Erinnerungsort Badehaus
Gebäude Erinnerungsort Badehaus | |
Daten | |
---|---|
Ort | Waldram, Bayern |
Art |
Zeitgeschichtliches Museum, Begegnungsstätte, Lernort
|
Architekt | Lothar Schwaiger (1938); Umbau 2016: Klaus-Peter Scharf |
Eröffnung | 1940 als Männerbad, als Museum Oktober 2018 |
Besucheranzahl (jährlich) | ca. 4000 jährlich, ca. 250 Führungen jährlich |
Betreiber |
Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" e.V. durch ehrenamtliche Kräfte
|
Leitung | |
Website | |
ISIL | MUS-DE-145524 |
Der Erinnerungsort Badehaus (Eigenschreibweise BADEHAUS) ist ein zeitgeschichtliches Museum am Kolpingplatz in Waldram, einem Stadtteil von Wolfratshausen, etwa 30 km südlich von München. Es dokumentiert die Geschichte der Siedlung seit ihrer Gründung 1939. Das Museum ist ein außerschulischer Lernort und eine Begegnungsstätte für unterschiedliche Generationen, Nationen und Religionen. Besitzer und Betreiber ist der Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V., der das Gebäude vor dem Abriss rettete, sanierte und als Museum konzipierte.[1][2] Das Museum wird ehrenamtlich betrieben.[3] 2022 wurde das Museum mit dem Obermayer-Award für herausragendes Engagement zur Bewahrung jüdischer Geschichte und zur Bekämpfung von Vorurteilen in der heutigen Zeit ausgezeichnet.[4]
Geschichte des Gebäudes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebäude wurde 1939 als Sanitäranlage für die männlichen Bewohner des Lagers Föhrenwald erbaut,[5][6] weil es in den einfachen Häusern der Fabrikarbeiter der nahe gelegenen Munitionsfabriken keine Badewannen oder Duschen gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Lager Föhrenwald für Displaced Persons genutzt wurde, war es das zentrale Sanitärgebäude für alle Bewohner. Es wurde an unterschiedlichen Tagen von Frauen und Männern genutzt.[5] Weil das Lager ab Oktober 1945 auf Beschluss der amerikanischen Militärverwaltung ausschließlich von jüdischen Überlebenden des nationalsozialistischen Regimes bewohnt wurde, richtete man auf Anregung des Rabbiners Jekusiel Jehuda Halberstam[7] im Keller des Gebäudes zusätzlich eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, ein.[8][9][10][11][Anm 1][5] Spätestens Anfang März 1946 ist sie dokumentiert.[12][7]
Als das katholische Gemeinnützige Siedlungswerk 1955 das gesamte Gelände übernahm und nach und nach alle Häuser renovieren und mit Badezimmern ausstatten ließ, verlor das Badehaus seine Funktion als Sanitärgebäude. Die neuen Eigentümer beseitigten das Mikwe-Becken und installierten im Keller eine neue Heizungsanlage.[9] Mit der Übernahme des gesamten Areals mussten die jüdischen Displaced Persons das Lager nach und nach räumen, die Siedlung wurde in Waldram umbenannt.[9]
Durch Umbauten im Jahr 1963 entstanden im Gebäude Wohnungen für Lehrer im Erdgeschoss und Zimmer im Dachgeschoss[Anm 2] für Schüler des Spätberufenenseminars St. Matthias[9][13][14], das im September 1957 in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Sanitäranlage eingerichtet worden war.[15] Damals nannten die Mitglieder des Spätberufenenseminars das Gebäude Badebau.[13][7] Die Bezeichnung ging im Laufe der Zeit in Waldram in den allgemeinen Sprachgebrauch über.[16]
2011 zogen die letzten Bewohner aus dem Gebäude aus. Die Erzbischöfliche Finanzkammer plante den Abriss des Gebäudes und die Errichtung von Mehrfamilienhäusern auf dem Areal. Dagegen setzte sich eine Bürgerinitiative zur Wehr, die den ortsbildprägenden Charakter des Kolpingplatzes bedroht sah.[17]
