Erich Engels (SS-Mitglied)

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Erich Engels (* 11. September 1908 in Tecklenburg; † 19. Mai 1951 in Warschau)[1] war ein deutscher Kriminalkommissar, SS-Führer und Täter des Holocaust.

Erich Engels wurde als Sohn eines Beamten geboren.[2] Er absolvierte seine Schullaufbahn in Arolsen zunächst an der Volksschule und später an einem Realreformgymnasium, das er jedoch vor Erlangung des Abiturs verließ.[3] Engels war danach im Hotelfach tätig und wurde 1930 Mitglied der SA.[4] Der NSDAP trat er zum 1. Februar 1930 bei (Mitgliedsnummer 201.138).[5] Zu Beginn des Jahres 1934 ging er zur Reichswehr. Ab Oktober 1935 war Engels bei der Stapoleitstelle Kassel angestellt und zwei Jahre später zum Kriminalkommissar befördert. Danach wurde er zur Stapostelle Bielefeld versetzt und war ab Sommer 1939 in Ungarisch-Hradisch tätig.[6] Anfang Juli 1938 trat er der SS bei (SS-Nummer 290.989). In der SS stieg Engels bis 1942 zum SS-Hauptsturmführer auf.[4]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Engels im Generalgouvernement beim Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) Warschau Helmut Tanzmann eingesetzt. Ab September 1941 leitete er das Judenreferat bei der Gestapo in Lemberg und nahm an den Deportationen der Juden aus dem Distrikt Galizien in das Vernichtungslager Belzec teil.[7] Am 1. September 1942 wurden auf Befehl von Engels elf Juden an einem Balkon erhängt, die dafür verwendeten Stricke stellte er dem Judenrat in Rechnung.[4]

Unter Franz Marmon war Kriminalkommissar Engels ab Sommer 1944 stellvertretender Leiter der Gestapo Kassel.[8] Engels leitete im Arbeitserziehungslager Breitenau in Guxhagen, das Ende März 1945 aufgelöst wurde, eine Außenstelle der Kassler Gestapo.[9] Danach wurden 28 ehemalige Gefangene des Lagers durch ein von Engels zusammengestelltes Erschießungskommando exekutiert.[10]

Kurz vor Kriegsende wurde Engels durch Angehörige der US-Army festgenommen und war danach unter anderem in Darmstadt und im Internierungslager Dachau inhaftiert. Engels wurde Ende Februar 1947 nach Polen überstellt.[11] Am 13. März 1950 wurde Engels zum Tode verurteilt.[7] Engels saß gemeinsam mit dem polnischen Widerstandskämpfer Władysław Bartoszewski und dem Abt von Tschenstochau in einer Zelle.[12] Am 19. Mai 1951 wurde Engels im Gefängnis Mokotów in Warschau wegen seiner im Generalgouvernement begangenen Verbrechen hingerichtet.[13]

Einzelnachweise

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  1. Sterbedatum nach: Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) - Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem, Kassel 2004, S. 499. Richter bezieht sich dabei auf die Abschrift der Sterbeurkunde von Erich Engel aus dem Archiv der Gedenkstätte Breitenau. Bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007, S. 136 wird hingegen als Engels Todesdatum der 15. Mai 1951 angegeben.
  2. „Wir haben nichts vergessen“. Polens früherer Außenminister Władysław Bartoszewski über den Kriegsbeginn, die Deutschen und die Russen. In: Süddeutsche Zeitung, 30. August 2014, Wochenende, S. 4.
  3. Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) - Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem, Kassel 2004, S. 55f.
  4. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 136.
  5. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/8241778
  6. Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944, Bonn 1996, S. 438.
  7. a b Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941-1944. München 1997, S. 413.
  8. Helge von Horn / Ulrich Schneider u. a. (Hrsg.): Tage der Befreiung 1945 - Kassel - "Tiger"-Stadt, Trümmerstadt, Träume einer neuen Zeit, Kassel 2005, S. 11.
  9. Susanne Meinl, Jutta Zwilling: Legalisierter Raub: die Ausplünderung der Juden im Nationalsozialismus durch die Reichsfinanzverwaltung in Hessen. Campus Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3593376121, S. 483.
  10. Gunnar Richter: Die Geheime Staatspolizeistelle Kassel 1933–1945. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte (ZHG) Band 106 (2001), S. 260ff (pdf; 1,1 MB).
  11. Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) - Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem, Kassel 2004, S. 497.
  12. Marion Gräfin Dönhoff: "Wladyslaw Bartoszewski schrieb seine Lebenserfahrungen - Kein Wort der Rache". In. Die Zeit vom 13. Januar 1980, Ausgabe 3.
  13. Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) - Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem, Kassel 2004, S. 499.