Wald-Amorbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wald-Amorbach
Stadt Breuberg
Koordinaten: 49° 51′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 49° 50′ 55″ N, 9° 1′ 34″ O
Höhe: 203 (190–254) m ü. NHN
Fläche: 3,64 km²
Einwohner: 510 (2016) ca.[1]
Bevölkerungsdichte: 140 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 64747
Vorwahl: 06165
Der Ort auf einer Waldkarte von 1725 des Kondominats Umstadt, dessen Zentort es seit dem Mittelalter war.

Wald-Amorbach ist der kleinste und älteste Stadtteil von Breuberg im Odenwaldkreis in Hessen.

Wald-Amorbach liegt, von Wald umgeben, im Buntsandstein-Odenwald sowie im nördlichen Teil des Breuberger Stadtgebietes. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3413. Der Ort gruppiert sich um die Wegegabelung Spessartstraße / Kirchstraße, an der schon früh bedeutende Verkehrswege zusammen trafen.[2]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1286. Am 1. Dezember 1303 sind Schenkungen des „Synandus miles de Bruberg“ an das Kloster Höchst, darunter auch Wald-Amorbach zu verzeichnen. 1381 gehören zwei Höfe den Brüdern Dieter und Peter von Amorbach. 1391 hält das Kloster Höchst den Zehnten. Pfalzgraf Ruprecht II. belehnt 1396 Dieter Gans von Otzberg und Pfalzgraf Ruprecht III. 1408 Ulrich Bunner von Altheim mit einem Hof, 20 Morgen Acker und zwei Morgen Wiesen zu Wald-Amorbach, die ihm sein Schwiegervater Peter Schelle von Amorbach zu seiner Tochter Anna gegeben hat, als Fuldisches Lehen. Dieses Lehen des „Pfalzgräflichen Höfchens“ verfällt 1495. 1567 verkauft die Äbtissin des Klosters Höchst Einkünfte in Wald-Amorbach an Balthasar Breunle zu Umstadt und den königsteinischen Amtmann Philipp Freundt zu Breuberg.

1524 gehört der Ort als Teil des Kondominat Umstadts zu gleichen Teilen Hessen und der Pfalz. 1803 kommt auch der pfälzische Anteil mit dem Amt Otzberg an Hessen-Darmstadt. 1805 kommt der Ort durch Gebietstausch von Hessen-Darmstadt in den Besitz derer Löwenstein-Wertheim, 1806 jedoch schon wieder an das nun im napoleonischen Rheinbund aufgewertete Großherzogtum Hessen und dort zum Amt Habitzheim. Nach Auflösung der Ämter kam Wald-Amorbach 1822 zum Landratsbezirk Erbach, welcher 1848 im Regierungsbezirk Erbach aufging. Dieser wurde 1852 wieder aufgelöst und Wald-Amorbach dem Kreis Neustadt zugeschlagen, 1874 wurde Wald-Amorbach in den Kreis Erbach eingegliedert. Dieser wurde 1938 in Landkreis Erbach und 1972 in Odenwaldkreis umbenannt.[3]

Am 1. Oktober 1971 wurde Wald-Amorbach im Rahmen der hessischen Gebietsreform in die neugebildete Stadt Breuberg eingegliedert.[4]

Blick vom Bakkes zur Dorfkirche, typisches Dorfbild
Das „Bakkes“ das gemeinschaftliche Backhaus des Ortes

Der Ort ist Namensgeber der niederadligen Herren von Amorbach, auch Schelle von Amorbach genannt, die in der Gegend (Odenwald, entlang des Mains bis in den Spessart) Lehens- und Grundbesitz besaßen und von ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1286 bis zu ihrem Aussterben im 16. Jahrhundert den Ort als Stammsitz angesehen haben. Sie waren wohl Vasallen des Klosters Fulda, stellten Burgmannen auf der nahen Burg Breuberg und später auch für das Haus Hanau-Lichtenberg auf der Clingenburg (1481). Von ihnen stammen wohl auch die verwandten Schelle von Umstadt ab. Neben dem Ort sollen ihre Stammburg (Burg Waldamorbach) und wohl auch die ihnen zugehörige benachbarte Burg Dorndiel gelegen haben.[5][6]