Im September 2012 wurde der Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V. unter dem Vorsitz der Historikerin und Journalistin Sybille Krafft gegründet. Mitglieder des Historischen Vereins Wolfratshausen e.V. und der Siedlungsgemeinschaft Waldram e.V. taten sich zusammen, um das historische Gebäude vor dem Abriss zu retten und dort eine Begegnungs- und Dokumentationsstätte aufzubauen.[18] Zeugnisse der Waldramer und Föhrenwalder Geschichte wurden gesammelt, um sie in einer multimedialen Präsentation der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Prominente Unterstützung erhielt das Projekt von Max Mannheimer (1920–2016), der als Überlebender des Holocausts eine besondere Beziehung zu Föhrenwald hatte. Er hatte sich in der Nachkriegszeit unter anderem im Lager Föhrenwald um jüdische Displaced Persons gekümmert, die durch ihre Erlebnisse während der Zeit des Dritten Reiches traumatisiert waren.[19] 2012 wurde er das erste Mitglied des Vereins.[19]
2015 übereignete die Seminarstiftung St. Matthias dem Verein das Gebäude mit der Auflage, darin einen Gedenkort zu errichten.[9][20][21] Daraufhin gestaltete der Verein das Haus um.[22][23] In mehr als 20.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden[11][3] wurde mit professioneller Hilfe sowie mit finanzieller Unterstützung der Kommune Wolfratshausen, des Landkreises Bad-Tölz-Wolfratshausen, des Freistaats Bayern und der Europäischen Union das Gebäude saniert und als Museum gestaltet.[24]
Am 21. Oktober 2018 wurde der Erinnerungsort Badehaus als Museum eröffnet.[25] Es entwickelte sich zu einem Ort gegen das Vergessen, den Einheimische, Gäste aus aller Welt, Zeitzeugen und deren Nachkommen besuchen.[26] 2024 hatten 19.000 Menschen das Museum besucht.[27]
Museumskonzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Konzeption der Gedenkstätte fußt auf mehreren Säulen.[28] Sie wird durch ein wissenschaftlich und pädagogisch geschultes Team multimedial umgesetzt.
- Museum mit Dauerausstellung
- Führungen für Einzelpersonen und Gruppen durch das Museum, durch den Ort und zu den Resten der Munitionsfabriken im ehemaligen Wolfratshauser Forst
- Museums-App mit Audioguides und Außenführungen
- Veranstaltungsreihe Begegnungen im Badehaus
- Veranstaltungsreihe Künstlerische Interventionen
- Sonderausstellungen
- Zeitzeugeninterviews
- Wanderausstellungen, die ausgeliehen werden können
- Sonderprojekte
Raumaufteilung des Gebäudes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum präsentiert auf 900 m² verteilt über drei Stockwerke Dokumente, Fotos, Filme und Exponate sowie Zeitzeugeninterviews.[29][7] Ein Zeitstrahl im Treppenhaus setzt über alle drei Stockwerke hinweg die regionale Geschichte in den deutschen bzw. internationalen Kontext.
Erdgeschoss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer multimedialen Dauerausstellung wird die Orts- und Migrationsgeschichte mit europäischen Dimensionen in der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in Deutschland nach 1945 dargestellt.[29] Die einzelnen Phasen werden ortsübergreifend, dabei am Beispiel der lokalen Geschichte von Föhrenwald und Waldram beleuchtet: der Beginn 1939 als NS-Mustersiedlung für Rüstungsarbeiter; die Zwischennutzung für Überlebende des Todesmarsches von KZ-Häftlingen 1945; die Umnutzung zum jüdischen DP-Lager Mitte 1945; die erneute Umnutzung 1956 zur Siedlung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus den osteuropäischen Gebieten und schließlich die Entwicklung zum Wohnviertel Waldram der Gegenwart.
