Ernst Hasenclever

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Ernst Hasenclever, vermutlich gemalt in den 1840er Jahren

Georg Bernhard Ernst Hermann Hasenclever (* 18. November 1814 in Ehringhausen bei Remscheid; † 10. Januar 1869 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, Fabrikbesitzer und Politiker. Historische Bedeutung hat vor allem seine Beschreibung der Mine Gongo-Soco in der brasilianischen Provinz Minas Gerais aus dem Jahr 1839.

Ernst Hasenclever war ein Sohn des Kaufmannes David Hasenclever (1778–1857) und dessen Ehefrau Henriette (1781–1850), einer Tochter des Juristen und Schriftstellers Johann Georg Schlosser. Seine Brüder waren der Arzt Richard Hasenclever und der Landrat Georg Hasenclever.

Ernst, benannt nach seinem Taufpaten Ernst Moritz Arndt,[1] erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Vom Stammhaus seiner Familie wurde er 1837 in das Kaiserreich Brasilien entsandt. Am 7. Oktober kam er nach einer langen Schiffsreise, die am 28. Juli in Hamburg begonnen hatte, in Rio de Janeiro an. Dort befand sich die 1830 von seinem Onkel Josua Hasenclever initiierte Filiale[2] der vom Großvater Johann Bernhard Friedrich Hasenclever (1731–1806) gegründeten Firma, für die er bis 1844 in Brasilien arbeitete.

As Minas Gerais, Tagebuchblatt vom 18. Oktober 1839

Während seines Aufenthalts in Brasilien unternahm er einige Reisen, die er in Text und Zeichnung in einem Tagebuch für Berichte an seine Familie festhielt. Im Jahr 1839 besuchte er die Goldabbauregion der Provinz Minas Gerais und gab einen detaillierten Bericht über die Gongo-Soco-Goldmine ab, die sich nördlich von Ouro Preto und östlich von Caeté befand und der Imperial Brazilian Mining Association gehörte, seinerzeit die größte Goldmine Brasiliens.[3] Hasenclever ging in die tiefsten Stollen von Gongo-Soco und war beeindruckt von der Organisation, der Arbeitsteilung, der verwendeten Technik und der Verwaltungsstruktur des Unternehmens.

In Rio de Janeiro vertrat er den preußischen Generalkonsul Carl Wilhelm Theremin bei dessen reisebedingter Abwesenheit.[4]

Am 10. Oktober 1851 heirate er die US-Amerikanerin Luisa Friederika Vezin (* 22. Juni 1823 in Philadelphia, Pennsylvania; † 22. Oktober 1899 in Ehringhausen), eine Tochter des Kaufmanns und Schachgroßmeisters Charles Henri (Carl Heinrich) Vezin (1782–1853), mit der er in Ehringhausen lebte. Aus ihrer Ehe gingen ein Sohn hervor, der spätere Hauptmann Johann Bernhard Hermann Hasenclever (* 8. Oktober 1852 in Ehringhausen; † 6. Oktober 1939 in Luzern),[5] sowie die spätere Schriftstellerin Julia Jobst.

Am 15. Januar 1867 wurde Ernst Hasenclever in die Preußische Abgeordnetenkammer aufgenommen, nachdem er am 12. November 1866 als Nachfolger des Abgeordneten Werner Siemens (Deutsche Fortschrittspartei) von einer Mehrheit der Wahlmänner der Kreise Lennep und Solingen im Wahlbezirk Düsseldorf I gewählt worden war. Sein unterlegener Gegenkandidat war der Solinger Bürgermeister Josef Lambert Trip gewesen.[6]

Als Auszeichnung trug Hasenclever den Roten Adlerorden 4. Klasse.[7]

  • Débora Bendocchi Alves: Britische Bergbauunternehmen in den Goldminen von Minas Gerais und der brasilianische Arbeitsmarkt im 19. Jahrhundert. Köln 2011 (PDF).
  • Débora Bendocchi Alves: Besuch eines jungen deutschen Kaufmanns in der Mine Gongo-Soco, Brasilien 1839. Anatomie eines Bergwerkes in der Reiseliteratur. In: Elena Taddei, Michael Müller, Robert Rebitsch (Hrsg.): Migration und Reisen Mobilität in der Neuzeit. Studienverlag, Innsbruck 2012, S. 71–85.
  • Débora Bendocchi Alves: Ernst Hasenclever em Gongo-Soco: exploração inglesa nas minas de ouro em Minas Gerais no século XIX. In: História, Ciências, Saúde – Manguinhos. Band 21, Heft 1 (Januar–März 2014), S. 1–18 (PDF).
  • Jörg Holtschneider: Ernst Hasenclever. Von Remscheid nach Brasilien (= Bergische Monographie 2). Bergischer Verlag, Remscheid 2014, ISBN 978-3-943886-69-6.
  • Débora Bendocchi Alves: Ernst Hasenclever e sua viagem às pronvíncias do Rio de Janeiro e Minas Gerais. Fundação João Pinheiro, Belo Horizonte 2015.
Commons: Ernst Hasenclever – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Gedicht Meinem Paten Ernst Hasenclever. In: Ernst Moritz Arndt: Gedichte. Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1843, S. 431 f. (Google Books)
  2. Adolf Hasenclever: Josua Hasenclever aus Remscheid-Ehringhausen und seine Beziehungen zu Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz und König. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Rheinlande in den ersten Jahrzehnten der preußischen Herrschaft. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 38. Band, Jahrgang 1905, S. 6 (Google Books)
  3. Das Tagebuch besteht aus 10 nicht paginierten Heften. Es wurde bis heute nicht veröffentlicht und befindet sich im Besitz der Familie. Der Bericht über die Reise von Rio de Janeiro nach Minas Gerais, vom 31. Juli bis 18. Oktober 1839, findet sich in den Heften 2 und 3.
  4. Wolfgang Penkwitt: Preußen und Brasilien. Zum Aufbau des preußischen Konsularwesens im unabhängigen Kaiserreich (1822–1850). F. Steiner, Stuttgart 1983, ISBN 978-3-5150-4087-7, S. 223
  5. Georg Bernhard Ernst Hermann Richard Hasenclever / Luisa Friederika Vezin, genealogisches Datenblatt im Portal heidermanns.net, abgerufen am 28. Dezember 2024
  6. Zweiundfünfzigste Sitzung am Dienstag den 15. Januar 1867. In: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der durch die Allerhöchste Verordnung vom 28. Juli 1866 einberufenen beiden Häuser des Landtages. Band III: Haus der Abgeordneten. Von der siebenundvierzigsten Sitzung am 20. Dezember 1866 bis zur Schluß-Sitzung beider Häuser des Landtages am Sonnabend den 9. Februar 1867. Verlag von W. Moeser, Berlin 1866/1867, S. 1478 (Google Books)
  7. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat. Verlag der Königlichen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 1868, S. 613 (Google Books)