Etofibrat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel Etofibrat
Allgemeines
Freiname Etofibrat
Andere Namen

2-(4-Chlorphenoxy)-2-methylpropionsäure-(2-nicotinoyloxyethyl)-ester[1]

Summenformel C18H18ClNO5
Kurzbeschreibung

weißes Pulver[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 31637-97-5
EG-Nummer 250-743-1
ECHA-InfoCard 100.046.115
PubChem 65777
ChemSpider 59197
DrugBank DB08983
Wikidata Q4116990
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C10AB09

Wirkstoffklasse

Lipidsenker

Eigenschaften
Molare Masse 363,80 g·mol−1
Schmelzpunkt

100 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Etofibrat ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Lipidsenker zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen.

Etofibrat wird im Organismus rasch hydrolysiert, wobei die Monoglycolate der Nikotinsäure und der Clofibrinsäure entstehen, unverändert tritt es im Plasma nicht auf.[3] Die Wirkung entsteht wie bei den anderen Fibraten durch Bindung an den intrazellulären Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptor der Subgruppe α, wodurch der Fettsäureabbau in Peroxisomen gesteigert, der Abbau von LDL-Cholesterin erhöht und die VLDL-Synthese vermindert werden.[3]

Bei Patienten mit Dyslipidämie oder Hyperlipidämie verbessert Etofibrat die Lipoproteinprofile im Plasma, indem es das Cholesterin der Lipoproteine niedriger Dichte (LDL-Cholesterin) und die Triglyceride reduziert. Experimentell fördert es die Fibrinolyse und Thrombolyse und mindert die Anfälligkeit der Lipoproteine für oxidativen Stress.[4]

Im Rahmen einer Studie an Patienten mit diabetischer Retinopathie, einer häufigen Ursache für Sehkraftverlust bei Erwachsenen in den Industrie- und Entwicklungsländern, wurde die Wirkung von Etofibrat untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Behandlung mit Etofibrat die Krankheit positiv beeinflusst. Im Vergleich zur Placebogruppe wies die Etofibrat-Gruppe auch signifikante Verbesserungen des Gesamtcholesterins, des LDL-Cholesterins und des HDL-Cholesterins auf. Etofibrat stellt nach Ansicht der Autoren damit eine wirksame Behandlung der Augenpathologie bei Typ-2-Diabetes mellitus dar.[5]

Bei der Gabe von Fibraten besteht aufgrund nachteiliger Veränderungen in der Gallenlipidzusammensetzung und verminderter Gallensäureausscheidung die Gefahr der Gallensteinbildung.[6] 1980 wurden in Studien die Wirkungen von Clofibrat, Etofibrat und Fenofibrat auf die Plasmalipide und Lipoproteine sowie auf die Zusammensetzung der Gallenfette bei gesunden jungen männlichen Freiwilligen untersucht. Der lithogene Index ist das Maß für die Sättigung der Gallenwege mit Cholesterin. Dieser Wert stieg unter den Clofibrinsäureestern Clofibrat und Etofibrat deutlich an, hingegen nicht unter dem Clofibratanalogon Fenofibrat. Fibrate scheinen also die Zusammensetzung der Gallenfette auf unterschiedliche Weise beeinflussen zu können.[7]

Zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit gelten Fibrate gegenüber den Statinen heute als Lipidsenker der zweiten Wahl, Etofibrat ist in den Ländern der EU (Stand 2022) nicht mehr gebräuchlich.[8]

Die mehrstufige Synthese von Etofibrat ist in der folgenden Reaktionssequenz beschrieben:[9]

Synthese Etofibrat
Synthese Etofibrat

Zunächst wird Clofibrinsäure mit Ethylenglycol umgesetzt und es wird 2-Hydroxyethyl-2-(4-chlorphenoxy)-2-methylpropanoat[10] erhalten. Dieses wird im nächsten Schritt mit Nicotinoylchlorid[11] umgesetzt, wobei Etofibrat entsteht.

Lipo-Merz (D,[9] a.H.)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Eintrag zu Etofibrat. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 7. Juni 2022.
  2. a b c Datenblatt Etofibrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. Juni 2022 (PDF).
  3. a b E. Mutschler, G. Geisslinger, H. K. Kroemer, P. Ruth, M. Schäfer-Korting: Mutschler Arzneimittelwirkungen. 9. Auflage, 2008, S. 537.
  4. J E Fincham, G Quack, P Wülfroth, A J Benadé: Confirmation of efficacy of etofibrate against peripheral atherosclerosis in non-human primates which model human lesion types I-VII. In: Arzneimittel-Forschung. Band 46, Nr. 5, 1. Mai 1996, S. 519–525, PMID 8737639.
  5. K.-H. Emmerich, N. Poritis, I. Stelmane, M. Klindzane, H. Erbler: [Efficacy and safety of etofibrate in patients with non-proliferative diabetic retinopathy]. In: Klinische Monatsblatter fur Augenheilkunde. Band 226, Nr. 7, 1. Juli 2009, S. 561–567, doi:10.1055/s-0028-1109516, PMID 19644802.
  6. S. M. Post, H. Duez, P. P. Gervois et al.: Fibrates suppress bile acid synthesis via peroxisome proliferator-activated receptor-alpha-mediated downregulation of cholesterol 7alpha-hydroxylase and sterol 27-hydroxylase expression. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology, Bd. 21, Nr. 11, 2001, S. 1840–5. DOI: 10.1161/HQ1101.098228
  7. G. Schlierf, M. Chwat, E. Feuerborn, E. Wülfinghof, C. C. Heuck: Biliary and plasma lipids and lipid-lowering chemotherapy Studies with clofibrate, fenofibrate and etofibrate in healthy volunteers. In: Atherosclerosis. Band 36, Nr. 3, 1. Juli 1980, S. 323–329, doi:10.1016/0021-9150(80)90213-0.
  8. Europäische Arzneimittelagentur: Fibrates. 21. Oktober 2010, abgerufen am 9. Juni 2022.
  9. a b A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances, 5th Edition: Syntheses, Patents and Applications of the most relevant APIs. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-13-179525-0, S. 527.
  10. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 2-Hydroxyethyl 2-(4-chlorophenoxy)-2-methylpropanoate: CAS-Nr.: 31637-96-4, PubChem: 169336, Wikidata: Q82932495.
  11. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Nicotinoyl chloride: CAS-Nr.: 10400-19-8, EG-Nr.: 233-863-9, ECHA-InfoCard: 100.030.773, PubChem: 82604, Wikidata: Q72503815.