Faktorisierungsmethode von Fermat

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Die Faktorisierungsmethode von Fermat ist ein Algorithmus aus dem mathematischen Teilgebiet Zahlentheorie. Er berechnet zu einer ungeraden, zusammengesetzten Zahl zwei Teiler und , für die gilt.

Die Faktorisierungsmethode von Fermat hat nur dann eine gute Laufzeit, wenn sich die zu zerlegende Zahl als Produkt annähernd gleich großer Faktoren darstellen lässt. Sie bildet zudem die Grundlage allgemeiner Faktorisierungsverfahren für große Zahlen, die in der Regel eine bessere Laufzeit aufweisen.

Pierre de Fermat beschrieb diese heute nach ihm benannte Faktorisierungsmethode 1643 in einem Brief, der vermutlich an Mersenne oder Frénicle de Bessy adressiert war. In diesem Brief demonstrierte er das Verfahren, indem er die Primfaktorzerlegung von 2.027.651.281 berechnete.[1] Einige Historiker vermuten aber, dass die Methode schon früher bekannt war.

Sei die zu faktorisierende ungerade Zahl. Die Faktorisierungsmethode von Fermat berechnet nacheinander die Werte

Dabei bezeichnet die kleinste ganze Zahl größer oder gleich .

Dies wird fortgesetzt, bis einer dieser Werte eine Quadratzahl ist:

Aufgrund der dritten binomischen Formel gilt dann

Dabei erhält man diejenige Zerlegung von , für die das Verhältnis (mit ) am kleinsten ist.

Das folgende Nassi-Shneiderman-Diagramm zeigt den Ablauf des Algorithmus, wie er schon von Fermat angewandt wurde. Dabei wird das wiederholte Quadrieren der obigen Beschreibung vermieden. Die einzelnen Werte werden dazu mittels der ersten binomischen Formel aus ihrem jeweiligen Vorgänger berechnet:

Berechne
Berechne
solange keine Quadratzahl
Berechne
Berechne
Berechne

Indem man die letzten beiden Ziffern von überprüft, kann man in vielen Fällen ausschließen, dass eine Quadratzahl ist. Bei einer Quadratzahl gibt es nur 22 Möglichkeiten: 00, x1, x4, 25, y6 und x9, wobei x für eine gerade und y für eine ungerade Ziffer steht. Man kann also bei vielen Zahlen durch Überprüfung der letzten beiden Ziffern ausschließen, dass es Quadratzahlen sind. Auch Fermat nutzte diese Eigenschaft der Quadratzahlen. Dies funktioniert auch mit anderen quadratischen Resten, etwa Zweierpotenzen, die sich auf einer klassischen Computerarchitektur leicht überprüfen lassen. Diese Idee kann man verallgemeinern, indem man nicht nur die Quadrate, sondern die quadratische Gleichung in zwei Variablen bezüglich ihrer Reste untersucht:

Wegen der Eigenschaft kann es für maximal mögliche Reste geben, wenn und teilerfremd sind. Durch Kombinieren der Restklassen bezüglich verschiedener Primzahlen (bzw. kleiner Primzalpotenzen) lassen sich die Lösungen für pro verwendeter Restklasse jeweils nahezu halbieren.

Beispiel mit vielen Iterationen

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Man möchte Faktoren der Zahl 1729 bestimmen. Die Wurzel aus 1729 beträgt etwa 41,6. Die erste Zahl , für die man berechnet, ist also die 42.

42 35 85
43 120 87
44 207 89
45 296 91
46 387 93
47 480 95
48 575 97
49 672 99
50 771 101
51 872 103
52 975 105
53 1080 107
54 1187 109
55 1296 = 362

Man kann nun sofort die beiden Faktoren von berechnen:

Eine Zerlegung von 1729 lautet damit:

Beispiel mit wenigen Iterationen

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Am Beispiel der Zahl 290377 sieht man, dass es Zahlen gibt, bei der die Faktorisierungsmethode von Fermat sehr schnell eine Zerlegung berechnet. Die Wurzel aus 290377 beträgt etwa 538,9. Die nächste ganze Zahl ist somit 539. Es zeigt sich, dass schon im ersten Schritt eine Quadratzahl ist:

Man kann nun sofort die beiden Faktoren von berechnen:

Eine Zerlegung von 290377 lautet damit

Weder noch sind Primzahlen. Aber man kann den Algorithmus erneut auf 551 und 527 anwenden, um die vollständige Primfaktorzerlegung zu erhalten.

Grafisches Beispiel

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Alle ganzzahligen Teiler können als Punkte in einer Teilerfläche dargestellt werden. Die -Achse gibt jeweils die Teilerwerte wieder, die -Achse entspricht einem ganzzahligen Zahlenstrahl (zur besseren Nachvollziehbarkeit werden im Beispiel die - und -Achse im Verhältnis 1 zu 16 skaliert).