Dachgeschoss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dachgeschoss vermittelt die Inszenierung Wald der Erinnerungen[30][31] Einblicke in Einzelschicksale der Zeitzeugen des Lagers Föhrenwald und aus Waldram. Die verschiedenen Stationen sind als stilisierte Bäume gestaltet, an denen die Lebenswege von deutschen Dienstverpflichteten, Zwangsarbeitern, Todesmarsch-Überlebenden, jüdischen und nicht-jüdischen Displaced Persons, Heimatvertriebenen und heutigen Migranten mit unterschiedlichen Medien dargestellt werden. Die Bäume wurden als Symbol gewählt, weil Föhren den Ort prägten und Bäume als Archetypen des Lebens eine große Bedeutung in allen Religionen haben. An den Wänden sind Namen und Fotografien von Zeitzeugen zu sehen. Viele dieser Personen wurden interviewt und so dem Museumsbesucher Einblicke in deren Lebenswege ermöglicht.
Gartengeschoss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wegen der Hanglage des Gebäudes hat auch das Untergeschoss einen Ausgang ins Freie und wird deswegen von den Initiatoren des Museums als Gartengeschoss bezeichnet.
Im Gartengeschoss wird das religiöse Leben im Lager Föhrenwald dokumentiert und ein Film über die Mikwe gezeigt, die während der Nachkriegszeit im Keller eingerichtet war und als rituelles Bad von den jüdischen Lagerbewohnern genutzt wurde.[8][11][12][32]
In dieser Etage befindet sich auch das mehrfach ausgezeichnete Hörstück Föhrenwald von Michaela Melián.[1] Zeichnungen der Künstlerin erweitern es zur multimedialen Installation. Die im dunklen Raum schwebenden Bilder überblenden einander und imaginieren kombiniert mit Musik, Texten sowie Zitaten einen Spaziergang durch den Ort.
Außerdem befindet sich im Gartengeschoss ein Raum für Sonderausstellungen, der unter anderem von der örtlichen Volkshochschule genutzt wird.
Außenraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im jederzeit zugänglichen Außenbereich des Museums ist die Fotodokumentation Kinderwelten in Föhrenwald und Waldram zu sehen. Grundlage ist die Ausstellung Die Kinder vom Lager Föhrenwald, die von Kirsten Jörgensen (†) und Sybille Krafft konzipiert wurde. Die Dokumentation im Außenbereich erzählt mit historischen Bilddokumenten aus Privatbesitz und aus internationalen Archiven vom Leben der jüdischen Kinder im DP-Lager Föhrenwald. Kontrastiert werden diese Fotos mit formal ähnlichen Bildern von katholischen Kindern in Waldram, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu thematisieren.[31][33]
Führungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch das Museum finden regelmäßig Führungen statt, Sonderführungen können nach Wunsch vereinbart werden. Auch Rundgänge durch die Siedlung und zu den Resten der Munitionsfabriken im ehemaligen Wolfratshauser Forst (heute zum Stadtgebiet Geretsried gehörig) sind nach Vereinbarung möglich.[34]
Mit Hilfe einer App[35] wird ein Audioguide – wahlweise für Erwachsene oder Jugendliche – angeboten, der durch die Dauerausstellung führt, eine Außentour ermöglicht einen Rundgang mit Informationen durch die Ortsgeschichte.
Veranstaltungsreihe Begegnungen im Badehaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dieser Reihe werden regelmäßig Veranstaltungen wie z. B. Vorträge, Filme, Lesungen, Konzerte, Zeitzeugengespräche oder Vernissagen organisiert.[29] Begonnen wurde diese Reihe am 20. Oktober 2019 zum ersten Jubiläum der Eröffnung des Museums mit der Autorenlesung Es gibt noch Sterne über den Ruinen von der Nachkriegslyrikerin und Zeitzeugin mit jüdischen Wurzeln Dagmar Nick.[36]
Die Begegnungen im Badehaus finden in der Regel einmal pro Monat statt.[37]
Veranstaltungsreihe Künstlerische Interventionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dieser Veranstaltungsreihe wird jährlich ein Künstler vom Museumsteam eingeladen, der am oder im Erinnerungsort Badehaus eine künstlerische Intervention gestalten kann. Diese Reihe wird seit 2021 jährlich durchgeführt.
