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Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen

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Charta der Regional- oder Minderheitensprachen

Titel (engl.): Charter for Regional or Minority Languages
Datum: 5. November 1992
Inkrafttreten: 1. März 1998
Fundstelle: LR-Nr 0.108.2 in: LILEX, SEV Nr. 148
Vertragstyp: Multinational
Rechtsmaterie: Minderheitenrechte
Unterzeichnung: Zeichnungsauflegung 5. November 1992
Ratifikation: Ratifikationsstand

Deutschland: in Kraft 1. Januar 1999
Liechtenstein: in Kraft 1. März 1998
Österreich: in Kraft 1. Oktober 2001
Schweiz: in Kraft 1. April 1998
Bitte beachte den Hinweis zur geltenden Vertragsfassung.

Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (englisch European Charter for Regional or Minority Languages, ECRML) wurde am 5. November 1992 vom Europarat gezeichnet.

Ziel der Charta ist es, dass Regional- oder Minderheitensprachen als ein einzigartiger Bestandteil des kulturellen Erbes Europas anerkannt werden. Sie setzt sich dafür ein, dass die Zusammengehörigkeit von regionalen Sprachminderheiten nicht durch politische Grenzen behindert wird. Durch das verbindende Element der Charta soll die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Anhängern einer Sprachgruppe gestärkt werden. Die Regional- und Minderheitensprachen sollen vor dem Aussterben geschützt und ihr Gebrauch im Bereich des Rechts, der Schulen, des öffentlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens sowie der Medien ausgeweitet werden. Dazu gehören der fremdsprachliche Unterricht und das Studium der jeweiligen Sprache, auch und vor allem für ihre dachsprachlichen Mitbürger. Die Charta setzt explizit auf die Verbindung verschiedener Bevölkerungsteile, nicht auf eine Abschottung voneinander.

Die Sprachencharta (SEV Nr. 148) gliedert sich in fünf Abschnitte.

  • Der erste Teil („Allgemeine Bestimmungen“) enthält eine sehr weite Definition des Gegenstandes, die nicht zwischen Regional- und Minderheitensprachen differenziert. Die Charta definiert sie als von einer historisch siedelnden Bevölkerungsminderheit eines Staates gebrauchte Sprache, die sich von der Amtssprache unterscheidet. Sie schützt damit weder Dialekte der Amtssprache noch die Sprachen von Immigranten.
  • Der zweite Teil („Ziele und Grundsätze“) formuliert allgemeine Zielsetzungen und es ist den Staaten möglich, eine oder mehrere Sprachen lediglich dem „Schutz“ dieses Abschnittes zu unterstellen (der weniger verbindlich ist als der dritte Abschnitt).
  • Dieser dritte Teil („Maßnahmen“) enthält einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Stellungen der Regional- oder Minderheitensprachen in den Bereichen
    • Bildungswesen“,
    • Justiz“,
    • Verwaltungsbehörden und öffentliche Dienstleistungsbetriebe“,
    • Medien“,
    • „Kulturelle Tätigkeiten und Einrichtungen“,
    • „Wirtschaftliches und soziales Leben“ und
    • „Grenzüberschreitender Austausch“.
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, mindestens 35 von 98 möglichen Maßnahmen aus diesem Katalog umzusetzen.
  • Der vierte Teil („Anwendung der Charta“) regelt die Berichtspflicht der Unterzeichnerstaaten.
  • Der fünfte („Schlußbestimmungen“) enthält Regelungen zur Unterzeichnung und zum Inkrafttreten.

Die Charta wurde bisher von 25 Staaten des Europarates ratifiziert (Stand: 5. November 2017).

Staaten, die die Charta bis jetzt nicht unterzeichnet haben, sind: Albanien, Andorra, Belgien, Bulgarien, Estland, Georgien, Griechenland, Irland, Lettland, Litauen, Monaco, Portugal, San Marino und die Türkei.

Aserbaidschan, Frankreich, Island, Italien, Malta, Moldau, Nordmazedonien und Russland haben die Charta zwar unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert.

Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen:
Status der Charta in den Staaten des Europarates[1]
Staat Unterzeichnung Ratifikation Inkraftsetzung
Albanien
Andorra
Armenien 11. Mai 2001 25. Jan. 2002 1. Mai 2002
Aserbaidschan 21. Dez. 2001
Belgien
Bosnien und Herzegowina 7. Sep. 2005 21. Sep. 2010 1. Jan. 2011
Bulgarien
Dänemark 5. Nov. 1992 8. Sep. 2000 1. Jan. 2001
Deutschland 5. Nov. 1992 16. Sep. 1998 1. Jan. 1999
Estland
Finnland 5. Nov. 1992 9. Nov. 1994 1. März 1998
Frankreich 7. Mai 1999
Georgien
Griechenland
Irland
Island 7. Mai 1999
Italien 27. Juni 2000
Kroatien 5. Nov. 1997 5. Nov. 1997 1. März 1998
Lettland
Liechtenstein 5. Nov. 1992 18. Nov. 1997 1. März 1998
Litauen
Luxemburg 5. Nov. 1992 22. Juni 2005 1. Okt. 2005
Malta 5. Nov. 1992
Moldau 11. Juli 2002
Monaco
Montenegro  SCG 22. März 2005 15. Feb. 2006 6. Juni 2006
Niederlande  NL 5. Nov. 1992 2. Mai 1996 1. März 1998
Nordmazedonien 25. Juli 1996
Norwegen 5. Nov. 1992 10. Nov. 1993 1. März 1998
Österreich 5. Nov. 1992 28. Juni 2001 1. Okt. 2001
Polen 12. Mai 2003 12. Feb. 2009 1. Juni 2009
Portugal
Rumänien 17. Juli 1995 29. Jan. 2008 1. Mai 2008
Russland 10. Mai 2001
San Marino
Schweden 9. Feb. 2000 9. Feb. 2000 1. Juni 2000
Schweiz 8. Okt. 1993 23. Dez. 1997 1. Apr. 1998
Serbien  SCG 22. März 2005 15. Feb. 2006 1. Juni 2006
Slowakei 20. Feb. 2001 5. Sep. 2001 1. Jan. 2002
Slowenien 3. Juli 1997 4. Okt. 2000 1. Jan. 2001
Spanien 5. Nov. 1992 9. Apr. 2001 1. Aug. 2001
Tschechien 9. Nov. 2000 15. Nov. 2006 1. März 2007
Türkei
Ukraine 2. Mai 1996 19. Sep. 2005 1. Jan. 2006
Ungarn 5. Nov. 1992 26. Apr. 1995 1. März 1998
Vereinigtes Königreich  UK 2. März 2000 27. März 2001 1. Juli 2001
Zypern 12. Nov. 1992 26. Aug. 2002 1. Dez. 2002
DK 
inklusive Färöer und Grönland
NL 
gilt nur im europäischen Teil des Königreichs der Niederlande
SCG 
Unterzeichnung und Ratifizierung durch Serbien und Montenegro
UK 
gilt seit 23. April 2003 auch auf der Isle of Man[2]

