reicht“[2], bezieht sich auf den Vigla-Hügel östlich von Skala Eresou.

Vigla-Hügel in Skala Eresou

Eine archäologische Begehung im Tal von Eresos erbrachte Funde aus vier Siedlungsperioden. Anhaltspunkte für eine frühbronzezeitliche Besiedlung sind umfangreiche Keramikfunde bei zwei isoliert gelegenen Hügeln im Tal. Die antike Stadt Eresos war an und auf dem Vigla-Hügel östlich von Skala Eresou gelegen. In der römischen und später von der osmanischen Zeit bis in die Moderne lebten die Menschen verstreut im Tal, in unmittelbarer Nähe zu ihren Äckern.[3]

Von der Spätbronzezeit bis in die hellenistische Zeit bildete Eresos auf Lesbos eine politische Einheit. Zunächst als Heptapolis (επτάπολις) folgte in archaischer Zeit die Unterteilung der Hexapolis (εξάπολις) und schließlich seit der klassischen Zeit die fünf äolischen Stadtstaaten der Pentapolis (πεντάπολις).[4]

Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte sich die befestigte Hafenstadt zu einem bedeutenden Handelszentrum entwickelt. Der Reichtum beruhte auf Produkten wie Getreide, insbesondere Gerste, Sesam, Feigen und Weintrauben. Die Handelsbeziehungen reichten zum griechischen Festland, nach Troja, dem Hellespont und bis nach Ägypten. Eine polygonale Mauer umfasste den Fuß des Vigla-Hügels. Im späten 4. Jahrhundert v. Chr. herrschten Tyrannen über die Polis; im Zusammenhang mit ihrer Vertreibung kam es zu blutigen Kämpfen, von denen eine Inschrift berichtet (IG XII 526). Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Eresos Teil des Imperium Romanum.

Die in byzantinischer Zeit errichtete Festung auf dem Hügel wurde unter der Herrschaft der genuesischen Patrizierfamilie Gattilusio weiter ausgebaut und verstärkt. Nach der osmanischen Eroberung im September 1462 verlor Eresos zunehmend an Bedeutung gegenüber Sigri, wo eine neue Festung errichtet wurde.[5]

Dimarchio, Sitz der ehemaligen Gemeindeverwaltung

In der osmanischen Zeit war Eresos bis 1912 Sitz der Nahiya Eresos (türkisch Herse Nahiyesi) des Gerichtsbezirks Kaza Molyvos (Καζά του Μόλυβου, Molova Kazası) im Sandschak Midilli (Midilli Sancağı). Nach dem Anschluss von Lesbos an Griechenland bildete das Dorf seit 1918 als Kinotita Eressou (Κοινότητα Ερεσσού) eine selbstständige Landgemeinde. Durch mehrere kleinere Gebietsreformen vergrößerte sich die Gemeinde und erhielt als Dimos Eresou (Δήμος Ερεσού) 1948 den Status einer Stadtgemeinde. Die Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm im Jahr 1997 führte zur Zusammenlegung mit der Gemeinde Andissa zur Gemeinde Eresos-Andissa (Δήμος Ερεσού-Αντίσσης Dímos Eresóu-Andíssis) mit Eresos als Verwaltungssitz. Im Rahmen der Gebietsreform 2010 entstand aus den Gemeinden der Insel die neu geschaffene Gemeinde Lesbos. Eresos führt seither den Status eines Stadtbezirks (Δημοτική Κοινότητα Dimotikí Kinótita) im Gemeindebezirk Eresos-Andissa. Der Stadtbezirk Eresos besteht neben dem Hauptort aus vier weiteren Dörfern und Weilern mit 1611 Einwohnern. Seit der Korrektur der Verwaltungsreform 2019 zählt Eresos zur Gemeinde Dytiki Lesvos.

