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Children of God

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Children of God (deutsch: Kinder Gottes) ist der ursprüngliche Name einer neuen religiösen Bewegung, die sich heute Die Familie (The Family International) nennt und die zwischenzeitlich auch Family of Love hieß. Gegründet wurde sie 1968 von David Berg in Kalifornien. Seit Bergs Tod im Jahr 1994 wird sie von seiner Witwe Karen Zerby geführt. Die Familie bezeichnet sich selbst als „Zusammenschluss unabhängiger Missionsgemeinschaften“. Die christlichen Kirchen in Österreich, Deutschland und der Schweiz bezeichnen die Vereinigung als Sekte.

Die „Children of God“ wurden 1968 von David Berg (alias Moses David, Mo, Dad, später auch Grandad) gegründet. Die Mitgliederzahl wuchs rasch, die meisten neu eintretenden Mitglieder waren Jugendliche aus der Hippie-Szene. Die Gruppe wuchs schnell und breitete sich in anderen Ländern aus, wo „Kolonien“ gegründet wurden. 1971 kam Jeremy Spencer, Gründungsmitglied der britischen Rock-Blues Band Fleetwood Mac, zu Children of God.

Seit 1974 praktizierten die Mitglieder das so genannte „Love Bombing“ und „Flirty Fishing“, bei dem durch sexuelle Handlungen neue Mitglieder gewonnen oder auch materielle Güter für die Gruppe beschafft werden sollten. Für diese Anwerbungstaktik gab es schriftliche Anleitungen.[1] In den Medien wurde die Vereinigung nach Bekanntwerden dieser Praxis mit Prostitution in Zusammenhang gebracht. Nach Angaben der „Familie“ wurde das „Fishing“ 1987 eingestellt, vor allem wegen der Gefahr der Ansteckung mit HIV.

Die „Familie“ gibt an, dass es nach einem Rundschreiben im Jahr 1986 Erwachsenen verboten wurde, Geschlechtsverkehr mit Kindern zu haben, doch laut Angaben ehemaliger Mitglieder war das nicht der Fall. David Berg hatte in den späten 1970ern mehrere „Mo Letters“ geschrieben, die Sex mit Kindern billigten, „solange dies in Liebe geschehe“. Als diese kontroversen Schreiben drohten, die „Familie“ in Verruf zu bringen, wurden die Mitglieder veranlasst, die „Mo Letters“ zu verbrennen und ein neues Rundschreiben sollte dem Ganzen ein Ende setzen.

Grundsätzlich versucht die „Familie“ neue Mitglieder zu gewinnen, indem sie diese von den „etablierten“ Religionen abwirbt. Zu diesem Zweck sollen die Mitglieder offensiv auf die Anhänger anderer Kirchen und religiösen Gemeinschaften zugehen und leitende Positionen in deren Gemeinden übernehmen, um die Lehren der „Familie“ getarnt verbreiten zu können. Ende der 1990er Jahre soll die „Familie“ insgesamt rund 9000 Mitglieder gehabt haben, darunter 6000 Minderjährige.[2]

Die Familie der Brüder River Phoenix (Schauspieler, † 1993) und Joaquín Phoenix (Musiker und Schauspieler) gehörte bis 1977 dieser Sekte an und verbreitete deren Lehre vor allem in Mittel- und Südamerika.

David Berg hatte einen autoritären Führungsstil und kommunizierte mit seinen Anhängern hauptsächlich durch Rundschreiben, die so genannten „Mo Letters“, bis er 1994 starb. Von da an übernahm seine Frau Karen Zerby (alias Maria) die Führung.

1999 lösten sich die „Kinder Gottes“ offiziell auf, etwa ein Drittel der Mitglieder verließ die Vereinigung. Es drohte ein Gerichtsverfahren in den USA. Später nannte sich die Gruppe dann „Family of Love“ (Familie der Liebe), kurz „The Family“.

Im Januar 2005 beging das frühere Mitglied Ricky Rodriguez einen sogenannten erweiterten Suizid: Nachdem er geplant hatte, seine Mutter zu ermorden, ermordete er stattdessen seine ehemalige Erzieherin und beging danach Suizid. Er war ein Sohn Karen Zerbys, inoffizieller Adoptivsohn David Bergs, und wurde bereits als Kleinkind unter dem Pseudonym Davidito (Spanisch für „kleiner David“) zum Nachfolger von David Berg herangezogen. Außerdem veröffentlichte die Sekte ein Pamphlet, in dem er als Objekt pädophiler Handlungen von Frauen gezeigt wurde; zum Tatzeitpunkt hatte er die Sekte allerdings schon seit einigen Jahren verlassen.

Die US-amerikanische Schauspielerin Rose McGowan wuchs bei den „Children of God“ auf. Als das Leben in der Gemeinschaft unerträglich wurde, flüchteten Mutter und Tochter mitten in der Nacht.

Viele ehemalige Mitglieder, die in „The Family“ geboren sind, geben an, dass sie als Kinder sexuell missbraucht worden seien.[3] Trotz Dementi der „Familie“ geben bis heute viele junge Menschen an, als Kind missbraucht worden zu sein.

