Erstes Psychiatrisches Krankenhaus Kiew

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Erstes Psychiatrisches Krankenhaus Kiew

Ort UkraineUkraine Kiew

Koordinaten 50° 28′ 53″ N, 30° 28′ 7″ OKoordinaten: 50° 28′ 53″ N, 30° 28′ 7″ O
Betten 1345
Mitarbeiter 1386
davon Ärzte 213
Gründung 1786
Website psychiatry-kyiv.itmed.org (Ukr)
Lage
Erstes Psychiatrisches Krankenhaus Kiew (Ukraine)
Erstes Psychiatrisches Krankenhaus Kiew (Ukraine)
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Das Erste Psychiatrische Krankenhaus Kiew ist eine psychiatrische Einrichtung in der Stadt Kiew. Es ist nach I. P. Pawlow benannt. Auf dem Gelände des Krankenhauses befindet sich die Kirche des heiligen Kyrill.

Alte Gebäude des Krankenhauses.
Alte Gebäude des Krankenhauses

18.- 19. Jahrhundert

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Am 13. Juni 1786 wurde gemäß dem Dekret Katharinas II. in den Zellen des Kyriliv-Männerklosters ein Behindertenhaus eröffnet und das Kloster selbst geschlossen. Im Jahr 1802 wurde ein einstöckiges Krankenhaus gebaut. Im Jahr 1823 wurde ein separates Gebäude für das Behindertenkrankenhaus errichtet.[1] Es bot Platz für 50 Behinderte: 4 Plätze für Offiziere und 46 für niedrigere Dienstgrade. In der Nähe wurde außerdem ein zweistöckiges Armenhaus und dazwischen eine einstöckige Wäscherei errichtet. Der Autor war der Architekt J. Charlemagne.[2]

Backsteingebäuden.
Backsteingebäude

Im Jahr 1835 wurde das Behindertenhaus in ein Krankenhaus umgewandelt. Anfangs war es für 80 Betten ausgelegt, Ende der 1850er Jahre umfasste es bereits 180.[3] Am 1. Oktober 1843 wurde an den Behindertenhäuser eine Sanitärer-Schule eröffnet.[4]

In den 1870er Jahren wurde nach dem Projekt des Kiewer Provinzingenieurs Fjodor Geschwend ein Komplex aus 9 Backsteingebäuden für das Krankenhaus und mehreren Holzgebäuden für die Sanitäter-Schule und für Haushalt errichtet. Im Jahr 1891 wurde nach dem Projekt des Provinzingenieurs Yakov Kryvtsov ein zusätzliches zweistöckiges Gebäude der therapeutischen Abteilung mit 32 Betten gebaut.[5]

Anfang des 20. Jahrhunderts

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde nach den Projekten des Architekten Oleksandr Kobelev eine Kapelle mit einem Raum für eine Leichenhalle (1902) und ein einstöckiges Gebäude für Infektionskrankheiten mit 60 Betten, gebaut. In den Jahren 1912–1913 wurde das Gebäude der Geburtsklinik des Frauenmedizinischen Instituts errichtet.[6]

In den Jahren 1920–1936 wurde das Krankenhaus nach Taras Schewtschenko benannt. Seit 1936 - nach I. P. Pawlow.

Bis 1935 war im Krankenhaus die Psychiatrische Fachschule tätig.[7]

Zweiter Weltkrieg

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Bis Juli 1941 war Lev Zak Direktor des Krankenhauses. Er wurde im Juli mobilisiert, übte seinen Dienst aber bis zum 17. September weiter aus, danach verschwand er. Gleichzeitig ernannte er den Wissenschaftler Pawlo Chernai zum stellvertretenden Direktor. Der Chefarzt war Musii Tansyura und der Leiter des Haushalts war Yosyp Horokhov. Während der Bezetzung von Kiew die deutsche Regierung hat der neuen Führung zugestimmt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich fast 1.500 Patienten im Krankenhaus.[8]

Denkmal für verstorbene Patienten.
Denkmal für verstorbene Patienten

Ende September kam der Garnisonsarzt Rakovsky ins Krankenhaus und wählte zusammen mit Chernai den zukünftigen Ort der Judentötung – den Horikhov-Dibrova-Trakt. Am 15. Oktober wurden in allen Abteilungen jüdischer Patienten gesammelt und später in das 8. Gebäude überführt. Am 18. Oktober wurden 308 Patienten mit Hilfe von Krankenhauspersonal erschossen. Zu den Beteiligten des Mordes gehörten der Direktor, der Chefarzt, der Leiter des Haushalts sowie einige Ärzte und Krankenschwestern.[9]

Später im Januar, März und September 1942 töteten die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei auch viele Patienten aus psychiatrischen Kliniken in Gaskammern, wo mindestens 525 Menschen getötet wurden. Die in den Gaswagen Getöteten wurden möglicherweise neben dem Massengrab von Babyn Jar begraben.[10] Ende 1942 funktioniert das psychiatrische Krankenhaus nicht mehr, auf seinem Gebiet befand sich jetzt eine deutsche Militärkrankenstation.[11]

