European Jazz Ensemble
Das European Jazz Ensemble war eine Jazzformation aus europäischen Musikern, die von 1977 bis 2017 bestand und in 27 Ländern gastierte, darunter Australien, Kanada und die USA.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das European Jazz Ensemble, gegründet vom Viersener Bassisten Alfred „Ali“ Haurand, war eine Jazzformation, die in verschiedenen Besetzungen und Größen von 1977 bis 2017 bestand. Gegründet wurde sie 1977 (nach Festivalprogramm; fälschlicherweise wurde oft 1976 angegeben, sogar von Ali Haurand selbst) in spontaner Quintett-Besetzung für ein Konzert auf dem Jazzfestival Moers, das sogar mitgeschnitten wurde. Der Schlagzeuger Pierre Courbois schildert es so: „Ali Haurand rief an, um mich für ein Konzert in Moers zu engagieren, zusammen mit Louis Sclavis und Gerd Dudek. Aber am Abend zuvor sagte Sclavis ab und nun musste schnell ein Ersatz gefunden werden. Sowohl Haurand als auch ich riefen verschiedene Saxofonisten an, und das Resultat war, dass neben Dudek auf einmal zwei weitere Musiker auf der Bühne standen, Alan Skidmore (von mir angerufen) und Leszek Zadlo. Wir wussten nicht, was wir spielen würden, aber es hat funktioniert.“[1] Dieses Quintett bekam von Haurand aufgrund der verschiedenen Herkünfte den Namen „European Jazz Quintett“ verpasst. Die Musiker spielten bis 1982 einige Male pro Jahr zusammen, früh auch schon in der damaligen DDR, dann bildeten Haurand und Dudek mit Allan Botschinsky, Ernst-Ludwig Petrowsky (aus der DDR), Manfred Schoof, Tony Levin und Rob van den Broeck eine größere Formation, das European Jazz Ensemble.
1987, zum zehnjährigen Jubiläum der Band, organisierte Ali Haurand ein Konzert in der Festhalle Viersen, das durch die Beteiligung des WDR, der mehrere Bands aufnehmen wollte, zum Festival anwuchs, und so das Internationale Jazzfestival Viersen begründete. Zwei Jahre später organisierte Haurand eine Tournee, zu der als Gäste weitere Solisten eingeladen wurden, u. a. John Taylor, Louis Sclavis, Uschi Brünning, Enrico Rava, Philipp Catherine, Uwe Kropinski und Jon Christensen. Höhepunkt war ein Konzert in der Kölner Philharmonie, das aufgezeichnet wurde. Ein weiterer Höhepunkt folgte 1991, als das European Jazz Ensemble zusammen mit dem Pianisten Joachim Kühn auf die Musiker der indischen Khan Family traf, was ebenfalls auf einer CD dokumentiert wurde. 1993/94 tourten die Trompeter der Band mit der Rhythmusgruppe als Nebenprojekt „European Trumpet Summit“.
Neben dem normalen Konzertbetrieb wurden ab dem 20. alle Bandjubiläen mit Tourneen im großen Format (10–18 Musiker) und mit Tonträgern gefeiert, allerdings jeweils ein Jahr zu früh: 1996 kamen als Gäste Charlie Mariano, Rolf Kühn, Daniel Humair, Conny Bauer, Jiri Stivin, Jarmo Hoogendijk, Thomas Heberer, Joachim Kühn, Manfred Schoof, Tony Lakatos und Enrico Rava hinzu (insgesamt 18 Musiker), 2001 fand die 25th Anniversary-Tournee durch Europa statt, mit Aufzeichnung des WDR-Fernsehens und -Hörfunks. Die Tour zum 30-jährigen Bestehen führte das European Jazz Ensemble u. a. nach Paris, Amsterdam, Mailand, Dublin und Birmingham. Die folgende CD wurde mit 15 Musikern bei einem Konzert in der Philharmonie Essen aufgenommen, darunter Pino Minafra und Sebastién Boisseau.[2][3] Die 35th Anniversary-Tour (2011) fand in der Besetzung Alan Skidmore, Stan Sulzmann, Gerd Dudek, Jiri Stivin, Matthias Schriefl, Rob van den Broeck, Ali Haurand, Clark Tracey, Nicolas Simion und Piotre Wojtasik statt, und führte die Band u. a. nach Tschechien, Serbien, Polen und Italien. Auf der folgenden CD spielte das Ensemble als Oktett. Im Jahr 2013 spielte die Sextett-Formation noch einmal eine CD beim 27. Jazzfestival Viersen ein. Durch die Krankheit und den Tod (2018) von Ali Haurand löste sich das European Jazz Ensemble 2017 auf.