So auch Philip Seibel (44). Geboren wurde er nach den Angaben seiner Mutter in der Kolonie in Den Helder. Nach seinen ersten Erinnerungen zog seine Familie mit anderen Sektenmitglieder neun Jahre durch Indien. In der Schweiz lebten sie später mit 25 Personen in einer kleinen Wohnung. Damit niemand merkte, dass sie nicht zur Schule gingen, wurden die Kinder tagsüber eingesperrt. Man lehrte sie nur Lesen, Schreiben und Rechnen. Nur Traktate von David Berger und die King-James-Bibel waren ihr Lesestoff. Für kleine Vergehen wurden sie bei Wasser und Brot eingesperrt und auch mit der Peitsche geschlagen. Sexueller Missbrauch geschah häufig; seinen Stiefvater beschreibt er als besonders sadistisch. Als er im Alter von 13 Jahren zusammen mit einem 15-Jährigen weglief, wurden sie wieder eingefangen. Mit 15 spielte er mit einem Straßenmusiker in der Solothurner Altstadt und verließ die Sekte endgültig. Er leidet schwer unter seinem Erlebten und plant, seine Mutter und den Stiefvater auf Schadenersatz zu verklagen.[4]

Lehre und Praxis

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Die offiziellen Ziele der Vereinigung sind die weltweite Evangelisation, die Gründung von Gemeinschaften, die „in brüderlicher Liebe“ leben, die christliche Erziehung der Kinder und die Verkündigung der seit dem Jahre 1993 bevorstehenden „Endzeit“. Bei diesem Weltuntergangsszenario werden nach Überzeugung der Anhänger nur die Mitglieder der „Familie“ überleben.

Die Kinder der Mitglieder besuchen im Allgemeinen keine öffentlichen Schulen, sondern werden privat unterrichtet. In der Regel üben die Mitglieder der Vereinigung keinen Erwerbsberuf aus. Nach eigenen Angaben finanzieren sie ihren Lebensunterhalt durch Spenden und durch den Verkauf von Büchern und CDs. Außerdem verliert jedes Mitglied beim Eintritt in die „Familie“ seinen gesamten Besitz, der zu Gruppeneigentum wird.

Im Buch Nicht ohne meine Schwestern zeigte Celeste Jones auf, was David Berg lehrte. Nämlich dass die in der Sekte geborenen Kinder frei vom „System“ aufwachsen müssten. Kinder und Jugendliche wurden mit äußerster Strenge erzogen; auf geringste „Fehler“ standen schwere Strafen. Aufmüpfige Kinder wurden zu harter Arbeit gezwungen, vor anderen gedemütigt, isoliert und körperlich misshandelt. Viele Frauen boten sich zum „Flirty Fishing“ dar, d. h. sie versuchten, Männer mit Sex in die Sekte zu locken. Familien wurden voneinander getrennt, damit die Kinder nicht ihre Eltern und Geschwister als Familie erfuhren, sondern die Children of God als ihre Familie erachten sollten. Viele Sektenmitglieder sahen keinen Ausweg aus der totalen Kontrolle und nahmen sich das Leben.

  • William Sims Bainbridge: The Endtime Family: Children of God. State University of New York Press, 2002, ISBN 0-7914-5264-6.
  • Bexy Cameron: Zwischen Himmel und Hölle meine Kindheit bei den "children of god" und wie ich mich daraus befreite. Deutsche Erstausgabe Auflage. Köln 2021, ISBN 978-3-404-61725-8.
  • Georg Hirsch: Die „Kinder Gottes“. Psycho-spirituelle Analyse der Entstehung, Lehre und religiösen Praxis einer Sekte (= Geist und Wort, Band 6). Kovač, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0593-8.
  • Peter Hoeft: So tappte ich in die Sektenfalle… Im Bann einer verführerischen Organisation. Schwengeler, Berneck 1995, ISBN 3-85666-050-6.
  • Kristina Jones, Celeste Jones, Juliana Buhring: Nicht ohne meine Schwestern. Gefangen und missbraucht in einer Sekte – unsere wahre Geschichte. (Originaltitel: Not Without My Sister, übersetzt von Hedda Pänke). Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-61647-3.
  • Elisabeth Sutter: Die Fäden zog ein Fremder. Aus dem Innenleben einer Sekte. Zehn Jahre bei den „Kindern Gottes“ und der lange Weg bis zum Ausstieg. Brunnen, Basel/Gießen 2004, ISBN 3-7655-1336-9.

Einzelnachweise

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  1. Flirty Fishing, xFamily.org (englisch)
  2. Sexsekte im Zürcher Oberland. Tages-Anzeiger, 11. März 2009.
  3. Dialika Krahe: Der Lord will Sex. In: Der Spiegel. 2. November 2008, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. August 2022]).
  4. Annette Lübbers: Ich will keine Rache, sondern Gerechtigkeit, Publik-Forum Nr. 16, 30. August 2024, S. 30.