Historische Namensformen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[7] Amerbach (1286); Ammerbach (1303); Wüsten-Ammerbach (1391); Wüstammerbach (1398)[8]; Wusten Amerbach (1428); Amerbach (1457); Wosten Amorbach (1495); Wusten Amorbach (1567); Wüßten Amorbach (1607); Amerbach (1608); Wüstamorbach (1829); Wald-Amorbach (1833).

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wald-Amorbach angehört(e):[7][9][10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als im Jahre 1565 Wald-Amorbach kurpfälzisch wurde, mussten die Einwohner vom lutherischen Bekenntnis zum reformierten wechseln. 1577 wurden sie mit der hessischen Zugehörigkeit wieder lutherisch, und 1586 mussten sie vom lutherischen Katechismus zum reformierten Heidelberger Katechismus wechseln.

Zwischen 1739 und 1741 wurde die heutige Pfarrkirche als Neugründung errichtet, eine Vorgängerkirche wurde bereits 1524 erwähnt, welche wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Die barocke Saalkirche ist nach Süden ausgerichtet. Sie schließt mit einem polygonalen geschlossenen Chor ab. Bekrönt wird die Kirche mit einem quadratischen Dachreiter mit verschieferter oktogonaler welscher Haube. Der einfache verputzte Bruchsteinbau hat innen noch seine Originalausstattung. Eine Südempore wurde 1850 zusätzlich errichtet. Wald-Amorbach war erst Filialort von Groß-Umstadt, gehört jetzt aber zur Pfarrei Breuberg. Die Kirche ist St. Bartholomäus geweiht.[2]

Natur und Schutzgebiete

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemarkung von Wald-Amorbach liegt ein Teil des NaturschutzgebietsBruchwiesen von Dorndiel“.[12]

Auch das Natura2000-Gebiet „Wald bei Wald-Amorbach“ (FFH-Gebiet 6120-301) befindet sich teilweise in der Gemarkung.[13]

Blick nach Süden auf die Grenzsteine am „Hohen Stein“ auf dem Plateau des Grenzberges mit Mini-Moor um die Grenzsteine

Der Hohe Stein an der heutigen Landesgrenze zwischen Bayern und Hessen auf dem Grenzberg an der Gemarkungsgrenze zu Hainstadt und Mömlingen sind zwei markante Grenzsteine am ursprünglichen mittelalterlichen Grenzdreieck von Kurmainz, der Herrschaft Breuberg und des Kondominats Umstadt.

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Oktober 1971 zur neuen Stadt Breuberg.

Einzelnachweise

  1. Einsatz für ein lebendiges Dorf. (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Darmstädter Echo vom 12. November 2016.
  2. a b Wüstamorbach – ein Kurpfälzer Ort im Breuberger Land, Stadtarchiv Breuberg: Breuberger Geschichte und Geschichten; abgerufen am 29. November 2017
  3. Wald-Amorbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 29. November 2017.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. Eintrag zu Wald-Amorbach in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 14. September 2016.
  6. Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde.Band 6, S. 67 ff.
  7. a b Wald-Amorbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Lehensbriefe der Gans von Otzberg über zwei Höfe mit allem Zubehör im Ort
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 43 ff. (online bei Google Books).
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bruchwiesen von Dorndiel“ vom 26. November 1990. (PDF) Staatsanzeiger für das Land Hessen 51/1990, S. 2738, Nr. 1222, abgerufen am 15. Juli 2020.
  13. Wolfgang Röhser: Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet 6120-301 „Wald bei Wald-Amorbach“. (PDF) Regierungspräsidium Darmstadt, 30. April 2013, abgerufen am 23. Juni 2021.
Commons: Wald-Amorbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien