Erhard von Wedel (Flügeladjutant)

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Graf Carl August Erhard von Wedel (* 28. Mai 1828 in Osnabrück; † 4. Juni 1885 in Hannover) war ein hannoverscher Major und Flügeladjutant König Georgs V.[1]

Sein Vater war Graf Carl von Wedel (auch: Wedel-Jarlsberg, * 6. Juni 1790 in Magdeburg; † 18. November 1853 in Hannover), ein Verwaltungsjurist, seit 1826 Direktor der Justizkanzlei zu Osnabrück, 1837–1846 Osnabrücker Landdrost, 1847 Kultusminister in Hannover. Seine Mutter war Freiin Caroline von dem Bussche-Hünnefeld (* 10. Mai 1805 in Haus Steinhausen bei Halle (Westf.); † 30. Juni 1828 in Osnabrück)[2], Tochter von Clamor Graf von dem Bussche-Hünnefeld (1767–1822), Kurhannoverscher Kammerherr, Königlich Westfälischer Gesandter in St. Petersburg, Königlich Westfälischer Grafenstand ⚭ 3. Juni 1803 mit Mauritia von Dalwigk (1775–1805).[3]

Er war das einzige Kind seiner Mutter, die infolge der Geburt starb. Aus der zweiten Ehe seines Vaters mit ihrer Zwillingsschwester hatte Erhard die Halbbrüder Alfred Graf von Wedel (1833–1890), Hannoverscher Schlosshauptmann, Oskar Graf von Wedel (1835–1908), Sachsen-Weimarscher Oberhofmarschall und Ernst Graf von Wedel (1838–1913), Oberstallmeister am Hof von Kaiser Wilhelm II.

Wedel wuchs zunächst in Osnabrück auf, wo sein Vater Landdrost war. Er trat Ostern 1844 in die Ritterakademie Lüneburg ein und Ostern 1845 in die hannoversche Armee. Am 23. Mai 1855 wurde Wedel Premierleutnant im hannoverschen Garde-Kürassier-Regiment in Northeim[4]. 1862 wurde er erstmals als einer von drei Flügeladjutanten König Georg V. genannt.[5] Am 3. Dezember 1863 erfolgte seine Ernennung zum Rittmeister der Garde-Kürrassiere.[6] Er nahm 1866 an der Schlacht bei Langensalza teil.[7] Danach ging Wedel im Gefolge Georg V. nach Hietzing bei Wien, wo sich der König mit seinem Hofstaat zunächst niedergelassen hatte. Er traf dort seinen Halbbruder Alfred, Schlossmarschall und seine Stiefmutter, die Staatsdame bei der Königin war, wieder. Außerdem fand sich dort auch seinen Halbbruder Ernst ein, der als junger Premierleutnant mit dem Amt eines Stallmeisters betraut wurde.[8]

Im Februar 1867 kam es in Wien zu einem folgenschweren Ereignis. Am 17. Februar verwundet Erhard Graf von Wedel in einem Duell den Prinzen Bernhard zu Solms-Braunfels (1839–1867) so schwer, dass dieser Tags darauf an seinen Verletzungen starb. „Veranlassung zu dem Ehrenhandel waren Aeußerungen, welche sein Gegner über das Verhalten von zwei der Brüder des Prinzen als hannoversche Officiere in der Schlacht bei Langensalza gemacht hatte.“[9] Prinz zu Solms war ein Neffe von König Georg V. In der Folge musste Wedel den Dienst als Flügeladjutant quittieren[10], was seiner welfisch-patriotischen Gesinnung aber keinen Abbruch tat.

Im Juli 1870 im Vorfeld des Deutsch-Französischen Kriegs ließ Otto von Bismarck «den Grafen Erhard Wedel und einige andere Herren in Hannover verhaften, um sie vor sich selbst zu schützen».[11] Tatsächlich wurde Wedel am 17. Juli 1870 in Weimar verhaftet.[12] Bismarck befürchtet wohl, dass Wedel die Situation für einen Umsturzversuch nutzen bzw. mit der französischen Armee paktieren könnte. Schon drei Jahre vorher, im November 1867 hatte das preußische Kammergericht für das Staatsverbrechen Erhards Halbbruder Alfred wegen Hochverrats angeklagt. Man warf ihm vor «im Imlande bzw. im Auslande als königlich preußische Untertanen im Jahr 1867 eine Verschwörung eingegangen zu sein, zu dem Zwecke die königliche preußische Provinz Hannover vom preußischen Staat loszureißen»[13] Mit der Verhaftung war für Erhard von Wedel eine Fortsetzung seiner militärischen Laufbahn in preußischen Diensten nicht möglich.

Erhard Graf von Wedel heiratete am 23. Juni 1867 in Kassel Luise Ernestine Charlotte von Eschwege (* 17. September 1847 in Kassel; † 17. November 1941 in Berlin), Tochter von Hermann Ludwig Karl Johann von Eschwege (* 7. August 1817 in Reichensachsen, Nordhessen; † 13. Juli 1882 in Kassel), (ältester Sohn von Ferdinand von Eschwege), Kurfürstlich Hessischer Oberstallmeister und der Louise Heathcote (* 9. Dezember 1846 in Kassel)[14]. Nach dem Tod von Erhard heiratete die Witwe am 19. Juni 1887 in Kassel Günther Graf von Gröben († 28. Februar 1900 in Berlin).

