Evangelische Pauluskirche (Heidenheim)
Die evangelische Pauluskirche (auch Brenztalkathedrale genannt[1]) in Heidenheim an der Brenz ist ein denkmalgeschützter Sakralbau im Stil der Neogotik. Die Stadtkirche ist aus rotem Backstein gebaut und nach dem biblischen Apostel Paulus von Tarsus benannt. Die Pauluskirche ist die größte Kirche in Heidenheim und zugleich die evangelische Dekanats- und Hauptkirche.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche mit kreuzförmigem Grundriss und skulptierten Hausteinteilen wurde in den Jahren 1895–1898 von Felix von Berner errichtet. Das Tympanon-Relief am Hauptportal wurde von Hermann Lang, die Statue des Apostels Paulus von Karl Federlin geschaffen. Die Kirche ist nicht geostet, sondern mit dem Brenztal und der Brenz von Nord nach Süd ausgerichtet, was in der Bauzeit zu Diskussionen führte.
Die Pauluskirche gehört zum Kirchenbezirk Heidenheim, ist im Besitz der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Heidenheim und wird regelmäßig für Gottesdienste und Konzerte genutzt.
Kirchenmusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pauluskirche gilt als ein Ort mit reichem kirchenmusikalischen Leben. Als Kirchenmusikdirektoren und Bezirkskantoren wirkten dort unter anderen:
- Helmut Bornefeld 1937–1971
- Friedrich Fröschle 1972–1981
- Dörte Maria Packeiser 1982–2023
- Leonard Hölldampf seit 2023[2][3]
Orgeln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pauluskirche besitzt seit 1995 im historischen Gehäuse von 1898 eine neue Orgel mit 40 Registern auf drei Manualen und Pedal von der Firma Rieger aus Schwarzach (Österreich).[4][5] Für französisch-sinfonische Orgelmusik ist dieses Instrument prädestiniert.
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: 12×16-fache Setzeranlage, programmierbare Registercrescendi
Außerdem wurde 2015 das 1938 erbaute 4-registrige Positiv der Orgelbaufirma Steirer, konzipiert von Helmut Bornefeld als sein erstes Werk, aus der geschlossenen Waldkirche hierher umgesetzt.[6]
Glocken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ursprüngliche Geläut der Pauluskirche bestand aus vier Glocken:
- Christusglocke: Durchmesser 160 cm, Gewicht 2209 kg, Schlagton: h0
- Paulusglocke: Durchmesser 126 cm, Gewicht 1046 kg, Schlagton: dis1
- Lutherglocke: Durchmesser 106 cm, Gewicht 638 kg, Schlagton: fis1
- Königsglocke: Durchmesser 89 cm, Gewicht 393 kg, Schlagton: a1
Alle diese Glocken wurden in beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts heruntergenommen und für Rüstungszwecke eingeschmolzen (1917 und 1941).
Das Geläut besteht seit dem 10. Dezember 1949 wieder aus vier Glocken, die größer und damit tiefer sind als das ursprüngliche Geläut. Die vier Glocken sind nach den Evangelisten benannt:
- Johannesglocke (auch Dominica oder Sonntagsglocke): Durchmesser 176 cm, Gewicht 3355 kg, Schlagton: b0
- Matthäusglocke (auch Betglocke): Durchmesser 135 cm, Gewicht 1632 kg, Schlagton: d1
- Lukasglocke (auch Schiedglocke oder Totenglocke): Durchmesser 112 cm, Gewicht 936 kg, Schlagton: e1
- Markusglocke (auch Taufglocke): Durchmesser 100 cm, Gewicht 669 kg, Schlagton: f1
Die Glocken der Pauluskirche sind auf das Geläut der Michaelskirche abgestimmt und werden nach der Läuteordnung an Vorabenden hoher Feiertage zusammen geläutet.
Einspielungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Reger (1873–1916): Orgelwerke – Fantasie über „Wie schön leucht' uns der Morgenstern“ op. 40, 1; Fantasie über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52, 2; Fantasie & Fuge op. 135b und andere Werke mit Dörte Maria Packeiser an der Orgel der Pauluskirche Heidenheim
- Festliche Barockmusik für Trompete und Orgel aus der Pauluskirche Heidenheim, Edition: „20 Jahre Silvesternachtskonzerte Heidenheim“, mit Dörte Maria Packeiser, Orgel und Hans-Jörg Packeiser, Trompete. (CD)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg I. Deutscher Kunstverlag, München 1993, S. 333.
- Christoph Bellot, Gertrud Schädler, Gernot Ziegler: Die Pauluskirche in Heidenheim. Geschichte und Beschreibung. (hrsg. von der Evangelischen Pauluskirchengemeinde Heidenheim) Heidenheim 1990.
- Thomas Haller: Die Rieger-Orgel (1994/95) der Pauluskirche Heidenheim, Brenz. (hrsg. von der Evangelischen Pauluskirchengemeinde Heidenheim) Heidenheim 1995.
- Dörte Maria Packeiser: Singen und Musizieren im Kirchenbezirk Heidenheim. In: Musik in unserer Kirche. Handbuch der Kirchenmusik in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Strube-Verlag (Edition 9058), München 2007, ISBN 978-3-89912-102-5, S. 99 f.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas Haller im Auftrag der evangelischen Pauluskirchengemeinde Heidenheim: Die Rieger-Orgel (1994/1995) der Pauluskirche Heidenheim/Brenz. Abgerufen am 7. September 2024.
- ↑ Bezirkskantorat. In: evangelisch-heidenheim.de. Abgerufen am 8. November 2023.
- ↑ Die künstlerischen Leiter. In: goeppinger-kammerchor.de. Abgerufen am 8. November 2023.
- ↑ Evangelische Pauluskirche. Rieger Orgelbau, abgerufen am 12. November 2014.
- ↑ Informationen zur Rieger-Orgel und den Vorgängerorgeln auf organindex.de. Abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Informationen zum Orgelpositiv auf organindex.de. Abgerufen am 5. März 2021.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paulus-Wald-Kirchengemeinde Heidenheim
- Kirchenmusik an der Pauluskirche Heidenheim
- Orgeln und Orgelgeschichten auf organindex.de
- Orgelvorstellung auf YouTube
Koordinaten: 48° 40′ 33,6″ N, 10° 9′ 16,2″ O
- Bauwerk in Heidenheim an der Brenz
- Kirchengebäude im Landkreis Heidenheim
- Kirche in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
- Neugotisches Bauwerk in Baden-Württemberg
- Backsteingotik in Deutschland
- Paulus-von-Tarsus-Kirche
- Erbaut in den 1890er Jahren
- Disposition einer Orgel
- Kulturdenkmal in Heidenheim an der Brenz
- Neugotisches Kirchengebäude
- Kultur (Heidenheim an der Brenz)
- Sakralbau auf der Schwäbischen Alb
- Kirchengebäude in Europa
- Bauwerk des Historismus im Landkreis Heidenheim