Erwin Aschenbrenner

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Erwin Aschenbrenner 2005

Erwin Aschenbrenner (* 1954) ist ein deutscher Unternehmer sowie Reiseleiter und Böhmerwald-Experte.

Aschenbrenner wuchs in Lam im Böhmerwald auf. Er studierte von 1975 bis 1981 katholische Theologie und Mathematik, danach Soziologie, Philosophie und Religionswissenschaften an der Universität Regensburg. Nach längeren Aufenthalten in Südostasien und Südamerika wurde er 1988 mit dem Thema „Kultur – Kolonialismus – Kreative Verweigerung: Elemente einer antikolonialistischen Kulturtheorie“[1] zum Dr. phil. promoviert.

Vom Philosophen zum Unternehmer: 1989 gründete Aschenbrenner das Bildungsprojekt „Reisen mit Einsicht“, das Qualifikationsseminare für sanften Tourismus sowie mehrwöchige Modellreisen nach Südamerika organisierte. Unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verlagerte er seinen Schwerpunkt von der Bildungsarbeit zu fernen Ländern der Dritten Welt zur Bildungsarbeit und zu Begegnungsreisen in die östlichen Nachbarländer der ehemaligen „Zweiten Welt“.[2] Er wollte Postulate seiner antikolonialistischen Kulturtheorie durch Angebote „antikolonialer Reisen“ in die Praxis umsetzen, also mit Reisen, die Begegnung auf Augenhöhe und Teilnahme an der Alltagskultur der besuchten Region ermöglichen.

In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg[3] und weiteren staatlichen und kirchlichen Bildungseinrichtungen baute Aschenbrenner das Projekt Böhmische Dörfer auf, das das „sanfte“ Erkunden der anderen Kulturen in der Nachbarschaft zum Ziel hatte. Später benannte er das Projekt um in Begegnung mit Böhmen und verband die Bildungsarbeit mit Wander-, Rad-, Skilanglauf- und Bahn-Reisen in Tschechien. 1998 gründete er Begegnung mit Böhmen als Unternehmen für Aktiv- und Kulturreisen. Schwerpunkt seiner Reisen mit kleinen Gruppen wurden historische und literarische[4] Orte und Geschichten östlicher Nachbarländer.[5] Dabei reisten im Schnitt über 80 % der Kunden per Bahn an, die Bezahlung des Reisepreises erfolgte – unüblich in der Tourismusbranche – erst nach der Reise, ohne jede Anzahlung.[6]

Ab 2001 umfassten die Angebote neben Tschechien weitere östliche Regionen und Länder (Slowakei, Polen, Slowenien, Österreich, Ostbayern).[7] Das Konzept und seine Umsetzungen gewannen mehrfach Auszeichnungen, insbesondere Nachhaltigkeitspreise von Reiseredaktionen (GeoSaison,[8] Sonntag Aktuell, Travel One), Naturschutzverbänden (unter anderem BUND, Unternehmensgrün, Oekom-Verlag, UNWTO, DBU) und Kulturinstituten (Centrum Bavaria Bohemia/Brückenbauer,[9][10] Freundeskreis deutsch-tschechischer Verständigung).[11]

Aschenbrenner stieß als „Meister des sanften Tourismus“[12][6] in den Osten weitere deutsch-tschechische Begegnungsprojekte an. So war er Ideengeber für den von wechselnden Künstlern und Künstler-Gruppen begleiteten „Zug zur Kultur“[13] von München nach Pilsen, ein Partnerprojekt Bayerns zur Europäischen Kulturhauptstadt Pilsen 2015.

Nach 30 Jahren gab Aschenbrenner im Jahr 2019 die Leitung seines Unternehmens ab,[14] arbeitet aber weiter als Begleiter der Begegnungsreisen mit. Zudem organisiert er seit 2023 zusammen mit Kulturexperten und Stadträten vielfältige stadtpolitische Radtouren in seiner Heimatstadt Regensburg.[15][16][17]

Aschenbrenner ist verheiratet und hat eine Tochter.

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • 2001: Preis der Hoffnung und Verständigung, gemeinsam verliehen von Strana zelených in Prachatice (Partei der Grünen, Kreis Prachatice) und Bündnis 90/Die Grünen sowie ÖDP (Kreisverbände Freyung-Grafenau).
  • 2001: 2. Bundessieger TopTeamNatour, verliehen von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
  • 2004: Touristikpreis von Sonntag Aktuell.
  • 2005: Goldenes Herz für Europa, verliehen vom Freundeskreis deutsch-tschechischer Verständigung e. V.
  • 2005: Sonderpreis NetsAward von ECOTRANS, der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) und dem Österreichischen Bundesministerium Klimaschutz und Umwelt.
  • 2009: Brückenbauer/stavitel mostu, verliehen vom Centrum Bavaria Bohemia.[9][10]
  • 2001–2013: 4 Auszeichnungen Goldene Palme von GEO Saison (2001: 1. und 3. Preis, 2005: 1. Preis, 2013: 3. Preis).[8]
  • 2014: Nachhaltigkeitspreis von Travel One.

