Fabiola Campillai

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Fabiola Campillai in Begleitung ihres Anwalts und des PS-Abgeordneten Leonardo Soto mit dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Guillermo Silva, um die „geringen Fortschritte in ihrem Fall“ anzuklagen
Fabiola Campillai vor dem Obersten Gerichtshof im Juli 2021

Fabiola Andrea Campillai Rojas (* 17. Mai 1983) ist eine Politikerin und Aktivistin in Chile. Während der sozialen Proteste 2019–2020 wurde die Angehörige einer indigenen Minderheit durch eine Tränengasgranate schwer verletzt. Trotzdem trat sie als unabhängige Kandidatin zu den Senatswahlen an und wurde 2021 zur Senatorin gewählt.

Fabiola Campillai hat drei Kinder und ist mit Mario Cornejo verheiratet. Im Jahr 2019 lebt sie mit ihrer Familie in der Gemeinde San Bernardo, einem armen Arbeiterviertel am Stadtrand von Santiago.[1][2] Sie war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, spielte Fußball, engagierte sich in ihrem Stadtviertel und arbeitete in einer Fabrik des Lebensmittelherstellers Carozzi.[3]

Am Abend des 26. November 2019, während der sozialen Proteste in Chile, verließ sie ihre Wohnung, um ihre Nachtschicht in der Nudelfabrik anzutreten.[4] Eine Gruppe von Militärpolizisten überwachte auf der Straße einige Demonstranten, obwohl andere Quellen besagen, es habe zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Demonstration gegeben.[5][6] Als Fabiola an der Haltestelle stand und auf den Bus wartete, warf ein Polizist aus kurzer Entfernung eine Tränengasbombe, die sie ins Gesicht traf.[5][1]

Sie stürzte zu Boden und verlor das Bewusstsein.[1] Die Polizeikräfte setzten den Tränengaseinsatz fort und zogen ab, ohne medizinische Hilfe zu leisten, obwohl mindestens zwei Polizisten sahen, dass eine Person verletzt worden war.[7] Fabiola wurde von Nachbarn in ein Krankenhaus gebracht.[5] Der Aufprall der 200 Grad heißen Granate hatte ihre Augäpfel zerstört, sie erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma sowie Knochenbrüche im Gesicht und am Schädel. Die Folgen waren eine vollständige Erblindung und der Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinn.[8] Lange lag Fabiola im künstlichen Koma. In zwei Monaten nach dem Angriff musste sie sich drei Operationen unterziehen.[9][10]

Das Nationale Institut für Menschenrechte (INDH) reichte Beschwerde gegen die Militärpolizei ein.[11][12] Die Ermittlungen dauerten mehr als acht Monate[5] und ergaben, dass Patricio Maturana verantwortlich für den Wurf der Granate war.[1] Er wurde entlassen und der „rechtswidrigen Nötigung mit schwersten Verletzungen“ beschuldigt.[1]

Die Staatsanwaltschaft führte auf Druck der Öffentlichkeit eine zweite Untersuchung durch, bei der sich herausstellte, dass Patricio Maturana zum Zeitpunkt des Angriffs keine Erlaubnis für den Gebrauch einer Gasdruckflinte hatte.[6] Die Staatsanwaltschaft forderte 12 Jahre Gefängnis.[1][13]

Politische Karriere

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Im August 2021 erklärte Fabiola Campillai als Unabhängige ihre Kandidatur für den Senat im größten Wahlkreis des Landes in Santiago und distanzierte sich von der Volksliste (Lista del Pueblo).[10][14][15] Sie berichtete, sie habe mehr als 15.000 Unterstützer gewonnen und erklärte, ihre Wahlkampfthemen würden die Anliegen des Volksaufstands aufgreifen wie die Abschaffung der privatisierten Pensionsfonds (AFP), ein kostenloses und hochwertiges Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Erhaltung und Wiedergewinnung der natürlichen Ressourcen.[16][1] Bei den Senatswahlen am 21. November 2021 eroberte Campillai den Wahlkreis Metropolitana, die Region rund um die Hauptstadt Santiago, und wurde zur Senatorin gewählt.[17][3]

