Erwin Scherschel
Erwin Scherschel (* 31. März 1922 in Frankfurt am Main; † 14. September 1997) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Scherschel absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Frankfurt. Dort debütierte er auch als Schauspieler. Für die Spielzeit 1950/51 wird Scherschel im Deutschen Bühnenjahrbuch erstmals als in Frankfurt am Main ansässiger Schauspieler aufgeführt.[1]
In der Spielzeit 1951/52 und in der Spielzeit 1952/53 war er am „Theater am Roßmarkt“, dem Vorläufer der späteren Frankfurter Boulevardbühne „Die Komödie“, engagiert.[2][3] In der Spielzeit 1951/52 war er außerdem an den Städtischen Bühnen Gelsenkirchen verpflichtet.[2]
Im Oktober 1953 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung der Landesbühne Rhein-Main mit; in dem Lustspiel Minna von Barnhelm verkörperte er den Wachtmeister Werner.[4] Ab der Spielzeit 1954/55[5] war er bis zum Ende der Spielzeit 1960/61 festes Ensemblemitglied der Landesbühne Rhein-Main.
In der Spielzeit 1961/62 war er am Stadttheater Mainz engagiert.[6] Bei den Bad Hersfelder Festspielen spielte er 1962 unter der Regie von William Dieterle eine kleine Rolle als Wächter in Antigone. Ab der Spielzeit 1962/63[7] war er bis zum Ende der Spielzeit 1968/69 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Wiesbaden.
Ab der Spielzeit 1969/70[8] war er bis 1986 anschließend festes Ensemblemitglied am Landestheater Darmstadt.[9] Bei der „Hessischen Spielgemeinschaft“ wirkte er 1977 in einer Inszenierung des Lustspiels Der fröhliche Weinberg mit.[10]
Ab der Spielzeit 1984/85 trat er regelmäßig am Fritz-Rémond-Theater im Zoo auf.[11][12][13][14]
1991 spielte er am Fritz Rémond Theater, gemeinsam mit Carlos Werner, unter der Regie von Egon Baumgarten in der Komödie Schon wieder Sonntag.[15] 1992 war er dort mit Regine Vergeen in der Komödie Cocktailstunde von Albert Ramsdell Gurney zu sehen, wieder unter der Regie von Egon Baumgarten.[16] Am Fritz-Remond-Theater war Scherschel bis zur Spielzeit 1994/95[17], also bis kurz vor seinem Tod, durchgehend engagiert.
Scherschel arbeitete neben seiner Theaterlaufbahn insbesondere intensiv als Sprecher für Hörspiele.[18] Er wirkte in zahlreichen, mittlerweile Kultstatus besitzenden Hörspielproduktionen mit.
In der Hörspielreihe Geisterjäger John Sinclair bei dem Label Tonstudio Braun übernahm er oft die Regie sowie die Rollen der verschiedenen Bösewichter (Doktor Tod, Schwarzer Tod, Dr. Satanos).[19] Er wirkte unter anderem in den Geisterjäger John Sinclair-Hörspielen Die Drohung (1983), Das Horror-Schloß im Spessart (1984) und Dr. Satanos mit.[20][21][22] Außerdem wirkte er in der Vanessa die Freundin der Geister-Hörspielreihe mit. Als Sprecher war er auch in den Hörspielen Von China bis ans Ende der Welt und Von Kummerland nach Lummerland aus der Hörspielreihe Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer zu hören. In dem Hörspiel Florian, der Clown von Dieter Gürtler übernahm er 1978 die Rolle des alten Mannes.[23]
Er war auch an Rundfunkproduktionen von Hörspielen beteiligt. 1958 sprach er beim Hessischen Rundfunk die Rolle des Gilaut in einer Hörspielfassung des Theaterstücks Jacobowsky und der Oberst von Franz Werfel mit.[24] 1961 wirkte er in dem Hörspiel Gefahr von Richard Hughes unter der Regie von Ulrich Lauterbach mit.[25] 1965 übernahm er eine Rolle in dem Kriminal-Hörspiel Der Fall Trinkhelm von Rolf Schroers, einer Originalproduktion des Hessischen Rundfunks, des Westdeutschen Rundfunks und von Radio Bremen.[26]
Scherschel spielte ab Ende der 1960er Jahre auch zahlreiche Rollen in Fernsehfilmen und Fernsehserien. Scherschel wurde dabei überwiegend als Charakterdarsteller und Volksschauspieler, häufig in prägnanten Nebenrollen eingesetzt. Mehrfach spielte er in Fernsehinszenierungen von Theaterstücken mit. In kleinen Rollen wirkte er 1961 als Polizist (Folge 24: Das Zimmer) und 1963 als Hotelbesitzer (Folge 40: Die Ehemaligen) in der Familienserie Die Firma Hesselbach mit.[27] 1971 spielte er den Lehrer Dempster in dem mehrteiligen Fernsehfilm Die Frau in Weiß. 1976 hatte er eine kleine Rolle in dem Fernsehmehrteiler Der Winter, der ein Sommer war. 1979 wirkte er in der Rolle des Schopp in dem dokumentarischen Fernsehspiel Revolution in Frankfurt mit. 1980 spielte er den Weber Gumpert in der historischen Fernsehserie Die Leute vom Domplatz.[28] In der Tatort-Episode Schattenboxen übernahm er 1981 die Rolle des Betriebsleiters Stolke.[29]
Häufig spielte er in Fernsehserien mit mundartlichem Hintergrund mit, unter anderen in Hessische Geschichten an der Seite von Günter Strack[30], in Diese Drombuschs und in Moselbrück. Gemeinsam mit Liesel Christ war er 1984 in der Fernsehserie Bei Mudder Liesl zu sehen.
1979 war er in der ARD-Fernsehshow Einer wird gewinnen als Darsteller und Schauspieler zu sehen.
Scherschel war Vater eines Sohnes aus erster Ehe. Er war bei seinem Tode verheiratet mit der Frankfurter Schauspielerin Christl Pfeil.
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1961–1963: Die Firma Hesselbach
- 1968: Schinderhannes (Fernsehfilm)
- 1968: Schmutzige Hände (Fernsehfilm)
- 1971: Tatort – Frankfurter Gold (Fernsehreihe)
- 1971: Die Frau in Weiß
- 1973: Unser Dorf (Fernsehserie)
- 1974: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit (Fernsehreihe)
- 1974: Gemeinderätin Schumann (Fernsehserie)
- 1975: Tatort – Die Rechnung wird nachgereicht
- 1976: PS – Geschichten ums Auto (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1976: Der Winter, der ein Sommer war
- 1977: Tatort – Flieder für Jaczek
- 1978: Jauche und Levkojen
- 1979: Revolution in Frankfurt
- 1980: Die Leute vom Domplatz (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1981: Tatort – Schattenboxen
- 1981: Ein Fall für zwei – Todfreunde (Fernsehserie)
- 1984: Bei Mudder Liesl (Fernsehserie, 5 Folgen)
- 1984: Rummelplatzgeschichten (Fernsehserie)
- 1985: Diese Drombuschs (Fernsehserie, Folge Liebe ist Unvernunft)
- 1985: Geschichten aus der Heimat (Fernsehserie, Folge Ortsgespräch)
- 1987: Moselbrück (Fernsehserie, Folge Schwieriges Erbe)
- 1986–1990: Hessische Geschichten (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1992: 5 Zimmer, Küche, Bad
- 1993: Mit Leib und Seele (Fernsehserie, Folge Der unheimliche Gast)
- 1994–1999: Schwarz greift ein (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1996: Tatort – Der kalte Tod
Hörspiele (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1973: Günther Rücker: Portrait einer dicken Frau (Gussmeister) – Regie: Mathias Neumann (Original-Hörspiel – HR)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erwin Scherschel bei IMDb
- Erwin Scherschel bei Crew United
- Erwin Scherschel bei filmportal.de
- Erwin Scherschel vollfilm
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1951. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 59. Jg., Hamburg 1951, S. 466 (Register).
- ↑ a b Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1952. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 60. Jg., Hamburg 1952, S. 173 und S. 453 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1953. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 61. Jg., Hamburg 1953, S. 175 und S. 468 (Register).
- ↑ Sabine Hock: Liesel Christ. Volksschauspielerin. Eine Biographie. S. 91. ISBN 3-7829-0546-6
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1955. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 63. Jg., Hamburg 1955, S. 196 und S. 492 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1962. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 70. Jg., Hamburg 1963, S. 310 und S. 592 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1963. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 71. Jg., Hamburg 1963, S. 395 und S. 612 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1970. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 78. Jg., Hamburg 1970, S. 261 und S. 748 (Register).
- ↑ Straßeneger: Die Frau in Weiß. Biografie Erwin Scherschel
- ↑ Der fröhliche Weinberg. Szenenfotos mit Erwin Scherschel, abgerufen am 10. August 2018.
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1985. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 93. Jg., Hamburg 1985, S. 155 und S. 993 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1988. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 96. Jg., Hamburg 1988, S. 136 und S. 818 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1989. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 97. Jg., Hamburg 1989, S. 148 und S. 829 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1990. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 98. Jg., Hamburg 1990, S. 151 und S. 859 (Register).
- ↑ Die Zeit Ausgabe 1991/14 Seite 9 Programme deutschsprachiger Bühnen. Die Zeit; 29. März 1991
- ↑ Programme deutschsprachiger Bühnen ( des vom 6. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Die Zeit; 27. November 1992
- ↑ Erwin Scherschel. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1995. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 103. Jg., Hamburg 1995, S. 195 und S. 1026 (Register).
- ↑ Erwin Scherschel ( vom 20. Januar 2016 im Internet Archive) Ausführliches Rollenverzeichnis bei Hörspielwelten
- ↑ John Sinclair ( vom 21. Februar 2011 im Webarchiv archive.today) Die Welt der 80er
- ↑ Die Drohung (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Geisterjäger John Sinclair Forum
- ↑ Das Horror-Schloß im Spessart www.gruselromane.de
- ↑ Dr. Satanos ( vom 8. Dezember 2008 im Internet Archive) Geisterspiegel.de
- ↑ Florian der Clown auf Hörspielwelten. ( vom 3. November 2015 im Internet Archive)
- ↑ Jacobowsky und der Oberst HÖRDAT, die Hörspieldatenbank (Nr. 3)
- ↑ Gefahr HÖRDAT, die Hörspieldatenbank (Nr. 5)
- ↑ Der Fall Trinkhelm HÖRDAT, die Hörspieldatenbank (Nr. 55)
- ↑ Hesselbach (Figuren und Darsteller)
- ↑ Die Leute vom Domplatz TV-Programm vom 2. März 1982 (mit Szenenfoto)
- ↑ Schattenboxen www.tatort-fundus.de
- ↑ Hessische Geschichten ( des vom 19. Juli 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Episodenführer
Personendaten | |
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NAME | Scherschel, Erwin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher |
GEBURTSDATUM | 31. März 1922 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 14. September 1997 |