Kinder:

  • Georg (* 17. April 1868 in Braunschweig; † 13. Juni 1950), Diplomat, Gesandter, zuletzt Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt ⚭ mit Valerie Freiin von Magnus (1875–1963).
  • Luise (Ilsa) Anna Emilie (* 18. Januar 1874 in Hannover; † 15. November 1959 im Herrenhaus Philippsburg in Leer) ⚭ Botho Graf von Wedel (* 23. Dezember 1862 auf Schloss Evenburg, Ostfriesland; † 1. Februar 1943 in Philippsburg, heute Stadtteil Loga von Leer), deutscher Diplomat.[15]
  • Karl Hermann Wilhelm (* 17. Dezember 1872 in Weimar; † 7. März 1873 in Hannover).
  • Von Langensalza nach Wien : Aufzeichnungen eines Adjutanten des Königs von Hannover [Erhard von Wedel]. Wedemark: Hummel [2006], 24 S. (Welfenschriften, Band 8).[16]

Erhard von Wedel und Fontanes Hoppenrade

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Im Juli 1880 unternahm Theodor Fontane eine Reise nach Ostfriesland. Dabei besuchte er den Grafen Edzard zu Innhausen und Knyphausen auf Schloss Lütetsburg, um in dessen Archiv Recherchen für das Kapitel Hoppenrade seines Buches ‘Fünf Schlösser’ zu betreiben. Dabei traf er auch Erhard Graf Wedel. Er schrieb darüber am 22. Juli 1880 an seine Frau: „Es ist sehr schön und Baron Dornberg hat mir nicht zu viel versprochen: reiche, vornehme, charaktervolle und überaus wohlwollende Wirte dazu 8 Comtessen von 17 bis 5 und ein kleiner Graf von 6 Jahren, Generalleutnant v. Krosigk nebst Tochter, Baroness Dörnberg […] und ein Graf v. Wedel. Morgen kommt Graf Schulenburg-Beetzendorf. Du siehst ich bin ordentlich eingegraft.“[17] Obwohl Fontane nicht den Tod von Prinz zu Solms erwähnt, ja nicht einmal den Vornamen des Grafen Wedel nennt, geistert Erhard von Wedel durch mehr als ein halbes Dutzend Register von Büchern, die das Werk Fontanes editieren und aufschlüsseln.

Einzelnachweise

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  1. o.V.: Wedel, Erhard Graf von in der Datenbank Niedersächsische Personen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, [1. April 2008].
  2. Ernst Heinrich Kneschke, Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. 2. Band L-Z. Leipzig 1853, S. 653
  3. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Justus Perthes, Gotha, 24. Jg. (1894), S. 134.
  4. Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Hannover, 1856, S. 194
  5. a b c Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Hannover, 1862, S. 30.
  6. a b Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Hannover, 1864, S. 235.
  7. Sein Bericht über die Schlacht von Langensalza wurde 2006 veröffentlicht: siehe Schriften und hier@1@2Vorlage:Toter Link/www.gwlb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Der königliche Verbannte in Hietzing. In: »Die Gartenlaube« Nr. 28, 1867, S. 437–438.
  9. Bernhard von Poten: Solms-Braunfels, Bernhard Prinz zu. In: »Allgemeine Deutsche Biographie« 34 (1892), [Online-Version] S. 575.
  10. D. Storch: Theodor Fontane – Hannover und Niedersachsen. In: Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bände 93–94, LAX : Hildesheim 1981. S. 75.
  11. Wilhelm Oncken: Das Zeitalter des Kaisers Wilhelm. Zweiter Band, 1890. S. 85.
  12. Georg Hirth: Tagebuch des Deutsch-Französischen Krieges 1870–1871. Eine Sammlung der wichtigeren Quellen. Berlin : Stilke & van Muyden 1871. S. 229: „17. Juli 1870. Aus Weimar berichtet: Das Hauptinteresse des heutigen Tages konzentriert sich auf die Verhaftung eines ehem. Hannöverschen Offiziers und Flügeladjutanten des Königs Georg. Derselbe seit geraumer Zeit hier wohnhaft und dadurch bekannt, dass er den Pinzen Solms zu Wien im Duell erschoss
  13. »Königlich Preußischer Staats-Anzeiger«, Beilage Nr. 282 (28. Nov. 1867), S. 4565–4566.
  14. »Jahrbuch des deutschen Adels«, Band 1 (1896), S. 603.
  15. Fotografie des Grabsteins von Botho Graf von Wedel und seiner Frau auf dem neuen Friedhof in Loga.
  16. Niedersächsische Bibliographie@1@2Vorlage:Toter Link/www.gwlb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., ohne Datum, abgerufen am 20. Mai 2019.
  17. Theodor Fontanes Briefe an seine Familie, Band 1. DOGMA: Bremen 2012. S. 300–301