Musiker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name/Nationalität Instrument(e)
Gründungsmitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ali Haurand (D) b
Gerd Dudek (D) sax
Alan Skidmore (GB) sax
Pierre Courbois (NL) dr
Leszek Zadlo (PL) sax
Weitere Mitglieder und Gäste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ernst-Ludwig Petrowsky (D[DR])[4] sax
Uschi Brüning (D[DR]) voc
Joachim Kühn (D) p
Thomas Heberer (D) tp
Manfred Schoof (D) tp, fh
Jiri Stivin (CSSR) sax, fl
Daniel Humair (CH) dr
Stan Sulzman (GB) sax
Philip Catherine (B) g
Paolo Fresu (I) tp
Adelhard Roidinger (A) b
Enrico Rava (I) tp
Tony Levin (GB) dr
Rob van den Broeck (NL) p
Allan Botschinsky (DK) tp, fh
Tony Oxley (GB) dr
Steve Galloway (GB) tb
Jarmo Hoogendijk (NL) tp
Louis Sclavis (F) cl
Jon Christensen (N) dr
John Taylor (GB) p
Uwe Kropinsky (D[DR]) g
Tony Lakatos (H) sax
Conny Bauer (D[DR]) tb
Rolf Kühn (D) cl
Pino Minafra (I) tp
Sebastién Boisseau (F) b
Charlie Mariano (D/USA) sax
Kenny Wheeler (CAN) tp, fh
Eje Thelin (S) tb
Michel Portal (F) cl
Tony Coe (GB) cl, sax
Christoph Hillmann (D) dr
Henry Lowther (GB) tp
Eric Vloemanns (NL) tp
Matthias Schriefel (D) tp
Nicolas Simion (RO) cl, sax
Clark Tracey (GB) dr
Steve Melling (GB) p
Piotr Wojtasik (PL) tp
Rainer Winterschladen (D) tp
Steve Houben (B) sax, fl
Bart van Lier (NL) tb
Drori Mondlak (D/USA) dr
Khan Familie (IND) perc
Tonträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- European Jazz Quintett: Live at Moers Festival (Ring Records, 1977)
- European Jazz Quintett: European Jazz Quintett (EGO Records, 1978)
- European Jazz Quintett: III. (Fusion, 1982)
- European Jazz Ensemble: Live (Ear-Rational, 1989)
- European Jazz Ensemble: Live at the Cologne Philharmonic (M.A Music, 1989)
- European Jazz Ensemble: Meets the Khan family (M.A Music, 1992)
- European Jazz Ensemble: 20th Anniversary Tour (Konnex, 1997)
- European Jazz Ensemble: 25th Anniversary (Konnex, 2002)
- European Jazz Ensemble: 30th Anniversary Tour 2006 (Konnex, 2009)
- European Jazz Ensemble: 30 Years on the Road (DVD) (Konnex, 2009)
- European Jazz Ensemble: Live at 25th Int. Jazzfestival Viersen (Konnex, 2011)
- European Jazz Sextet: Live at 27th Int. Jazzfestival Viersen 2013 (Konnex, 2014)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Jürgen von Osterhausen: „Der Weg der europäischen Vereinigung. Ali Haurand und das 25-jährige Jubiläum des European Jazz Ensembles“, in: Jazz Podium Nr. 2/2001, S. 10–12.
- Torsten Eßer: „So klingt Europa – 30 Jahre European Jazz Ensemble“, in: Jazz Podium Nr. 3/2006.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Video: European Jazz Ensemble - Jazzwoche Burghausen 1990
- Video: European Jazz Ensemble - Jazzfestival Viersen 2006
- Video: European Jazz Ensemble & Joachim Kühn & Members of the Khan Family - Keshan
Nachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Interview Courbois. In: Draaiomjeoren. Abgerufen am 14. April 2024 (niederländisch).
- ↑ Hans-Jürgen von Osterhausen: 30-jähriges Bestehen des European Jazz Ensemble. In: Jazzzeitung. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Hans-Jürgen von Osterhausen: Der Weg der europäischen Vereinigung. Ali Haurand und das 25-jährige Jubiläum des European Jazz Ensembles. In: Jazz Podium. Nr. 2, 2001, S. 10–12.
- ↑ Mit DDR sind Musiker gekennzeichnet, die noch zu Zeiten der DDR im Ensemble spielten.