Ethnomanagement

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Ethnomanagement ist die Konstruktion einer Identität durch eine Minderheit oder Mehrheitsgesellschaft oder andere äußere Institutionen.[1]

Mit dem Fragenkomplex Ethnomanagement beschäftigt sich ein vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördertes Forschungsprojekt an der Universität Graz unter dem Kulturanthropologen Klaus-Jürgen Hermanik und dem Zeitgeschichtsforscher Eduard Staudinger, die der Situation von Minderheiten und dem Leben an Grenzen bereits mehrere Arbeiten gewidmet haben und sich dabei am Begriff „Identitätsmanagement“ orientierten.

Anfang der 1980er Jahre wurde dieser Begriff vom Schweizer Soziologen Christian Giordano publiziert und von Kulturanthropologen, Historikern und Wissenschaftlern verwandter Disziplinen nach und nach erweitert und angereichert. Allerdings ist der Begriff Identitätsmanagement mittlerweile von der Informationstechnologie besetzt und wird meist im Zusammenhang mit der Verwaltung von Benutzerdaten mit Anonymität und Pseudoanonymität verwendet. Als „Erweiterung von Identitätsmanagement und zugleich Konkretisierung“ bevorzugen die Wissenschaftler daher die Begriffe Ethnomanagement und Ethnizität als Werkzeug zur Beschreibung einer Minderheit: „zwei Schlüsselbegriffe in einer Zeit zunehmender Globalisierung zur Untersuchung sozialer Veränderungen“, so Staudinger.[2]

Hermanik und Staudinger führten „Beispiele aus dem Ethnomanagement der Siebenbürger Sachsen und der Ungarndeutschen“ an. Die Transformation in Südosteuropa habe zu einer Besinnung auf die eigene ethnische Gruppe und damit zu einer neuen Selbstverortung geführt. Während bei den Ungarndeutschen vor allem die Sprache als ethnischer Marker funktioniere, sei dies bei den Siebenbürger Sachsen die Religion. Im Ethnomanagement beider Minderheiten lasse sich die Strategie nachweisen, am kulturellen Erbe festzuhalten, um Assimilations- und Akkulturationsprozesse abzuwehren.[3]

Die unterschiedlichen Nationenbildungen im südöstlichen Europa, die sich vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart ereignen, bilden ein Themenfeld, das einerseits explizit beforscht wird und andererseits auch als wichtiges Kapitel in breitere Forschungsaufgaben integriert ist. Ähnlich gelagert sind die weitläufigen Bezüge der Ethnizitätsforschung, ohne die sich eine Analyse der genannten Nationsbildungen nicht mehr vorstellen ließe, da sich im südöstlichen Europa eine Interdependenz von politischen Handlungen und ethnischen Markern herausgestellt hat. Durch die Analyse dieser Zusammenhänge vermag die Konstruiertheit von Ethnizität und Nation deutlich sichtbar gemacht werden. Die konkrete Beschäftigung mit den Akteuren und Akteurinnen in den einzelnen ethnischen und nationalen Gruppen ist eines der Hauptmotive bei der Erforschung des Ethnomanagements.[4]

  • Christian Promitzer, Klaus-Jürgen Hermanik, Eduard Staudinger: (Hidden) Minorities: Language and Ethnic Identity Between Central Europe and the Balkans (= Studies on South East Europe. Band 5). Lit, Münster 2009, ISBN 3-64350-096-3, S. 280.

Einzelnachweise

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  1. Doris Griesser: Metamorphosen ethnischer Minderheiten. In: Der Standard. 11. August 2009, abgerufen am 12. Juni 2014.
  2. Nina Popp: Die Wende im Kleinen. In: Unizeit. Universität Graz, 2009, S. 12 (PDF-Datei; 5,0 MB (Memento des Originals vom 6. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-graz.at).
  3. Klaus-Jürgen Hermanik: Tradition in der Transformation. Beispiele aus dem Ethnomanagement der Siebenbürger Sachsen und der Ungarndeutschen. Universität Graz (siehe Tagungsbericht: Erfahrung kultureller Räume im Wandel. Transformationsprozesse in ostdeutschen und osteuropäischen Regionen. Dezember 2009; PDF-Datei; 102 KB; 4 Seiten).
  4. Forschungsprofil – Themenfelder: Nationsbildung – Ethnizität – Ethnomanagement. Abteilung für Südeuropäische Geschichte, Universität Graz, abgerufen am 12. Juni 2014.