Schriften (Auswahl)

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  • Kultur – Kolonialismus – kreative Verweigerung: Elemente einer antikolonialistischen Kulturtheorie (zugl. Diss.), Breitenbach, Saarbrücken – Fort Lauderdale 1990, ISBN 978-3-88156-467-0.
  • Massentourismus – Dekadenz oder Demokratie? Zur Kritik des touristischen Exodus. IN: Wende im Tourismus, vom Umweltbewusstsein zu einer neuen Reisekultur, hrsg. von Karl-H. Klingenberg ... in Verbindung mit Erwin Aschenbrenner, Verl.-Werk der Diakonie, Stuttgart 1991, ISBN 978-3-923110-71-1.
  • Böhmerwald und Moldautal, Pietsch, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-613-50233-8.

Einzelnachweise

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  1. Inhaltsverzeichnis von "Kultur - Kolonialismus - Kreative Verweigerung: Elemente einer antikolonialistischen Kulturtheorie", abgerufen am 23. Februar 2021.
  2. Helmut Wanner: Vom Glück, das vor der Haustüre liegt – Wie Dr. Aschenbrenner Böhmen begegnete, Mittelbayerische Zeitung, 4. September 2004.
  3. Mitteilungsblatt der AEEB (AG der Evangelischen Erwachsenenbildung in Bayern): Kulturelle Bildungsarbeit – Begegnungen mit Böhmen (Fragen an Erwin Aschenbrenner), 1996, Nr. 2, S. 32–36 (ISSN 0932-5514).
  4. Gerd Burger: Ein Poet auf Reisen - Arthur Schnabl: Zugvogel, Schattengeher, Reisemagier, Lichtung 2017/1.
  5. Franz Lerchenmueller: Kafka zum Pils - Fröhliche Schatzgräber schlürfen in Osteuropa nach abseitigen Orten, aufregenden Menschen und verrückten Geschichten, taz - "Ich meld mich", 20. April 2014.
  6. a b Birgit Weichmann: Nur auf die sanfte Tour – Der Philosoph und Reiseveranstalter Erwin Aschenbrenner ermöglicht seinen Kunden Begegnungen mit Böhmen, Mittelbayerische Zeitung, 30. Januar 1999.
  7. Eva Bauernfeind: 20 Jahre „Begegnung mit Böhmen“ – Erwin Aschenbrenner gründete das alternative Reiseunternehmen, Lichtung 2011/1.
  8. a b Andrea Weidemann: Zwei „Goldene Palmen“ für „Begegnung mit Böhmen“ – „Oscar“ des alternativen Tourismus für ein einzigartiges Konzept der Entdeckung Tschechiens, Straubinger Tagblatt, 2. März 2001.
  9. a b Preisverleihung Brückenbauer, 25. März 2009.
  10. a b Anne Gierlach: Preisrede für Erwin Aschenbrenner, abgerufen am 23. Februar 2021.
  11. 1999–2014: 12 Auszeichnungen durch Reiseredaktionen, Naturschutzverbände, Kulturinstitute, auf boehmen-reisen.de, abgerufen am 23. Februar 2021.
  12. Christine Schröpf: Meister des sanften Tourismus verblüfft Tschechen, Mittelbayerische Zeitung, 15. März 2001.
  13. Bavaria Bohemia Online: Zug zur Kultur nimmt Fahrt auf, 18. November 2014
  14. Roman Hiendlmaier: Eine etwas andere Betriebsübergabe – Begegnung mit Böhmen heißt Dr. Erwin Aschenbrenners Reiseunternehmen. Die Nachfolge wird an der Grenze geregelt und gefeiert, Mittelbayerische Zeitung – Region Cham, 9. Mai 2019.
  15. Donaustrudl, Sozialnachrichten, November 2023: Radeln zu bürgerschaftlichem En­ga­ge­ment (PDF; 0,3 MB), auf boehmen-reisen.de
  16. Donaustrudl, Sozialnachrichten, September 2024: Radurlaub “dahoam” – Bildung vor Ort (PDF; 0,5 MB), auf boehmen-reisen.de
  17. Mittelbayerische Zeitung, Rainer Wendl, 6. Oktober 2024: Radeln an die bunten Ränder Regensburgs (PDF; 1,6 MB) auf boehmen-reisen.de