Im Herbst 1943 wurden ehemalige Krankenhausmitarbeiter, die während der Besatzungszeit arbeiteten, von sowjetischen Staatssicherheitsbehörden festgenommen. Im Jahr 1944 wurden der Chefarzt Tansyura, die Techniker Horokhov, Mazur und Hrytsenko zu 10 Jahren Gefängnis, Sokolovsky zu 8 Jahren und die Ärztinnen Penska und Kopystinska zu 2 Jahren Lagerhaft verurteilt. 1946 wurden alle Urteile aufgehoben.[11] Der Grund bestand darin, die Beteiligung von Tansyura, Mazur und anderen an der heimlichen Entlassung von Patienten zu beweisen, um deren Leben zu retten.[12]

In den 1950er Jahren wurden im Krankenhaus unter der Leitung von Viktor Protopopov und Josyp Polishchuk Forschungsarbeiten durchgeführt. Die Abteilung für Psychiatrie und Nervenerkrankungen der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR und die Abteilung für Psychiatrie des Kiewer Instituts zur Förderung von Ärzten arbeiteten auf der Grundlage der 3. Abteilung des Krankenhauses.[13]

Heutige Struktur

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Moderne Hauptgebäude.
Modernes Hauptgebäude

Das Krankenhaus nimmt eine Fläche von 22,7 Hektar ein, wovon ein Teil zur St.-Kyrill-Kirche gehört. Es verfügt über 30 Abteilungen, darunter eine Abteilung für akute Psychosen, Abteilungen für psychiatrische Erkrankungen mit begleitender somatischer Pathologie, eine Abteilung für Rehabilitation, eine Abteilung für Veteranen und Behinderte des Zweiten Weltkriegs, eine Abteilung für Epilepsie, eine Abteilung für Kinderpsychiatrie, ein Zentrum für medizinische und soziale Rehabilitation sowie eine Abteilung für Krankenpflege.

Im Krankenhaus wurde das Forschungsinstitut für Sozial- und forensische Psychiatrie und Suchttherapie des Gesundheitsministeriums eingerichtet. Es gibt auch das erste ukrainische Zentrum für primäre psychotische Episoden und moderne Behandlungsmethoden.

Außerdem befinden sich im Krankenhaus die Grundabteilungen der medizinischen Universitäten:

Einzelnachweise

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  1. О. М. Ціборовський, В. М. Сорока: Найстаріша лікарня Києва – Кирилівська: шлях від богадільні до губернської земської лікарні. In: Україна. Здоров'я нації. Nr. 4, 2015, ISSN 2077-6594, S. 130–136 (gov.ua [abgerufen am 16. Februar 2024]).
  2. Кирилівська лікарня, 19—20 ст. | Звід Історїї Памяток Києва. 26. April 2017, archiviert vom Original am 26. April 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pamyatky.kiev.ua
  3. Кирилівська лікарня, 19—20 ст. | Звід Історїї Памяток Києва. 26. April 2017, archiviert vom Original am 26. April 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pamyatky.kiev.ua
  4. Істория закладу. 10. Dezember 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Dezember 2016; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pkmk.org.ua
  5. Кирилівська лікарня, 19—20 ст. | Звід Історїї Памяток Києва. 26. April 2017, archiviert vom Original am 26. April 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pamyatky.kiev.ua
  6. Кирилівська лікарня, 19—20 ст. | Звід Історїї Памяток Києва. 26. April 2017, archiviert vom Original am 26. April 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pamyatky.kiev.ua
  7. Кирилівська лікарня, 19—20 ст. | Звід Історїї Памяток Києва. 26. April 2017, archiviert vom Original am 26. April 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pamyatky.kiev.ua
  8. Трагедія Горіхової діброви. Як нацисти розстрілювали душевнохворих у Києві. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  9. Трагедія Горіхової діброви. Як нацисти розстрілювали душевнохворих у Києві. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  10. D. Gomon: Історія знищення пацієнтів Київської психоневрологічної лікарні ім. Павлова під час німецько-фашистської окупації 1941–1943 років. Tum-Balalayka, Dezember 2000, abgerufen am 13. Dezember 2023 (russisch).
  11. a b Тваринський В. Відлуння Бабиного Яру, або В чому звинувачувались працівники Павлівської психіатричної лікарні // З архівів ВУЧК-ГПУ-НКВД-КГБ. — 1994. — No 1. — С. 65-70
  12. А. Вегнер. Головний обвинувачуваний: діяльність Мойсея Танцюри у світлі матеріялів архівно-слідчої справи № 74159 ФП. Ukraina Moderna 28, 313-361, 2020
  13. Памяти моих учителей психиатрии | Інтернет-видання "Новини медицини та фармації". Abgerufen am 16. Februar 2024.