- November 2021 mit Herbert Nauderer
- November 2022 mit Michael von Brentano
- November 2023 mit Max Schmelcher
- Mai 2024 mit Susanne Hanus
Sonderausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oktober 2018 bis Februar 2019: Jüdische Architekten der Moderne und ihr Wirken in der Welt
- 2019 feierte das Bauhaus seinen 100. Geburtstag. Im Vorfeld des Jubiläums zeigte das Museum Bilder von Bauten jüdischer Architekten, die im Sinne der architektonischen Moderne gearbeitet haben. Die Ausstellung mit Fotografien von Jean Molitor nach einem Konzept von Kaija Voss und Sybille Krafft fand im Rahmen der deutschlandweiten Feierlichkeiten zum Bauhausjubiläum statt und war zugleich die erste Sonderausstellung im neu eröffneten Erinnerungsort Badehaus.
- April bis Juni 2019: Wasser
- In Kooperation mit dem Bund Naturschutz präsentierte das Museum Fotos der in Wolfratshausen lebenden Autorin und Künstlerin Antje Bultmann, die dazu inspirieren, das Element Wasser neu wahrzunehmen.
- Juli bis September 2019: Mitgenommen – Heimat in Dingen
- Diese Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens über Flucht, Vertreibung und Deportation der Deutschen aus dem östlichen Europa wurde im Erinnerungsort Badehaus ergänzt um Geschichten zum Fluchtgepäck von Familien, die nach ihrer Flucht und Vertreibung im heutigen Waldram ansässig wurden.
- Dezember 2019 bis September 2020: Von ganz unten – die letzten Dinge
- Die Ausstellung basiert auf Fotos, die Gegenstände von Geflüchteten zeigen, die auf ihrem Weg über das Mittelmeer ertrunken sind. Diese Hinterlassenschaften wurden im Wrack eines 2015 gesunkenen Bootes gefunden und vom italienischen Fotografen Mattia Balsamini für die Forensik in Mailand fotografiert. Das Team des Erinnerungsorts Badehaus hat daraus eine Ausstellung konzipiert. Die Fotodokumentation ist auch als Wanderausstellung buchbar.
- Oktober 2020 bis November 2021: LebensBilder
- In Föhrenwald sammelte sich nach Kriegsende der „Rest der Geretteten“, die Überlebenden der Schoah. Die Ausstellung zeigt in 32 Porträts Menschen, die nach dem Krieg im oberbayerischen Isartal vorübergehend eine Bleibe fanden und heute in Deutschland, Israel und USA leben. Die Porträts der Geretsrieder Fotografin Justine Bittner[38] entstanden im Zeitraum von 2018 bis 2020 im Erinnerungsort Badehaus und am jetzigen Lebensort der interviewten Zeitzeugen.[39] Diese Fotodokumentation ist auch als Wanderausstellung buchbar.
- Januar 2021 bis Mai 2021: Never forget - never again: Mahnblumen – eine Kunstinstallation
- Der Aktionskünstler Walter Kuhn hatte 2018 auf dem Münchner Königsplatz ein Feld mit 3000 Mohnblumen als Mahnmal für den Frieden geschaffen.[40] Diese Kunstinstallation wurde an mehreren Orten gezeigt, im Frühjahr 2021 mit 170 Mahnblumen auch am Erinnerungsort Badehaus. Sie war im Außenbereich des Museums frei zugänglich. Der Zeitraum der Ausstellung wurde bewusst vom internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust (27. Januar) bis zum Datum des Kriegsendes (8. Mai) gewählt.
- Dezember 2021 bis Juli 2022: Die Macht der Gefühle
- Diese Wanderausstellung der Historikerin Ute Frevert und ihrer Tochter Bettina Frevert wirft einen emotionsgeschichtlichen Blick auf die vergangenen 100 Jahre deutscher Geschichte. Sie nimmt heutige Erscheinungsformen von 20 Emotionen zum Ausgangspunkt, um Kontinuitäten und Brüche in den Gefühlswelten zu verdeutlichen, die die vergangenen 100 Jahre prägten und deren Intensität heute Politik und Gesellschaft herausfordert.[41]
- Juli bis Oktober 2022: Weiße Rose
Über den Widerstand von Studenten gegen Hitler in München 1942/43. Eine Wanderausstellung der Weiße Rose Stiftung e.V.