Liste der geschützten Sprachen

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Von der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützte Sprachen[3]
Sprache Staat Schutzumfang gemäß Charta Bemerkung
Albanisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Albanisch Montenegro Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Albanisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Albanisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Aragonesisch Spanien Teil II (Artikel 7)
Aranesisch Spanien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Armenisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Armenisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Armenisch Ungarn Teil II (Artikel 7.5)
Armenisch Zypern Teil II (Artikel 7.5)
Assyrisch Armenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Asturisch Spanien Teil II (Artikel 7)
Baskisch Spanien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Beasch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bosnisch Montenegro Teil II (Artikel 7)
Bosnisch[4] Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bulgarisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bulgarisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bulgarisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bulgarisch Ungarn Teil II (Artikel 7.5)
Bulgarisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Bunjewakisch Serbien Teil II (Artikel 7)
Dänisch Deutschland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) Minderheitensprache der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein
Deutsch Armenien Teil II (Artikel 7)
Deutsch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Dänemark Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Kroatien Teil II (Artikel 7)
Deutsch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Schweiz Teil II (Artikel 7)
Deutsch Serbien Teil II (Artikel 7)
Deutsch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Tschechien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) Teil III seit März 2024 in Cheb, im Karlovarský kraj, im Okres Sokolov, im Liberecký kraj, im Ústecký kraj, im Okres Český Krumlov, im Okres Opava und im Okres Svitavy[5]
Deutsch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Deutsch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Finnisch Schweden Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Französisch Schweiz Teil II (Artikel 7)
Friesisch (Westfriesisch) Niederlande Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Friesisch (Saterfriesisch, Nordfriesisch) Deutschland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) Minderheitensprache in Niedersachsen bzw. Schleswig-Holstein
Gagausisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Galicisch Spanien Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) In einigen Teilen Spaniens wird Galicisch nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Griechisch Armenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Griechisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Griechisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Griechisch Ungarn Teil II (Artikel 7.5)
Irisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Istrorumänisch Kroatien Teil II (Artikel 7)
Italienisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Italienisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Italienisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Italienisch Schweiz Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Italienisch Slowenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Jenisch Schweiz Teil II (Artikel 7)
Jesidisch Armenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Jiddisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Jiddisch Finnland Teil II (Artikel 7.5)
Jiddisch Niederlande Teil II (Artikel 7.5)
Jiddisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Jiddisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Jiddisch Slowakei Teil II (Artikel 7)
Jiddisch Schweden Teil II (Artikel 7.5)
Jiddisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Karaimisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Karaimisch Ukraine Teil II (Artikel 7)
Karelisch Finnland Teil II (Artikel 7.5)
Kaschubisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Katalanisch Spanien Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) In einigen Teilen Spaniens wird Katalanisch nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Kornisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7)
Krimtatarisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Krimtschakisch Ukraine Teil II (Artikel 7)
Kroatisch Montenegro Teil II (Artikel 7)
Kroatisch (Burgenlandkroatisch) Österreich Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kroatisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kroatisch[4] Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kroatisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kroatisch Slowenien Teil II (Artikel 7)
Kroatisch (Mährisches Kroatisch) Tschechien Teil II (Artikel 7)
Kroatisch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kurdisch Armenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Kvenisch/Finnisch Norwegen Teil II (Artikel 7)
Ladino Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Lemkisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Leonesisch Spanien Teil II (Artikel 7)
Limburgisch Niederlande Teil II (Artikel 7) Regionalsprache
Litauisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Manx-Gälisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7)
Mazedonisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Mazedonisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Mazedonisch Serbien Teil II (Artikel 7)
Meänkieli Schweden Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Moldauisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Montenegrinisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Niederdeutsch Deutschland Teil II (Artikel 7) oder Teil III (Artikel 8–14) Regionalsprache; in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt wird Niederdeutsch nur von Teil II geschützt, während es in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Niedersachsen auch unter Teil III fällt