„Ich werde meine Augen nie wieder zurückbekommen“, sagte Fabiola in einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian. „Aber ich möchte diese Tragödie in eine Stärke verwandeln und weiter kämpfen. Nicht nur von der Straße aus wie früher, sondern von der Legislative aus - ich will dabei sein, um alles zu verändern.“[9]

Fabiola Campillai trat 2022 erneut für die Apruebo Dignidad, einer linken Parteienkoalition in Chile, zu den Senatswahlen an und wurde bis 2030 gewählt.[18]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Rocío Montes: El símbolo de las víctimas policiales de las revueltas en Chile busca un sitio en el Senado. In: El País. 26. August 2021, abgerufen am 21. November 2021 (spanisch).
  2. Ana María Campillai: Todo sobre mi hermana Fabiola. In: The Clinic - Reportajes, columnas, entrevistas y humor. 10. Dezember 2019, abgerufen am 21. November 2021 (es-cl).
  3. a b Sophia Boddenberg: Senatswahlen in Chile: Die Mutige. In: Die Tageszeitung: taz. 23. November 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. November 2021]).
  4. Fabiola Campillai perdió la visión de ambos ojos tras sufrir impacto de bomba lacrimógena de Carabineros en San Bernardo. In: The Clinic - Reportajes, columnas, entrevistas y humor. 28. November 2019, abgerufen am 21. November 2021 (es-cl).
  5. a b c d John Barlett: Fabiola Campillai, ciega por una agresión policial y aspirante a senadora en Chile: "La política es de todos". In: ElDiario.es. 17. November 2021, abgerufen am 21. November 2021 (spanisch).
  6. a b Los ojos de Fabiola Campillai que la policía chilena cegó, 31. August 2020. Abgerufen am 21. November 2021 (spanisch). 
  7. Wegen Granate erblindet - Opfer von Polizeigewalt will Chiles Politik umkrempeln. 19. November 2021, abgerufen am 25. November 2021.
  8. Élections au Chili: Fabiola Campillai, une candidate en lutte pour des réformes sociales. In: RFI. 20. November 2021, abgerufen am 21. November 2021 (französisch).
  9. a b ‘I will never get my eyes back’: the Chilean woman blinded by police who is running for senate. 9. November 2021, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
  10. a b Klaus Ehringfeld: Präsidentschaftswahl in Chile: Warum die blinde Fabiola Campillai jetzt Senatorin werden will. In: Der Spiegel. 20. November 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. November 2021]).
  11. Petition: Wir fordern Gerechtigkeit für Fabiola Campillai. (PDF) In: amnesty-chile-venezuela.de. Amnesty International, abgerufen am 25. November 2021.
  12. Mujer que fue impactada por lacrimógena quedó ciega según INDH: anuncian querella contra Carabineros. In: BioBioChile - La Red de Prensa Más Grande de Chile. 27. November 2019, abgerufen am 21. November 2021 (spanisch).
  13. La Mala: Klassenjustiz in Chile: Der Fall Fabiola Campillai | DIE MALA. 18. Mai 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. November 2021; abgerufen am 25. November 2021 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diemala.de
  14. medico international: #3 - Das Dilemma der Linken. Abgerufen am 25. November 2021 (deutsch).
  15. Fernando Ayala: Chile, ein globales Phänomen. 25. Juni 2021, abgerufen am 25. November 2021.
  16. Fabiola Campillai presenta candidatura independiente al Senado. In: radio.uchile.cl. Diario y Radio Universidad Chile, 23. August 2021, abgerufen am 21. November 2021.
  17. Fabiola Campillai, senadora de la República: víctima de la violencia policial en el estallido fue primera mayoría en la RM. In: El Mostrador. 21. November 2021, abgerufen am 22. November 2021.
  18. Senadora Fabiola Campillai: “A pesar de que estoy ciega, veo claramente lo que está pasando en Chile”. 12. April 2022, abgerufen am 23. Juli 2024 (spanisch).