- November 2022 bis April 2023: Kann Spuren von Heimat enthalten
Eine Ausstellung über Essen und Trinken, Identität und Integration der Deutschen des östlichen Europa des Haus des Deutschen Ostens.
- Juli 2023 bis März 2024: Galerie der Aufrechten
Eine Ausstellung künstlerisch gestalteter Porträts von Männern und Frauen des Widerstands gegen das NS-Regime des Studentenwerk Weiße Rose e.V.
- März bis September 2024: "Wir lebten in einer Oase des Friedens..."
Die Ausstellung erzählt die Geschichte der jüdischen Mädchenschule, die von 1926 bis 1938 in Wolfratshausen bestand.
- Das Museumsteam versucht, jedes Jahr eine neue Sonderausstellung zu realisieren
Wanderausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es wurden von den Museumsverantwortlichen Wanderausstellungen konzipiert, die ausgeliehen werden können:[42]:
- Seit 2012 ist die Wanderausstellung Die Kinder vom Lager Föhrenwald buchbar. Sie zeigt das Leben der jüdischen Kinder in diesem Lager für Displaced Persons.[8][33] Die Ausstellung von Kirsten Jörgensen (†) und Sybille Krafft enthält Fotografien aus Privatbesitz und aus internationalen Archiven. Die historischen Bilddokumente geben einen Einblick in die Geschichte einer lange vergessenen jüdischen Nachkriegskindheit in Bayern.
- Seit September 2020 gibt es die Wanderausstellung Von ganz unten: Die letzten Dinge. Sie beinhaltet die Exponate aus der gleichnamigen Sonderausstellung (siehe Sonderausstellungen).
- Seit 2020 ist die Wanderausstellung Die Kinder von Föhrenwald und Waldram verfügbar. In deutscher und englischer Sprache ergänzt sie mit Fotos von Kindern der seit 1956 ins Viertel neu zugezogenen Familien die Bilder der Wanderausstellung Die Kinder vom Lager Föhrenwald.
- Seit 2024 kann die englischsprachige Ausstellung Sh'erit Ha-Pletah – The Surviving Remnant ausgeliehen werden. Sie informiert umfassend über das jüdische Displaced-Persons Lager Föhrenwald.
Zeitzeugeninterviews
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sybille Krafft führte lebensgeschichtliche Interviews mit mehr als 70 Zeitzeugen vom Lager Föhrenwald und aus Waldram, die filmisch festgehalten wurden. Sie sind im Museum an Medienstationen zu hören und zu sehen.
Zusätzlich führte Sybille Krafft im Auftrag des Bayerischen Rundfunks Interviews mit jüdischen Zeitzeugen, die auch im Erinnerungsort Badehaus gewürdigt werden. Aufzeichnungen wurden im Alpha-Forum der ARD und des Bayerischen Fernsehens (BR) gesendet.
Sonderprojekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Buch: LebensBilder. Erschienen Ende 2020 mit 34 Porträts von Menschen, die nach dem Krieg im oberbayerischen Isartal vorübergehend eine Bleibe fanden und heute in Deutschland, Israel und USA leben. Erzählt vom Team des Museums. Mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Karten, 178 Seiten, ISBN 978-3-00-066745-9 Zweisprachig (Deutsch & Englisch)[38][43]
- Dokumentarfilme:
- Von Zeit und Hoffnung. Der Student Sebastian d'Huc[44] hält filmisch fest, wie Zeitzeugen und deren Nachkommen, die heute in Israel leben, mit jungen Mitgliedern des Badehausteams ins Gespräch kommen. Die Dokumentation beleuchtet die verschiedenen alltäglichen, religiösen und politischen Aspekte des Lebens im Lager. Es wird das Schicksal der jeweiligen Familie im Holocaust geschildert sowie auf den Grund für die Entscheidung zur Emigration nach 1945 eingegangen.[45] Der Film hatte bei den Feierlichkeiten zu „75 Jahre Föhrenwald“ im Oktober 2020 im Erinnerungsort Badehaus seine Premiere und wurde auch beim Jugendfilmfestival München 2021 flimmern & rauschen für den dort verliehenen Filmpreis nominiert.[46]
- Damals im Isartal von Sybille Krafft im Auftrag des Bayerischen Fernsehens (BR), 2020
- Die Kinder vom Lager Föhrenwald von Sybille Krafft im Auftrag des Bayerischen Fernsehens (BR), 2020
- Als das Grauen vor die Haustür kam: Dokumentarfilm über den Todesmarsch von Max Kronawitter, 2021; teilweise gedreht in und um den Erinnerungsort Badehaus; Eine Kurzfassung des Films ist auch im Museum zu sehen.