Niedersächsisch (Nedersaksisch) Niederlande Teil II (Artikel 7)
Polnisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Polnisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Polnisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Polnisch Tschechien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Polnisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Polnisch Ungarn Teil II (Artikel 7)
Rätoromanisch Schweiz Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Deutschland Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) Minderheitensprache; in einigen Teilen Deutschlands wird Romanes nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Romanes Finnland Teil II (Artikel 7.5)
Romanes Montenegro Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Niederlande Teil II (Artikel 7.5)
Romanes Norwegen Teil II (Artikel 7)
Romanes Österreich Teil II (Artikel 7)
Romanes Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Rumänien Teil II (Artikel 7)
Romanes Schweden Teil II (Artikel 7.5)
Romanes Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Romanes Slowenien Teil II (Artikel 7.5)
Romanes Tschechien Teil II (Artikel 7)
Romanes Ukraine Teil II (Artikel 7)
Romanes Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Rumänisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Rumänisch (Bajeschi-Rumänisch) Kroatien Teil II (Artikel 7)
Rumänisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Rumänisch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Rumänisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Russisch Armenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Russisch Finnland Teil II (Artikel 7.5)
Russisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Russisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Russisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ruthenisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ruthenisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ruthenisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Ruthenisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ruthenisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ruthenisch Ukraine Teil II (Artikel 7)
Ruthenisch Ungarn Teil II (Artikel 7)
Samisch (Lulesamisch) Norwegen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Lulesamisch) Schweden Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Inarisamisch) Finnland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Nordsamisch) Finnland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Nordsamisch) Norwegen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Nordsamisch) Schweden Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Skoltsamisch) Finnland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Skoltsamisch) Norwegen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Südsamisch) Norwegen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Samisch (Südsamisch) Schweden Teil II (Artikel 7)
Schottisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7)
Schottisch-Gälisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Schwedisch Finnland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Serbisch[4] Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Serbisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Serbisch Slowenien Teil II (Artikel 7)
Serbisch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Österreich Teil II (Artikel 7)
Slowakisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Tschechien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowakisch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowenisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Slowenisch Kroatien Teil II (Artikel 7)
Slowenisch Österreich Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) In einigen Teilen Österreichs wird Slowenisch nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Slowenisch Ungarn Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Sorbisch (Nieder-, Obersorbisch) Deutschland Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) Minderheitensprache in Brandenburg bzw. Sachsen
Tatarisch Finnland Teil II (Artikel 7.5)
Tatarisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Tatarisch Rumänien Teil II (Artikel 7)
Tschechisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Tschechisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Tschechisch Österreich Teil II (Artikel 7)
Tschechisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Tschechisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Tschechisch Serbien Teil II (Artikel 7)
Tschechisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Türkisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Türkisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Armenien Teil II (Artikel 7)
Ukrainisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ukrainisch Ungarn Teil II (Artikel 7.5)
Ulster-Schottisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7)
Ungarisch Bosnien und Herzegowina Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Kroatien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Österreich Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) In einigen Teilen Österreichs wird Ungarisch nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Ungarisch Rumänien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Serbien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Slowakei Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Slowenien Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Ungarisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Valencianisch Spanien Teil II (Artikel 7) oder Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14) In einigen Teilen Spaniens wird Valencianisch nur von Teil II geschützt, während sie in anderen Teilen auch unter Teil III fällt
Walachisch Serbien Teil II (Artikel 7)
Walisisch Vereinigtes Königreich Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Belarussisch Polen Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Belarussisch Ukraine Teil II (Artikel 7) und Teil III (Artikel 8–14)
Zyprisches Arabisch Zypern Teil II (Artikel 7)