Die Teilerpunkte in einer Teilerfläche besitzen u. a. folgende Eigenschaften:

  • Alle Teilerpunkte der Teilerfläche können einer negativen Parabel der Form zugeordnet werden.
  • Alle komplementären Teilerpaare einer Zahl befinden sich auf einer gemeinsamen Parabel.
  • Die Addition zweier komplementärer Teiler einer Zahl liefert den Koeffizienten der gemeinsamen negativen Parabel.

Beispiel:

Fermat's factorization in the divisor plane

Die komplementären Teilerpaare von sind die trivialen Teiler und die nicht-trivialen Teiler .

Die Schnittpunkte von Parabeln der Form mit der Parallelen zur -Achse liefern somit Teilerkandidaten. Das Verschieben der Parabel liefert entweder die nicht-trivialen oder, im allerletzten Schritt, die trivialen Teiler einer Zahl.

Als erste negative Parabel mit einem Scheitelpunktwert größer wird identifiziert (). Nach mehrfachem Verschieben werden die Teiler und mit der Parabel gefunden. Scheitelpunkt dieser Parabel ist .

Die Zahl ist somit als Differenz der Quadrate darstellbar. Die nicht-trivialen Teiler lassen sich über und berechnen.

Da Parabeln der Form ausschließlich komplementäre Teiler zu geraden Zahlen liefern werden sie in Fermat's Methode nicht berücksichtigt.

Die Faktorisierungsmethode von Fermat sucht nach zwei Quadratzahlen und , die die Gleichung erfüllen. Auf Grund der 3. binomischen Formel ist dann

und und sind die gesuchten Teiler von . Das Fermatsche Verfahren findet dabei genau diejenige Teiler und , die am nächsten zur Wurzel von liegen.

Es stellt sich die Frage, ob immer zwei Quadratzahlen und existieren, die obige Gleichung erfüllen. Wäre dies nicht der Fall, würde der Algorithmus in eine Endlosschleife geraten. Im Folgenden sei eine ungerade, zusammengesetzte Zahl, wie bei der Faktorisierungsmethode von Fermat vorausgesetzt. Dann ist das Produkt zweier ungerader Zahlen und und damit sind auch

und

ganze Zahlen. Durch eine einfache Rechnung unter Anwendung der binomischen Formeln zeigt sich, dass ist:

Die Zahl lässt sich somit immer als Differenz zweier Quadratzahlen darstellen.

Laufzeitanalyse

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Das Verfahren gelangt in wenigen Iterationen zu einer Lösung, wenn sich eine Zahl in zwei annähernd gleich große Faktoren zerlegen lässt. Wir können den größeren Faktor in der Form mit einem schreiben. Ist der Wert sehr viel kleiner als 1, ergibt sich für die Zahl der notwendigen Iterationen annähernd . In diesem Fall ist das Verfahren sehr viel schneller als die Probedivision.

Falls die Faktoren jedoch weit auseinander liegen, braucht auch dieses Verfahren sehr viele Iterationen. Im schlechtesten Fall bei , wobei eine Primzahl ist, benötigt dieses Verfahren viele Iterationen.

Erweiterung: Faktorisierung eines Vielfachen

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Um die schlechte Laufzeit für Zahlen zu umgehen, die nicht das Produkt zweier annähernd gleich großer Faktoren sind, kann man die Faktorisierungsmethode für ein Vielfaches der ursprünglichen Zahl durchführen. Die größten gemeinsamen Teiler zwischen und je einem der berechneten Faktoren und von liefern anschließend jeweils einen Teiler von .

Als Beispiel betrachten wir die Zahl 1729, bei der die normale Faktorisierungsmethode 14 Schritte benötigt. Die Zahl kann bereits nach zwei Iterationen in die Faktoren 420 und 494 zerlegt werden. Ein Teiler von 1729 kann als größter gemeinsamer Teiler berechnet werden:

Mit hat man eine Faktorisierung der Zahl 1729:

Es stellt sich nun das Problem, einen geeigneten Faktor zu finden. Russell Sherman Lehman hat 1974 mit der Faktorisierungsmethode von Lehman ein Verfahren entwickelt, das solche findet. Dadurch verkürzt sich die Laufzeit auf .

Faktorisierungsmethode von Fermat als Primzahltest

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Die Faktorisierungsmethode von Fermat kann als Primzahltest verwendet werden,[2] auch wenn dies nicht besonders effizient ist. Aus der Laufzeitanalyse ist bekannt, dass die ungünstigste Eingabe für den Algorithmus eine Zahl der Form ist ( ist dabei eine Primzahl). In diesem Fall ist

Lässt man nun als Eingabe des Algorithmus beliebige ungerade Zahlen zu und ist keine der Zahlen

eine Quadratzahl, so ist eine Primzahl.

Einzelnachweise

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  1. Leonard E. Dickson: History of the Theory of Numbers. Volume 1. Divisibility and Primality. Dover Publications, 2005, ISBN 0-486-44232-2, S. 357.
  2. Richard Crandall, Carl Pomerance: Prime Numbers. A Computational Perspective. 2. Auflage. Springer-Verlag, New York, 2005, ISBN 0-387-25282-7, S. 191–192.