- (Dis)placed? von Joseph Coenen über das Leben der Föhrenwalderin Lea Goren im Auftrag des Erinnerungsortes BADEHAUS, 2024; ein Projekt der jungen Badehäusler.
- Kunstinstallation Neues Leben aus den Trümmern Aus der Sonderausstellung Never forget, never again! Mahnblumen entstand eine dauerhafte Installation. Zusammen mit dem Künstler Walter Kuhn wurde ein Kunstwerk vor dem Erinnerungsort Badehaus errichtet: Auf einer Scheibe mit 13 Elementen und den Jahreszahlen 1933 bis 1945 ist Bauschutt (u. a. sogenannter „Hitlerbeton“[47] aus den damaligen benachbarten Rüstungsbetrieben) aufgeschichtet, der in der Umgebung des Badehauses gefunden wurde. Daraus ragen Reste der ehemaligen Ziegelbedachung, die bei der Renovierung des Badehauses und seiner Umwandlung zum Museum übriggeblieben sind. Aus Trümmern und Schutt erwachsen nun rote Mahnblumen.[48]
Kontakte und Zusammenarbeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Organisatoren arbeiten mit zahlreichen Vereinen und Verbänden zusammen, wenn sich Berührungspunkte mit den Aktivitäten des Museums Erinnerungsort Badehaus ergeben. Eine besonders enge Beziehung besteht zu der israelischen Föhrenwald-Gruppe Organization of Foehrenwald Descendants.[49][50][51]
Der Verein wird durch Mitglieder aus aller Welt unterstützt, sie kommen aus verschiedenen europäischen Ländern sowie aus den USA, Kanada und Israel.[52]
Das ehrenamtliche Engagement für den Erinnerungsort verbindet mehrere Generationen. Schüler, Studenten und Bundesfreiwillige leisten einen maßgeblichen Beitrag.[53]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Obermayer Award 2022[4]
- Stern auf dem Wolfratshauser "Walk of Fame" 2022[54]
- Sparkassen-Bürgerpreis 2022[55]
- Top 50 Publikumsvoting Deutscher Engagementpreis 2022[56]
- Wettbewerb Aktiv für Demokratie und Toleranz 2022[57]
- Der Grüne Wanninger 2023[58]
- "Brückenbauer Preis" der bayerischen SPD-Landtagsfraktion 2023[59]
- startsocial Stipendiat 2023
- Bürgerpreis des bayerischen Landtags 2024[60]
- European Leadership Network (ELNET) Award 2024[61]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alois Berger: Föhrenwald, das vergessene Schtetl. Ein verdrängtes Kapitel deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte, Piper-Verlag, München 2023, ISBN 978-3-492-07106-2.
- Josef Brustmann: Jeder ist wer, Allitera Verlag, München 2023; ISBN 978-3-96233-400-0.
- Jonathan Coenen, Sybille Krafft et al.: Erinnerungsort Badehaus 2012–2019. Wolfratshausen 2019 (Broschüre).
- Annabelle Fagner: 111 Orte im Loisachtal die man gesehen haben muss, Emons Verlag, Köln 2023; ISBN 978-3-7408-1683-4.
- Karin B. Schnebel (Hrsg.): Antisemitismus - uralt und doch gefährlich!, Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2021; ISBN 978-3-8340-2165-6.