Anwendung der Charta

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Die Charta wurde durch die Bundesregierung 1998 ratifiziert und trat am 1. Januar 1999 in Kraft. Durch Hinterlegung beim Europarat verpflichtet sich Deutschland, fünf Minderheitensprachen und eine Regionalsprache zu schützen, wobei sich die Maßnahmen auf die Bundesländer beschränken, in denen die Sprache verbreitet ist:
Die Minderheitensprachen

Die Regionalsprache Niederdeutsch in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nach Teil 3, in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt nach Teil 2.

Für jede Sprache wurden getrennt und unterschiedlich weitreichende Maßnahmen benannt, über deren Umsetzung die Bundesregierung in Berichten an den Europarat informiert. In den Berichten können auch Vertreter der Sprachgemeinschaften Stellungnahmen anfügen.

In Liechtenstein

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Liechtenstein hat die Charta zwar ratifiziert, wendet sie jedoch nicht an, da keine entsprechenden Minderheitensprachen im Land existieren.

Luxemburg hat die Charta zwar ratifiziert, wendet sie jedoch nicht an, da keine entsprechenden Minderheitensprachen im Land vorhanden sind.

Österreich hat die Charta 2001 ratifiziert. Minderheitensprachen im Sinne der Charta sind

Die Schweiz ist der einzige Staat Europas, in dem Jenisch als „territorial nicht gebundene“ Sprache anerkannt wurde.[6] In den bei der Ratifizierung geltend gemachten Vorbehalten präzisiert die Schweiz, inwiefern sie die Charta auf das Rätoromanisch und die italienische Sprache als «weniger verbreitete Amtssprachen»[7] anwenden will. Durch das herrschende Territorialitätsprinzip haben die einzelnen Kantone im Bereich der Sprachen jedoch besondere Kompetenzen und so ist es möglich, dass die Charta im Kanton Graubünden auf Bündnerromanisch und Italienisch angewendet werden kann, da sie als kantonale Minderheitensprachen anerkannt sind. Dasselbe gilt für das Italienische im Kanton Tessin.

Würdigung und Kritik

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Die Charta stellt das erste völkerrechtliche Abkommen dieses Ausmaßes zum Schutz von Minderheiten- und Regionalsprachen dar. Sie kann damit auch über Europa hinaus Referenzcharakter haben. Mit ihr wurde „erstmals in der europäischen Nachkriegsgeschichte ein völkerrechtliches Instrument geschaffen …, das kollektivrechtlich, essentialistisch und positiv diskriminierend ausgerichtet ist.“[8]

Der Maßnahmenkatalog der Charta ist gestaffelt gehalten, so dass Staaten unter Berücksichtigung sowohl ihrer Möglichkeiten als auch der Bedürfnisse zum Schutz der Einzelsprachen Verpflichtungen eingehen können. Damit liegt die Auswahl der Stärke der Maßnahmen jedoch bei den Regierungen der Staaten und wird von finanziellen und politischen Ansprüchen eingeengt.

Die Charta enthält keine Möglichkeit des Einklagens von Sprachrechten auf europäischer Ebene, sondern ist auch hier von der Übernahme in das Gesetzeswerk der Staaten abhängig.

Die Beschränkung auf autochthone Sprachminderheiten und der damit verbundene Ausschluss der Sprachen von Migranten folge „einem eigentümlichen Pragmatismus“.[8] Auch finden Sprachen keine Beachtung, die mehrheitlich nicht als Einzel- bzw. Ausbausprachen, sondern als Dialekte kategorisiert werden. „Bei der Charta wird das Prinzip der Territorialiät angewendet, um zu bestimmen, was als Minderheiten- oder Regionalsprache anzusehen ist, auch wenn es problematisch ist, dieses Prinzip auf sprachliche Realitäten anzuwenden“.[9] In seiner Untersuchung zum Territorialprinzip der Sprachencharta bezweifelt Felix Tacke die sprachwissenschaftliche Substanz des Begriffs Regionalsprache.[10]

Andererseits ignorieren einige Länder, dass in der Charta eindeutig festgelegt ist, dass sich das zur Minderheitensprache zu erklärende Idiom erheblich von der Mehrheits- oder Amtssprache unterscheiden muss und kein Dialekt der Amtssprache sein darf. So erfolgt in Kroatien und Serbien die Segregation von Schülern in einigen Schulen nach ethnischer Zugehörigkeit unter Berufung auf die Charta, obwohl die Standardsprache der Bosniaken, Kroaten, Montenegriner und Serben auf demselben Štokavischen Dialekt basiert.[4] Die gegenseitige Verständlichkeit zwischen der kroatischen, serbischen, bosnischen und montenegrinischen Standardvarietät ist höher als zwischen den Standardvarietäten des Englischen, Französischen, Deutschen oder Spanischen.[11]

Ebenfalls problematisch ist der Ausschluss von offiziellen Sprachen, was z. B. das Luxemburgische oder das in Portugal ansässige Mirandés. Die „Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte“ von 1996 betont dagegen stärker das persönliche Recht auf den Gebrauch einer eigenen Sprache und ist damit in ihrem Anspruch weitgehender als die Charta, wird jedoch so nicht umgesetzt.

Durch die Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten, in regelmäßigen Abständen über ihre Fortschritte in der Förderung ihrer jeweiligen Minderheitensprachen zu berichten, wird auf die Staaten ein gewisser Druck ausgeübt, die Forderungen auch wirklich zu erfüllen. Es drohen jedoch keine Sanktionen, wenn diese nicht eingehalten werden.

  • Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsg.): Die Sprachpolitik des Europarats. Die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ aus linguistischer und juristischer Sicht. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-024083-2.
  • Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch: Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Verl. für Regionalgeschichte, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 693–741.
  • Ulf-Thomas Lesle: Imaginierte Gemeinschaft: niederdeutsche Identitätskonstruktionen. In: Martin Rheinheimer (Hrsg.): Schriftlichkeit und Identität in der Neuzeit. Wachholtz, Neumünster 2004, ISBN 3-529-02938-6, S. 241–256.
  • Samuel Salzborn: Ethnisierung der Politik: Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa. Campus Verl., Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37879-5.
  • Felix Tacke: Belgien. Territorialprinzip und Minderheitenproblematik vor dem Hintergrund der ECRM. In: Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsg.): Die Sprachpolitik des Europarats. Die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ aus linguistischer und juristischer Sicht. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-024083-2, S. 87–104.
Wiktionary: Sprachencharta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen SEV Nr. 148. Europarat, 5. November 2017, abgerufen am 5. November 2017.
  2. Vorbehalte und Erklärungen für Vertrag Nr. 148 – Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, Art der Erklärung: Territorialer Anwendungsbereich
  3. Von der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützte Sprachen. (PDF) Europarat, 1. Mai 2015, abgerufen am 17. Mai 2018.
  4. a b c d Snježana Kordić: Ideologie gegen Sprache: Die aktuelle Situation in südslawischen Ländern. In: Motoki Nomachi, Tomasz Kamusella (Hrsg.): Languages and Nationalism Instead of Empires (= Routledge Histories of Central and Eastern Europe). Routledge (Verlag), London 2024, ISBN 978-0-367-47191-0, S. 173, 169, doi:10.4324/9781003034025-11 (englisch, researchgate.net [PDF; 8,7 MB; abgerufen am 17. Januar 2024] Originaltitel: Ideology Against Language: The Current Situation in South Slavic Countries.): “In Croatia and Serbia, segregation takes place in the name of minority language rights, ignoring that the European Charter for Regional or Minority Languages gives a clear definition of a minority language that excludes the term ‘minority language’ in this case. [...] although the Charter reads that a minority language must be different from the official language and must not be a dialect of the official language, and although the standard language of Bosniaks, Croats, Montenegrins and Serbs is based on the same dialect called Shtokavian, and it is clear that according to the Charter it cannot be regarded as several minority languages.”
  5. Czechia: Protection of German extended under the Charter - European Charter for Regional or Minority Languages - www.coe.int. In: European Charter for Regional or Minority Languages. 1. März 2024, abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
  6. Die Schweiz anerkennt das Jenische als nicht territorial gebundene Sprache
  7. Charta und Vorbehalte auf admin.ch
  8. a b Samuel Salzborn (Hrsg.): Minderheitenkonflikte in Europa. Historische Entwicklung, aktuelle Kontroversen und Lösungsstrategien. Innsbruck 2006, S. 17.
  9. Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In R. Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Fs. für Willy Diercks. Bielefeld 2015, S. 704.
  10. Felix Tacke: Belgien. Territorialprinzip und Minderheitenpolitik vor dem Hintergrund der ECRM. In: F. Lebsanft, M. Wingender (Hrsg.): Die Sprachpolitik des Europarats. Berlin 2012, S. 92.
  11. Paul-Louis Thomas: Le serbo-croate (bosniaque, croate, monténégrin, serbe): de l’étude d’une langue à l’identité des langues. In: Revue des études slaves. Band 74, Nr. 2-3, 2003, ISSN 0080-2557, OCLC 754204160, ZDB-ID 208723-6, ÖNB AC07247877, S. 325 (französisch, persee.fr [abgerufen am 27. April 2021]): « The intercomprehension between these standards exceeds that between the standard variants of English, French, German, or Spanish. »