Einwohnerentwicklung von Eresos[6][7]
Name griechischer Name 1840 1874 1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011
Eresos Ερεσός 0377 0545 2485 2892 3131 2793 2675 1772 1392 1247 1097 1086
Skala Eresou Σκάλα Ερεσού (f. sg.) 0094 0213 0169 0142 0112 0034 0102 0306 0354 0349
Moni Pithariou Mονή Πιθαρίου (f. sg.) 0007 0004
Chliara Χλιαρά (n. pl.) 0067 0059
Christos Χριστός (m. sg.) 0017 0047
Psinia Ψίνια (n. pl.) 0046 0070
Gesamt 2586 3105 3304 2935 2787 1806 1494 1553 1581 1611

Neben der Landwirtschaft im Tal ist in der weiteren Umgebung die Weidewirtschaft verbreitet. Während in Eresos kaum touristische Infrastruktur vorhanden ist, hat sich der Küstenort Skala Eresou, Geburtsort der antiken Dichterin Sappho, zum Touristenzentrum im Westen von Lesbos entwickelt.

Badestrand von Skala Eresou

Von 1900 an verbrachte Renée Vivien mit ihrer Partnerin Natalie Barney acht Sommer auf Lesbos. Ihrem Beispiel folgten Frauen aus Europa und Amerika, um hier auf der Suche nach Liebe und Freiheit leben zu können. Durch die aufkeimende lesbisch-feministische Bewegung Westeuropas und Nordamerikas verstärkte sich dieses Phänomen ab Ende der 1970er Jahre.[8] Seither stellt Skala Eresou einen internationalen Treffpunkt von Lesben dar. Zunächst betrachteten die Einwohner die lesbische Lebensweise als befremdlich und abwertend, aufgrund der Tourismuskrise erfolgte ein Einstellungswandel. Mit der Übernahme von Touristikbetrieben durch lesbische Frauen seit dem Ende der 1990er Jahre ist gleichzeitig das Eindringen in die örtliche Wirtschaftsstruktur verbunden.[9] Jährlich im September findet für zwei Wochen das Sappho's Pride – International Women's Festival statt.[10]

Mehrere europäische Reiseanbieter haben den Ort im Programm. Der etwa 2,5 km lange Sandstrand wird regelmäßig mit der Blauen Flagge ausgezeichnet.[11]

Persönlichkeiten

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Eresos ist Geburtsort von

Einzelnachweise

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  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Griechischen Statistischen Amt (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 3,2 MB)
  2. Strabon 13, 2,4
  3. Gerald Schaus: An Archaeological Field Survey at Eresos, Lesbos. In: Echos du monde classique/Classical Views. Band 15. London 1996, S. 27–74.
  4. Ourania Kouka: Siedlungsorganisation in der Nord- und Ostägäis während der Frühbronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.). In: Internationale Archäologie. Band 58. Marie Leidorf Verlag, Rahden 2002, ISBN 978-3-89646-330-2, S. 144 (Dissertation:Universität Heidelberg, 1996).
  5. Οχυρό-Βίγλα Ερεσού, Griechisches Kultur- und Ministerium (griechisch)
  6. Einwohnerzahlen von Eresos 1840 und 1874, Ευρυδίκη Σιφναίου: Λέσβος, Οικονομική και Κοινωνική Ιστορία (1840–1912). Athen 1996, ISBN 978-0-00-702205-2, S. 395.
  7. Einwohnerzahlen von Eresos 1920–2001, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch)
  8. Venetia Kantsa: Certain Places Have Different Energy: Spatial Transformations in Eresos, Lesvos, GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies – Volume 8, Number 1–2, 2002, pp. 39f Archivlink (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/muse.jhu.edu. ISSN 1527-9375
  9. Jutta Lauth Bacas: Frauentourismus und kultureller Wandel auf der Insel Lesbos (Griechenland). In: Susanne Schröter (Hrsg.): Körper und Identität: ethnologische Ansätze zur Konstruktion von Geschlecht. LIT Verlag, Münster 1998 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Sappho's Pride – International Women's Festival
  11. Skala Eresou, Blaue Flagge (Memento des Originals vom 27. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blueflag.org
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