- Sybille Krafft et al.: LebensBilder. Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald. Herausgegeben vom Erinnerungsort Badehaus, Wolfratshausen 2020; ISBN 978-3-00-066745-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bei den Recherchen zur Geschichte des Hauses fanden die Initiatoren auch Handwerkerrechnungen, in denen die Arbeiten für den Einbau „eines koscheren Bades am Independence Place im Lager Föhrenwald“ in Rechnung gestellt werden. Sie befinden sich im dortigen Archiv.
- ↑ Umbaupläne fand die damalige Kreisheimatpflegerin Maria Mannes bei der Recherche zur Umgestaltung zum Museum.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Geschichte, auf eigenheimerverband.de, abgerufen am 10. Oktober 2021
- ↑ Föhrenwald – ein Schtetl in Bayern | Verschwiegene Nachkriegsgeschichte, auf deutschlandfunkkultur.de, abgerufen am 24. April 2022
- ↑ a b Ein Haus und seine ehrenamtlichen Stützen. erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ a b 2022 Winners Announced. Abgerufen am 12. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b c Erinnerungsort BADEHAUS. jewish-places.de, abgerufen am 31. Oktober 2021.
- ↑ Tour 2021, Tag 14 – Wolfratshausen. sabine-weigand-mdl.de, abgerufen am 31. Oktober 2021.
- ↑ a b c d Die Wipfel unterm Dach. In: Süddeutsche Zeitung. 26. Dezember 2019, abgerufen am 1. November 2021.
- ↑ a b c Die Kinder vom Lager Föhrenwald. In: Bayerische Staatszeitung. 1. März 2013, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ a b c d e Ein Badehaus gegen das Vergessen. In: Merkur. 1. Februar 2016, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Majer Szanckower gibt Einblicke in DP-Lager Föhrenwald. stadtpost.de, abgerufen am 29. Oktober 2021.
- ↑ a b c Erinnerungen an Föhrenwald. In: Jüdische Allgemeine. 22. Oktober 2021, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ a b Jekusiel Jehuda Halberstam. talmud-thora.de, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ a b „Das war ein Privileg“. In: Süddeutsche Zeitung. 24. Januar 2020, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Sorge um Waldramer Zeitzeugnis. In: Süddeutsche Zeitung. 19. September 2011, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Festschrift 50 Jahre St. Matthias 1927–1977. Hrsg.: Seminar St. Matthias
- ↑ Ort der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens. stmelf.bayern.de, abgerufen am 1. November 2021.
- ↑ Coenen, Jonathan/Krafft, Sybille et al.: Erinnerungsort Badehaus 2012–2019.
- ↑ Baurecht für 8.500 Quadratmeter-Grundstück in Waldrams Mitte beschränkt - Die Bebauung festgezurrt, auf dasgelbeblatt.de, abgerufen am 10. Oktober 2021
- ↑ a b „Die Welt reparieren“ – im BADEHAUS Waldram-Föhrenwald. blog.wolfratshausen.de, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Jonathan Coenen, Sybille Krafft et al: Erinnerungsort Badehaus 2012–2019, S. 51
- ↑ Segen für Badehaus. In: Münchner Kirchenzeitung. 28. Oktober 2018.
- ↑ Jonathan Coenen, Sybille Krafft et al: Erinnerungsort Badehaus 2012–2019, S. 58
- ↑ Karin Hammermaier: Ort der Begegnung: Interview mit Sybille Krafft. In: Münchner Kirchenzeitung. 13. Januar 2019, Seite 13
- ↑ Susanne Hauck: Ort der Versöhnung. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Mai 2021, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Predigt: Suchet der Stadt Bestes (Jer 29,4-14). In: Sonntagsblatt. 21. Oktober 2018, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Magdalena Höcherl: „Unser Kind ist bereit für die Welt“: Badehaus Waldram wird offiziell eröffnet. In: Merkur. 19. Oktober 2018, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Verein. In: Erinnerungsort BADEHAUS. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (deutsch).
- ↑ Museum. erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 16. November 2021.
- ↑ a b c Dauerausstellung, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 26. Oktober 2021
- ↑ Texttafel im Museum. zuletzt gesehen am 1. November 2021
- ↑ a b Felicitas Amler: Ausgepackte Erinnerung. In: Süddeutsche Zeitung. 23. November 2018.
- ↑ Weisenfisz-Rudel, Margret: Margret Weisenfisz-Rudel, zusammengestellt aus einem Gespräch am 27.4.1997. In: Marianne Balder: Lager Föhrenwald: Erinnerungen; Dokumentation des Stadtarchivs Wolfratshausen, Seite 39; abgerufen am 26. Oktober 2021.
- ↑ a b Die Kinder vom Lager Föhrenwald. erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 26. Oktober 2021.
- ↑ Gemeinsam entdecken. erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 1. November 2021.
- ↑ Audioguide & Außenführungen, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 1. November 2021
- ↑ „Es gibt noch Sterne über den Ruinen“ – Die Nachkriegslyrikerin und Zeitzeugin Dagmar Nick, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 26. Oktober 2021
- ↑ Begegnungen im BADEHAUS, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 26. Oktober 2021
- ↑ a b „LebensBilder“ erzählt Geschichten von ehemaligen Bewohnern des Lagers Föhrenwald, Merkur vom 6. Januar 2021, abgerufen am 26. Oktober 2021
- ↑ Krafft, Sybille: Fluchtpunkt Föhrenwald, in: LebensBilder, Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald, hrsg.v. Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V., Wolfratshausen 2020, S. 13ff
- ↑ Aufbau & Interview "Never Again" 3.000 Mohnblumen auf dem Königsplatz, auf youtube.de, abgerufen am 26. Oktober 2021
- ↑ Ausstellung "Die Macht der Gefühle". In: Erinnerungsort BADEHAUS. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (deutsch).
- ↑ Wanderausstellungen, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 1. November 2021
- ↑ Krafft, Sybille: Fluchtpunkt Föhrenwald, in: LebensBilder, Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald, hrsg.v. Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V., Wolfratshausen 2020, S. 13ff
- ↑ Von Icking nach Oxford, Süddeutsche Zeitung vom 13. März 2018, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Doku "Von Zeit und Hoffnung", auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ von Erinnerungsort BADEHAUS, auf bkjff.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Ein Kunstwerk der besonderen Art: Blumen, die aus Schutt wachsen, Merkur vom 13. Februar 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Mahnender Mohn, Süddeutsche Zeitung vom 27. Januar 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Lachman, Shai: Greetings in: Coenen, Jonathan/Krafft, Sybille et al.: Erinnerungsort Badehaus 2012–2019, Seite 19
- ↑ Grußwort zur “3rd Conference of the Organization of Foehrenwald Descendants”, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Gratulation aus Israel, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Mitgliederversammlung Trägerverein, auf erinnerungsort-badehaus.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Emonts, Benjamin: Idealisten, in: Süddeutsche Zeitung vom 23. Februar 2019, abgerufen am 29. Oktober 2021
- ↑ Walk of Fame-Auszeichnung für Badehaus-Verein: Stoiber würdigt Ehrenamtliche. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
- ↑ Bürgerpreis: Sparkasse ehrt junge Alltagshelden. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
- ↑ Publikumspreis 2022 - vielen Dank für Ihre Stimmen! Abgerufen am 15. Dezember 2022 (deutsch).
- ↑ Lernen Sie die Aktiv-Preistragenden 2022 kennen! - BfDT Bündnis für Demokratie und Toleranz. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
- ↑ Ein Grüner Wanninger fürs BADEHAUS! In: Erinnerungsort BADEHAUS. Abgerufen am 16. Mai 2023 (deutsch).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Waldram: Neue Auszeichnung fürs Badehaus. 10. Juli 2023, abgerufen am 17. September 2023.
- ↑ Claudia Koestler: Wolfratshausen: Bürgerpreis fürs Badehaus. 12. Juli 2024, abgerufen am 12. Juli 2024.
- ↑ ELNET Deutschland: ELNET Awards Gala 2024: Auszeichnungen für Engagement gegen Antisemitismus. In: European Leadership Network (ELNET). 27. September 2024, abgerufen am 4. Oktober 2024 (deutsch).