Ernst-Wilhelm Händler
Ernst-Wilhelm Händler (* 26. März 1953 in München) ist ein deutscher Unternehmer und Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und Philosophie an der Technischen Universität Stuttgart und der Ludwig-Maximilians-Universität München, das er mit einer Promotion zum Thema Logische Struktur und Referenz von mathematischen ökonomischen Theorien 1980 abschloss, übernahm Händler die Geschäftsführung des familieneigenen metallverarbeitenden Unternehmens. Neben seiner regulären Arbeit begann er zu schreiben. In seinen Texten setzt er sich immer wieder mit dem kapitalistischen System und dessen Einfluss und Verführungskraft auf den Menschen auseinander. Aufgrund seiner Tätigkeit als Unternehmer gilt Händler als Insider des Wirtschaftslebens. Händler lebt in Regensburg und München. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
In der literarischen Tradition eines Hermann Broch, Robert Musil, Thomas Bernhard stehend, entwirft Händler fiktive Szenarien unserer westeuropäischen Realität, konstruiert von Roman zu Roman fortschreitend das Gebäude unserer Gesellschaft und deren Funktionieren.
Der Roman Wenn wir sterben belegte im November 2002 den Platz 1 der SWR-Bestenliste und erhielt den Preis der SWR-Bestenliste 2003 für das beste Buch des Jahres. Die Begründung der Jury: „Den Preis der SWR-Bestenliste erhält im Jahr 2003 Ernst-Wilhelm Händler für seinen Roman Wenn wir sterben. Er findet eine kalte Sprache für den zeitgenössischen Kapitalismus, der bis in die psychische Konstitution der Menschen hineinwirkt. Händler zeigt dies am Beispiel von vier Spitzenmanagerinnen, die sich gegenseitig bekämpfen und das Leistungsprinzip ad absurdum führen.“
Händlers Roman "München" stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2016[1].
Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1999: Erik-Reger-Preis
- 2003: Preis der SWR-Bestenliste Bestes Buch des Jahres 2002 für Wenn wir sterben
- 2004: Kulturpreis der Stadt Regensburg
- 2004: Friedrich-Baur-Preis
- 2006: Hans-Erich-Nossack-Preis
- 2014: Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz[2]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadt mit Häusern. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 1995, ISBN 3-627-00033-1; dtv, München 2004, ISBN 3-423-13238-8; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19028-7 (Erzählungsband)
- Kongreß. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 1996, ISBN 3-627-00032-3; dtv, 1998, ISBN 3-423-12586-1; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19031-7
- Fall. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 1997, ISBN 3-627-00031-5; dtv, 2000, ISBN 3-423-12731-7; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19030-0
- Sturm. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 1999, ISBN 3-627-00030-7; dtv, München 2004, ISBN 3-423-13163-2; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-596-19029-4
- Wenn wir sterben. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2002, ISBN 3-627-00029-3; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2011, ISBN 978-3-596-19002-7
- Die Frau des Schriftstellers. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-627-00028-8; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19027-0
- Welt aus Glas. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-596-19003-4; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2011, ISBN 978-3-596-19003-4
- Der Überlebende. Roman. S. Fischer, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-10-029910-9
- Versuch über den Roman als Erkenntnisinstrument. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-002199-1
- München. Gesellschaftsroman. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2016, ISBN 978-3-10-397207-8
- Das Geld spricht. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2019, ISBN 978-3-10-397451-5
- Die Produktion von Gesellschaft. S. Fischer Verlag 2022, ISBN 978-3-10-397139-2.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ablass, Stefanie: "Ökonomisierung des Körpers: Interdependenzen von ökonomischer und physischer Sphäre im Wirtschaftsroman", in: Zemanek, Evi, Krones, Susanne (Hg.), Literatur der Jahrtausendwende. Themen, Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000, Bielefeld: Transcript 2008, S. 163–177.
- Assmann, David-Christopher: "Der Autor und sein Unternehmen. Subjektivierungspraktiken Ernst-Wilhelm Händlers", in: Sabine Kyora (Hg.): Subjektform Autor. Autorschaftsinszenierungen als Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld: Transcript 2014 (Praktiken der Subjektivierung 3). S. 121–135.
- Assmann, David-Christopher: Poetologien des Literaturbetriebs. Szenen bei Kirchhoff, Maier, Gstrein und Händler (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 139), Berlin/Boston: de Gruyter 2014.
- Deupmann, Christoph: "Narrating (New) Economy. Literatur und Wirtschaft um 2000", in: Zemanek, Evi, Krones, Susanne (Hg.), Literatur der Jahrtausendwende. Themen, Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000, Bielefeld: Transcript 2008, S. 151–161.
- Lutz, Daniel: "Navigationssinn. Zur literarischen Problemreflexion ökonomischen Wissens", in: Künzel, Christine und Hempel, Dirk (Hg.), Finanzen und Fiktionen. Grenzgänge zwischen Literatur und Wirtschaft, Frankfurt a. M. u. New York: Campus 2011, S. 251–266.
- Thomas Assheuer & Christof Siemes: Die Zukunft des Kapitalismus: Der Firma Deutschland fehlt der Auftrag. In: Die Zeit. Nr. 27, 30. Juni 2005
- Iuditha Balint: Inkorporierte Ökonomie in Werken von John von Düffel, Ernst-Wilhelm Händler, Ewald Palmetshofer und Elfriede Jelinek. In: Cornelia Logemann, Miriam Oesterreich, Julia Rüthemann (Hrsg.): Körper-Ästhetiken. Allegorische Verkörperungen als ästhetisches Prinzip. Bielefeld: transcript 2013, S. 93–107.
- Lutz Hagestedt & Joachim Unseld (Hrsg.): Literatur als Passion. Zum Werk von Ernst-Wilhelm Händler. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-627-00019-6.
- Pott, Sandra: "Wirtschaft in Literatur. ,Ökonomische Subjekte' im Wirtschaftsroman der Gegenwart", in: KulturPoetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft 4(2004), Nr. 2, S. 202–217.
- Wojno-Owczarska, Ewa: "Global Crises in Ernst-Wilhelm Händler's Wenn wir sterben (When We Die) and Kathrin Röggla's wir schlafen nicht (We Never Sleep)". In: Hansong Dan / Ewa Wojno-Owczarska (Hg.): Global Crises and Twenty-First-Century World Literature Comparative Literature Studies, 55, 2, 2018, S. 303–325. https://www.jstor.org/stable/10.5325/complitstudies.55.2.0303?seq=1#page_scan_tab_contents
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ernst-Wilhelm Händler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Ernst-Wilhelm Händler bei Perlentaucher
- Ernst-Wilhelm Händler auf Lesungen.net
- Ernst-Wilhelm Händler im Literaturportal Bayern (Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://www.deutscher-buchpreis.de/nominiert/#section-longlist
- ↑ Mitgliedseintrag von Ernst-Wilhelm Händler bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 11.10.17
- ↑ Thomas Steinfeld: Ernst-Wilhelm Händler: "Die Produktion von Gesellschaft". Abgerufen am 11. Mai 2022.
Personendaten | |
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NAME | Händler, Ernst-Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 26. März 1953 |
GEBURTSORT | München |
- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Roman, Epik
- Schriftsteller (München)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur
- Absolvent der Ludwig-Maximilians-Universität München
- Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland
- Träger des Kulturpreises der Stadt Regensburg
- Deutscher
- Geboren 1953
- Mann