Fürstentum Pontinha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fahne auf der Aussichtsplattform des Fürstentums Pontinha (2016)

Das Fürstentum Pontinha ist eine Mikronation von etwa 178 m2 Grundfläche auf der Felsformation des ehemaligen Forte de São José, zirka 70 Meter vor der Küste von Funchal auf Madeira. Dieses Fort war in früheren Zeiten eine Festung der Tempelritter.[1] Wie andere Mikronationen auch, wird das Fürstentum von anderen Staaten nicht anerkannt.

Pontinha um 1900

Der aus Funchal stammende Kunstlehrer Renato Barros, der auch die portugiesische Staatsangehörigkeit besitzt,[2] bezeichnet sich als Prinz Dom Renato Barros I., absoluter Herrscher über das Territorium, das er im Jahr 2000 für 25.000 Euro erwarb und 2007 zum souveränen Staat erklärte. Die Hoheitsrechte wurden in einem königlichen Brief Karls I. von Portugal aus dem Jahr 1903 dem Besitzer des Territoriums eingeräumt. Im gleichen Jahr hatte Karl I. das Gebiet an die wohlhabende Familie Blandy verkauft, um den Bau des Hafens mitzufinanzieren.[3][2] Deren Erben hatten kein Interesse mehr an der ehemaligen Festung und verkauften sie an Barros.[3]

Die Spitze der Felsformation mit Aussichtsplattform (2016)

2009 wurde auf dem Territorium des Fürstentums Pontinha zusammen mit drei Skeletten und drei Schwertern ein vier Zoll langer Nagel gefunden, der vom Typ her einen von Tausenden darstellt, wie sie von den antiken Römern für Kreuzigungen verwendet wurden. Archäologen datieren ihn auf das erste oder zweite Jahrhundert n. Chr. Er befand sich in gutem Erhaltungszustand und war in einem dekorierten Kästchen aufbewahrt, was die Annahme nahelegt, dass er als Heiliger Nagel verehrt wurde.[4]

2014 besaß das Fürstentum Pontinha vier Staatsbürger: Renato Barros, seine Ehefrau und ihre zwei Kinder.[2] Touristen haben freien Zutritt zu der Mikronation, ohne ihre Reisepässe vorzeigen zu müssen.[2] Als der damalige Präsident Madeiras, Alberto João Jardim 2007 von der Gründung des Fürstentums erfuhr, bot er an, die Insel zurückzukaufen, was Barros jedoch ablehnte. Die Insel versorgt sich selbst über ein Windrad und Solarzellen mit Strom, da ein Anschluss an das Netz Madeiras verweigert wurde.[2]

Anerkennung, Beziehungen zu Portugal und der Europäischen Union

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portugal erkennt die Abspaltung von Madeira nicht an, unternimmt allerdings auch nichts gegen das winzige, unbewaffnete Fürstentum, dessen Herrscher sich als Pazifist versteht.[2] Seinerseits verzichtet das Fürstentum Pontinha auf die Nutzung seiner, sich mit der Madeiras überschneidenden, 200-Meilen-Zone, auf das Erheben von Hafengebühren bei den häufig einlaufenden Kreuzfahrtschiffen und auf das Einschleusen von afrikanischen Bootsflüchtlingen in die Europäische Union.[2][3]

Das Fürstentum Pontinha wiederum erkennt Tibet als unabhängigen Staat an.[5]

Die ehemalige Insel ist jetzt Bestandteil der Hafenmole von Funchal.

Commons: Fürstentum Pontinha – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Länder, die es nicht gibt. In: Salzburger Nachrichten. 21. März 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2016; abgerufen am 7. Juli 2016.
  2. a b c d e f g Renato Barros: Experience: I founded my own country. In: The Guardian. 14. November 2014, abgerufen am 7. Juli 2016.
  3. a b c Der Staat bin ich. Wie ein portugiesischer Kunstlehrer Herrscher über eine Atlantikinsel wurde. In: Der Spiegel 1/2015, S. 94. 29. Dezember 2014, abgerufen am 7. Juli 2016.
  4. Nail from Christ's crucifixion found? In: The Telegraph. 2. März 2010, abgerufen am 11. Juli 2016.
  5. Royal Proclamation No. 1 / 2010. Subject: recognition of Tibet as an independent state. In: Website des Fürstentums Pontinha. 18. September 2010, abgerufen am 11. Juli 2016.

Koordinaten: 32° 38′ N, 16° 55′ W