Fania Lewando

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Fania Lewando (vor 1938)

Fania Lewando geb. Fiszelewicz (jiddisch: Fanny Levanda, hebräisch: פאנני לעוואנדא, geboren um 1887 in Włocławek, Russisches Kaiserreich, heute Polen; gestorben um 1941) war Köchin und die Autorin des ersten auf Jiddisch verfassten vegetarischen Kochbuchs in Europa.

Fania Fiszelewiczs Eltern waren der Fischhändler Haim Efraim Fiszliewicz (1865–1941), auch Hyman genannt, und Esther Malka geb. Stulzaft. Sie war das zweite von sechs Kindern, hatte vier Schwestern und einen Bruder. Während ihre Familie 1901 nach England emigrierte und den Familiennamen in Fisher änderte, blieb Fania in Polen. Sie heiratete den 1880 in Belarus geborenen Eierhändler Lazar Lewando, auch Eliezer. Emigrationspläne in die Vereinigten Staaten scheiterten auf Grund einer Beinverletzung, die sich Lazar Lewando zugezogen hatte.[1]

Das Paar übersiedelte in den 1920er Jahren nach Vilnius, damals zu Polen gehörend, und eröffnete in der Vokiečių gatvė 14 das vegetarisch-koschere Restaurant Elaine’s. In den 1930er Jahren verkehrten dort Intellektuelle und Künstler, wie Marc Chagall oder Itzik Manger. Fania Lewando führte neben ihrer Arbeit als Küchenchef eine Kochschule, gab Vorträge und leitete zwischen 1936 und 1939 die Küche eines polnischen Passagierschiffes auf der Route GdyniaNew York City.[1][2][3] 1937/1938 erschien ihr auf Jiddisch geschriebenes koscheres Kochbuch וועגעטאריש דיעטישער קאכבוך : 400 שפייזן געמאכט אויסשליסלעך פון גרינסן (deutsch: Vegetarisch-diätisches Kochbuch: 400 Gerichte, ausschließlich aus Gemüse zubereitet).[4] Mit ihrer gesundheitsbewussten fleischlos koscheren Küche brach sie mit dem aschkenasischen Brauch, an Sabbat und anderen Feiertagen fleischbasierte Mahlzeiten zuzubereiten. Das Buch in jiddischer Sprache wurde in Osteuropa, England und den Vereinigten Staaten verkauft.[1]

1941 musste das Ehepaar vor den Deutschen fliehen, die in das inzwischen sowjetische Litauen einmarschierten. Es wurde von sowjetischen Soldaten festgenommen und verschwand daraufhin spurlos.[1][5] Als Todesjahr Fania Lewandos wird 1941 angenommen.[6]

Titelseite

Das Buch erschien 1937/1938 in einer einmaligen Auflage von 3000 Exemplaren.[7] Es enthält neben klassischen vegetarischen Speisen der osteuropäisch-jüdischen Küche eine Reihe von Innovationen und Eigenkreationen der Autorin. Insgesamt enthält es 400 Rezepte und sechs Seiten mit farbigen Illustrationen. Wojciech Oleksiak beschreibt es als für seine Zeit „revolutionär“, da es einen vollständigen Verzicht auf Fleisch propagierte und ein Programm von Vorspeisen und Suppen über Hauptspeisen bis zu Desserts beinhaltete.[8]

Im Rahmen einer Lesegruppe am YIVO Institute for Jewish Research in New York Anfang des 21. Jahrhunderts wurde Barbara Mazur in der Institutsbibliothek auf Lewandos Kochbuch aufmerksam.[1] Barbara Mazur und Wendy Waxman sammelten 20.000 US-Dollar, engagierten Eve Jochnowitz für die Übersetzung und Bearbeitung und gewannen die Kochbuchautorin Joan Nathan für das Vorwort.[9][10] Durch Nathans Vermittlung wurde im Jahr 2015 die englische Erstauflage unter dem Titel The Vilna Vegetarian Cookbook. Garden-Fresh Recipes Rediscovered and Adapted for Today’s Kitchen im Verlag Schocken Books, New York, verlegt. Das Buch enthält außer dem ursprünglichen Inhalt Fania Lewandos Auszüge aus dem Gästebuch des Restaurants, Anmerkungen der Übersetzerin und Joan Nathans Vorwort.

Im August 2016 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig zwei Stolpersteine für das Ehepaar Lewando in Vilnius.[11]

Buchpublikationen

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  • וועגעטאריש דיעטישער קאכבוך : 400 שפייזן געמאכט אויסשליסלעך פון גרינסן Ṿegeṭarish-dieṭisher kokhbukh: 400 shpayzn gemakht oysshlishlekh fun grinsn (Transliterierter jiddischer Titel, deutsch: Vegetarisch-diätisches Rezeptbuch: 400 Gerichte, ausschließlich aus Gemüse zubereitet). Vilnius : Druk. Inż. G. Kleckina, 1938[1] (oder 1937[12])
  • The Vilna Vegetarian Cookbook. Garden-Fresh Recipes Rediscovered and Adapted for Today’s Kitchen, übersetzt von Eve Jochnowitz, mit einem Vorwort von Joan Nathan. Schocken Books, New York City 2015, ISBN 978-0-8052-4327-7.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Ofer Aderet: Veggie Burgers in 1930s Vilna – a Jewish Chef Ahead of Her Time, Haaretz, 26. Mai 2015
  2. Wojciech Oleksiak: The Vilna Vegetarian Cookbook - Fania Lewando, bei culture.pl, 25. Juni 2015, abgerufen am 14. Juli 2018 (engl.)
  3. Lithuanian Jewish Community: A Jewish Culinary Legend Reborn: Fania Lewando’s Vilnius, abgerufen am 14. Juli 2018 (engl.)
  4. Gemäss den Angaben des Belegexemplares vom 10. August 1937
  5. Zur Phase der sowjetischen Herrschaft in Litauen 1940/41, siehe Christoph Dieckmann: Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941–1944. Göttingen : Wallstein, 2011, S. 147–177; zum Juni/Juli 1941 siehe S. 299ff
  6. Kara Bloomgarden-Smoke: Jewish Vegetarians Rejoice: The Resurrection of a Rare Yiddish Cookbook, Observer.com (New York), 28. Mai 2015
  7. Gemäss den Angaben des Belegexemplares vom 10. August 1937
  8. Wojciech Oleksiak: The Vilna Vegetarian Cookbook - Fania Lewando, bei culture.pl, 25. Juni 2015, abgerufen am 14. Juli 2018 (engl.)
  9. Jewlicious: JewliciousEats: The Vilna Vegetarian Cookbook Pays Homage to Fania Lewando. 27. Mai 2015, abgerufen am 20. Juli 2018.
  10. Katalog Eintrag in Library of Congress
  11. Ugnius Babinskas: Stolpersteine in Vilnius: a meeting with relatives of famous Lithuanian Jews, Vilius Jewish public Library, 31. August 2016 (Memento des Originals vom 20. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vilnius-jewish-public-library.com
  12. Fanni Levando: Vegetarish-dietisher kokhbukh : 400 shpayzn gemakht oysshlislekh fun grins@1@2Vorlage:Toter Link/katalogi.bn.org.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im September 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Katalogeintrag bei Biblioteka Narodowa (BNW). Der Eingangsstempel der Bibliothek für das Belegexemplar zeigt 1937.